Der Finanzpodcast für Anfänger
Speaker 2: How I Met My Mummy. Der Finanzpsychologie-Podcast, damit du dich und dein Geld besser kennenlernst. Mit Ingo Schröder und Lena Kronenberger. Endlich geht es weiter.
Speaker 1: hier Lena, wenn du jetzt einfach nur den Immobilienmarkt schon anguckst, in München und Berlin, da geht das Erben ja schon im Kleinen natürlich los. Also ist jetzt die Frage, vor 30 Jahren konnte sich ein Arzt, der in der Regel nicht die Ärztin geheiratet hatte vor 30, 40 Jahren, sondern die Krankenschwester, konnte sich in der Innenstadt in München mit dem Einkommen eine Wohnung leisten, konnte die kaufen. Heute ist der Arzt wahrscheinlich immer noch ein Leistungsträger, hat meistens die Ärztin noch geheiratet und die können sich zusammen aber keine Wohnung oft in München oder... Berlin leisten, obwohl sie in Nachtschichten sehr viel arbeiten. Und dann gibt es aber Menschen, die 30, 40 Immobilien oder sogar mehr als 300, gibt es auch viele, erben und müssen im Prinzip nichts dafür leisten. Und dann würde ich dich fragen, wie gerecht findest du das, dass wir diese 300, 400 Wohnungen nicht besteuern, von der Erbschaftssteuer ausnehmen? Denen, der 30, 40 Wohnungen erbt, den besteuern wir ein bisschen mehr sogar. Aber du oder die Ärzte und die Ärzte können mit ihrem Einkommen gar nichts mehr machen, weil Deutschland im Prinzip verteilt ist. Und dann würde ich dich fragen, hättest du, Lena, könntest du da mit Steuern zumindest ein bisschen korrigieren? Also es geht ja sowieso bei Steuern. In der Regel sind die Steuersätze ja nicht so, dass man was wegbesteuert, sondern ein Stück weit Ausgleich schafft. Oder würdest du den Arzt noch mehr besteuern auf sein Arbeitseinkommen? Das wäre jetzt die Alternative.
Speaker 2: Also ich glaube, Erschaffsteuer ist nochmal ein sehr spezielles Thema an der Stelle. Da kann ich es auch noch sehr gut nachvollziehen. Ich muss sagen, am Anfang der Podcast-Folge haben wir mich auch mal oder der Podcast-Serie haben wir mich auch mal Kapitalistenschwein ganz spaßig genannt. Ich nenne dich immer noch gerne so. Also ich kann dem grundsätzlich schon was abgewinnen, ich sagen, gerade bei der Erftschutzsteuer, gerade auch in gewissen Höhen, die da sind. Ich muss aber auch sagen, dass mir tatsächlich der psychologische Teil auch häufig in dieser Diskussion zu kurz kommt. Denn ich nehme mich jetzt mal als nicht der Vererbte, sondern als Unternehmer, der auch viele Steuern zahlt. Und ich habe dementsprechend auch Verantwortung für viele Angestellte. ein großes Risiko, nicht nur für mich, sondern für viele andere auch, womit ich auch selbst umgehen muss. Ist das jetzt anders als ein angestellter Arzt, der, wie du es gerade gesagt hast, eine OP hat, wo auch ein Menschenleben abhängt oder anders auch eine Pflegerin mit essenziellen Berufen? Auch das ist viel, Verantwortung. Ich finde es sehr schwierig. psychologische und emotionale Empfindungen und Projektion in eine Summe zu packen. Deswegen ich mich, wenn wir das jetzt mal zurück und ich also ich sage das deswegen, weil daraus entsteht ja diese Debatte häufig ja und diese Ungleichheit und die Frage ist ja, wie können wir das den Leuten mitgeben heute auch in der Podcast Folge, dass sie vielleicht nicht mehr diese Abwehrhaltung haben und ich habe manchmal das Gefühl, dass diese Gerechtigkeitsdebatte zu einer für manche noch größeren Abwehrhaltung führt, weil die persönlichen Empfindungen der Leute, von beiden Seiten wird es ja nicht richtig berücksichtigt, weil der Graben immer tiefer wird an der Stelle. Und ich glaube, das ist ja bei Anlegen und bei Geld häufig so, dass diese Psychologie mir noch zu kurz kommt. Und ich spüre es auch in mir selbst. dass ich mich da nicht emotional richtig abgeholt fühle, bevor ich überhaupt die Umverteilungsdiskussion starte, ob ich mehr oder weniger Steuern zahle. Ist das nachvollziehbar?
