Der Finanzpodcast für Anfänger
Speaker 1: Willkommen bei How I Met My Money. Ich bin Lena, freie Journalistin und Interviewerin. Und ich bin Ingo, Honorarberater, Finanzcoach und ein kleines Kapitalistenschweinchen. In diesem Podcast geht es nicht nur ums Geld, sondern auch darum, was Geld mit dir macht. Mit dem Gefühl, nie genug zu haben. Mit Streit in Beziehungen. Mit Freiheit. Mit Sicherheit. Und manchmal auch mit Scham. Wir sprechen mit Experten aus Wissenschaft und Praxis und stellen die Fragen, die du dir vielleicht so noch nie gestellt hast. Warum gehe ich mit Geld so ⁓ wie ich es eben tue? Was habe ich über Geld in der Kindheit gelernt? Und stimmt das eigentlich alles noch? Hier bekommst du wirkliche Aha-Momente, echte Geschichten, praktische Tipps und Hacks und den Raum tiefer zu gehen. Denn wer sein Geld versteht, der lernt auch. sich selbst besser kennen. How I My Money wird produziert und vermarktet von Maywerk Finanzpartner und der OFA Online Finanzakademie. Und jetzt viel Spaß mit dieser Folge. Was passiert, wenn Medizin zuhört, so richtig zuhört, wenn Ärzte und Ärzte nicht nur den Körper behandeln, sondern auch verstehen wollen, was uns innerlich belastet. Vielleicht finanzielle Sorgen, Stress, Überforderung, vielleicht sogar ein Leben, das nicht mehr so ganz zu uns passt. Wir sprechen heute darüber, passiert, wenn Schulmedizin auf Psychologie trifft und haben dafür eine besondere Expertin zu Gast. zwar ist Frau Dr. Susanne Glink bei uns, sie ist Hausärztin und Psychotherapeutin in München und arbeitet auch immer wieder mit Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung und beispielsweise dieses Jahr in Flüchtlingscamps im Libanon. Schön, dass du bei uns bist, Susanne. Und hallo Ingo!
Speaker 2: Ja, hallo, grüß euch. Ganz kurze Anmerkung, den Doktortitel müsst ihr streichen. Ich bin Ärztin.
Speaker 1: Das machen wir automatisch. Aber nicht jeder Arzt
Speaker 2: Das ist sehr was, das kann man zusätzlich
Speaker 1: Ich hätte es besser wissen müssen, Susanne, denn ich war Patientin bei dir. Als ich in München gewohnt habe, warst du meine Hausärztin. Jetzt könnte man denken, Lena schleppt hier alle an, die sie kennt. Ich habe aber wirklich mal nachgedacht, so, wen könnte man in diese Reihe einladen, der oder die einen richtigen Mehrwert bringt. Und Ingo meinte auch so, ja, warum machen wir denn diese Folge und was soll da hier rauskommen? Unser Fokus bei How-Mit-My-Money ist Finanzpsychologie. Und ich erinnere mich an Ich Termin, den habe ich gemacht in der Hausarztpraxis bei dir, Susanne. Ich habe gesagt, ich bin müde wie sonst was. Ich glaube, habe einen Eisenmangel. Können wir mal einen Bluttest machen? Anstatt dass du dann sofort zu Tat geschritten bist und einen Bluttest mit mir gemacht hast, hast du dann gesagt, Frau Kronberger, wie sieht es denn aus? Wie viel arbeiten Sie denn gerade? Fühlen Sie sich gestresst? Es gab eine Reihe von Fragen, die eher psychologischer Natur waren. Das habe ich noch nie gehabt bei einer Hausärztin. Das macht natürlich Sinn mit deinem Hintergrund. Du bist auch Psychotherapeutin und Schulmedizinerin. Ist das für dich ganz normal, dass du, wenn jemand mit solchen Symptomen kommt, erst mal auch so abklopft? Ist da vielleicht auch mental was dahinter und nicht nur auf körperlicher Ebene?
Speaker 2: Also was ist schon normal? Ich denke, vieles was man tut und wenn man es lange tut, man auch intuitiv. Also das ist nichts, was ich mir ganz bewusst vornehme und sage, naja, die klopfe ich jetzt mal ab, sondern das sind ganz viele Signale, die ich verarbeite und die dann irgendwo so was auslösen. Das heißt also, kurz gesprochen ist es natürlich so, je jünger der Mensch, je weniger krank er eigentlich aussieht und je weniger wahrscheinlich es ist. Dass er was schweres hat, umso eher wird es ausgelöst. ist so mal in der Natur der Sache. Letztendlich sind es hauptsächlich Dinge, der Patient selber schon mitbringt. Da muss er noch nicht sprechen. Die nimmt irgendwie mein Unterbewusstsein und mein Bewusstsein wahr und stricken daraus gleich mal so einen Fragenkatalog.
