How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

Transkript

Zurück zur Episode

Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. Hallo Ingo. Hallo Lena. So Ingo, wir beide haben ja Geld und Liebe jetzt gut beleuchtet, aber es zählt ja nicht nur die romantische Liebe und Partnerinnen und Partner dazu, sondern wir beide haben auch direkt an Freundschaft gedacht und deshalb haben wir heute einen Freundschaftsexperten bei uns im Podcast, Dr. Janosch Schubin. Hallo Janosch. Hi.

Speaker 1: Hallo Ingo.

Speaker 2: Janusz, du bist Soziologe und Lehrbeauftragter im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel. Und einer deiner Hauptschwerpunkte ist die Erforschung der Freundschaft. Das klingt so spannend in meinen Ohren, weil es so Thema ist, wo man direkt denkt, ja, Freundschaft habe ich schon mal gehört. Wie bist du darauf gekommen? Warum hast du dich damit wissenschaftlich beschäftigt? Weil jetzt musst du ja ganze Zeit Fußnoten darüber schreiben.

Speaker 1: Wie bei den meisten Menschen ist das für mich so Art Lebensthema. ist mir jetzt noch so bisschen der biografischen Hintergrund. Eltern waren Entwicklungshelfer und ich bin deswegen alle vier Jahre umgezogen. Und das hieß immer alle vier Jahre neuer Freundeskreis. Und zwangsläufig beschäftigt man sich dann ziemlich viel damit, wie finde ich eigentlich Freunde und wie halte ich dann die Freundschaften über die Zeit auf? Ich meine, das ist irgendwie bei allen so. Andere Leute müssen ja auch irgendwie ... von der Grundschule auf die weiterführende Schule. Also es gibt ja so diese Umbreche, allen das passiert, aber mir ist das halt wesentlich häufiger passiert. So das ist so der eine der Grund, das andere war, dass es ein relativ wenig geforschtes Thema war. Man wird es nicht denken, aber die Soziologie forscht wirklich über alles andere mehr als über Freundschaften. Und wenn man denkt, dass Freundschaften so neben Partnerschaften und Familienbeziehungen so zu den echt alten und elementaren Beziehungen der Menschheit gehören, ist das schon echt frappierend, wenn man dann Also es gibt wirklich zu jedem Thema mehr Forschungsprojekte als zur Freundschaft. Hier sind vielleicht in Deutschland so zehn Leute, die das machen. Und das ist schon erschreckend. So, ja. Und so ist es dazu gekommen.

Speaker 2: Ja, sehr cool. Also einer von zehn. Dich haben wir jetzt im Podcast zum Glück. Hat es deine Freundschaften verändert, dass du darüber geforscht hast? Oder immer noch darüber forscht und Bücher darüber schreibst?

Speaker 1: Ja, natürlich. Also man kann das ja auch nicht vermeiden, dass das, was man erfährt, in das, was man tut, zurückspielt. Es ist, glaube ich, nicht gravierend. Letzten Endes hat das auch damit zu tun, dass unsere Wissenschaften, gerade die Sozialwissenschaften, noch so einen Stand haben. Wir sind keine Wissenschaft, die so, wie soll man sagen, prognostizieren kann, was irgendwas bewirkelndes verändert. So, wir sind eine Wissenschaft, die, würde ich sagen, sehr stark noch beschreibend arbeitet. Wir probieren erstmal Bild davon zu bekommen, was los ist. Aber dann was zu machen, dass das verändert. Da sind wir extrem schlecht drin. Beziehungsweise wir tun das schon, aber es passiert nicht das, was wir glauben. Dementsprechend, ich da sage, dass die Effekte auf meine eigene Beziehung angeht, relativ entspannt.

Speaker 2: Wir reden ja heute über Freundschaft und Geld. Wann hast du das letzte Mal mit einem Freund oder einer Freundin von dir über Geld gesprochen?