Speaker 1: Nicht ganz, weil ich jetzt nicht, ich weiß es nicht, ob du... Nee, nicht ganz, also du meinst jetzt, dass wir diese psychologischen und was in den Menschen vorgeht, mehr in die Debatte mit einbeziehen müssen?
Speaker 2: Ja, genau. Also dass die Projektion auf das Geld, Leute haben und dass ich dann davon was abgebe oder mehr Steuern zahle, dass das aus meiner Sicht nicht adäquat mit berücksichtigt werden Vielleicht können wir ganz konkret mal mit dir reden. Du hast ja auch gesagt, du bist Unternehmer, du hast Verantwortung. Vielleicht bleiben wir mal bei dir. Es geht ja auch darum, dass du wahnsinnig viel Steuern zahlst, aber auch sagst, du tust ja schon was Gutes für die Gesellschaft. Fühlst du
Speaker 1: das etwas was du
Speaker 2: Ja, also durchaus. Und auch da ist der Steuerungerechtigkeit. Ich mache mal ganz konkret, ich glaube, wir wählen hier alle keine AfD. Wenn ich mir vorstelle, dass ich eine Kackpension von so einem AfDler zahle, auch wenn es das demokratische System ist, da geht mir die Hust noch hoch. Andersrum zahle ich gerne und würde gerne mehr Steuern dafür zahlen, wenn es dafür verwendet werden würde. Wenn Bereiche, unterstützt gehören, wie Pflege zum Beispiel, ich war damals auch bei der Caritas und weiß, wie es da läuft, also aus eigener Erfahrung, mal ganz konkret bei mir zu bleiben, würde ich mich freuen, wenn da subventioniert werden würde mit Steuergeldern. das ist bei so einer Umverteilung und ich meine mich daran zu erinnern, dass wir es damals schon bei der Erbschaftsteuer-Thematik auch hatten, dieses Thema der Machtlosigkeit, wohin es umverteilt wird. Obwohl ich ja selbst auch hohe Risiken trage, jetzt ich nur für mich an der Stelle, das ist etwas, was zu der Abwehrhaltung führt überhaupt in die Debatte einzusteigen, dass ich mich damit anfreunden kann, zu verteilen oder noch mehr zu bezahlen.
Speaker 1: Also ich würde sagen, bei Steuern ist es nun mal so, dass sie nicht zweckgebunden ausgegeben werden, sondern dass wir da
Speaker 2: ist ein wichtiger Punkt, das müssen wir dann auch nochmal klarstellen, glaube ich an der Stelle. Das ist ja auch für mein Verständnis und vielleicht auch für andere da draußen wichtig, dass wir das nochmal klarstellen.
