How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

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Speaker 2: How I my money. Warum haben eigentlich manche Menschen so viel und andere so wenig? Und was hat das mit dem, sagen wir mal eher unbeliebten Wort, Steuern zu tun? Inwiefern Steuern ein Spiegel unserer Gesellschaft sind, darüber reden wir jetzt mit Julia Jiermann. Julia ist Referentin für Steuerrecht und Steuerpolitik beim Netzwerk Steuergerechtigkeit und Autorin des Buchs Black Box Steuerpolitik. Hallo Julia, schön, dass du da bist.

Speaker 1: Hallo, danke für die Einladung.

Speaker 2: Steuern ist ja ein spannendes Thema und ich kenne fast niemanden, der sagt, ich zahle gerne Steuern, nichtsdestotrotz wollen alle, dass es Deutschland funktioniert und mehr denn je, gerade wo jetzt auch noch mehr Geld hinzukommt. Warum haben wir eigentlich manchmal so psychologisch das Gefühl, dass der Staat mehr nimmt, anstatt er zurückgibt?

Speaker 1: Ich finde es mal gut, du sagst, ist ein spannendes Thema. Das würden ja die meisten auch schon nicht mal sagen. Ich würde jetzt erstmal, wenn man so ganz weit auswählt, ich sagen, wir leben in einem system, in einem kapitalistischen System, wo es darum geht, den meisten Menschen möglichst viel Einkommen, Vermögen zu haben, zu konsumieren. Und zumindest den, die jetzt nicht besonders viel wollen, die wollen vielleicht möglichst wenig arbeiten. Und in dem Fall ist es ja schon mal schlecht, wenn mir jemand was wegnimmt. Und ich glaube, du sprichst da schon einen wichtigen Punkt an. bekommen aber im Gebenzug relativ viel dafür und das sehen wir. Also wir wollen auch Dinge, die der Staat uns zur Verfügung stellt. Bildung, Schulen, Straßen, Justiz. Wir wollen, dass unser Eigentum geschützt wird von der Polizei. Also wir wollen ein Rechtssystem. Wir wollen eine ganze Menge. Und ich glaube, das sehen wir relativ wenig jetzt im Gesamtbild und wir kennen Studien. wo der Staat mehr investiert, weniger rechtspopulistisch gewählt, sind die Menschen zufriedener mit der Demokratie. Also es ist eigentlich ganz eindeutig, dass die Menschen wollen, dass der Staat gut für uns sorgt. Und ich glaube, das sehen wir zu wenig im Ganzen. Und heute habe ich gerade wieder gesehen, Finnland ist das wieder zum achten oder zehnten Mal die glücklichste Nation auf der Welt. Und zufällig haben die Finnen auch die höchste Staatsquote. Also dort gibt der Staat am meisten Geld gemessen am Bruttoinlandsprodukt für seine Bürger und Bürgerinnen aus. so kann man das eigentlich ganz gut zusammenfassen.

Speaker 2: Die meisten Bürgerinnen. Also zahlt man im Film dann auch unglaublich viel Steuern.

Speaker 1: Naja, also der Staat hat ja mehrere Möglichkeiten, Geld auszugeben. Also er kann Steuern von seinen Bürgern einnehmen und er kann Kredite ausnehmen. Das zusammen ergibt dann so ungefähr die Staatsquote. Und der finnische Staat nimmt also auch relativ viel Geld von seinen Bürgern im Vergleich ein. Und aber man darf ja nicht immer das so sehen, dass der Staat das einnimmt und dann verpufft das, sondern das wird ja teilweise umverteilt. Also geht er zurück an die Bürger in Form von Renten, in Form von Sozialleistungen, genau, in Form von Investitionen. Und das der Staat halt in Finnland noch mehr als in Deutschland.

Speaker 2: Aber woher kommt das jetzt, dass man trotzdem denkt, eigentlich kommt nicht so viel zurück, wie ich reingebe. Also ich hab nicht so viel davon, dass jetzt Steuern gezahlt werden.

