How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

Transkript

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Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. Hallo Ingo. Hallo Lena. Wir haben jetzt einige Folgen zu Immobilien gemacht, zum Immobilienkauf. Und deswegen haben wir uns ja gedacht, eigentlich müsste man sich mal fragen, warum sind wir Menschen eigentlich so daran interessiert, Sachen, Häuser, Kleidung, was auch immer, vor allen Dingen aber natürlich Immobilien zu besitzen. Was drängt uns dazu und deswegen haben wir jetzt psychologische Unterstützung von der Diplompsychologin Maria Christina Nimmerfrohe. Hallo Frau Nimmerfrohe, schön, dass Sie da sind. Hallo. Sie forschen und Sie lehren an der Hochschule Rhein-Sieg unter anderem zu Finanzpsychologie und das heißt Sie sind die richtige Person Sie zu fragen, warum so ist das?

Speaker 1: Hallo!

Speaker 2: wie wir zu Immobilien, so scheint es zumindest, ein intimeres Verhältnis haben, als wenn ich jetzt zum Beispiel auf mein ETF-Depot gucke.

Speaker 1: Ja, also die Beziehung zu Immobilien ist natürlich eine ganz andere und das fängt ja erst mal damit an, dass ich Immobilien einfach mal anfassen kann. Ich kann da vorbeigehen, ich kann da vorbeifahren, ich kann mir das angucken. Vielleicht wohne ich auch selber drin oder jemand, den ich kenne, wohnt da drin. Und das, psychologisch dann passiert ist, ich habe natürlich eine ganz andere Bindung dazu als zu irgendeiner Bildschirmansicht oder einem Screenshot von einem ETF-Depot. Das heißt, diese Körperlichkeit, die ich daran habe, die wird gemeinnahe unterschätzt. Selbst wenn ich selber noch nie da war oder noch nicht dran vorbeigefahren bin. Ich weiß, dass es existiert und alles, was ich anfassen kann, das hat eine ganz andere Bedeutung, weil dann auch viel stärker der sogenannte Besitztumseffekt eintritt, nämlich alle Sachen, die ich selber besitze und die ich theoretisch ja auch anfassen könnte, die haben einen viel viel höheren Wert für mich. Also psychologisch macht es einen enormen Unterschied, ob ich einfach nur Zahlen irgendwo habe oder ob es tatsächlich ein Objekt ist und dabei spielt es auch gar keine Rolle, ob das besonders wertvoll ist oder in einer besonderen Lage oder eine besondere Ausstattung hat. Alleine dadurch, dass es mir gehört, vielleicht auch nur zu teilen, auch das wäre schon in Ordnung, macht psychologisch den Riesenunterschied aus gegenüber einem Kontostand zum Beispiel.

Speaker 2: Das ist ja schon mal sehr spannend zu hören. Jetzt haben Sie häufiger das Wort Wert und wertvoll erwähnt. Kann man das genauer spezifizieren? Also was für einen Wert wird dem dann zugeordnet und was macht diesen Wert so besonders in dem Moment?

