Der Finanzpodcast für Anfänger
Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. Hallo Ingo!
Speaker 1: Hallo Lena! Hallo, beide!
Speaker 2: Da hören wir ihn schon. Herr Windorfer ist das von der Stiftung Eine Chance für Kinder. Mit ihm sprechen wir nämlich heute über Liebe und was passiert, wenn sie fehlt. Herr Windorfer, sind von der Stiftung Eine Chance für Kinder. Das ist eine Stiftung, die sich seit dem Jahr 2000 mit dem Ziel, ja, auseinandersetzt Fachkräfte zu qualifizieren, ⁓ Mütter anzuleiten, sich mit ihren Kindern liebevoll zu beschäftigen. Und das ist auch das Thema unserer heutigen Podcast Folge und zwar Armut, Kinderarmut, emotionale und ökonomische. Denn Ingo, ich muss dir direkt sagen, ich war ehrlich gesagt am Anfang auf der Suche nach, wer kann uns denn jetzt mal was erzählen zu Kinderarmut? Und ich hatte ehrlich gesagt direkt an finanzielle Kinderarmut gedacht, wurde aber eines Besseren belehrt von Ihnen. von Ihnen, Windorfer, denn Sie haben mir schnell gesagt, also wir können nicht nur über finanzielle Armut sprechen, wir müssen auch über emotionale Kinderarmut sprechen. Was bedeutet das genau?
Speaker 1: Ja, natürlich hängt Kinderarmut, finanzielle Armut, ökonomische Armut der Eltern, die dann auf die Kinder übertragen wird, auch damit zusammen, dass viele Eltern einfach keine emotionale Gefühle für ihre Kinder zeigen können, weil sie so viele andere Probleme haben. Das tägliche Leben und so weiter führt dazu, dass man Schwierigkeiten hat. sich mit den Kindern zu beschäftigen, einfach mit ihnen zu erzählen und ihnen Sicherheit zu geben. Und das ist einfach eine Grundvoraussetzung, dass später aus den Kindern, dass sie Lebensmut und Lebensperspektive entwickeln können.
Speaker 2: Hätten Sie vielleicht mal ein Beispiel von einem Kind, das in emotionaler Armut aufwäccht?
Speaker 1: Ja, nehmen wir mal den gar nicht so seltenen Fall einer Teenager-Mutter. Diese Teenager-Mutter will einfach eine, sozusagen sich selber eine Familie gründen, damit sie das, was sie als Kind nicht hatte, nämlich eine familiäre Liebe und Zuneigung von ihrer Mutter oder von ihren Eltern, das will sie nun selber schaffen. Und nach einiger Zeit als 16-Jährige merkt sie aber, das Kind, das stört mich, das hindert mich, ich kann nicht mehr in die Disco gehen, ich will und so weiter. Das heißt, sie beschäftigt sich nicht mit dem Kind und das Kind ist alleingelassen. Und gerade dieses Gefühl des Alleingelassenseins und keine Zuneigung zu empfinden, das äußert das Kind der Säugling nicht sofort, aber das speichert sich in seinem Gehirn und ein Pearl S. Buck sagte einmal, und das ist ja nun schon viele Jahrzehnte her, Kinder, die nicht lieben gelernt haben, werden Erwachsene, die nicht lieben können. Das heißt, von Müttern, die nicht mit Zuneigung und mit Kommunikation aufgewachsen sind, können das später an ihre eigenen Kinder auch nicht weitergeben. Und so entwickelt sich ein Teufelskreis eigentlich. Denn wer nicht Liebe und Zuneigung gelernt hat, hat auch kein Sicherheitsgefühl entwickelt. Da gibt es den sogenannten Kreis der Sicherheit. Das heißt, ein Kind von den ersten Lebenswochen will im Prinzip festgehalten werden und sich geborgen fühlen. Aber es will auch raus aus dem aus der ja sozusagen will etwas Neues entdecken, ob das mit sechs Monaten oder mit sieben Monaten ist. Aber es will wissen immer wieder. Wenn ich hinfalle, dann werden meine Eltern oder meine Mutter mich aufheben und wird mich sichern. Und so entsteht eine Bindung und ein Sicherheitsgefühl, die für die Entwicklung Zeit des Lebens wesentlich ist. Und dieses Sicherheitsgefühl und diese Bindung ist auch das, was dann später für die Bereitschaft zur Bildung ausschlaggebend ist. Und ein Kind... dass wenig Zuneigung und wenig Kommunikation gehabt hat, auch kein, nie gelernt, Interesse an etwas anderen, an Herausforderungen zu haben. Ist das denn jetzt wirklich so traurig? Also Sie sagen, dass er gerade so absolut, dass man das dann, wenn man das nicht erfahren hat in der Kindheit auch selbst nie wieder, so hab ich's grad verstanden, selbst auch nie erfahren kann. Also ist das wirklich so absolut oder gibt es schon aus Ihrer ... Erfahrung und aus der Arbeit in der Schiftung oder oder studieren, jetzt unserem Publikum, unseren Zuhörerinnen auch bisschen Mut zu machen. Weil vielleicht kennt er oder die anderen, wie man sich trotzdem auf den Weg begeben kann, vielleicht auch für seine eigenen Kinder das dann zu ändern. Also hundertprozentig ist natürlich nie etwas, sondern bei diesen Kindern und
Speaker 2: der nur eine andere Situation aus der Familie.