Speaker 1: das ist gar nicht so lange her. Es war ja jetzt gerade diese ätzende Pandemie. Und ich habe Freunde, Kind von Entwicklungshilfern, ich habe Freunde überall auf der Welt und nicht überall auf der Welt ist man ähnlich gut, ich würde mal sagen, vom Sozialstaat aufgefangen worden wie bei uns. Und ich habe natürlich viele Freunde in Lateinamerika, wo meine Eltern zum Großteil waren und bei vielen wurde es auch echt eng. Und ich habe gerade jetzt nicht größere Mengen, aber das, was ich mir leisten konnte, auch an Freunde verschenkt zum Teil. Und das sind dann halt, ja, da muss man halt auch drüber reden, wie viel sie brauchen und so und was man halt bewerkstelligen kann.

Speaker 2: Wie kam das so an, als du das verschenkt hast und wie hast du dann darüber geredet?

Speaker 1: Also zum einen muss man sagen, es ging auch so bisschen von mir aus. Ich kenne die natürlich relativ gut. Ich wusste so in etwa wo die stehen. Also es gibt natürlich Freunde, bei denen muss ich mir keine Sorgen machen, dass die irgendwelche finanziellen Engfalls haben. Ich hatte schon zwei Freunde, bei denen ich wusste, dass das durchaus eng werden kann. Und ich habe mich dann, ich habe mit ihnen gefragt, wie es aussieht und ob sie Hilfe brauchen. Ich habe ihnen halt gesagt, wenn da irgendwas ist, kann sie auf mich zählen. Und der eine kam dann auch tatsächlich und hat gesagt, es ist jetzt wirklich eng und ja.

Speaker 2: Was ist so das Thema Geld in Freundschaften? Ich hab ein Spiegelinterview von dir gelesen, wo du gesagt hast, das ist kein wirtschaftliches, sondern ein Beziehungsmedium. Was bedeutet das in dem Fall und für Freundschaften?

Speaker 1: Ja, also eine der Schwierigkeiten, man bei Freundschaften verstehen muss, ist, dass das Geld auch immer eine Kommunikation über die Beziehung ist und die Beziehung selber wiederum in dem Geld, wie so zu sagen, in dem Austausch von Geld eine Rolle spielt. Weil man leitet ja freundlich Geld oder verschenkt freundlich Geld, weil man sich davon was erhofft, auf der ökonomischen Seite. Also es ist sehr selten in Freundschaften so, dass man Geld verleiht, weil man einen Gewinn machen möchte. Sondern in der Regel hat das halt eine soziale Unterstützungsfunktion, wie halt in meinem Fall auch. Ich wusste, ich will ihm unter die Arme greifen. Und das heißt, in dem Moment, wo man das verleiht, ist es eine kommunikationale Beziehung. Gleichzeitig gibt es natürlich eine gewisse ökonomische Rationalität, die Leuten auch wehtut. Also wenn ich jetzt jemandem Geld gebe, ist es für mich natürlich nicht mehr verfügbar. Und das spielt in Freundschaften irgendwie immer zusammen. Man muss sich irgendwie damit befassen, dass es halt nicht das eine oder das andere ist. Also ein klassisches Problem in Freundschaften ist, oder das ist zumindest in Interviews in Deutschland ein ganz typisches Problem, ist dass man dass man nicht auf seine Freundschaft verfändet, wenn man sich Geld leidet. Weil das, ich als ökonomische Sicherheit hinterlege, ist nicht irgendwie eine Pfandverschreibung für mein Haus oder mein Auto, sondern ich sage, ich werde es dir zurückgeben. Und was ich damit sage, ist, bin meine Freundschaft ist so viel wert, dass du mir dieses Geld leihen kannst. Und wenn ich es dann aus irgendeinem Grund zurückzahlen kann, habe ich ja gestern was mit der Beziehung als Pfand hinterlegt und die erfährt dann halt, wie soll man sagen, eine Abwertung, wenn ich das Geld nicht zurückzahle.