Speaker 1: Ich würde sagen, da gibt es viele Interessen oder große Lobbyorganisationen, die uns natürlich viel das Gegenteil sagen. Du zahlst zu viel Steuern, der Staat kann nicht mit Geld umgehen. Man muss sich natürlich vorstellen, dass Vermögen ein anderes Staatsverständnis haben und ihre Lobbyorganisation dafür auch gut bezahlen, dass sie uns den ganzen Tag auf Social Media, in Zeitungen natürlich mit der Meinung konfrontieren, dass der Staat das nicht so gut kann, dass wir möglichst weniger Steuern zahlen müssen, weniger umverteilen. Da steckt ja auch viel Ideologie drin. in dem Ganzen. Und wie gesagt, dann kommt natürlich die persönliche Ebene noch dazu, dass wir natürlich alle jetzt nicht so begeistert sind, persönlich was abgeben zu müssen, weil wir auch immer denken, wir wissen, was der Nachbar abgibt.

Speaker 2: Das klingt aber fast zu einer Verschwörungstheorie. Da gibt es also vermögende Menschen in Deutschland, sagst du, und die beauftragen Lobbyisten, dass sie uns davon überzeugen, dass der Staat nichts für uns tut.

Speaker 1: Naja, also Lobbyismus gibt es in allen Ländern und das ist ja an sich jetzt auch erstmal nichts Schlimmes, dass Lobbyorganisationen Interessen bündeln und bei der Politik vorbringen. Die Politik hat Interessen auszuhandeln und Lobbyisten tragen von ihren Menschen, die sie vertreten, die Interessen vor. Und jetzt ist es aber nochmal so in dem System, dass sehr viel Geld natürlich dort ist, wo es eben ist und deswegen kann ich natürlich Lobbyisten da auch besser bezahlen und mehr dahinschicken. Also wenn wir jetzt mal beim Netzwerk Steuergerechtigkeit... David gegen Goyard aufmachen. Wir haben ein kleines Budget von 200.000, 300.000 Euro im Jahr. Und dann gibt es die Familienunternehmerverbände, die haben natürlich Millionen Budgets für ihre Lobbyarbeit. Also die können mehrere Lobbyisten in den Bundestag schicken, für ihre Interessen zu werben und zu sagen, wenn wir das machen, dann passiert das. Und natürlich auch mehr Medienarbeit leisten. Also das ist jetzt weniger Verschwörung. Ich glaube, das ist im System einfach so drin.

Speaker 2: Ich nicht mehr kurz die Logik verstehen, warum vielleicht auch diese Neiddebatte der Sachen ein bisschen näher zu kommen, die man ja auch häufig immer miterlebt, so du zahlst viel, du zahlst wenig, steuern das was du gerade meinest, man weiß ja nicht was der Nachbar zahlt. Warum sollten reiche Leute mir Weiß machen durch die Lobbyarbeit, dass das nicht gerecht verteilt wird? Was steckt da so dahinter?

Speaker 1: Du meinst jetzt, dass das nicht gerecht verteilt ist, dass wir zu viel des Hochsteuerlands sind, dass wir zu viele Steuern zahlen. Es stecken ja da sozusagen wie so zwei Bilder drin. Also die konservative Seite wünscht sich einen schlanken Staat, der möglichst auf die Eigenverantwortung seiner Bürger setzt, möglichst soll jeder für sich selber kämpfen und der Staat soll sich weit möglich raushalten und auch über die Steuern weniger umverteilen. Und die progressive Seite steht dem entgegen und sagt, wir müssen aber mehr für die Allgemeinheit sorgen, mehr absichern. Und wir müssen, und das ist ja eine Aufgabe von Steuern, also die Dinge, die der Kapitalismus nicht leisten kann, zum Beispiel Straßen baut er nicht genug und Schulen auch nicht, und der verteilt nicht genug ⁓ Und das ist auch eine Aufgabe von Steuern, und die will die progressive Seite natürlich ein bisschen stärker sehen, also mehr Umverteilung. Die Ungleichheiten, die produziert werden, sind ja sehr groß, und eine Aufgabe von Steuern ist eben da auch ein Stück weit nach dem sogenannten Leistungsfähigkeitsprinzip umzusteuern.