Speaker 1: War das für dich eigentlich immer natürlich so vorzugehen? Also wie war die Historie? Warst du Erstschulmedizinerin und hast dann die psychotherapeutische Ausbildung gemacht oder war es andersrum?
Speaker 2: Jetzt muss ich ganz weit ausholen. Also letztendlich muss man sagen, habe ich ja erst mal was ganz anderes gemacht. Ich habe nämlich erst mal neuere deutsche Literatur, Amerikanistik und Politologie studiert und habe dann als Bibliothek Karin gearbeitet. Und das war eine schöne Tätigkeit. Ich habe so viel verdient wie die Putzfrau dort. Und ich hatte dann einfach gedacht, das ist auch irgendwie eigentlich nicht das, was ich machen wollte. Und als meine kleine Kame in Kindergarten, der große in die Grundschule, habe ich angefangen, Medizin noch mal zu studieren.
Speaker 1: Und dann noch mal die psychotherapeutische Ausbildung danach.
Speaker 2: sich dann im Laufe ergeben. sind manchmal ja Dinge, wenn man ein wissbegieriger Mensch ist und offen für viele Dinge, dann kommt man manchmal an Stationen vorbei, die man nicht erwartet. es hat sich so ergeben.
Speaker 1: Und ist es dann, wir haben ja gerade von denen einen sehr schönen geschildert bekommen, Endeffekt, dass du gar nicht diesen typischen, vermeintlich typischen Weg gegangen bist, erst mal, komm, der Kater besucht
Speaker 2: Wie süß!
Speaker 1: Dass du irgendwann in deiner Laufbahn festgestellt hast, dass es sinnvoll sein kann, also Wissbegriechheit ist das eine, aber hast du irgendwann festgestellt, es wäre sinnvoll, das noch zusätzlich zu erfragen, weil ich mit dem, ich mache, noch mehr Mehrwert stiften kann? Gab es da mal so Momente, wo du gesagt hast, das müsste ich oben draufsetzen?
Speaker 2: Also ich sag mal so, im Studium kommt einem das nicht unbedingt unter, weil man es erstmal fokussiert darauf, dass man das Handwerkszeug lernt, dass man einfach mal alles einordnen kann an Krankheitsbildern nach der Schulmedizin. Und bei mir war es dann so, wir sind umgezogen nach München. Die ganze Familie, weil mein Mann da schon ein paar Jahre tätig war und ich immer mit den Kindern alleine. Ich hab in Tübingen studiert, dann muss ich da... Ich dachte, das geht nicht mehr. Dann bin ich nicht in die Ausbildung gekommen, wo ich eigentlich hin wollte. Ich wollte eigentlich eine HNO-Ärztin werden. Da waren alle oder die wenigen Stellen, die es überhaupt in München gab, alle besetzt. Und jemand, von außen kommt, von einer anderen Uni und so, ganz undenkbar, dass der irgendwie eine Assistentenstelle da bekommt. Und dann hatte ich tatsächlich eine Freundin, die Rechtsanwältin ist. Die hat gesagt, ich will Mediaturin werden. Es ist zu einem Vortrag gegangen und sagt, wieso nicht da mitkommen? Da geht es um kolossive Paarbeziehungen. Also Paarbeziehungen, die so negativ gegenseitig sind, dass es immer kracht und nicht funktionieren kann. Und da hatte eben jemand gesprochen, der später mein Chef wurde. Das hat mich vom Hocker gerissen. Der hat es so toll erzählt, der hat so genau hingeschaut. wie Menschen funktionieren, dass ich nach diesem Vortrag hingegangen bin und gesagt habe, jetzt habe ich meine Frage, könnte ich mal bei Ihnen hospitieren? Ich suche eigentlich eine Assistentenstelle in der HNO, aber das finde ich toll, was Sie da machen. Und so kam das. Und dann habe ich irgendwann bei ihm einen Fall. Ich gesagt, Sie kriegen die nächste freie Stelle und so war es auch. Und das war die Psychosomatik.