Speaker 2: Ist es denn so? Das ist ja ganz spannend. Ich glaube, das ist ja ein typischer Glaubenssatz. Wir haben ihn schon häufiger hier erwähnt und auch versucht aufzulösen. Aber in dem Rahmen kann man ihn, denke ich, mal ganz toll aufgreifen, dass ja manche auch sagen, bei Geld hört die Freundschaft auf. Vielleicht genau aus dieser Angst, dass eben, wenn Geld ins Spiel kommt, dadurch, wenn ich es nicht zurückzahlen kann, die Freundschaft, wie du gesagt hast, abgewertet wird.

Speaker 1: Ja, also ich glaube, dieser Spruch hat ganz viel da. Der historische Hintergrund von diesem Spruch ist, dass es in der schottischen Aufklärung irgendwann, so Ende des 18. Jahrhunderts, irgendwann so diese Vorstellung gibt, dass Freundschaft und ökonomisches zwei getrennte soziale Fähren sein sollten, die man nicht mehr miteinander vermengt. Das ist historisch ziemlich einzigartig, muss man sagen. Freundschaft und Geld gehören irgendwie, und ökonomischer Austausch gehören historisch ganz eng zusammen. ist eigentlich immer untrennbar, genau genommen. Aber es gibt diese Idee, das sind separate Sphären, die sich beschmutzen. Und ich sehe das auch ein bisschen so, dass das natürlich eine Warnung sein soll. Also letztendlich ist das kein festes Gebot. Du darfst dann mit Freunden nicht nur Geld machen, sondern das heißt, ey, pass auf, deine Freundschaften können dadurch geschädigt werden. Und ja. Ich habe so eine Interviewszene, wenn man sich das schön deutlich machen kann. habe mal zwei Leute interviewt, die haben damals auf dem gleichen Stockwerk gewohnt, waren ganz eng befreundet. Sie war etwas älter als er. Er hat ihr bei der Kindererziehung so bisschen unter Arme gerufen, weil sie alleinerziehend war. das mit dem Geldleihen, das ging so hin und her bei denen, weil die immer mal knapp bei Kasse waren. Und in einem Fall ist die Freundin dann halt abgetaucht, weil sie das Geld nicht zurückzahlen konnte. Und er meinte, stand dann irgendwo vor der Tür, klopfte und sagte dann zu ihr Du, wenn du jetzt nicht die Tür aufmachst oder mir das Geld zurück gibst, dann ist unsere Freundschaft im Arsch. Und da merkt man, in dem Moment, man so eine Drohung aussprechen muss, was das Problem eigentlich ist. Weil in dem Moment, wo ich da sage, hey, wenn du jetzt nicht, und er wollte auch nicht unbedingt das Geld zurück haben, er wollte aber wenigstens wissen, was los ist. Aber in dem Moment, wo das passiert, ist es im Prinzip so, dass man bereit ist, die Freundschaft zu kündigen über eine spezifische Summe. Und in dem Moment kollabiert ja, wenn man so will, der Wert der Summe mit dem Wert der Freundschaft. Man macht gewissermaßen erfahrbar, wie viel ist diese Freundschaft auf den Cent genau, wer? Und das ist, was das Leute oft Teufel kommt raus, probiert zu vermeiden, so eine Drohung aussprechen zu müssen, weil dann gewissermaßen dieses Kollabieren von Geldwert und Freundschaftswert stattfindet. Das heißt, was Leute in der Praxis tun bei Freundschaft und Geld ist, viele Wege zu finden. wie der Wert der Freundschaft und der Wert des Geldes zwei getrennte Sachen bleiben, die miteinander nicht zu tun haben. Was ich zum Beispiel über Geschäftsleuten gefunden habe, ist, dass die probieren, dann auch Verträge aufzusetzen. Das heißt, man probiert möglichst auch teilweise, indem man dann halt eine externe Person hat, darüber backt, die dann sagt, okay, das habt ihr vereinbart und so sind die Zahlungsmodalitäten und so läuft das ab, damit die Freundschaft selber was davon Separates bleibt, das nichts mit dem Geld zu tun hat. Und das ist natürlich schwierig, funktioniert natürlich letzten Endes auch nicht, weil der Grund für den Kredit die Freundschaft gewesen ist, egal wie viele Verträge man da drum herum baut. Aber die zumindest, wenn man so will, ideelle oder praktische Ebene der Freundschaft und des Geldes woanders hin zu verlagern, das ist was, worauf ziemlich viel Wert gelegt wird. Man merkt, warum.