Speaker 1: Also der erste Wert ist natürlich ein monetärer Wert. Das heißt der Besitztumseffekt sagt aus, dass alles das, was mir selber gehört oder was in meinem Besitz schon mal war, immer wertvoller ist als ein ähnliches Objekt, was mir nicht gehört. Das kann man bei Immobilien sehr gut feststellen. Ich gebe jetzt mal einen Tipp für so eine Familienfeier. Stellen Sie sich vor, haben eine Familienfeier. Deswegen nehme ich gerade Familien, wo man auch schon mal weiß, wer wohnt in welchem Haus. anderen war man schon mal zu Besuch in der Wohnung zum Beispiel. Und wenn sie sich richtig unbeliebt machen wollen, dann machen sie Folgendes, dann lassen sie sich mal gegenseitig schätzen, wie teuer denn wohl die anderen Wohnungen und Häuser sind. Also ich komme selber aus einem ländlichen Raum, wo viele dann auch in einem eigenen Haus wohnen. Und sie relativ schnell feststellen, dass die Feier bald so bisschen kippt von der Stimmung her, weil nämlich jeder natürlich sagt, ja mein Haus ist doch viel mehr wert, als du gerade gesagt hast. Du hast ja gar nicht berücksichtigt, was wir da alles reingesteckt haben und was wir da alles gemacht haben. Das heißt, wenn ich zwei Objekte habe, die erstmal genau die gleichen Merkmale haben und eins davon gehört mir, ist es sofort viel, viel wertvoller. Das kann sogar bis zum Faktor 2 ausmachen, selbst bei Sachen, die ich auch leichter einschätzen kann. Man könnte ja bei Mobiliens sagen, naja, man weiß vielleicht nicht alles von einem Objekt, bevor man das einschätzen kann, aber es geht auch bei viel kleineren und es kann tatsächlich so was bis zu Faktor 2 sein, dass man sagt, hey, meine Psyche sagt mir, dass es wertvoll und ist es plötzlich doppelt so teuer, wenn ich es Beispiel verkaufen würde. Also das ist der eine Wert, der eine Rolle spielt und natürlich auf jeden Fall die Bindung. Das heißt, die Bindung führt dazu, dass wenn es nicht da ist oder gefährdet ist, eine große Verlustangst entsteht. Natürlich habe ich auch ein Verlustgefühl, wenn mir Geld von meinem Konto verschwindet oder wenn Inflationen steigt, dann fühle ich mich auch nicht wohl. Aber das Verlustgefühl bei Objekten, die physisch sind, ist viel, viel stärker. Das kann also bis zu einem körperlichen Schmerz führen und das gibt es eigentlich bei Buchwerten oder bei Zahlen, die man irgendwo sieht, ganz ganz selten. Also es ist wirklich eine emotionale Verbindung. und natürlich auch die, dass ich, es ⁓ Geldwert geht, plötzlich dann auch mir viel höhere Summen einfallen, wenn es Sachen geht, die mir gehören.

Speaker 2: Verstehe, also so wie in der Sparkassenwerbung mein Haus, mein Auto, meine Jacht, das ist also kein passender Einsteiger. Aber es geht dann im Endeffekt ums Vergleichen und sich darüber dann auch profilieren und zu definieren. Verstehe ich das richtig?

Speaker 1: Ja, das klingt ein bisschen negativ. Wir wollen ja alle nicht so materiell sein. Wir sind ja alle super voll von inneren Werten. Das ist natürlich Quatsch. da muss man auch ehrlich sein und sagen, ja, Sachen, die uns gehören, sind Teil unseres Selbstkonzepts. Das kann meine Lieblingskleidung sein, kann mein Auto sein, mein Motorrad, Fahrrad, mein Haus, meine Wohnung. Das gehört alles zu uns. Und ich kenne niemanden, der sich davon so psychisch freimachen kann und sagt, na ich könnte im Zelt wohnen. Insofern, das, uns täglich umgibt, was auch vertraut für uns ist, es gibt uns Sicherheit. Das heißt, geht nicht nur darum, wie gut fühle ich mich, weil ich das größere Haus habe oder die größere Wohnung habe, sondern es gibt mir Sicherheit, gibt mir das Gefühl, mich aufgehoben zu fühlen. Keiner steht morgens auf und sagt, ich fühle mich in meiner Mietwohnung nicht aufgehoben oder so, sondern das ist ein Teil des Selbstkonzeptes. Und natürlich gibt es Unterschiede. Bei den anderen ist es super wichtig. Die müssen das größte Auto und das größte Haus haben und die schönste Wohnung. Klar, ist dann sehr übersteigerter Materialismus, aber erstmal hat es jeder, dass die Sachen, die wir uns haben, auch zu uns gehören. Die haben wir aktiv ausgesucht. sind uns nicht irgendwie, wir wohnen nicht zufällig, sondern da haben wir auch was dafür getan oder haben eine aktive Auswahl getroffen. Und je mehr Aufwand ich in was reinstecke, wenn man sich überlegt, einen Immobilienbesitz zu begründen. Also selbst wenn ich es geerbt habe, muss ich ja auch irgendwie Grundbuch und bürokratische Hemmnisse überwinden, damit es wirklich mir gehört. je mehr Aufwand ich reinstecken musste, desto enger ist diese Binde.

Speaker 2: Und was macht dieses neue Gefühl von, bin Besitzerin eines Hauses, bin Besitzer dieser Immobilie, was macht das vielleicht mit einem selbst?