Speaker 1: vom Hocker gerissen werden. Das sind so Momente im Leben, die sollten öfter passieren, oder? Das ist gut. Ist es so, wie der Mensch funktioniert? Was kommt da bei dir sofort hoch, wenn du daran noch mal denkst, wie funktioniert der Mensch?
Speaker 2: Also ich glaube, dass wir rundherum emotionale Wesen sind. Wir werden sozusagen bisschen auch dressiert. Unser Zusammenleben ist so eng und ist so strukturiert, dass wir das brauchen. Wenn das nicht der Fall ist, dann sehen wir ja manchmal was passiert, wenn Menschen eben da nicht ihre Emotionen im Griff haben, wenn die Dinge tun, die nicht reguliert sind. Das ist schwierig und trotzdem brauchen wir halt eine Bandbreite an Emotionen, ich, ⁓ sowohl geistig als auch körperlich gut zu funktionieren. Und dazu gehört auch manchmal, dass man vom Hocker gerissen ist. Manchmal auch im negativen Sinne, das ist auch in der Bandbreite natürlich drin.
Speaker 1: Ein Geldthema, was mir in deinem Lebenslauf sehr schnell aufgefallen ist, ist, dass du Medizin auch betreibst für Menschen, die sich das sonst nicht so leisten können. Und zwar für Menschen in Deutschland, in München jetzt, die keine Krankenversicherung haben.
Speaker 2: Es gibt eben lange schon von, ich sage jetzt einfach mal, das sind Ärzte der Welt, das ist so wie Ärzte ohne Grenzen, die große Organisation, die betreiben seit, glaube ich, 15 Jahren jetzt diese Anlaufstelle für Menschen ohne Krankenversicherung, bieten dort regelmäßige Sprechstunden an, akut Sprechstunden, auch für Chroniker, für Kinder, Gynäkologische und auch Psychotherapie. Die Menschen, dorthin kommen, ja oft auch Menschen, die jetzt wirklich auch vieles durchgemacht haben. ja, dort mache ich meist einmal im Monat eben einen von den Diensten und da gibt es eine Menge anderer Kollegen. Und ja, das ist eigentlich ganz geregelt.
Speaker 1: Zum einen gibst du deine Zeit rein, das ist ja unergählich. Und zum anderen, das ist so das von dir, was dahin kommt. Und dann kommt vermutlich aber auch irgendwas zurück, warum du das machst, oder? ist das... Was ist denn deine Motivation, warum du diesen Dienst antrittst, jeden Monat?
Speaker 2: Also ich glaube die Hauptmotivation war mal, weil ich das Gefühl habe, ich bin unheimlich privilegiert. Ich habe so viel Glück in meinem Leben gehabt. habe das ja nicht alles mein Verdienst. Also klar, ich bin fleißig, ich bin wissbegierig, mir fällt das Lernen nicht schwer und so weiter. Aber all das beiseite sind die meisten Faktoren, warum ich jetzt hier bin, wo ich bin. nicht von mir selber bestimmt worden, sondern das ist einfach Zufall, Glück. Ich bin nicht in Somalia geboren, sondern hier und so weiter und so fort. da hatte ich immer das Gefühl, das ist eigentlich fast unverschämt viel Glück, was ich da habe. Und das würde ich irgendwie gern gut machen für die Menschen, eben dieses Glück nicht haben. Obwohl die so viele tolle Anlagen haben, so viele Möglichkeiten, haben die nicht wie ich und deshalb kommen die nicht dahin, ich bin. Das ist nicht deren eigenes Verschulden sozusagen. Das wollte ich zurückgeben zum Bisschen, was Gutes.
Speaker 1: Gerade jetzt hier in den USA, wo ich ja lebe, schaut man immer auf Deutschland als das perfekte Beispiel. Da hat jeder eine Krankenversicherung, da geht es allen gut. Und jetzt reden wir über Menschen, die keine Krankenversicherung haben. Wie kommt das? Hast du da vielleicht mal so ein, zwei Beispiele von Patienten, die du kennengelernt hast?