Speaker 2: Jetzt hast du gerade gesagt, und ich finde ja diese historische Beispiel immer so spannend mit dieser schottischen Referenz von damals, und dann hast du gesagt, da gibt es eigentlich historisch total viele Beispiele, wo es eng verwoben war. Hast du da auch was parat?

Speaker 1: Das ist, sagen wir, wenn man heute in osteafrikanischen Pastoralistengesellschaften schaut, da ist das ganz klar, dass Freundschaften werden da vor allen Dingen Stammexogen ausgegangen, eingegangen. Also das Hintergrundproblem ist in solchen Gesellschaften, die sehr stark wie Verwandtschaften strukturiert sind, ist man seiner Verwandtschaft auch sehr stark ausgeliefert. Gleichzeitig Das heißt, man braucht irgendwie Schutz vor der Verwandtschaft letzten Endes. Die greifen auch tief in die Tasche die ganze Zeit. Das ist ein Problem. Die Freunde sind zum einen auf dieser Ebene da, das andere ist, dass das relativ karre Gegenden sind und man streut ökonomische Risiken durch Freundschaften. Das heißt, ich gehe Freundschaften mit anderen Leuten aus anderen Stammesgebieten ein und die wohnen ja auch in einem etwas anderen klimatischen Gebiet letzten Endes. Und das heißt, man nennt das auch Bündnisfreundschaften oder Bonds-Friendships. Was man tauscht, ist häufig Verpflichtungen darüber, wie über Herden austauscht. Das heißt, wenn zum Beispiel ich eine Syre habe, dann bekomme ich von dem anderen Tiere gestellt oder ich stelle ihnen Tiere. Das hat auch häufig damit zu tun, man so etwas zum Beispiel Ressourcen, die man in der einen Gegend hat und in der anderen braucht, dass man die austauscht. Klassisch ist zum Beispiel so etwas wie Honig, den man hinterher braucht, um seine Kinder zu verheiraten. Den tauscht man über solche Distanzen mit Freunden. Das heißt, da gehört das Ökonomische. Und die Freundschaft, natürlich auch so ist, dass die Leute sich mögen, effektiv ist, die halten häufig über lange Zeiträume und werden auch vererbt an Kinder und so weiter. heißt, häufig sind das extrem enge, auch effektiv starke Bündnisse. Aber sie haben halt immer diese ökonomische Komponente dabei und das existiert bis heute in unserer Zeit ganz stark weiter. Im Adel ganz klassisch auch, also im europäischen Adel ist es ganz häufig so, dass Freundschaften auch diese ökonomische Funktion hatten. Also man hat die Kinder zum Beispiel von Freunden protegiert, man hat ihnen geholfen, die Beine zu kommen, man hat ihnen auch Kredit verschafft. Das ist eine nicht, wie soll man sagen, eigentlich ganz typische Funktion von Freundschaft, diese ökonomische Absicherung auch zu leisten. Gerade in Gesellschaftsformationen, die noch keinen Sozialstaat haben und noch kein ausgeträgtes Bankenwesen haben. Also in dem man eigentlich nicht anders ökonomisch an Kredit kommt als über Freundschaft.