Speaker 1: Ja, es führt natürlich auf jeden Fall zu einer Aufwertung. Das hat ein bisschen auf was damit zu tun, wie ich sozialisiert worden bin. Ich habe ja schon gesagt, ich komme aus dem ländlichen Raum. Alle hatten Einfamilienhäuser, bis auf meine Familie. Meine Mutter war alleinerziehend. Ja, das heißt, meine Beziehung zu Häusern ist eine andere als die von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern. Also die Sozialisation hat eine sehr große Bedeutung. Für einige gehört es einfach dazu. Ja, wenn ich eine Familie grüne, dann gehört das Eigenheim dazu. Ja, in einem Wohnimmobilie. oder in einem Einfamilienhaus, vielleicht sogar selber gebaut. Das war so in meiner Generation, war das meine Zeit lang irgendwie wahnsinnig wichtig. Das heißt, die Bedeutung, die mir von außen über das, was ich erfahren habe, zugetragen wurde, hat schon mal eine ganz große Bedeutung und natürlich eben auch, was ich selber hineinprojiziere. Bedeutet das für mich Sicherheit, Familiengründung, Vermögen, Alterssicherung. Also das sind auch alles Sachen, die ich da so reingebe. in der Überlegung, in der ich mich entscheide, so ein Immobilienbesitz ist ja ein längerfristiger Entscheidungsprozess mit großem Aufwand und dann projiziere ich meine Vorstellungen auch da rein und platt gesagt, die kommen auch wieder raus. Also es ist dann mein Symbol für die Alterssicherung zum Beispiel.

Speaker 2: Aber ist diese Projektion denn nicht mehr Schein als Lein?

Speaker 1: Natürlich, das ist erstmal ein psychologischer Effekt. Das heißt, wenn ich denke, es ist meine Alterssicherung, aber neben dran, was sich der Flughafen erweitert wird und das Ding plötzlich nichts mehr wert ist oder eine Autobahn gebaut wird, dann ist das natürlich für ein Eimer. Das muss man realistischerweise so sagen. Unsere Psyche läuft dem aber hinterher. Das heißt, zuerst ist der monetäre Verlust oder die rationale Veränderung des Wertes da. Und erst viel später kommt unsere Psyche dahin, sagen, so okay, damit wir uns jetzt wirklich trennen. Das muss ich jetzt wirklich neu bewerten. Unsere Psyche ist langsamer als das, was da passiert. Das erleben wir auch oft, wenn Familie-Eigentum veräußert wird in Gegenden, wo die Immobilienpreise nicht durch die Decke gehen, gibt es nicht mehr so viele in Deutschland, kommt vor, dass dann ein ganz böses Erwachen da ist, obwohl alle gesehen haben, die Leute ziehen weg, der Grundstückswert ist gesunken in den letzten 20 Jahren, überall stehen Häuser leer. unsere psychische Verfasstheit und das wirklich Akzeptieren dieses Verlustes ist viel viel später. deswegen erstmal ist es auf dem Papier und dann irgendwann kommt dann auch diese und das was dann eine große Rolle spielt ist natürlich dann diese extreme Verlust. Weil eben das was ich reinprojiziert habe, dann auch für einen Eimer. Also meine familiäre Sicherheit, meine Kinder aus meiner Generation, wenn ich sage mal so die Partnerschaft meiner Elterngeneration so kaputt gegangen ist und dann Häuser, in denen man aufgewachsen ist, verkauft worden sind. Das war für einen riesen Ding, obwohl niemand in der Kiste jemals wohnen wollte von denen, weil er so lange weggezogen war. Aber alleine die Verbindung, die dann gelöst werden muss, das ist das psychologisch Entscheidende und nicht der Grundstückswert oder das Gutachten.