Speaker 1: Das kann natürlich auch bei Kindern aus wohl situierten Familien auftreten, denn da nicht alle Mütter sind bereit und gewohnt, sich mit Zeit an ihre Kinder zu verschwenden. Aber es ist eben sehr viel häufiger, dass diese Kinder, wie gesagt, dieses Sicherheitsgefühl ist etwas ganz Entscheidendes für später. Und oft ist es dann so, dass diese Kinder als Jugendliche eigentlich ein sehr geringes Selbstwertgefühl haben und das dann überspielen durch Aggression, zur Neigung zu Kriminalität, zur Neigung zu Drogenkonsum. Sie sind geneigter zu demonstrieren, was bin ich doch für eine starke Person? Das ist wie eine Maske. Und dahinter ist eigentlich eine große Selbstunsicherheit, weil diese Sicherheit, die man in der frühen Kindheit und auch als Kind und Jugendlicher erfahren muss, Die fehlt dann und die verleitet einen dann zu Reaktionen. Also ich will jetzt ein blödes Beispiel nennen, aber nehmen Sie Putin. Ich bin mir ganz sicher, dass er als Kind einen ganz aggressiven dominierenden Vater hatte und er hat ein Kind hinterlassen, der nun eigentlich sein Leben lang immer zeigen will, wie stark er ist, obwohl wahrscheinlich dahinter eine ganz schwache Persönlichkeit steckt. Das ist so bei diesen Typen. ganz besonders ausgeprägt. Aber nicht jedes Kind, das aus liebloser Erziehung kommt, muss deswegen nun hundertprozentig auch ein liebloser Mensch werden. Aber es ist sehr viel häufiger und sehr viel typischer dafür. Ja. Gibt's dazu Studien oder wie genau kommt man zu der Annahme? Dazu gibt es seit 100 Jahren Berichte. Nur hat niemand das Zeug gelesen. Da gibt es zum Beispiel aus dem Jahr 1952, berühmter, ein sehr bekannter englischer Wissenschaftler Bowlby, der hat bereits damals für die Bindung ist das Ausschlaggebende für unser zukünftiges Leben, für die sogenannte soziale Entwicklung. Und das ist wieder das, dass wir als Kind und Jugendliche lernen, nicht nur an uns selber zu denken und uns selber zu demonstrieren und zu präsentieren. Putin, sondern eben auch, dass wir Solidarität empfinden, dass wir auf der einen Seite an uns selber, aber eben vor allen Dingen auch an andere denken. Mitfühlen. Und dieses Mitgefühl, das sie nie selber gelernt haben, das ist eben das Entscheidende. Und ich muss das noch mal jetzt vom Biologischen her sagen, da gab es einen oder gibt es, der existiert immer noch. einen sehr berühmten Neurobiologen, Hüter heißt er. Und er hat gesagt, unser Gehirn ist ein Sozialorgan. Jetzt wollen wir es doch auch mal so betrachten. Das bedeutet alles, wir in den Säugling hineingeben an Motivation, an Zuneigung, an Kommunikation, dass wir mit einem Säugling spielen und singen und so weiter. Das wird in dem sich dann entwickelnden Gehirn und Das Gehirn entwickelt sich ja vom ersten Lebenstag an, wird dort gespeichert und ja, für den Rest des Lebens bringt es dann die eine oder andere Reaktion. Ist das ausreichend oder soll ich es noch detaillierter machen? Nein, das ist super. Daran anschließend, nach dem spannenden Abschnitt jetzt an der Stelle, interessiert mich vor allem Wie hängt das denn jetzt konkret, diese emotionale Kinderarmut in dem Moment mit dem ökonomischen Bereich zusammen? Rein subjektiv hätte ich manchmal gesagt, dass gerade Leute, wie Sie sie beschrieben haben, die einen Geltungsbedürf, die sich nach außen hin präsentieren müssen, die vielleicht eben nicht so eine enge Bindung mit den Eltern hatten, so eine warme Bindung, dass die gerade eben sich nach außen präsentieren wollen, müssen und dadurch
Speaker 2: haben.