Speaker 2: Ja, wir sind ja schon ziemlich tief eingestiegen in dieses Thema Geld an Freunde und Freundinnen verleihen. Und auch das Thema Schulden ist ja jetzt schon hochgekommen. Ingo und ich hatten in der ersten Geld und Liebe Folge so eine Umfrage gemacht. Und das ist ziemlich gut angekommen bei vielen Hörerinnen und Hörern. Und ich hab das einfach mal nicht jetzt gemacht für euch, dass ihr jetzt hören konntet, was mein Freundeskreis dazu sagt. Aber ich hab so ein paar Nachrichten einfach mal rumgeschrieben und hab dann immer gesagt, ja, was fällt dir ein, wenn du Geld und Freundschaft liest? Und meine Freundin, die dort hier direkt geantwortet, was schulde ich dir noch Geld? Das fand ich ziemlich witzig. Aber ich weiß nicht, vielleicht war es auch einfach ein Scherzchen. Und dann kam sie mit einer ganz coolen Referenz. weiß nicht, Janosch, Ingo, ob ihr Sex and the City-Fans seid. Ich kenn's noch nicht. Gesehen, ... Da gibt's auf jeden eine sehr gute Folge, hat sie mich noch mal drauf hingewiesen. Die hab ich mir auch direkt noch mal angeguckt. Da ist es so, dass Charle und Carrie einen Streit haben, denn Carrie braucht Geld. Freunde bieten ihr Geld an, außer Charlotte. Und dann stimmt sie in Charlottes Wohnung und sagt, warum hast du mir das Geld nicht angeboten? Und Charlotte sagt dann, Friendship and Money don't mix. Ich frage mich jetzt gerade so, ob das doch etwas über den Grad der Freundschaft aussagt. Also würdest du nur von sehr guten Freundinnen und Freunden erwarten, dass sie dir Geld leihen, würdest du auch nur von diesen Freundinnen und Freunden Geld annehmen? Also sagt es vielleicht doch was über die Qualität aus, wenn man schon soweit ist und sich Geld leidet.

Speaker 1: Ja, also wir müssen vielleicht noch mal unterscheiden, was mit Geld gemeint ist. Das ist nämlich in Freundschaften auch so ein Thema, was eigentlich Geld ist. Also es gibt zum Beispiel, ich nenne es mal das kleine Geld oder das überflüssige Geld. Wenn man Leute darüber befragt, wie sie ihr eigenes Einkommen managen und was sie davon denken, dann gibt es, ich würde mal sagen, so die Tranche, dass man das notwendige Geld bezeichnen kann. Was ich brauche, meine Miete zu bezahlen, für Rechnungen, für Versicherungen etc. Sowas halt, Nahrungsmittel, also das Unabdingbare. Und dann gibt es natürlich echtes Geld, das man spart zum Beispiel, wenn man etwas machen möchte, oder das man die Zukunft anlegt, oder weil man Vermögen entwickelt, etc. Es gibt aber noch ein anderes Typus Geld, und das ist das, wenn man so viel Freundschaftsgeld oder Spielgeld oder ich nenne es mal überflüssiges Geld genannt, es gibt diese kleine Sahne Schicht über dem notwendigen Geld, das zu wenig ist, um investiert zu werden, aber das sozusagen Luxusgeld ist, das verschwendet wird letztendlich. Und in diesem Bereich des Geldes passiert ganz schön viel mit Freundschaft. Also da wird Geld auch vollkommen frei zirkuliert, das unter Freunden. Jetzt unter jungen Leuten ist das typisch wie 5 Euro. Das ist Geld, das wird gar nicht so richtig als Geld wahrgenommen, sondern in den Interviews, ich dazu geführt habe, teilweise so, ja, der hat mir mal 5 Euro gegeben und wenn er damit mir an der Kasse steht, dann zahle ich halt, was er gerade auch mit aufs Band legt und so. gibt dieses sozusagen, ist der Unterschied zwischen Geld und Gaben nicht echt. Und was auch interessant ist, man erwartet nicht unbedingt, dass dieses Geld von dem gleichen Freund zurückkommt, der es gegeben hat.

Speaker 2: Ja.