Speaker 2: Okay, verstehe. Und dadurch ist es so, dass quasi die Konservativen, die auf Eigenverantwortlichkeit setzen, mir Weis machen, dass es nicht richtig benutzt wird und dadurch macht es keinen Sinn mehr, zu verteilen. Das ist die Logik dahinter.

Speaker 1: Genau, steht die Geschichte dahinter, der Staat kann nicht mit Geld umgehen, der Staat investiert nicht gut, der Staat macht das schlechter als die Privatwirtschaft und das müssen wir alles dem Markt überlassen und der Markt regelt das schon. Also das ist ja vor allen Dingen auch eine Geschichte, die wir uns die letzten 30 Jahre nicht nur in Deutschland erzählt haben, das ging unter Reagan in den 80ern in den USA los, dass man gesagt hat, wir geben das Vermögen den großen Konzernen, den Vermögenden stärker, wir steuern runter, also die sind nicht nur in Deutschland massiv für die obersten sage ich es mal 0,1 % gesunken, sondern in vielen anderen westlichen Demokratien. Und da steht die Erzählung eben dahinter. Das trickelt dann runter, der trickledown-Effekt. Die Konzerne und die Vermögende, machen die Investitionen, die wir brauchen. Die schützen möglicherweise auch die Umwelt so, wie wir es brauchen. Also der Markt regelt das alles. Heute wissen wir jetzt 30 Jahre später natürlich besser, dass der Markt das eben nicht alles regelt, dass wir... vielleicht in Deutschland beispielsweise weniger Menschen ausbeuten oder weniger absolute Armut haben, aber eben die Umwelt massiv ausgebeutet haben. Also dass das nicht eben alles der Markt regelt. das ist so bisschen die Geschichte, die dahinter steht, wenn man es ganz einfach machen will.

Speaker 2: Kannst uns das noch bisschen konkreter oder näher bringen, Julia? Also welche Ungerechtigkeiten siehst du auch, wenn man jetzt historisch guckt, was hat sich denn jetzt, sagen wir, in den letzten zehn Jahren verschlechtert in Deutschland?

Speaker 1: Na, wie gesagt, ich würde sogar noch ein bisschen weiter zurückgehen. In den letzten zehn Jahren ist im Steuersystem nicht allzu viel passiert, aber wir hatten in den 90ern dann, in Deutschland kamen diese Steuersatzsenkungen für die absolute Spitze und für die Unternehmen vor allem später als in anderen Ländern, weil die Wiedervereinigung erstmal so bisschen finanziert werden musste. Aber dann so in den 90ern, Anfang 2000 dann, wurden die Unternehmenssteuersätze massiv gesenkt, also halbiert. Und das sind eben am Ende die Steuersätze von Vermögenden im Einkommenssteuersystem. und Herr Spitzensteuertarif bei der Einkommensteuer wurde entlastet, Vermögensteuer wurde abgeschafft. Wir massive Ausnahmen bei der Erbschaftssteuer für die ganz großen Vermögen. Und diese Entwicklung hat vor allem in letzten 30 Jahren stattgefunden. Wir hatten in den 90ern, Anfang der 90er, deutlich höhere Unternehmenssteuersätze. hatten eine Vermögensteuer, wir hatten höhere Spitzensteuersätze, wir hatten eine gerechtere Erbschaftssteuer. Das ist schon in den letzten 20, 30 Jahren ungerechter geworden.