Speaker 1: durchaus auch mal ökonomischer Erfolg damit verbunden sein kann. Jetzt frage ich mich halt, wie hängt diese emotionale Bindung A, ist mit dem ökonomischen Zusammenzug mit Kinderarmut und B, ist das jetzt eine falsche Wahrnehmung von mir? Nein, nein, das kann durchaus auch so sein, dass ein Kind, das in der Jugend, in der Kindheit vernachlässigt wurde, dann später durch seine, ja,
Speaker 2: und
Speaker 1: verborgenen Selbstunsicherheit nach außen stark reagiert und dann durchaus erfolgreich ist. Das kann durchaus auch möglich sein. Viel häufiger ist es aber so, dass Kinder, denen eben diese Sicherheit fehlt, auch wenig Motivation für eine stärkere Bindung haben. Und aus diesem Grund zum Beispiel schneller Schul keinen keinen Schulabschluss machen oder mehr in der Schule schwänzen und auch gar kein Interesse und keinen Lebensmut haben, sich Herausforderungen zu stellen. Also es gibt bestimmt ganz reiche Millionäre, ich weiß jetzt nicht welche, die eine ganz schlechte Kindheit gehabt haben. Aber es geht ja das Go der Kinder, die Mehrzahl bei denen eben aufgrund dieser psychosozialen Ausgangssituation in ihrem Leben es zu... schweren Defekten im Gehirn, sozialen Störungen kommt, zu Sprech- und Sprachstörungen. Wenn ich nicht mit einem Säugling spreche, der kann ja nicht gleich antworten, aber vielleicht mit Lalalala, aber wenn ich nicht mit ihm spreche, dann lernt er auch nicht richtig sprechen, sondern wenn ich ihn einfach nur so immer kurz wickele und fertig ist die Geschichte, dann lernt er auch nicht, Kontakte zu haben. dann lernt er einfach alles das, was für unser Leben, für sie und für mich jetzt so ganz selbstverständlich ist. Aber das lernt er nicht. Und vor allen Dingen die sogenannten geistigen Beeinträchtigungen sind dann viel häufiger, weil mein Gehirn einfach darauf gar nicht eingestellt ist. Na, sagen wir ruhig auch und gar nicht weiß, was das bedeutet, dass ich mich Herausforderungen durchaus auch mal negativen Ergebnissen stellen muss. Nicht jede Herausforderung endet ja immer positiv, sondern man kann ja auch mal einen Verlust haben oder negativ sein. Aber dass ich mich diesen Herausforderungen einfach deswegen stelle. Deswegen noch mal zu Ihrer Frage. Und wenn ich keine Herausforderungen annehme, natürlich kann in die Kriminalität gehen, da gibt es dann vielleicht Erfolge. Aber sagen wir ruhig im normalen sozialen Leben, wenn ich gar nicht bereit bin, weil ich keine Sicherheit habe, mich diesen Bildungsherausforderungen zu stellen, dann bin ich auch ökonomisch verlassen.
Speaker 2: Das leuchtet mir grundsätzlich ein, also auch das, was Sie beschrieben haben, bezüglich vielleicht mangelnder Bildung oder der Konsequenz des mangelnden Bildungsinteresses. Was mich jetzt interessiert, ist nochmal, dass wir uns auf das Wort Kinderarmut nochmal fokussieren, denn da gehen ja ganz verschiedene Ideen an. Also Ingo hat ja gerade schon gesagt, er denkt dann schon an späterer Folge, wenn man erwachsen ist. Ich habe zum Beispiel eher gedacht, Kinder, also Kinder, die in vielleicht emotional armen Familien aufwachsen, es da vielleicht auch eine Verbindung zu ökonomischen Problemen, die die Familie händelt. Vielleicht können wir da noch mal bisschen genauer differenzieren, was sie mit ökonomischer Armut häufig verbinden.