Speaker 2: Ja, und das finde ich ganz spannend. habe das häufiger, wir machen die Honorarberatungen und wir haben es häufiger, dass eben Erbberechtigte zu uns kommen, die dann Immobilien geerbt haben und denen das teilweise gar nicht so einfach viel oder immer noch fällt, obwohl sie wissen, dass es ökonomisch sinnvoller ist, sich von der Immobilie zu trennen, weil sie an sich sagen, ich Ich habe damit eigentlich keine Verbindung. mag dieses Objekt auch nicht. Es belastet mich auch eher, als dass es mir etwas bringt. sich davon zu trennen, gerade wenn es so Elternhäuser sind oder man noch wusste, dass der Air Blasser noch schwer dran hängt oder hing oder da viel Energie dran reingepackt hat, sich da eben von zu lösen, merken wir auch immer mal wieder, dass das gar nicht so einfach ist und dass es eben genau dann diese Projektionen sind, die Sie auch beschreiben, die wir ja auch, Sie kennen ja auch die Kollegin Monika Müller sicherlich ganz gut. dass wir auch da immer wieder merken, dass eben wie beim Geld, auch bei Immobilien in einer vielleicht veränderten Form, wie Geld dann doch Projektionen stattfinden. Jetzt fand ich einen Punkt ganz spannend und da würde ich mal ganz gerne direkt fragen. Sie würden also sagen, dass die Projektionen an sich sich noch potenzieren bei einer Immobilie gegenüber normalem Geld, was ihr auf dem Konto habt?

Speaker 1: Auf jeden Fall. weil da passt mehr rein, platt gesagt. Ein Kontostand ist eine Zahl. Die erscheint auf dem Bildschirm in meinem Online-Banking oder meinem Depot oder wo auch immer. Damit verbinde ich vielleicht eine Geschichte, weil ich vielleicht sage, Mensch, das Depot habe ich in einer bestimmten Lebensphase eröffnet oder den Fond habe ich in einer bestimmten Lebensphase abgeschlossen. Aber dann ist Ende der Veranstaltung. In einem Fond mache ich keine Party. Da besuche ich niemanden. Da fahre ich nicht vorbei. Dafür habe ich normalerweise auch nicht jahrelang gespart und vielleicht mit anderen sogar zusammengetan, zerstritten, auseinandergelassen. Also da gibt es keine Geschichte dazu. Dazu kommt natürlich auch, dass Immobilien gerade in Deutschland von der Sozialisation her eine irre Bedeutung haben. Betongold, da hat man was. Es wurde ja auch immer suggeriert, dass das viel wertbeständiger ist als andere Anlageformen. Theoretisch auch eine höhere Renditeerwartung. Wissen wir, dass heute schon lange nicht mehr so ist. Aber diese Fehlannahmen bezüglich Geld sind ja weiterhin vorhanden, was ja auch bisschen was damit zu tun hat, dass es da Größen Ordnung in einem Längen geht, die unser Gehirn auch gar nicht einfach so überblicken kann. wir haben eine Diskontinuität der monetären Größenwahrnehmung. Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel in einer Großstadt ein Mehrfamilienhaus erben würde, dann sind das Größenordnungen. Ich wohne in Frankfurt am Main, das heißt, ist so Mehrfamilienhaus. Mir gegenüber sind sie locker in Millionen Größenordnungen dabei. Das sind schon ganz andere Dimensionen als dem, was ich übers Jahr verdiene, logischerweise. Und dann tritt der Effekt der Diskontinuität der monetären Größenwahrnehmung ein, dass der Wert sich gar nicht mehr nach den Zahlen richten kann, weil wir so große Summen gar nicht überblicken können. 10 Millionen gilt als eine Größenordnung, die normalerweise nicht überblickt werden kann. Klar, wir kennen die Zahl, wir können die lesen, wir wissen, dass es viel Geld ist. Aber zum Beispiel gibt es dann keinen Unterschied mehr zwischen 10 Millionen, 8 Millionen, 12 Millionen, 14 Millionen, weil die die Diskontinuität besagt, Das große Summen, wenn die mal richtig groß sind, sehen die alle gleich aus in der Größenordnung. da unser Gehirn, weil wir den normalsterblichen, mit den Summen nicht viel zu tun, da unser Gehirn das nicht mehr richtig kann, nutzt unser Gehirn da die Information, die es sonst noch hat. Sieht schön aus, haben andere Leute drin gewohnt, ist in der Gegend, ich mag, ja, also dann geraten. Nicht-rationale Kriterien oder Merkmale geraten viel stärker in den Vordergrund, weil ich so ein komplexes Gutachten über ein Riesenobjekt gar nicht gut erfassen kann, auch wenn ich Fachmann oder Fachfrau bin. Das heißt immer dann, wenn unsere Rationalität versagt, weil wir zum Beispiel einen sehr langen Zeitraum überblicken müssen, eine Finanzierung über 50 Jahre oder so, dann wenn unser Gehirn sagt, das streckt uns bisschen die Segel, und sagt, so viel hier. Und dann kommen nicht-rationale Entscheidungskriterien, die schwimmen in unserem Gehirn nach oben, wie eben die Fassadenfarbe oder ob es unter Denkmalschutz steht oder irgendwas anderes. Und das kann natürlich bei einem Buchwert, wo auch immer der herkommt, nicht passieren. Eine Zahl, die ist größer, die ist kleiner. Das Usability von der Online-Plattform ist rot oder gelb. ist nicht viel drin. deswegen sind da Entscheidungswege kürzer und alles das, was... Linienbesitz ist ja wahnsinnig komplexes Konstrukt mit Rendite und Hausverwaltung und weiß ich was da noch alles dran hängt und da geraten eben schneller nicht-rationale Kriterien ins Bewusstsein.