Speaker 1: Bei der GZ, die ich auch zahlen muss, da weiß ich, die geht in den Rundfunk. Bei den Steuern muss ich eben aushalten, dass die in den Topf gehen und die Politiker, die ich und meine Mitbürgerinnen bei der Wahl wählen, also wir geben unser Mandat dafür ab, dass die repräsentativ für uns entscheiden können, was dann mit dem Geld passiert. Aber ich gebe dir Recht und das ist vielleicht auch Stück weit unserem System also heute geschuldet, dass der Unternehmer nicht nur entscheiden will, wohin er investiert, sondern auch noch und viele andere natürlich, ist nicht nur Unternehmer. am besten am liebsten sehen wollen, was mit ihren Steuergeldern passiert. Und es gibt diese Zweckbindung nicht, aber man könnte zum Beispiel bei der Erbschaftssteuer schon auch darüber nachdenken. Also das kann man nicht verknüpfen, das ist rechtlich nicht möglich. Also keine Steuerannahme kann verpflichtend an eine Ausgabe geknüpft werden, aber könnte man beispielsweise sagen, es gibt ja die Diskussion ein Grunderbe. Also dass jeder Mensch mit 20, 18, 30, was auch immer, 20.000 Euro sind so in der Diskussion erbt. vom Staat und die finanzieren wir aus den Einnahmen von einer gerechteren, höheren Erbschaftssteuer. Das kostet so ungefähr 14 Milliarden Euro im Jahr, ist relativ viel, gibt auch berechtigte Einwände dagegen. Aber das wäre so, wir machen einen Fonds, das Geld fließt von den älteren natürlich Vermögenden in die jüngere Generation, macht auch was mit dem Genie-Koeffizienten, also macht tatsächlich auch was mit der Ungleichheit, die würde abnehmen. Das ist eine relativ effiziente Maßnahme. Und dann könnte man so eine Reform der Erbschaftssteuer damit rechtfertigen, dass man gleichzeitig das auch noch einführt. Also da habe ich das Gefühl, dass vielen Menschen und auch gerade Liberalen damit so bisschen der Zugang zumindest zu einer Umverteilungsdebatte aufgeht. da sprechen sich dann relativ viele irgendwie aus und finden das dann gar nicht so schlecht. Aber grundsätzlich würde ich sagen, wir einfach, können wir uns ja alle mehr einbringen und den Staat auch mehr prüfen und gucken, wo geht denn unser Geld hin und dann stellen wir, würde ich sagen, ich habe mich ja viel damit beschäftigt, schnell fest, naja, ich habe auch selber großen Konzernen gearbeitet. Ich weiß auch, dass große Konzerne in der Privatwirtschaft sehr viel Geld verschwenden, sehr ineffizient sein können und dass ein Staat, der fast eine Billion Euro für 80 Millionen Menschen ausgibt, natürlich Ineffizienzen hat und natürlich auch irgendwo Geld verschwendet. Wäre ja komisch, wäre nicht. Aber wir hatten jetzt vier Jahre fast vier Jahre die FDP, auch in der Regierung, also eine Partei, die gesagt hat, wir können einsparen und so richtig ist aber nichts aufgetaucht. Also wir können nicht in der Breite, also wenn wir dem Bürgergeld empfängern oder das Geld kürzen, also so ohne wirkliche Verwerfung sind nicht große Einsparungen im Haushalt möglich. Das haben wir jetzt gesehen. Da war eine Partei, die hat das versucht und auch nichts Nennenswertes gefunden. Also diese kleinen Verschwendungen und hier mal eine Milliarde und da mal eine Milliarde, das ist sicherlich möglich. Aber wir haben so große gemeinschaftliche Aufgaben vor uns, Transformation. Es ist einfach sehr unwahrscheinlich, dass wir in den nächsten Jahren nennenswert in der Gesamtzahl Steuern senken können. Also das halte ich für unrealistisch. Und ich würde sagen, wir müssen gucken, dass wir die an anderen Stellen hier und da besser einsammeln. Vielleicht brauchen wir insgesamt nicht viel mehr, aber es spricht gerade bei den anstehenden Aufgaben, der immer hohen Infrastruktur, bei den wir haben einen unglaublichen demografischen Wandel. Ältere, die nicht arbeiten, also es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir in naher Zukunft massiv irgendwie Steuern senken können. Deswegen würde ich sagen, muss die Diskussion eher darum gehen, sich mehr damit zu beschäftigen und dann vielleicht festzustellen, naja, man kann hier und da was einsparen. Aber wenn wir noch ungefähr den Laden so zusammenhalten wollen, ist nicht viel Spielraum, also nicht viel für...