Speaker 2: ungerechter, weil man auch genau auf der anderen Seite gesehen hat, dass es dadurch anderen Menschen schlechter geht. Also man kann ja sagen, manche haben davon profitiert und alles andere ist gleich geblieben, du sagst, da gibt es ja total den Zusammenhang.

Speaker 1: Also wir haben in Deutschland die höchste Vermögensungleichheit in der Eurozone und auch im Vergleich der OECD. Und in den 70er Jahren hatte die untere, also wir haben heute die Situation, dass das reichste Prozent über 35 Prozent des Gesamtnettovermögens hat. Also das reichste Prozent mehr als 35 Prozent. Und wir haben demgegenüber aber eine vermögenslose Hälfte, die im Prinzip ungefähr zwei Prozent hat. Also die 40 Millionen Menschen haben ungefähr zwei Prozent vom Gesamtnettovermögen. haben also außer ihren Rentenansprüchen im Prinzip nichts vom Wohlstand und in den 70er Jahren hatten sie noch doppelt so viel. Also die Schere ist da auf jeden Fall auseinandergegangen und ganz genau wie viel die Superreichen haben, wissen wir in Deutschland gar nicht, weil wir Vermögen seit der Abschaffung der Vermögensteuer nicht mehr erfassen. Das überlassen wir also Journalisten, Forbes-Magazinen, Manager-Magazinen, die Reichenlisten. Mit denen beschäftigen wir uns auch viel beim Netzwerk, weil die Lücken aufweisen, weil das eben journalistische Arbeiten sind, nicht die Wissenschaft. Und deshalb, also da liegt so das Problem, würde ich sagen, das Kernproblem.

Speaker 2: Ist das auch ein Grund, diese Steuer, also das ist ja, wenn man politische Talkshows sich anschaut oder auch generell Debatten in der Bevölkerung, selbst wenn man das Thema beim Stammtisch auf den Tisch bringt und dann verschiedene Ich würde jetzt mal so eingrenzen, politische Richtung. Vielleicht kann man es damit so bisschen umfassen, einfach verschiedene Meinungen von Unternehmern versus andere Leuten, also in Personen, keinen Spitzensteuersatz zahlen oder den Spitzensteuersatz zahlen. Das ist ja dann immer sehr angeheizt, das Thema. Warum ist das aus deiner Sicht so und was gibt das für ein Gesellschaftsbild aus deiner Sicht?