Speaker 2: Ich finde es sehr spannend, wie sie es grundsätzlich umschrieben haben, dass Immobilien und auch andere Sachen, die wir besitzen, zu unserer Identität gehören und wie sie in ein erweitertes Selbst sind. Jetzt ist es ja bei mir so, ich habe gerade quasi alles materiell verkauft in München, meine Möbel sind weg. Ich habe die meisten Kleider, die ich mochte, weggegeben, gespendet. Und das macht was mit mir, aber ich würde sagen, das macht erst mal nichts Negatives mit mir. Während, als ich Abitur gemacht hab in der Zeit, hab ich mit einer Frau ein Interview führen dürfen für ein Schulprojekt, die alles verloren hat. die durch das ... In Ingo ... Hier, Ingo, du weißt das, das ging in Köln. Der Archiv-Einsturz ist damals passiert. Und da ist ihre Wohnung drunter gewesen. Und sie hat wirklich alles verloren. Ihr ging's sehr, sehr schlecht damit. Was ich gerade nur gegenüberstellen möchte, so dieses, für mich fühlt sich das fast gerade so erleichtert an, mal so, weiß nicht, leichter mich zu fühlen, frischer, auch ein bisschen zu reflektieren, warum war ich eigentlich so stolz darauf, dass ich diese ganzen Sachen besessen hab? Während das für andere natürlich sehr schlimm ist, wenn man so viel verliert, vor allen Dingen, weil das ja diese Erweiterung des Selbsts ist. wie sie beschrieben haben. Können Sie vielleicht darauf ein bisschen eingehen, was es mit einem machen kann psychologisch, wenn man eben nicht mehr diese Erweiterung hat.