Speaker 2: gestuckt werden. Da gibt es jetzt keine Diskussion drüber. Ich finde es ganz interessant, jetzt wie die Diskussion gelaufen ist bei uns im Podcast, weil das ja ein bisschen auch diese zwei Lager sind, die wir am Anfang besprochen haben, oder? ist ja so bisschen... Lass uns doch mal nochmals zurück zu unserem kleinen Stammtisch gehen oder vielleicht in die Talkshows und mal so ein paar Sätze raushauen, die man gerne hört und wo du Julia vermutlich sagst, nee, das ist ein Mythos, da habe ich was zu sagen. Ja, starten wir mit Satz Nummer eins, den ich oft gehört habe. Deutschland ist ein Hochsteuerland.
Speaker 1: Da würde ich sagen, ja, für Arbeitseinkommen sind wir insgesamt im internationalen Vergleich für mittlere Arbeitseinkommen hochsteuer- bzw. hochbeitragsland. Eigentlich die Sozialbeiträge sind da das, was einen Großteil ausmacht. Wenn wir jetzt nur die Vermögen angucken, dann sind wir Niedrigsteuerland. Also wir haben in Deutschland keine Nettovermögensteuer mehr seit 1997. Wir haben eine Erbschaftssteuer, die gerade die großen Vermögen ausnimmt. Und wir haben so eine Vermögensteuer der Mitte und der Mieter. Die haben wir. Das ist die Grundsteuer. Also die Zahlen, die Mitte ungefähr belastet das und die Mieter und Mieterinnen und diese im internationalen Vergleich aber recht niedrig. Und deswegen haben wir besonders niedrige Vermögensteuereinkommen, aber wir steuern Arbeits relativ hoch. Und wenn wir uns jetzt aber den Gesamtcut angucken, wie viel Steuern und Beiträge in Deutschland eben eingenommen werden, dann ist Deutschland da allenfalls so im oberen Mittelfeld. Also Dänemark, ganzen skandinavischen Länder, die haben höhere Steuer- und Abgabenlasten insgesamt. Und besonders auffällig würde man jetzt sagen, dass Länder, die wir sagen, da wollen wir jetzt nicht unbedingt unseren Lebensabend verbringen, weil da gibt es kein gutes Gesundheitssystem, Korruption sehr hoch, sind sehr arme Länder und die haben niedrige Steuerquoten. Also die reichsten Länder haben eher höhere Steuer- und Abgabenquoten.
Speaker 2: Das ist ja ein gutes Stichwort. Andere Länder, außer wir. Steueroasen liegen nur im Ausland, so aka Dubai.
Speaker 1: Also wenn wir jetzt die Unternehmenssteuern angucken, weil das ist ja dann für Unternehmen vor allen Dingen wichtig, dann liegen wir bei den Unternehmenssteuer-Sätzen, die in Deutschland anfallen, sind wir eher in dem oberen Bereich. Aber innerhalb von Deutschland gibt es auch die eine oder andere Steueroase, weil Unternehmen zahlen zum einen Körperschaftssteuer, zahlen alle gleich, 15 Prozent, und dann gibt es noch die Gewerbesteuer. Und die dürfen die Gemeinden festlegen. Und da gibt es auch die eine oder andere Gemeinde, die die Unternehmen mit besonders niedrigen Steuersätzen lockt. Hier Schönefeld, gerade in der Nähe von Berlin. Da zahlen Unternehmen dann insgesamt nur 23 Prozent und ungefähr so acht, neun Prozent weniger Steuern. Ingo, umziehen. Genau. Du musst es gar nicht umziehen, Ingo. Wenn du es wie einige andere machen willst, dann hilft dir der Briefkasten. Das kann aber jetzt der Handwerker und der Bäcker in der Regel nicht machen, sondern das können nur Besondere Unternehmen und größere Unternehmen vor allen Dingen machen den Briefkasten dann in so eine Niedrigsteuergemeinde hängen und sozusagen so tun, als würde man dort die Leistung abbringen. Deswegen, es gibt auch in Deutschland Steueroasen.
Speaker 2: Lass uns mal den Satz prüfen, Menschen mit wenig Geld zahlen keine Steuern.