Speaker 1: Ich würde sagen, angeheizt, und jetzt sprichst du vom Stammtisch, würde sagen, in den Medien und Talkshows findet die Debatte ja statt und dann wird es auch schnell emotional und geht eigentlich relativ schnell weg von Fakten. Und das sehen wir auch, die Politiker, da ist relativ wenig Steuer- und Finanzbildung, würde ich jetzt einfach mal, kann man schon so sagen, also das ist auch bei den Politiker nicht das beliebteste Thema und da geht dann immer relativ viel durcheinander. Wir reden über Vermögen, dann sind wir plötzlich beim Einkommen, dann sind wir beim Einkommensstarif, aber eigentlich ging es um Vermögensungleichheit. Aber da findet die Debatte statt, ja, da wird sie schnell emotional. Ich würde sagen, am Stammtisch findet sie viel zu wenig statt. Viel zu wenig statt, viel zu männlich dominiert. Frauen halten meistens denken, sie verstehen irgendwas nicht, die sagen dann meistens gar nichts. Also ich mache mit der um die jüngere Generation tatsächlich aber weniger Gedanken, aber gerade so in der Boomer-Generation sieht man das relativ gut. Und ich glaube, viele Menschen denken irgendwie an ihre Steuererklärung und denken, dass das ist das Thema Steuern. Also irgendwie wie im vergangenen Jahr irgendwelche Einkommen von mir versteuert werden. Aber Steuerpolitik geht ja viel mehr. Wo wollen wir hin? Was finden wir gerecht? Wofür wollen wir als Gemeinschaft Geld ausgeben? das ist ja wie, welche Zukunft steuern wir? Also das ist eigentlich, die Debatte wird immer viel zu trocken und viel zu langweilig auf die eigene. Steuererklärung, also die macht mir auch keinen Spaß, die finde ich auch tot langweilig. Aber die große Frage, wie wollen wir den Wohlstand verteilen? Was ist eine gerechte Gesellschaft? Und das steckt alles in dem Steuerthema drin. Und ich glaube, das kommt viel zu selten dann wirklich durch. Wir haben das jetzt gerade beim Netzwerk, wir haben gerade eine Bürgerdebatte ins Leben gerufen und da haben wir wirklich auch Lobbyorganisationen, den Bund der Steuerzahler, der jetzt auf der Gegenseite steht, mit ins Boot geholt und haben eine Bürgerdebatte. Also wir haben wie ein Bürgerrat 40 zufällig von dem Insta... Also unabhängigen Institut ausgeloste Menschen kommen nächsten Monat in Erfurt zusammen und debattieren darüber, was ein gerechtes Steuersystem ist und erarbeiten Vorschläge. Also genau wie ein Bürgerrat. Die Debatte findet jetzt auch schon online statt, da können alle mitmachen. Und da sind wir auch voll gespannt, was da rauskommt. Und das haben wir aber genau deshalb ins Leben gerufen, weil wir denken, dass viel zu wenig am Stammtisch übersteuern und wie wollen wir gestalten, diskutiert wird, sondern eben das viel zu... emotional und flach auf den Talkshows irgendwie zehn Minuten bekommt, die dann sehr ideologie aufgeheizt sind und genau.

Speaker 2: Wir machen bei KMM immer viel Finanzpsychologisches und ich würde ganz gerne mal persönlich nachfragen, was glaubst du, warum ist das so? Warum findet dieses Thema nicht am Stammtisch statt? Was macht das so schwierig?

Speaker 1: Also ich glaube tatsächlich, dass vieles daran auch komplex ist und dass wir uns, und da würde ich jetzt auch an, dass wir uns halt auch gern natürlich von komplexeren Sachen erstmal irgendwie noch lieber fernhalten und ja, dann, also ich würde sagen, die Komplexität hat tatsächlich einen kleinen Punkt und dann aber, wenn man sich einmal die Mühe macht und einmal dahinter so ein bisschen blickt, Welche Seiten gibt es da und was wollen wir eigentlich, dass dann Menschen eigentlich sehr, schnell, das merke ich auch, ich bin ja vieler Vorträgen und spreche mit Menschen, wenn man über Verteilung von Vermögen sagen kann, das habe ich noch nie drüber nachgedacht, das ist ja völlig verrückt, also dass man Menschen eigentlich sehr schnell motivieren kann und eigentlich alle auch eine Meinung haben oder ein Gefühl. Und ich würde auch sagen, dass die meisten Meinungen gar nicht so weit auseinandergehen, dass wir eigentlich relativ oft, egal aus welchem Lager, ein gewisses Grundverständnis haben, was wir als gerecht empfinden, wir wollen. Und da würde ich einfach sagen, dass die meisten Menschen da vielleicht noch ein bisschen angezündet werden müssen sozusagen. Dass das eben nicht so ein trockenes und langweiliges Thema ist und gibt viel Angst, was Falsches zu sagen. erlebe ich oder das zeigen auch Studien, gerade bei Frauen. Da kommt ein Mann, sagt einmal laut, das ist aber Quatsch und das ist aber so. Und sind alle anderen still. Und das, glaube ich, da keine gute Diskussionskultur bei den Steuern ist. Und dass wir vielleicht auch jetzt, wenn wir in einer nicht mehr so guten wirtschaftlichen Situation sind und unser Wirtschaftsmodell der letzten 30 Jahre auch in Zukunft nicht mehr so gut funktionieren wird, die Verteilungskämpfe stärker werden. Ich will, das ist natürlich kein schöner Anlass, aber das könnte auch dazu beitragen, dass die Debatte in Zukunft stärker geführt wird, weil wir eigentlich sehr, sehr gute Jahre hatten, sieht es alles danach aus, es wird nicht genau so weitergehen. Und dann gibt es wieder mehr zu diskutieren und debattieren und ja, vielleicht wird sich das auch so ändern.