Speaker 1: Man geht davon nicht, ja, der typische Spruch in Interviews ist, das gleicht sich so aus. Ich lade den mal auf ein Bier ein und dann habe ich mir mal fünf Euro von dem geliehen. Das Interessante ist, dieses Geld zirkuliert in Freundschaften frei. Und man erwartet nicht, dass ich es von der spezifischen Person zurückbekomme. Man hat einen diffusen Glauben daran, dass es vom System Freundschaften zurückkommen wird und dass man es auch frei reingeben kann. Häufig ist es da auch so, dass natürlich ... großzügig sein in diesem Kontext auch eine wichtige Sache ist, ⁓ als guter Freund auch zu profilieren. Das spielt eine Rolle dabei, dass man will auch gesehen werden dabei, wenn man dieses kleine, in Anführungszeichen, überflüssige Geld auch freizügig von sich gibt. Wenn man jetzt aber sozusagen dieses Geld verlässt, sondern es geht Summen, die für Leute tatsächlich, würde ich immer zu der Tranche dieses Investitionsgeld gehören. Ich hatte jetzt in den Interviews keinen einzigen Fall, wo Leute sich selber Lebensnötig abgespart haben oder in Anführungszeichen das was zu ihrem Lebensstandard gehört abgespart haben es freund zu geben. hatte ich jetzt in den Interviews nicht gefunden. Aber was bei uns typisch das Problem ist, dass Leute das aus ihrem Investitionsgeld nehmen. Also aus dieser Tranche das gespart, angelegt oder wie soll man sagen auf lange Frist irgendwie plant wird.

Speaker 2: Aber was ich auch spannend finde in der Hinsicht, ich glaub, man muss noch mal unterscheiden, was bei demjenigen vorgeht, der es gibt. Und demjenigen, der es nimmt. also wenn ich mir jetzt den gebe, ich mach jetzt einfach, ich skizziere jetzt einfach mal ein Beispiel. Bleibt bei Charlet und Carrie. Ich versuch's. Mr. Big kommt dann dazu. Nein. Aber ...

Speaker 1: Alright.

Speaker 2: Wenn ich jetzt jemandem Geld gebe, und ich hab das schon mal häufiger gemacht, und ich hab eigentlich den Hilfsgedanken dahinter, könnte zum Beispiel der NEMA da auch dann eine kleine Abhängigkeit verspüren, die man vielleicht auch dadurch umgehen möchte, die man ja wiederum anders als Geber gar nicht berücksichtigt hat. Hast du da noch Unterschiede in der Forschung, also wie die Leute da unterschiedlich reagieren, oder wie sie denken, wenn sie Geld geben und wenn sie Geld annehmen, in Klammern müssen.

Speaker 1: Geld nehmen ist wesentlich unbeliebter als Geld geben. Das kann man ganz klar so festhalten. In den Interviews ist es typischer, wenn man nach Geld geben fragt. alle so, ja, wenn das wirklich notwendig ist etc. mach ich das natürlich selbstverständlich. Hängt auch von der Freundschaft ab, das ist auch eine klassische Aussage. heißt, man hängt tatsächlich von der Beziehung selber ab, ob man bereit wäre, das zu machen oder nicht.

Speaker 2: Ne, das war eben meine Frage, also es hängt von der Beziehung

Speaker 1: So, also wie gut sie ist. Die Nebenseite ist fiesentlich schwieriger. Also da sind ganz viele Leute, sagen, das würde ich niemals machen, ich würde niemals fragen und so weiter. Bei dem Geldgeben ist es auch interessant, dass es da ganz unterschiedliche Strategien gibt, wie man das macht. was in Deutschland zumindest typisch ist, ist, dass man probiert, das Geld dann auch, wenn man so will, auch loszuwerden. Da gibt es unterschiedliche Strategien, aber eine ganz einfache ist einfach, man nimmt Geld, das man nicht braucht und man gibt es weg. Dann ist es weg.

Speaker 2: Wie? Man gibt es weg.