Speaker 2: Also gut, es gibt natürlich immer die Menschen, die sich hier im Land aufhalten, ohne dass sie sich eigentlich hier aufhalten dürfen. Das ist natürlich schwierig und wo sollen die denn hingehen? Die werden auch krank. Jetzt sagen wir mal, also jemand der hier illegal im Land ist, das kann man jetzt gut finden oder schlecht, der wird halt vielleicht trotzdem schwer krank. Das sind Menschen, die dort hinkommen können, da wird nicht gefragt. Dann gibt es Menschen, die wahrscheinlich eine Berechtigung hätten für eine Behandlung, aber es fehlen die, wie soll man sagen, reinen Verwaltungsvoraussetzungen. Zum Beispiel Menschen aus dem europäischen Ausland können in ihrem Land eine Krankenkassenkarte beantragen, mit der sie dann auch hier im ganzen europäischen Raum behandelt werden können. Aber die haben vielleicht dort keine bekommen. die wissen auch nicht, wie es geht. Dann gibt es natürlich Menschen, dort analfabetend sind. Dann gibt es eine Menge Leute, die Deutsche sind und die aus der Versicherung rausgefallen sind. Es gibt zwar eine Versicherungspflicht, aber es gibt eben auch Menschen, die zum Beispiel privatversichert waren, dann ihre Raten nicht mehr bezahlen können. Dann rutschen die zwar in so einen Hilfstarif, aber letztendlich, wenn hohe Schulden angehäuft wurden, also Rückstände in der Bezahlung, dann gibt es meistens ein Problem, wer tritt jetzt ein und bis sowas geklärt ist, da vergehen auch manchmal Monate bis Jahre, muss ja auch der Mensch behandelt werden. Es ist eben so in dieser Anlaufstelle, es ist eben nicht nur eine ärztliche Behandlung. sondern dort sind eben auch Sozialpädagogen und Menschen, die sich darum kümmern, dass diese Leute woirgend möglich in eine ganz reguläre Versicherungspflicht reinkommen.
Speaker 1: Wie ist das für dich? Was hast du für dich, als du angefangen hast, ... menschlich gelernt? hast ja auch davon beschrieben, man ist da privilegiert. Aber glaube, das eine ist es, festzustellen, das andere ist es, zu erleben. Ich bin mir sicher, dass einige unserer Zuhörerinnen ganz neugierig sind und vielleicht auch schon anerkennen sogar, ich kann schon nachvollziehen, ich da privilegiert bin. Aber ich glaube, das nachzufühlen ist gar nicht so einfach, sondern da muss man wahrscheinlich erst mal in der Situation sein, beziehungsweise anders herum das miterleben, so wie du es tust. Magst uns da mal so bisschen mitnehmen, was du für dich selbst auf dieser Reise festgestellt hast, als du damit angefangen hast?
Speaker 2: Ja, gerne. Also natürlich ist es immer so, man lernt immer dazu und jetzt wo ich jetzt stehe und das was ich jetzt erzähle, das ist ja auch nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern tatsächlich war das auch ein längerer Weg mich zu entwickeln. Auch die Ausbildung in der Psychotherapie, das war berufsbegleitend. Ich hatte kleine Kinder, also ich Vollzeit gearbeitet und so weiter und dann habe ich das eben gemacht. für wichtig hielt es zu tun und weil ich ja auch in der Psychosomatik war und bei all diesen Dingen und dann eben auch bei der ehrenamtlichen Tätigkeit habe ich einfach ganz sehr mich selber kennengelernt über das, dass ich mit anderen Menschen zu tun habe, weil denn für uns sind ja andere immer auch ein Stückenspiegel, ja, also wir sehen uns im anderen, wenn wir hinschauen wollen und wenn wir wissen wie es geht, sehen wir uns ja da. Wir haben Spiegelneurone, die uns tatsächlich über viele Dinge Informationen geben. Über uns selber erst mal, nicht nur über den anderen, über die anderen Menschen. Da habe ich natürlich auch viel erfahren. Über das, wie Menschen leben, wie sie auch leiden müssen. Auch das war mir vorher zwar theoretisch klar und man sieht das im Fernsehen, aber wenn man dann zum einen in solchen Ländern ist, wo es wirklich... schlimm ist oder auch Menschen hier trifft, von ihrer Flucht und von dem, wo sie herkommen, erzählen, dann ist es nochmal ganz anders. Die Dankbarkeit wird noch umso größer, davor ist es eher so abstrakt. Und durch das, was man dann da tut, wird es schon sehr viel konkreter. Also mein Gefühl war immer, ich werde immer glücklicher mit dem, was ich mache, weil ich immer mehr sehe, was ich für ein Glück habe. Umso mehr ich sehe, was es eigentlich auch geben kann.