Speaker 1: Also zuerst mal hat das natürlich sehr viel damit zu tun, wie ich mich selber wahrnehme und wie frei meine Entscheidung ist. Und die Frau, von der sie gesprochen haben, die hatte keine Freiheit zu entscheiden, verkaufe ich das, sondern die kam nach Hause und hat eben von den Trümmern ihrer Wohnung und ihres Besitzes gestanden. Das macht natürlich den extremen Unterschied zu jemandem wie sie, sagt, ich, ne, also ich hab auch vor, was weiß ich, 15 Jahren haben wir das Familienfahrzeug aufgegeben und natürlich hab ich weniger Verlust empfunden, als wenn es ein Autounfall gewesen wäre und ich mir danach hätte kein Auto mehr leisten können, ja. Insofern, also die Freiwilligkeit spielt schon eine extreme Rolle und mein Selbstkonzept verändert sich natürlich auch dadurch, ne. Und das, was bei ihnen möglicherweise eintritt, psychologisch, wenn man das jetzt mal runterbrechen möchte, natürlich auch nicht nur eine Befreiung, sondern auch eine Erhebung des Selbst. Ich kann das ohne. Also diese Autonomie, ich brauche das nicht, hebt das Selbstkonzept auch. Das können auch ganz andere Aspekte sein. Also Leute, die sich selber versorgen, weil sie nicht die Bauernhof haben und sagen, wir holen alles aus dem Garten. Die haben auch das Gefühl, hier diese Autonomie, man hat, dieses Bestimmen über sich selber. Das ist auch was, was sehr stark. Glück und Sinn stiftend ist, egal ob es jetzt materielle Sachen geht oder ⁓ eine berufliche Selbstständigkeit oder eben zum Beispiel Selbstversorgung in Bezug auf Ernährung. Das tut sich da psychologisch nicht viel. Aber auf der einen Seite machen wir unser Selbstkonzept ja selber. Das Selbstkonzept kann eben daraus bestehen, dass ich ganz viel habe oder bestimmte Sachen habe oder bestimmte Sachen gerade nicht habe. Weiß ich nicht, kein Auto zu haben. So heute viele Menschen auch als Selbstkonzept. Weil die Sozialisation sagt, ja, Deutsche haben alle ein Auto. Und dann gibt es eine Generation und vielleicht auch Menschen, die der Großstadt wohnen, sagen, ich kann das ohne, ich brauche das nicht. Oder ich möchte eben gerade keinen Immobilienbesitz haben, weil ich ganz oft umziehen möchte und nicht wie viele Verwandten auf dem Land sitzen und nicht wegziehen können oder so. Das heißt, es gestaltet sich aus dem Materiellen ein Selbstkonzept. Und das nicht haben kann auch sehr sinnstiftend sein. Man umgibt sich mit Materiellen in irgendeiner Form. Ich bin zum Beispiel sehr viel in Hotels unterwegs und hab nicht ständig das Gefühl, ich bin fremd. hab gedacht, du warst ja schon mal da. Hotels haben für mich eine angenehme gleiche Struktur, die mir dann auch Stück weit Sicherheit bietet in meinen Ritualen. Und andere würden sagen, boah, kann ich gar nicht aushalten. Das heißt, wir haben schon eine materielle Entsprechung. Das kann das Lieblingsmüsli sein, was man regelmäßig isst oder der Kaffee oder was auch immer.

Speaker 2: Da bin ich ⁓

Speaker 1: Es muss aber nicht sein, was ich jetzt festhalte und unheim abtrage. Aber ich glaube, mit ständig wechselnden Ritualen, ständig wechselnden materiellen Umgebungen, da würde ich als Psychologin sagen, hm, glaube ich nicht. Ich glaube, da hat man dann doch noch was, was man mitnimmt und was einem Sicherheit und Struktur bietet.

Speaker 2: Ja, definitiv. Was in eine ähnliche Richtung geht, ist ja, wir hatten auch mal einen Frugalisten zu Gast. weiß nicht, inwiefern sie sich schon damit beschäftigt hatten, aber das war ja auch ganz spannend, weil wir das dann auch noch mal auf eine andere Art und Weise, auch erleuchtende Art und Weise kennenlernen durften, wo es im Endeffekt darum ging, Besitz zu haben, wenn es einen wirklich glücklich macht oder zufrieden macht im Endeffekt. Und das kann viel kosten, das kann aber auch wenig kosten. Das fand ich in der Hinsicht auch noch mal ganz spannend. Und ich glaube, darum geht es im Endeffekt auch, wenn ich sie auch richtig verstehe oder zumindestens das wäre meine Wahrnehmung gegenüber auch Zuhörerinnen und Zuhörern, dass man sich den wirklichen Wert dahinter klar macht. Aber, und das ist jetzt meine Frage an Sie, weil wir ja auch das spezielle Thema Immobilien haben, kauft man sich vielleicht auch manchmal eine Immobilie ⁓ eigene Unsicherheiten, Schwachstellen bei sich selbst, ich nenne es jetzt mal so provokativ, zu verwischen, sich selbst so eine kleine Droge zu geben, sich damit zufrieden zu stellen.