Speaker 1: Ja, also man verschenkt es letzten Endes. Das Problem bei Verschenken ist typischerweise, dass Geschenke typischerweise Gabentauschcharakter haben. Das heißt, man erwartet, es kommt irgendwas zurück. Das Schwierige ist, häufig gibt es da implizite Gegenseitigkeitserwartungen, wenn ich ein Geschenk in einer gewissen Größenordnung gebe, dann erwarten die Leute oder fühlen sich gedrängt, ähnlich großes Geschenk zu machen. Und die Schwierigkeit bei dieser Art von Verschenken besteht darin, dass man ja jemandem geben will, von dem man wirklich nichts zurückhaben möchte oder zumindest nichts der gleichen ökonomischen Größenordnung zurückhaben möchte. So eine Dame, die ich da zu mir befragt habe, die relativ wohlhabend war und die hatte eine Künstlerfreundin, der sie Geld geschenkt hat, die hat das so gemacht, dass sie das einfach schön verpackt hat. Und die Idee war jetzt, das Geld wird unsichtbar gemacht, ich hab das ja dann noch irgendwie das dekoriert und nett gemacht und so und die Idee war... das so ähnlich aussehen zu lassen, würde ich mal sagen, ob ich das interpretiere wie so ein Lebensmittelkorb letzten Endes. Die Idee war immer, das Geld unkenntlich machen und damit auch signalisieren. Es geht jetzt nicht darum, dass ich von dir irgendwann mal was in der gleichen ökonomischen Wertkategorie zurück bekomme, sondern ich will was ähnlich schön künstlerisch Gestaltetes zurückbekommen, wie das, was du mir gerade gegeben habe. Und das ist so bisschen die Schwierigkeit dieses weggeben von überflüssigen Geld. vermeidet natürlich auf Seiten des Gebers diese ganze Schwierigkeit. Was passiert, wenn das nicht zurückzahlt, das Androhen. Das ist damit alles weg, Problem. Das Problem bleibt dann immer noch, dass es diese impliziten Ausgleichsproblematik gibt. Und das probieren Leute halt zu umgehen, indem man dann wirklich sagt, hier, das ist eigentlich gar nicht Geld. Das ist was ganz anderes, was du eigentlich gerade geschenkt hast. Geld ist da dann nur dran gehäftet, gewissermaßen.

Speaker 2: Aber das finde ich ja ganz spannend, weil das ist ja genau das, was wir auch in einer der letzten Folgen gesprochen haben. hatten eine Finanzpsychologin dabei, die Monika Müller, wo wir ja immer diese Übersetzung haben, Geld gleich ich. Also was haftet da eigentlich dran? Und ich glaube, das ist sehr, häufig bei Geschenken auch so, dass, obwohl man das gar nicht will, man gewisse Dinge da dran haftet. Also es kann ja auch sein, ich schenke dir irgendwas, ⁓ mehr Zeit mit dir zu verbringen. Ich habe so ein Geschenk mal bekommen, das war jetzt kein Geld an sich, sondern ich habe ein Tanzkursgeschenk bekommen. weil die Person mit mir unbedingt tanzen gehen wollte. Und du aber nicht, Ingo? Ja, und ich denk mir, ich schenk dir ja auch keinen Kartfahren. Also das waren so mein-dein-Geschenke. Also, ähm, aber ... Wie traurig. Der Gedanke dahinter war ja sehr schön. Aber ich glaube, das ist ja mit diesem Schenken, dass manchmal doch mehr Dinge dranhängen. Obwohl man das eigentlich gar nicht will. Auch wenn vielleicht nehmen schwieriger ist, entsteht das schwierige Nehmen auch dadurch, dass ... Unbewusst der Geber auf dieses Geld gewisse Dinge projiziert. Also ich meine, Beispiel, was du gerade genannt hast, ist ja eigentlich ganz passend. Ich mache mein Geld unkenntlich, heißt in unserer Übersetzung. Ich mache mich eigentlich als Schenkende in dem Moment unkenntlich, was ja eigentlich total doof ist, weil eigentlich will ich ja was damit transportieren. sonst brauche ich ja gar nicht schenken. Also es ja es beißt sich ja in den Schwanz in dem Moment. Diese Aussage, wenn ich mich unkenntlich mache als Geschenkgeberin. Dann könnte ich es auch komplett anonymisieren. Aber mach das doch nur, damit der andere sich wohler fühlt. Aber das ist ja deine Annahme. Du nimmst an, dass wenn du dich unkenntlichst machst, der andere sich damit wohler fühlt. und das ist jetzt mal meine Frage an dich, Janosch. Was ist die eigentliche Lösung dahinter? Weil sich unkenntlich machen ... Weiß ich nicht, dass ...