Speaker 1: Also das ist ganz genau richtig, was Sie sagen. Aber Kinderarmut, die ökonomische Armut bedeutet, dass die Eltern wirklich nicht nur wenig verdienen, dass sie wenig, die Mutter vor allen Dingen, wenig oder keine sozialen Kontakte hat, dass sie sich auch nicht traut, Kontakte aufzunehmen. Es gibt ja eigentlich genug Einrichtungen, in denen sowas angeboten wird. Aber da muss man sich erst mal hintrauen. Oder... dass der gewalttätige Mann, der ja selber in der Kindheit keine Sicherheit hatte und dann eben gerne über die Stränge schlägt und gewalttätig in der Ehe wird. Es ist mit Sicherheit so, dass in armen Familien Gewalt häufiger ist als in, na sagen wir mal, etwas besser gestellten Familien. Da kann das auch vorkommen. Es gibt eben nie ein Entweder-oder oder ein 100 Prozent, sondern ... Da ist es häufiger und da ist es vielleicht etwas weniger. Und die Armut bringt eben, also die finanzielle Armut bringt eben eine ganze Menge Faktoren zusammen. Ja, ich muss einfach gucken, dass ich genug Geld finde, dass ich meine Wohnung bezahlen kann, dass ich Essen bezahlen kann, dass ich vielleicht mal ins Kino gehen kann und dass der Mann seine paar Flaschen Bier immer bezahlen kann. Und wenn man da Schwierigkeiten hat Dann stört das Kind auch. Dann ist das, dann habe ich auch keine Zeit. Und dann muss man sagen, auch gar keine Lust dazu, dem Kind mich mal eine halbe Stunde mit ihm zu spielen oder zu erzählen. Dann bin ich auch kaputt am Abend. Nehmen Sie an eine Putzfrau, irgendwo putzt. Die ist schon ganz schön genervt am Abend. Und wenn dann das Kind mit vier, fünf Monaten schreit und weint, dann hat die Mutter überhaupt keine Lust dazu. noch mit ihm liebevoll umzugehen. Oder der Vater, arbeitslos am Vormittag 10 Uhr auf dem Sofa sitzt und seinen irgendeinen Fernsehen sehen will und sein drittes Bier trinkt, der hat natürlich überhaupt keine Lust, dass das Kind der drei Monate alte dabei schreit. Dann schüttelt er ihn und dann kriegt das auch womöglich noch einen Schütteltrauma, was gar nicht so selten ist. Das sind die Voraussetzungen, sodass die ökonomische Armut häufiger zu emotionaler Armut führen kann. Kann, nicht muss. Es auch viele arme Eltern, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmern. Aber es ist eben sehr viel häufiger. Und um Ihnen eine Schätzzahl zu nennen, man kann davon ausgehen, dass etwa 15 plus 20 Prozent der Säuglinge emotional vernachlässigt werden. Und davon sind sicher 70 Prozent in sozial schwachen Familien. und die übrigen 30 Prozent auf den Rest der Gesellschaft verteilt.
Speaker 2: Danke für diese erschreckende Einordnung, muss ich sagen. Herr Windorfer, wie ist es denn jetzt? Wir haben ja viel darüber gesprochen, diese Graubereiche. Man kann das nicht absolut sagen. Nehmen wir vielleicht mal so einen Mittelfall. Also eine Familie, die es ökonomisch sehr, sehr schwer hat und dadurch natürlich auch auf gewisse Weise vielleicht abgelenkt ist von der, sagen wir mal... alleinigen oder fast alleinigen Fürsorge für das Kind. Und trotzdem, so gut es geht, versucht immer mal wieder positive Momente in die Kindheit zu bringen, sich zu kümmern, sich dem Kind zuzuwenden. Ist das schon sozusagen ausreichend, sodass ein Kind trotzdem gut mit Lebensmut, wie Sie am Anfang gesagt haben, ins Leben geht, wenn da zumindest immer wieder mal die Versuche gestartet werden oder das Beste sozusagen gegeben wird, auch wenn es eben nicht vielleicht so möglich ist, wie es für eine Familie der Fall ist, die sehr viel Unterstützung haben, die sich eben ganz entspannt ⁓ das Kind oder die Kinder kümmern können.