Speaker 1: Was kann es denn da geben? Kannst uns das mal konkret vor die Augen führen? Du warst dieses Jahr beispielsweise im Libanon. Was siehst du da an Menschen? Vielleicht auch an Krankheitsbildern, die wir gar nicht kennen. Und woran merkst du dann im Umkehrschluss, wenn du zurück in München bist, ich bin prolegiert, bin glücklich?
Speaker 2: Also ich sag mal so, der Libanon hat ein Gesundheitssystem. Das ist kein öffentliches, so wie bei uns, dass es für jeden kostenlos zur Verfügung steht. Aber es gibt da durchaus Ärzte und die lassen sich eben für das, was sie tun, bezahlen. Das heißt, ist eben eine Frage des Privilegs, ob man reich genug ist, sich das zu leisten. Die Krankheitsbilder, sagen wir mal, vor kurzem gesprochen, was jetzt die rein körperlichen Dinge angeht, sind schon mehr oder weniger die Dinge, die wir von hier auch kennen. Das ist jetzt nicht so viel anders. Aber was eben sehr viel anders ist, ist die psychische Situation. Die Menschen leben dort seit langer Zeit in großer Furcht. Die leben in einer Situation, wo Christen und Muslime nebeneinander leben und es eben nicht immer eine friedliche Kohhabitation gibt. Die leben in der Situation, dass mehr als zehn Jahren syrische Flüchtlinge dort in großer Zahl, weil der Mastbus war von da, Zachle, ungefähr 35 Minuten nur von dem Autowerk über die Grenze, dass dort in großer Zahl Flüchtlinge kamen und die blieben und jetzt immer noch dort sind. Die leben alle in diesen, wie soll man sagen, Planen-Camps. Aus Planen werden irgendwelche... Hütchen gezimmert, dort wurde es auch kalt. Also als ich dort war im April, ich habe schrecklich gefroren. Und die alle hatten keine Wahl. Die Leute sind nicht dorthin, sie sagen, na gut, das probieren wir mal da, unser Glück, sondern letztendlich war klar, dort wo wir zu Hause sind, können wir nicht bleiben. Dort müssen wir fürchten, dass wir für das, was wir sind oder für das, was wir glauben, getötet werden. Das wird nicht immer im Klartext erzählt. Das kann auch nicht Sinn und Zweck sein, wenn man mit solchen Leuten spricht, dass man sagt, erzählen Sie mal im Detail dies und jenes. Es wird in so vielem klar. Man versucht die Wunder nicht noch mehr aufzureißen. Aber das ist das, was dort besonders ist, dass so viele Menschen wirklich schwere Schicksale erlebt haben, viele Freunde und Angehörige auch schon verloren haben. Und es auch keine... keine Aussicht trotz eben dieser neuen Verhältnisse in Syrien jetzt gab, wieder zurückzukehren. Ganz im Gegenteil, wurden ja jetzt viele Christen dort in der Gegend von Damaskus eben auch getötet, das sind keine guten Nachrichten gewesen.
Speaker 1: Wenn wir zurückgehen auf das, was du für dich mitnimmst, würde mich interessieren, wenn man jetzt zurück nach Deutschland kommt. ich kenne das auch aus Kundengesprächen teilweise, wo es dann größere Vermögensbeträge geht und dann Leute sagen, naja, wenn ich das nicht mehr habe, dann ist meine Existenz gefährdet. Dann kann ich eigentlich nicht mehr gut leben. Dann kann man das aus der rationalen Sicht betrachten, aus der psychologischen. Aus der psychologischen gibt's kein richtig oder falsch, das versteh ich. Sondern seine eigene Wahrnehmung. Aber ... wenn du jetzt aus solchen Situationen wiederkommst, zurückkommst nach München ... Was stellst du dann fest für dich, was wirklich wichtig ist im Leben? Gerade bei solchen Leuten, ... mit dem minimalsten Leben und vielleicht sogar teilweise auch noch mit weniger. Was macht uns wirklich aus und was kann man anderen Menschen, die das nicht so nachvollziehen können, wirklich mitgeben? Und was können sie daraus lernen, was wirklich wichtig ist im Leben?
Speaker 2: Also für mich ist sicher das Wichtigste meine Kontakte, meine Freunde, meine Familie. Also das ganz klar. Und ich bin immer ganz, ganz glücklich, dass ich ein Bettchen habe, in dem ich schlafen kann und das warm ist. Also das denke ich auch hier oft. Es gibt ja auch hier in München Menschen, die durchaus obdachlos sind. Und es gibt auch ein obdachlosen Programm von der Organisation, für die ich arbeite. auch so ein Behandlungsbus und so weiter. das ist das Wichtigste und danach würde ich sagen, kommt erstmal nicht so viel und ich hatte auch das Gefühl, dass die Menschen dort natürlich, die mussten ja fast alles zurücklassen, aber das was sie mitgenommen haben, waren entweder ihre Angehörigen oder zumindest die Erinnerung an die und an die gute Zeit, sie mit ihnen hatten.