Speaker 2: Ich finde, wir haben das schon mal in der Kapitalismusreihe gehabt, die ist jetzt schon länger her. mir ist eine Sache beim Thema, da ging es dann ganz spezifisch Erbschaftssteuer, glaube ich sogar. mir ist eine Sache dabei zum Thema Umverteilung bewusst geworden. Und dann sind wir wieder, was Lena angesprochen hat, bei dem Thema Gelbpsychologie. In dem Moment, wo ich ja Steuern zahle. Also ich zahle eine gewisse Summe für etwas, wo ich nur bedingt weiß, was wird damit gemacht. Und wir wissen aus der Geld- und aus der Finanzpsychologie, dass häufig Projektionen an Geld haften. Das heißt, es könnte zum Beispiel sein, dass das mit viel Fleiß, mit Trauer, mit Blut, mit auch schönen Erinnerungen, Freude an die Familie, an Großeltern behaftet ist. Und jetzt soll ich das für etwas Ungewisses rausgeben, wo ich gar nicht weiß, wo meine Projektion, und ich glaube, das kann man immer noch gut verstehen, weil das ja ureigene Emotionen sind, die jetzt gar nicht mehr mit der Summe zu tun haben, weil für jeden ist ja, also es kann für 5000 Euro sein, es können 5 Millionen sein. Jetzt mal nur aus der psychologischen Sicht, was dann gerecht ist, das kann man sicherlich noch mal anders diskutieren. wird das auch mit berücksichtigt in der Diskussion diese psychologische Aufgeladenheit, das Geld und dementsprechend auch Steuern in Projektion der Leute enthalten?