Speaker 1: Ja, also da muss man sagen, das ist eigentlich eine besonders gute Voraussetzung. Wenn eine finanziell arme Mutter, ich bleibe jetzt mal bei der Mutter alleine, weil ein Großteil dieser sozial schwierigen Familien in sozial schwierigen Situationen, also 60 Prozent sind eben alleinerziehende Mütter. Wenn sie überhaupt schon das Gefühl hat oder versucht, ich will mich ⁓ mein Kind ein... ein Kind oder zwei Kind. Ich will mich kümmern, aber ich komme nicht alleine weiter. Es gibt ja eine ganze Menge Angebote und die werden auch, ob das nun vom Kinderschutzbund ist oder vom Jugendamt selbst oder... Da gibt es eigentlich sehr, sehr viel, die einem dabei helfen können zu lernen, wie kann ich nicht jede Minute, aber immer wieder auf mein Kind zugehen, dass es diese... Sicherheit. Also wenn wir immer über Bindung sprechen, dann bedeutet das einfach nur Sicherheit für das Kind, sich an die Mutter anlehnen zu können. Und das, was sie schildern, wenn schon der Versuch oder das Bewusstsein da ist, ich möchte mich oder ich sollte mich mein Kind kümmern, ich möchte mich, dann gibt es eigentlich viele Angebote. Und deswegen haben wir damals vor 20 Jahren dieses System der Familienhebammen aufgegriffen und hier in Niedersachsen einem Pilotprojekt eingeführt. Und inzwischen ist es uns dann gelungen, im Jahr 2011 das Ganze in das damalige neue Kinderschutzgesetz einzubringen. Und seitdem gibt es in der gesamten Bundesrepublik, in allen Kommunen diesen Einsatz von sogenannten, ob man sie nun Fachkräfte früher helfen, das sind qualifizierte Familienhebammen, qualifizierte Familien- und Kinderkrankenschwestern, die gerade den Müttern oder den Eltern dann helfen und sie zeigen, was muss ich machen? Weil jetzt sagt eine Mutter, wie mache ich das denn? Ich habe doch keine Ahnung, wie kann ich mich mit meinem Kind beschäftigen? Das Kind langweilt sich ja anscheinend und ich weiß nicht, ich kann ja nicht immer nur da, da, da sagen. Nee, man kann auch mit einem zwei, drei Monate alten Kind schon ein bisschen spielen. Das ist ganz anders und das zeigen einem diese Fachkräfte früher helfen bis Ende des ersten Lebensjahres und sogar in manchen Kommunen bis zum dritten Lebensjahr. Einfach, dass das Kind verspürt, dass es nicht alleingelassen ist. Das ist, glaube ich, das lässt sich immer so leicht sagen, das weiß ich. Aber das sind auch gar nicht so komplizierte Dinge. Und heute die Frauenärzte, die Jugendämter, die Jobcenter, die alle haben Kontakt zu diesen frühen Hilfen und können Müttern dabei weiterhelfen und sagen, wer kann mich anleiten? Ja, das ist auf jeden Fall ganz schön. Können wir da noch mal einen Ticken näher reingehen? das ist ja gerade ein schöner Ausweg, sag ich mal, eine schöne Alternative, wenn man jetzt eben den Spieß mal umdreht und so schaut, was brauchen Kinder eigentlich? Und vielleicht, selbst wenn man gerade als Zuhörer in nicht selbst gehofft ist, ist es ja etwas, was man vielleicht auch anderen mitgeben kann, wenn man überhaupt weiß, es so was gibt. Vielleicht können Sie auch noch mal ein paar Minuten mehr Details zugeben, denn ich denke, das hilft dem oder der ein oder anderen. Ich will erst noch mal zur Ökonomie sagen. Das konnten wir nämlich mithilfe einer großen niedersächsischen Kommune, nämlich dem Landkreis Osnabrück, zeigen, dass die Kommunen sind in Deutschland ja zuständig für das sogenannte Kindeswohl. Dazu gehört nicht nur die Vernachlässigung, sondern auch die ganz dramatische Misshandlung. Aber ich bleibe jetzt mal bei der Kindesvernachlässigung. Und da konnte man zeigen, das hat die Universität Osnabrück mit dem Landkreis Osnabrück gemeinsam gemacht, da konnte man zeigen, dass es für eine Kommune rein finanziell sehr attraktiv