Speaker 1: Erinnerst du dich an ein bestimmtes Objekt oder etwas, was sie an die Menschen erinnert hat, die sie zurückgelassen haben oder zurücklassen mussten?
Speaker 2: Also wir waren tatsächlich bei einer kurdestämmigen Familie dort, die schon relativ lange aus Syrien hervorkam. Und die hatten jetzt das große Glück, dass die nicht mehr im Camp waren. Die arbeiteten in so einem Weingut. Dort ist eine Weingegenden-Sache. Und haben dort von dem Weinbauer praktisch eine kleine Wohnung bekommen. Und da hatten die Zentral so einen Ofen, wie die das immer haben. wo die das Tee was drauf kochen und den hatten die tatsächlich von da mitgebracht und da haben die uns auch erzählt, das wird sie total an zu Hause und an die große Gemeinschaft, die sie dort waren, erinnern. Die waren jetzt praktisch Vater, Mutter und drei Töchter, die dort waren und die mussten auch ihre Eltern zurücklassen, also die Eltern der Eltern sozusagen und dieser Ofen, der hatte sowas symbolisches sozusagen. Das war wie so das Herzstück der Wohnung und auch das Herzstück ihrer Erinnerung.
Speaker 1: Ja, und ich glaube, ist noch mal sehr schön und sehr wichtig, da eben drauf zu besinnen, was macht einen eigentlich zufrieden, was macht mich glücklich, was weiß ich wirklich zu schätzen. Und das ist auch immer das, wo ich auch von meiner eigenen Reise, die Zuhörerinnen wissen das ja so ein bisschen, wir nehmen sie ja sehr intensiv mit, aber auch immer zu schätzen, weil es bei allen Ups und Downs sind, Leben, sicherlich nicht so up und down sind, wie das, was du beschrieben hast, zumindest objektiv. was dann wirklich wichtig ist im Leben. Ich glaube, das ist etwas, wo wir alle noch mal einladen können. An der Stelle, darüber im Klaren zu werden, wenn ich dir zuzuhöre, was ist wirklich wichtig im Leben. Das haben wir teilweise auch schon in anderen Folgen gehabt, wo Menschen beschrieben haben, wo sie jahrelang im Regenwald waren und eigentlich kein Geld gebraucht haben und festgestellt haben, was ich brauche oder was ich auch nicht brauche. Ich glaub, damals war es ja so, dass gesagt wurde, je mehr ich habe, desto mehr muss ich auch mich drum kümmern und mitziehen und mitschleppen. Und so kann ich mich auf das Hier und Jetzt, wenn ich Vermögenswerte habe oder Immobilien oder so, dann muss ich mich auch irgendwie drum kümmern. Das finde ich noch mal eigentlich ganz spannend mit dem, was du auch beschreibst, den Habseligkeiten, Erinnerungen und Verwandten. Also das, was einen wirklich verbindet auch über Gegenstände, also Vermögensgegenstände, man Und so romantisch das gerade klingt, Inge, und so richtig, ich das finde, was du sagst, ich ganz gerne, Susanne, dich nochmal fragen, wie sieht denn jetzt trotzdem in deinen Augen die Realität der meisten Menschen aus? Also, die wenigsten sind vermutlich so dankbar wie du, wenn sie abends ins warme Bettchen hüpfen, sondern kommen zu dir in die Praxis mit allen möglichen Beschwerden, realen, vielleicht aber auch sorgen die vielleicht gar nicht un... bedingt vielleicht die größten Sorgen auf der Welt sind, wenn wir das in Relation setzen mit dem, du gerade beschrieben hast. Was begegnet dir in dieser schnelllebigen Welt aktuell? Was beobachtest du da?