Speaker 1: Also es gibt wirklich eigentlich ja fast niemanden in Deutschland, der keine Steuern zahlt. Arme Menschen, wir denken ja oft so an die Einkommenssteuern. Und wer wenig Einkommen in Deutschland hat, zahlt tatsächlich auch wenig Einkommenssteuern und niedrige oder keine Einkommenssteuern. Teilweise aber doch Beiträge, Sozialbeiträge fallen da relativ ins Gewicht. Aber vor allem geben Menschen, die wenig Einkommen haben, eben der Regel alles aus, weil sie müssen alles ausgeben. Und beim Ausgeben fallen auf den Konsum, Mehrwertsteuer, regressives Steuern. Es niemand an der Kasse gefragt, wie viel er verdient, für alle das Gleiche. Deshalb sind die Verbrauchssteuern, die Energiesteuern, Mehrwertsteuer belasten vor allem die unteren Haushalte stark. Deswegen ist unser Steuersystem grundsätzlich progressiv, belastet also je höher das Einkommen, fällt ein höherer Steuersatz an. Aber das nimmt dann oben in der Spitze wieder ab. Wir haben also gerade auch Menschen, die nur Transferleistungen beziehen, zahlen Steuern beim Einkauf. Und deswegen stimmt das nicht so richtig.
Speaker 2: Und zum Thema gerecht, das Steuersystem ist geschlechtsneutral.
Speaker 1: Da würde ich sagen, auch ein Mythos. Es gibt keinen Paragrafen im Steuergesetz, der sagt, Männer machen das, Frauen müssen das machen, der wirklich an das Geschlecht anknüpft und da Unterschiede macht. Das gibt es nicht. Es gibt lediglich im Formular bei der Einkommenssteuererklärung, da steht der Ehemann immer noch oben. Das schafft die Finanzverwaltung nicht umzudrehen. Also der Ehemann ist immer noch die erste Person. Das hat aber in der Regel keine Auswirkungen auf das, was man am Ende zahlt oder in der Tasche hat. Also das ist nur eine Formalie. Aber indirekt... Ja, aber wir riechen auf, Juli. Oder? Naja, nee. Ich würde mich eher an den echten materiellen Ungleichheiten und da würde ich sagen, also das spricht einfach nur dafür, dass wir bei der Digitalisierung der Finanzverwaltung dringend dran müssen, weil das ist einfach nur ein Ergebnis. Das würden die ändern, aber es aufwendig zu teuer. Ja, für die Digitalisierung, würde ich sagen, müssen wir zumindest da mehr reinstecken.
Speaker 2: Julia, ich sehe das schon. Das ist am liebsten ändern. Das wäre das erste. Dann brauchen wir mehr Steuern.
Speaker 1: Aber ich würde dann eher an die indirekten Benachteiligungen gehen, die sich eben aus den Regeln ergeben. jetzt haben wir gerade diskutieren viel über das Ehegattensplitting. Also so, wie wir Menschen in Ehe in Deutschland besteuern, das ist ein sag ich mal, rückwärtsgewandteres Modell, kommt aus einer anderen Zeit und führt eben dazu, dass Arbeitsanreize stärker für die Personen in der Ehe gesetzt werden, die ohnehin schon mehr verdient. Und das ist der Mann. Und wir haben in Deutschland eine relativ hohe Frauenerwerbsquote im internationalen Vergleich, aber eine besonders hohe Teilzeitquote. Also die Frauen arbeiten in Deutschland zu viel Teilzeit. Und das Ehegarten-Splitting-Krieg noch dazu bei, dass das so anreizegesetzt werden, dass das so bleibt. Also das gehört abgeschafft, würde ich sagen. Und dann aber noch haben wir auch, wir besteuern vor allem sehr hohe Vermögenseinkommen. Niedriger als Arbeit. Also vor allem sehr hohe Vermögenseinkommen. Und Wenn wir uns die Verteilung von Vermögen angucken, gerade bei den Milliardenvermögen in Deutschland, da konnte ich neulich eine Studie machen für Oxfam und habe also mit dem Herrn vom Manager-Magazin mir die 250 Milliarden Vermögen in Deutschland angeguckt, haben wir die Gesellschafterlisten ausgewertet und haben uns angeguckt, wem gehören denn die Vermögen, männlich, weiblich, und sehen dann, dass die deutschen Milliardenvermögen nur zu 29 Prozent in weiblichen Händen sind und die hohen Vermögenseinkommen daraus Die werden teilweise niedriger besteuert. Da leistet das Steuersystem die fehlende Milliardärssteuer, die fehlende superreichen Steuer ist auch ein Geschenk, vor allem für die Männer in Deutschland. Da muss geschlechtergerechte Steuerpolitik auch ansetzen bei den Vermögenseinkommen und nicht nur beim Ehegattensplitting, aber eben da auch eher Reformbedarf.