Speaker 1: Ganz sicher. Das merkt man ja vor allem dann, wenn Menschen sehr viel Einfluss haben auf den Immobilienbesitz. Zum Beispiel den Bau eines Hauses, in das man später selber einzieht. Gehen wir mal davon aus, dass es materiell möglich ist, ist groß, klein und dass man die Möglichkeit hat, da zu variieren in den Sachen. Dann kommt da natürlich alles das zum Ausdruck, was man da auch wirklich verwirklichen möchte. Ich habe das in der Familie gehabt, wo meine Großelterngeneration unter sehr schwierigen Bedingungen im Nachkriegsdeutschland gelebt hat und meine Elterngeneration, in dem Fall mein Onkel, sich ein riesiges Einfamilienhaus gebaut hat mit zwei Kindern. Da hätten auch doppelt so viele Leute reingepasst, ohne Probleme. Wenn ich heute durchs Wohnzimmer gehe, wirklich unglaublich riesig ist, mir klar ist, der hat ein Wohnzimmer erlebt, wo drei Generationen irgendwie mühsam gerade den Tisch gepasst haben. Der wollte für sich sagen, ich will ein Leben haben, wo ich Platz habe. Das ist für mich wichtig. Und so denn ist die Möglichkeit. Gibt es das psychisch natürlich auch sehr gesund, zu sagen, mein Wunsch, das manifestiert für mich das, was ich jetzt wirklich brauche im Leben. Das ist jetzt zu kritisieren, sondern du musst jetzt irgendwas kompensieren, Sondern ja, man darf auch mal mit materiellem kompensieren. Das muss jetzt nicht immer gleich schädlich und ungesund sein. Und zu der Sache mit dem Wert. Ich glaube wichtig ist, dass es ein gesundes Verhältnis von wehrt ist. Wenn ich eine enge Beziehung zu einem Gebäude habe und andere haben das nicht, völlig in Ordnung. Also was weiß ich, ich habe das Haus meiner Familie und das unterhalte ich mit meinen finanziellen Möglichkeiten und eigentlich ist es unwirtschaftlich. Dann sage ich aus psychologischen Gründen, so lange das wirtschaftlich geht, warum nicht? Also natürlich ist sinnvoll, Geld zu haushalten und das, was man da tut, im Blick zu haben und sich nicht zu ruinieren. Aber ich muss jetzt nicht mit jeder Faser meines Lebens, und dafür bin ich auch Konsumpsychologin, die die maximale Effizienzausnutzung meines Geldes haben. ich glaube, entsteht eher ein Zwang auf der anderen Seite, habe ich zu viel ausgegeben, hätte ich noch anders rechnen müssen, hätte ich irgendwas anders entscheiden müssen. Also das ist dann auch nicht gesund. Das heißt, solange der monetäre Wert mit dem meinem psychologischen Wert soweit harmoniert, dass es keine gefährlichen Entscheidungen gibt, die meine Familie oder mich ruinieren oder in Schwierigkeiten bringen, sag ich alles fein. Man muss nicht übertrieben rational sein und damit seine eigenen Empfindungen immer völlig glatt bügeln.

Speaker 2: Hm, sehr, sehr spannend. Ist es jetzt eigentlich so, wenn Sie in eine fremde Wohnung kommen, also wenn ich Sie jetzt in meine Wohnung lasse, dann haben Sie direkt nach einer halben Stunde ein persönliches psychologisches Profil von mir erstellt oder wie ist das?

Speaker 1: Ja, bisschen was kann man tatsächlich machen. gerade in Umgebungen, denen man vertraut, in denen jemand vertraut, oder wenn es kein Büro ist, sondern wirklich eine Wohnung, in der man bei jemandem privat ist. Und glücklicherweise werde ich irgendwo eingeladen und darf mich da noch unterhalten. Ich muss mich da nicht hinsetzen und analysieren. Aber man kann tatsächlich ein bisschen was sehen. ist schon richtig. es ist nur, manchmal habe ich auch Feierabend und dann bin ich auch wirklich nur privat unterwegs. Gefährlich ist natürlich, mich einer fragt. Der kriegt dann auch eine Antwort. Aber die Vermutung ist richtig. Gerade vertraute Umgebungen, das kann auch das eigene Auto sein oder das kann auch der Umgang mit Besitz sein. Was hängt an der Wand? Wie ist das Wohnzimmer eingerichtet? Also gerade die Umgebungen, die einem besonders am Herzen liegen, die man vielleicht auch zeigen möchte. Also es ist auch interessant, was ist sozial sichtbar? Es gibt ja Räume, die erstmal sozial nicht so sichtbar sind. Die wenigsten Leute laufen beinahe durch Schlafzimmer meistens oder durch einen Kleiderschrank. Und dann gibt es ja... Bereiche der Wohnung, die sozial sichtbar sind. Man sitzt schon in der Küche oder man sitzt im Wohnzimmer oder so. Und das ist schon interessant zu sehen, wie Menschen sich da präsentieren.