Speaker 2: Also gut, sind mitten in der Großstadt und die unheimlich toll ist, aber die natürlich auch fast ein bisschen ein menschenfeindliches Biotop ist. Tatsächlich erlebe ich, dass unheimlich viele Menschen sehr gestresst sind und auch überfordert von dem, was von ihnen explizit oder implizit erwartet wird. Sowohl im Job als auch in den sozialen Beziehungen in Form von Intellektualität, Konnektivität, von Sportlichkeit, von Aussehen. Von vielen Themenbereichen her wird viel erwartet, wie gesagt oft nur implizit, aber die Menschen tragen das in sich. Die wissen, dass es im Kleingedruckten steht und fühlen sich dann sehr oft insuffizient. machen sich selber auch dafür verantwortlich, dass sie sagen, ich kann hier nicht so performen und geben sich selber auch oft die Schuld dafür und sehen nicht das große Ganze, dass natürlich insgesamt die Lebensbedingungen für alle relativ schwierig sind und sich nicht wundern brauchen, wenn man in einem reißenden Strom ab und zu mal Menschen nicht so gut mit dem Schwimmen klarkommen. Das heißt dann nicht, dass sie keine guten Schwimmer sind. Der Strom ist halt so weisend.
Speaker 1: Irgendwas macht das mit dir. Wir hatten gerade eine Folge aufgenommen, wo wir über deine Performance auch geredet haben, wie viel du gibst in deinem Job, wie viel du aber auch versuchst, deine Gesundheit zu optimieren, ⁓ diesen Job so gut machen zu können, wie du ihn machst. Was rührt sich so in dir? Ich glaube, wenn ich dieses Bild sehe und ich glaube, ist ja eine bewusste Entscheidung an der Stelle, will ich manchmal mit diesem reißenden Strom mitschwimmen. Das machen ja manche auch mit mit Rafting, wenn ich jetzt mal als Beispiel nehme, gerne auch. Ich glaube, auch mit dem psychologischen Hintergrund, den wir ja auch bisschen haben, sich eben bewusst zu entscheiden, ich springe jetzt da rein und hab da jetzt Lust drauf, aber eben auch bewusst zu wissen, da kommt jetzt das Seil, ja in München ist das ja dann auch so, da gibt's ja auch so Dinge, da kommt jetzt das Seil, und dann kann ich mich ja rausnehmen, dann ist das auch vollkommen okay, wenn ich das nicht mitgehe, wenn ich mich bei keinem melde, wenn ich Freunden absage oder gar nicht plane, und mich eben aus dieser Geschwindigkeit auch rausnehmen. Das ist das, ich für, also wenn du mich so fragst, diese High-Performance-Folge, die wir hatten, ist es für mich dieses, was wir auch hatten, dieses im Wellen, ja, und ist für mich auch vollkommen okay, einfach nichts zu machen und einfach nur super unproduktiv, also bewusst unproduktiv zu sein und nicht an diesem High-Performance in dem Moment teilzunehmen. Das ist das, was für mich wichtig ist an der Stelle. Und das selbst unter Kontrolle zu haben. Und nämlich nicht ... Fernleiten zu lassen von Ideologien, von Geschwindigkeiten, die andere vorgeben, sondern ich gebe sie so vor, wie sie für mich passt. Und manchmal ist sie schneller, manchmal ist sie langsamer. Susanne, du hast eingangs gesagt, du merkst schon, bevor man darüber spricht, warum man bei dir Patientin Patient ist, nimmst du schon ganz viel wahr.
Speaker 2: Es ist oftmals so ein Habitus. meine, wenn man viel mit Menschen immer zu tun hatte und dann eben vielleicht sogar noch damit, dass man die genauer anschaut, dass man besser versteht, was bringen die mit, was ist der Grund, warum sie nicht gesund sind. Umso mehr hat man dazu, wie soll man sagen, so Soft Skills. Das kann ich jetzt nicht. an einem Fragebogen festmachen, auch nicht an so einer Skala von 0 bis 10, sondern das ist oft ein Eindruck, wenn jemand reinkommt, wie er schaut, wie er sich bewegt. Ich könnte es gar nicht so im kleinen Detail berichten und es kommt auch mal vor, dass jemand sagt, nö, das ist eigentlich alles okay und dann kann ich damit auch gut leben. es ist jetzt nicht so, dass ich meine, jeder hat irgendwie da nicht alle Latten am Zaun und ich bin auch der Meinung, dass nicht alles jetzt psychisch getriggert ist. Also auf gar keinen Fall. Da möchte ich mich ganz klar