Speaker 1: In diesem spezifischen Fall lese ich das so, dass natürlich dann als Gegengeschenk eine künstlerische Gabe erfolgt ist. Und ich glaube, das ist die Botschaft, die dahinter steht, dass du kannst mir was anderes zurückgeben, das genauso viel wert ist wie dieses Geld, das dich nicht viel kostet oder das dich was anderes kostet, was ich gar nicht könnte. Aber das ist eher die Botschaft dabei gewesen, dass du kannst mir das erwidern in einem Medium deiner Wahl. dass für dich einfacher zugänglich ist. Ich glaube, ist eher die Botschaft, die damit verbunden sein sollte. Aber du hast natürlich ganz recht, solche Sachen können schiefgehen. Solche Kommunikation ist sehr subtil und das findet ihr auch häufig nicht auf einer Ebene statt, Leute das lange durchdacht haben oder da in dieser, alleine das Problem, dass man ja seine Freundschaft verfendet und so genau wird das häufig gar nicht artikuliert in Interviews, sondern das sind halt Praktiken, die Leute eingespielt haben und die häufig funktionieren auf so irgendwelchen Gründen. Und das ist auch so Problem in der Wissenschaft. Wir sehen natürlich jetzt in solchen Interviewstudien Praktiken, in Anführungszeichen, überlebt haben, also die funktioniert haben. Es ist wesentlich schwieriger, mitzudrücken, festzustellen, was Leute eigentlich alles schon ausprobiert haben, was schiefgegangen ist. Und die Gründe dafür zu finden, sehr schwierig. Die Beschreibungen, wir haben, sind immer die funktionierende Praxis. Und das ist ja immer Praxis, überlebt hat, irgendwelchen häufiger vielleicht auch Zufällen zwischen zwei Personen.

Speaker 2: Das war Teil 1 mit dem Soziologen und Freundschaftsexperten Dr. Janos Chobin. Nächsten Money Monday geht es dann weiter mit Teil 2. Dann reden wir darüber, was Freundschaften im Gegensatz zu Beziehungen und Familien auszeichnet und wir reden über Großzügigkeit. Schaltet also unbedingt wieder ein. How I Made My Money ist für euch bei Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn aktiv. Folgt uns dort und abonniert uns auch bei Spotify, Deezer und Apple Podcasts. Bis nächsten Money Monday.

Über diesen Podcast

Was, wenn dein Umgang mit Geld mehr über dich verrät, als du denkst?
In How I met my money geht’s nicht nur ums Geld - sondern darum, was es mit dir macht.

Journalistin und Interviewerin Lena Kronenbürger & Honorarberater und Finanzcoach Ingo Schröder sprechen offen über die Themen, die meist unter der Oberfläche bleiben: Geldsorgen, Beziehungskonflikte, Scham, Sicherheit und echte Freiheit.

Dafür laden sie wöchentlich am #moneymonday spannende Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis ein - und stellen die Fragen, die du dir vielleicht selbst nie gestellt hast:
• Warum gehe ich so mit Geld um, wie ich’s tue?
• Was habe ich über Geld gelernt - und was davon stimmt heute noch?
• Wie finde ich meinen eigenen, gesunden Umgang mit Geld?

Freu dich auf ehrliche Geschichten, fundiertes Wissen, praktische Aha-Momente - und den Raum, tiefer zu graben.

Jetzt reinhören und dich selbst über dein Geld (neu) kennenlernen!
Produziert und vermarktet von maiwerk Finanzpartner und der OFA Online Finanzakademie.

Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

Abonnieren

Follow us