Speaker 2: Jetzt würde ich ganz gerne Korbeispiele hören. Was sagen Sie dazu, dass mein Wohnzimmer meistens aufgeräumt ist und mein Kleiderschrank nicht so? Das wahrscheinlich Zeug einiges, ne?

Speaker 1: Ja Ja, ist die, die, die, die, also wir nennen das Gewissenhaftigkeit, die sich auch in äußerer Ordnung ausdrückt, das ist ja sehr facettenreich und in der Regel ist, man da dann schon mal sehen, gibt sich jemanden Mühe zu sagen, hey, wenn Besuch kommt, räum ich mal anständig auf, ich wäre auch so ein Typ, dann nochmal so richtig durch die Wohnung geht und dann gibt es halt Leute, die können nicht ins Bett gehen, bevor nicht, weiß ich nicht, alles im Bad auf Kante liegt oder im Kleiderschrank oder so. Das ist schon die Ausprägung an Gewissenhaftigkeit und an Ordentlichkeit, die sich auch durch das Leben zieht, die ändert sich dann auch nicht so schnell und die natürlich dann auch was mit Sparsamkeit, mit Haushalten von Geld zu tun hat. Also das hängt schon alles sehr stark miteinander zusammen. Also ich kann nicht am Kleiderschrank sehen, wie groß der Kontostand ist, das kann ich nicht sehen, aber wie jemand mit Geld umgeht oder wie gewissenhaft jemand mit den Finanzen umgeht, das kann man schon ganz gut sehen. Natürlich auch die Offenheit für Neues. sehr viele verschiedene Eindrücke, irgendwo eine Rolle spielen. ist ein Stil, der sich durchzieht. Das kann man daran auch sehen. Und natürlich auch so ein bisschen so die, die, die, ähm, das Bedürfnis, mit anderen Menschen zusammen zu sein, ne? Also, wenn man sagt, hier, ich leg da gar keinen großen Wert drauf, dass ich Besuch bekomme oder dass hier irgendwas für andere auch nett und angenehm ist. Oder zu sagen, hey, ich hab hier irgendwas, das ist darauf ausgelegt, dass wir hier... gemeinsam was machen. Also ein paar Persönlichkeitsmerkmale kann man dann schon daran erkennen. Aber meistens hat man sich mit den Gastgebern vor schon unterhalten und weiß auch vieles schon.

Speaker 2: Das war Teil 1 mit der Diplompsychologin Maria Christina Nimmerfroh. Nächsten MoniMondi hören wir dann Teil 2 mit ihr. reden über Materialismus, wie wir erkennen, ob und wann zu viel besitzen wollen, eventuell problematisch ist und über die mentale Kontoführung. Wenn ihr euch also fragt, weshalb ihr immer noch nicht investiert habt oder warum ihr es blöd findet, dass ihr für Online-Zeitungen bezahlen müsst, schaltet unbedingt wieder ein. Außerdem vergesst nicht euch für den How I Met My Money Midnight Mail Newsletter anzumelden. Das könnt ihr einfach machen, indem ihr auf Howamadmymoney.de geht. Danke, dass du zugehört hast und toll, dass du ein Teil von How I Made My Money bist. Wir hoffen dir hat diese Folge gefallen. ⁓ keine Folge zu verpassen, klick einfach direkt auf den Abonnieren-Button auf Spotify, Deezer und Apple Podcasts. Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernst, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. Power mit my Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für deine finanzielle Zukunft, für ETFs, Immobilien und Altersvorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show notes. Bis zum nächsten Money Monday. Wir freuen uns schon.

Über diesen Podcast

Was, wenn dein Umgang mit Geld mehr über dich verrät, als du denkst?
In How I met my money geht’s nicht nur ums Geld - sondern darum, was es mit dir macht.

Journalistin und Interviewerin Lena Kronenbürger & Honorarberater und Finanzcoach Ingo Schröder sprechen offen über die Themen, die meist unter der Oberfläche bleiben: Geldsorgen, Beziehungskonflikte, Scham, Sicherheit und echte Freiheit.

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Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

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