ist, wenn man diese Fachkräfte früher hilft, die ja auch Geld kosten. wenn man die in ausreichendem Maße in problematischen Familien einsetzt, ⁓ die Vernachlässigung zu vermeiden, weil man dann Kinder nicht herausnehmen muss aus Familien. Sie müssen mal bedenken, ein Kind mit starker Vernachlässigung, da geht es dann auch über in sogenannte Kindeswohlgefährdung. Und dann muss ein Kind herausgenommen werden, wenn das zuständige Jugendamt erkennen kann. oder von einem Arzt benachrichtigt wird, hier das Kind ist in Gefahr, dann muss es herausgenommen werden. Und das kostet pro pro Herausnahme pro Jahr durch 50.000, 60.000 Euro die Kommune. Und wenn zehn Kinder pro Jahr, das ist noch mal für eine Kommune wie zum Beispiel den Landkreis Osnabrück gar nicht so viel, dann sind da schnell 600.000 Euro oder mehr nur aus dem Etat der Kommune. Und mit so ein paar Fachkräften früher helfen, die dann zweimal pro Woche in eine Familie gehen oder am Anfang sogar jeden Tag und dann später einmal pro Woche und die Mütter oder Eltern anleiten können und zeigen können, wie mache ich es mit meinem Kind, wie kann das gehen, dann ist da tatsächlich auch mal Geld gespart. Und jetzt will ich Ihnen ein praktisches Beispiel zeigen, bei dem ich oder nennen. Das ist zwar ein bisschen ausführlich, Sie wollen ja mit Recht was Praktisches. Mit einer Familienhebamme war ich in einer Familienhilfe, 24-jährige Mutter, also sehr jung, vierte Kind. Der Vater, so ein typischer Raubhauz, der hatte gerade seine Flasche Bier in der Hand und die Familienhebamme ist dabei, der Mutter ... mit der Mutter noch mal das Kind zu wickeln und der Vater brummt da im Hintergrund. Ich hätte aber gerne einen Sohn gehabt, schon wieder ein Mädchen. Das war jetzt so vier, drei Monate alt. Und da, wickeln das und dann winkt die Familienhebamme den Vater, nimmt seine Hand und streichelt dem Kind so über die Wange. Und das Kind hat natürlich keine Ahnung, wer das ist und so weiter. Kann ja auch als Säugling. Aber das lächelt den Vater an. Und was glauben Sie? Der schmilzt dahin und Das ist alles prima bei ihm. Und er lernt auch auf das Kind einzugehen, weil er ja merkt, das Kind mag nicht. sind so Emotionen, spielen eine große Rolle.
Speaker 2: Ja, das war ein sehr anschauliches Beispiel, das, die es gezeigt werden muss, weil es vielleicht für andere wiederum normal wäre, das Kind an der Wange zu berühren.
Speaker 1: Ja, es muss gezeigt werden, angewiesen werden. Wie eine Familienhebamme sagte zu der Mutter, sie müssten sich einfach ein bisschen mehr mit dem Kind beschäftigen. Und beim nächsten Mal fragt die Familienhebamme, ja, und ist es gegangen? Und dann sagt die Mutter, aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ja, genau. Mal streicheln, mal ein bisschen platzchen, mal ein bisschen. singen. Kann ja auch ein Schlager sein oder so. Es muss ja nicht immer ein Kinderlied sein. Aber einfach, was hat die Mutter für Möglichkeiten? Und auch da zeigt sich relativ schnell, wenn Mutter oder Vater auf das Kind eingehen, auf einmal lächelt das Kind und reagiert das Kind. sie glauben gar nicht, was das für dann auf einmal dieses Widerspiegeln bedeutet. Und das zu lernen. Dafür sind diese Fachkräfte hilfend. Ich muss jetzt noch mal ein ganz anderes Beispiel nennen, weil Sie vorhin fragten, seit wann wissen wir denn das? Es finden jährlich überall auf der Welt Kongresse statt über Kindeswohlgefährdungen da und Was wird gemacht? Nichts passiert. Wir wissen eigentlich so viel seit langem, Jahrzehnten alles. Und es wird so wenig gemacht, so wenig praktisch gemacht. Da wird dieser Kongress wieder gemacht und diese Empfehlung abgehalten. Es kommt auf die praktische Umsetzung vor Ort in den Familien an. Das ist das A und O.