Speaker 2: Okay, letzter Mythos, den wir überprüfen mit dir, lautet der Staat kann mit Steuergeld nicht umgehen. Haben wir auch immer wieder gestriffen in dieser Folge?
Speaker 1: Genau, ist das im Prinzip ein, ich würde sagen, ein sehr wichtiger Mythos oder der tut seine Wirkung. Ich glaube, wenn man mit Menschen an der Basis, die sich jetzt gar nicht viel mit dem Steuerrecht beschäftigen, dann verfängt das schon sehr gut. Also wofür überhaupt, wenn der Staat nicht damit umgehen kann. Und da gibt es ja Verbände, die sich den ganzen Tag damit beschäftigen und rausfinden wollen, wo verschwendet der Staat. und natürlich verschwendet ein Staat, der so viel Geld ausgibt, so viele Menschen auch irgendwo steuern, aber auch wenn wir diese diese Fundstücke, sage ich jetzt mal, alle aufaddieren, kommen wir eben nicht zu nennenswerten Einsparungen. Also der Staat verschwendet Geld und wir gibt auch internationale Vergleiche, die sagen, die Arbeit in der deutschen Staat im Vergleich mit anderen Staaten, da kommen jetzt die zum Ergebnis, also da ist es nicht besonders effizient, aber die deutsche Privatwirtschaft ist es eben auch nicht und deshalb Das ist so bisschen das Spannungsfeld und ich würde sagen, wir beide Seiten, also wir haben ja nur zwei Möglichkeiten, entweder die Privatwirtschaft macht die Investition oder der Staat, in der kann ich mit Steuergeld umstehen und ich würde sagen, es hat noch keiner so einen richtigen Beweis für das eine oder das andere abgerafft. würde sagen, so langweilig wie die Antwort ist, der richtige Weg liegt irgendwo in der Mitte. Beide verschwenden Mittel, beide verschwenden Ressourcen, beide haben Inneffizienzen. Wir können auf beiden Seiten effizienter und besser werden. Und oft Investitionen von beiden Seiten sind gebraucht und wichtig.
Speaker 2: was ich richtig gut finde. Auch Ingo, du bist jetzt gerade so cool nach hinten gelehnt und so, die Entspannung kommt vielleicht wieder, aber ich muss sagen, hier sind die Emotionen schon hochgekocht in dieser Folge und das beim Thema Steuern freut mich persönlich, dass wir da so viel Gefühl zeigen konnten. Julia, was ist denn ein Mythos, der dich richtig auf die Palme bringt?
Speaker 1: Hmmmm auf die Palme bringt mich eigentlich nichts mehr. Aber ich würde sagen, der so hartnäckigsten, vielleicht, Mythen ist, was auch sehr gut verfängt bei Menschen, wenn wir jetzt eine Vermögenssteuer in Deutschland einführen, dann steigen die Vermögen ins Flugzeug und sind weg. Also die Steuerflucht sozusagen. Und das haben wir uns in einer breiteren Studie angeguckt im letzten Jahr und haben noch mal die deutsche Wegzugssteuer, also wir sind in Deutschland nicht erpressbar, wir können jetzt nicht, wir müssen nicht nur Arbeit besteuern, weil Vermögen sozusagen ins Flugzeug steigt und wegfliegt und finden dann, dass wir in Deutschland unsere Wegzugssteuer, also unser Schutz gegen Steuerflucht sehr gut funktioniert. vor 1972 hatten wir die Steuern auch nicht, da gab es ein paar sehr prominente Fälle. Herr Kühne, also der Vater vom heutigen Also Milliardenerbe, Herrn Kühne ist in die Schweiz geflohen vor der Steuer und dann wurde diese Wegzugssteuer eingeführt und die funktioniert auch sehr gut. Und deshalb würde ich sagen, allein Steuerflucht von Vermögen ist Innerhalb Deutschland geht das und die ... Genau, und dann bleiben sie auch in Deutschland. Natürlich kann man auch Investitionen ins Ausland verlagern. Natürlich sind wir in einem gesamten System, ein Stück weit eingebettet, aber allein, dass jemand ins Flugzeug steigt und sein Vermögen
Speaker 2: Briefkästen, aber nicht ins Ausland.