Speaker 1: Also das muss ja gar nicht aktiv berücksichtigt werden. Das steckt natürlich da total drin. Also die Erbschaftssteuer ist ja ein gutes Beispiel. Dafür ist eine wahnsinnig vergleichsweise bei Ökonomen sehr beliebte Steuer total sinnvoll. Aber die Menschen mögen es nicht, weil sie das Gefühl haben, der Staat greift ins Privatleben ein. Die Eltern haben was erarbeitet. Jetzt wird das dem Kind weggenommen. Dabei haben das doch die Eltern für das Kind. Also da steckt ja so viel drin. Pietät, der Tod. Das Gefühl, dass wir ja alle etwas erben, also jeder in irgendeiner Form kriegt ja irgendwas geschenkt oder vererbt und sei es irgendwas Wertloses. Und damit kann jeder anknüpfen. Und jetzt will da irgendjemand kommen, mir was wegnehmen und dann geht das, verpufft das irgendwie in der Stadt, verschwendet das in der Brücke, die wir nicht brauchen. Also der absolute Albtraum. Und das hat natürlich auch, da ist auch viel Lobbyarbeit drin bei der Erbschaftssteuer. Das ist natürlich ein leichtes Spiel, weil das ist uns ja drin. Wir Menschen, wollen was weitergeben, wenn wir uns dann ganz nüchtern und mit Fakten die Verteilung angucken und auch die Menschen fragen, wollt ihr in einer Leistungsgesellschaft leben? Sagen die meisten ja, aber faktisch leben wir schon in einer Erbengesellschaft. Also mittlerweile ist mehr als die Hälfte des Vermögens schon ererbt und nicht mehr während der Lebzeit erwirtschaftet. Und das wäre ja auch okay, wenn das alles ungefähr fair verteilt wäre, aber es wird genauso ungleich verteilt, wie die Vermögen schon verteilt sind. Die meisten Menschen wollen eigentlich nicht in einer Erbengesellschaft leben und sie wollen eigentlich auch nicht, dass das Kind in einer sehr ungleichen Erbengesellschaft aufwächst. Und da so an das Thema ranzugehen und viele Eltern wollen eben auch, dass das Kind eigentlich in der Gesellschaft aufwächst, wo das Nachbarskinds dem auch relativ gut geht zumindest. Und wenn man das ganze Bild dann sieht, ist die Erbschaftssteuer plötzlich schon nicht mehr so eine schlechte Steuer. Also man muss da quasi ganz gezielt Und auch noch sagen, wir besteuern Arbeit relativ hoch, auch im internationalen Vergleich. Und bei Erbschaften geht es eben vor allen Dingen in der Debatte eine gerechte Erbschaftssteuer ja nicht ⁓ Omas Häuschen. Das ist im Prinzip sowieso steuerfrei. Das hat der Staat ja auch genau deshalb steuerfrei gestellt. Also während das Elternhaus der Eltern nach dem Tod einzieht, egal ob es die Millionenwiller ist, in der Regel gibt es das steuerfrei, zusätzlich zu den hohen Freibeträgen, die wir haben. Dann gibt es aber massive Ausnahmen bei den ganz, ganz großen Vermögen, bei den großen Unternehmensvermögen. Und da ist sehr viel politisches gerangelt darum. Und da geht es in der Gerechtigkeitsdebatte drum, weil wir eben auch jetzt, sage ich mal, nicht das Unternehmensvermögen dahingeben, wo die Investitionen, wo die Innovationen und die innovativen Unternehmer sind, sondern eben da, wo die Geburtlotterie entscheidet, egal ob es Unternehmer ist oder egal, ob jemand neue Ideen hat. sondern dass eben nicht so, das weder wirtschaftlich sinnvoll ist, noch gerecht. Und genau, wenn man das ins ganze Bild setzt, dann glaube ich, man Menschen sehr, dass Menschen sehr schnell ihre Meinung bei der Erbschaftssteuer ändern. Also das ist auch eine Erfahrung, die ich mache. Also wir haben so eine massive Ungleichheit bei den Erbschaften und besteuern die nicht wirklich, weil wir so große Ausnahmen haben, besteuern dafür aber wieder Arbeit, was die meisten Menschen in Deutschland arbeiten. Leben von ihrem Lohneinkommen bekommen und dann das so ins Verhältnis zu setzen, dann gibt es schon oft einen Klick bei den Menschen.

Speaker 2: Keine Sorge, diese Folge ist noch nicht am Ende. Nächste Woche am Money Monday geht es weiter mit Teil 2. Hör unbedingt wieder rein. Danke, dass du zugehört hast. Wenn dir diese Folge gefallen hat, schick sie doch einer Freundin oder einem Freund. Kommentiere und bewerte diesen Podcast. All das würde uns wahnsinnig freuen. Schau auch bei MyWerk Finanzpartner vorbei, unserem Podcastpartner. und schalte unbedingt nächste Woche wieder ein. Amani Monday. Bis dahin.

Über diesen Podcast

Was, wenn dein Umgang mit Geld mehr über dich verrät, als du denkst?
In How I met my money geht’s nicht nur ums Geld - sondern darum, was es mit dir macht.

Journalistin und Interviewerin Lena Kronenbürger & Honorarberater und Finanzcoach Ingo Schröder sprechen offen über die Themen, die meist unter der Oberfläche bleiben: Geldsorgen, Beziehungskonflikte, Scham, Sicherheit und echte Freiheit.

Dafür laden sie wöchentlich am #moneymonday spannende Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis ein - und stellen die Fragen, die du dir vielleicht selbst nie gestellt hast:
• Warum gehe ich so mit Geld um, wie ich’s tue?
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Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

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