davon distanzieren. Aber ich denke halt, dass viele Dinge Hand in Hand gehen und dass es wichtig ist, bei der Behandlung das zu verstehen und auch genügend zu würdigen und den Patienten das auch zu eröffnen. Wir sehen ganz häufig Menschen, hier in diesem luxuriösen Gesundheitssystem von einem Arzt zum anderen gehen und jedes Mal wieder die gleiche Frage stellen. Jedes Mal wird wieder abgeklärt, das kostet unheimlich viel Geld, was irgendwann sicher auch mal zu den größeren Schwierigkeiten des Gesundheitssystems führen wird. Da kommen wir wieder auf das Geld zurück. Und tatsächlich ist es natürlich so, manchmal muss man länger forschen, was zu finden. Aber manchmal muss man auch sagen, hier ist jetzt ein Stopp. Das ist ein Stopp. Wir haben alles getan, haben alles geschaut. Und hier gibt es jetzt aber eine Sache, da sehe ich was. Da sehe ich, da gibt es eine Belastung, die mit Teil hat, dem was körperlich hier passiert. Ich denke, das ist auch eine Verpflichtung, die wir haben. Weil diese Radlosigkeit... Die ist natürlich schrecklich und dieses nicht wissen, was ist denn da los, warum habe ich das denn? Das MRT war doch normal, das Labor war normal, das EKG, die Lungenfunktion, das CT, die Spiegelung und es gibt so viele Möglichkeiten und dann ist es gut, man irgendwann sagt, okay, ich bin jetzt die Stelle zu unbeliebt, nur sich damit auch wirklich beim Patienten macht, zu sagen, stopp. Und dann sind die meistens recht eschufiert und sagen, ja, ja, wird mir ja noch was psychisches angedichtet und jetzt kommt sie da noch mit ihrem Psychokram. Und das muss man auch aushalten können, muss man sagen, verstehe ich, ist vielleicht jetzt gerade gar nicht so ihr Ding und da können Sie sich jetzt gar nicht mehr sehen, aber ich gebe Sie ihnen einfach mal mit. Denken Sie mal drüber nach, vielleicht nach rechts und nach links, wenn nach oben und unten, wenn Sie mögen, kommen Sie noch.
Speaker 1: Und kommen dann Leute wieder? Die haben dann tatsächlich, obwohl sie vorher erst mal initial ablehnt sind, merken sie dann mit einer gewissen Zeit, vielleicht einer kurzen Zeit, dass doch was dran sein kann und sind dann wiederum neugierig da auch reinzugehen. Also kannst du uns einmal noch so kurz mitnehmen? Sehr schön. ⁓ vielleicht das aufzulösen, wie es bei mir damals weitergegangen ist. weiß ja nicht, Susanne, ob du dich dran erinnerst. wohne ja schon ein paar Jahre nicht mehr in München, war schon ein paar Jahre nicht mehr bei dir in der Praxis. Aber damals, als wir das abgeklopft haben, woher meine Müdigkeit kommt, hast du neben dem Bluttest mir gesagt, ich soll noch mal bisschen beobachten, wie mein Lebensziel aktuell ist. Sport, Ernährung, Stress auf der Arbeit und mir Zeit geben. Du hast mir den Ratschlag gegeben. Ein bisschen, ja, mir Zeit zu nehmen, nochmal in zwei, drei Monaten wiederzukommen und dann zu schauen, wie es sich entwickelt. Und das erinnert mich auch an das, was du eben gesagt hast, mit den Wellen. Also wo ist man gerade drauf? Und damals war ich auf einer sehr schwachen, müden Welle drauf und habe dann auch nochmal das genutzt sozusagen, ein bisschen darauf zu achten, mich mehr zu entspannen und runterzufahren, dann wieder mit Energie auf die Welle hochzukommen. Und das... Dafür bin ich dir dankbar, dass du darauf hingewiesen hast, dass es nicht immer der Eisenmangel sein muss oder etwas anderes externes. ⁓ Mit diesem beruhigenden, wie ich finde, Schlusswort sage auch ich Tschüss. Danke Susanne. Das war Susanne Link, Psychotherapeutin und Ärztin in München. Und wie wir gelernt haben, frühere Bibliothekarin. Und auch dir Ingo, danke. Und natürlich Wiesel, dem Kater, der immer wieder zwischen mir vorbei steht. alle, im Video mitgeschaut haben, sehen immer mal wieder Ingos Kater. Dafür lohnt es auch einzuschalten, oder Susanne? Ich biete Katzensitting an. du kannst gerne mal, wenn du in Köln bist, Bescheid. Nee, er ist Lena in New York und ich in Cologne. Ich halte hier die Stellung. Danke dir. Bis dann. Bis dann, tschüss.