Speaker 1: Mitnehmen zu einfach geht das nicht. das ist ja auch richtig. Also wer hier in Deutschland mit den Mitteln, den Ressourcen, mit der Infrastruktur, mit den Mitarbeitern, die hier die Bildung in Anspruch genommen haben, Vermögen aufbaut, muss das hier besteuern und kann nicht einfach unbesteuertes Vermögen mit ins Ausland nehmen. Da ist Deutschland gut geschützt. Und mit der Wegzugsteuer, Entstrickungsbesteuerung. Und deshalb würde ich sagen, das ist noch aber ein sehr, sehr wichtiges Argument. Ein sehr wichtiger Mythos der Politik weiß, dass es eine Wegzugssteuer gibt, bei den Menschen auf der Straße ist schon die Steuerflucht eines der beliebtesten Themen.
Speaker 2: Ich habe was Neues gelernt, Ingo. Wie sieht es bei dir Ja, definitiv auch. Nein, das bereichert ja auf jeden Fall die Sichtweise. Ich bin auch immer sehr dankbar für auch damals schon so in den Kapitalismus-Folgen so und habe auf jeden Fall für mich auch was mitgenommen an der Stelle. ja, freue mich auch auf die Meinung von euch da draußen. Das heißt, wenn ihr diese Folge hört, schreibt uns gerne mal bei Instagram dazu. Welcher Seite steht ihr? Genau. Ich glaube, es gibt halt nicht richtig oder falsch. Ich glaube, es gibt schon viele innen drin, also so zwischendrin. Nicht links und nicht rechts, nicht schwarz und nicht weiß. Aber ich glaube, da ist die Bandbreite dann doch sehr hoch und daher interessiert uns eure Meinung da draußen auch und wie ihr das Ganze so seht. Julia, ganz zum Abschluss. Wenn du morgen was umsetzen könntest, was sich steuertechnisch komplett verändert, was wäre das? Was würdest du anpacken?
Speaker 1: Ich würde nichts komplett ändern. würde sagen, unser Steuersystem ist gut, so wie es ist. Es muss an einigen Stellen ordentlich nachgebessert werden. Und ich würde anfangen mit einer effizienten Erbschaftssteuer, die gerade die großen Milliardenvermögen nicht einfach ausnimmt. Wir haben gerade sehr große Ausnahmen dafür und die würde ich streichen und sagen, wer große Milliardenvermögen, auch Unternehmensvermögen erbt, kann die Steuer zahlen, gestundet über 10, 20 Jahre. Aber es braucht keine Steuererlasse, so wie wir sie jetzt aktuell haben.
Speaker 2: Das war Julia, hier eine Referentin vom Netzwerk Steuergerechtigkeit. Danke, dass du da warst, Julia. Vielen Dank. Ciao. Tschüss. Tschüss. Danke, dass du zugelassen hast. Wenn dir diese Folge gefallen hat, schick sie doch einer Freundin oder einem Freund, kommentiere und bewerte diesen Podcast. All das würde uns wahnsinnig freuen. Schau auch bei Maywerk Finanzpartner vorbei, unserem Podcast-Partner.
Speaker 1: Danke! ... Tiere.
Speaker 2: und schalte unbedingt nächste Woche wieder ein. Amani Monday. Bis dahin.