Speaker 2: Wie ist es jetzt, wenn man beobachtet, dass ein Kind von emotionaler Armut betroffen ist? Was kann ich dann tun, wenn ich mich dann direkt an die Kommune, wie Sie schon beschrieben haben, dass Sie dafür verantwortlich sind oder an Ihre Stiftung oder wie gehe ich da vor?
Speaker 1: Also in jeder Kommune gibt es diese sogenannten das Netzwerk frühe Hilfen und in diesem. ist meistens beim Jugendamt in manchen Kommunen, aber auch bei irgendeinem freien Träger hier in der Stadt Hannover ist es die Diakovera, das diakronische Werk oder woanders ist es die Caritas und so weiter. Aber das kann einem immer das Jugendamt sagen. Aber es gibt. Überall bei Frauenärzten, beim Jobcenter, überall gibt es Flyer darüber, wer einem helfen kann. Das Problem war lange Jahre für die Familien, immer, ach, sie kommen vom Jugendamt und die nehmen einem die Kinder weg. das ist, das Jugendamt hat im Prinzip damit gar nichts direkt zu tun, auch wenn es die Verantwortung trägt, sondern es kommt immer darauf an, dass so eine Da gibt es eine sogenannte Koordinatorin, die zwischen dem Jugendamt und den diesen Fachkräften sozusagen das Scharnier bildet, damit man und eine unterschiedliche Sprache. sehr unterschiedlich, die Verstehungssprachen. Das Jugendamt, das achtet immer drauf, dass alles ordentlich abläuft, das aufgeräumt wird und so weiter. Das sind ja Sozialarbeiter. Die haben von Emotionen meistens, muss ich sagen, nicht viel Ahnung und die Hebamme oder Familienhebamme oder Familienkinderkrankenschwester nimmt erst mal, da ist der Vorteil, sie will ja nicht irgendwie aufräumen, sondern sie will helfen. Und sie kommt in eine Familie und sagt, wo tut es weh, wo kann ich helfen? Und sie kommt nicht wie die Sozialarbeiterin, mein Gott, ist das hier grauenhaft. So, man muss immer positiv an diese Familien rangehen und sagen, ich bin, wo kann ich helfen? und baut dann mehr und mehr, sieht sie sich und sieht auch, wo sind die Probleme, wo fallen die Schnapsflaschen aus dem Schrank raus oder wo ist mal wieder ein blauer Fleck bei der Mutter im Gesicht und so weiter. Erkennt das Schlag für Schlag, ohne gleich negativ zu reagieren, sondern immer mit positiven Aspekt. Du machst das prima, aber wir können es noch besser machen. Geh doch einmal in der Woche mit deinem Kind raus. ⁓ ja. Na, wenn du einmal das gemacht hast mit dem Kinderwagen oder einfach so tragen, machst du doch zweimal, dreimal, damit das Kind frische Luft kriegt. Das hast du prima gemacht. Also einfach diesen positiven Aspekt. Und wenn der Vater das Kind einmal streichelt, Mensch, haben Sie das toll gemacht. Sehen Sie, das Kind lächelt Sie an. Jetzt weint es. Ja, sicher. Das weint, aber Kontakt mit Ihnen zu kriegen. Und das ist das Besondere, dass man gerade in diesen Familien, die sonst nicht vielen sondern gerade mal so von unserer Gesellschaft, muss man schon sagen, toleriert werden. Schlecht bezahlt, dann auch degradiert. ist so, sagen wir mal, ruhig der Abschaum. Und auf einmal kommt jemand und sagt, ja, genau, du machst das richtig. Schau mal her, jetzt ist es ruhig. Und jetzt zappelt es mit den Händen. Schau mal, das will, dass du mit ihm reagierst. Fass doch mal sein Händchen an. Und dann greift es mit dem Hand deinen Finger. Siehst du, das will zu dir kommen. Und solche Sachen, die haben diese Fachkräfte frühe Hilfen. Und mit denen kann man dann Schritt für Schritt, das geht nicht innerhalb von vier Wochen, sondern Schritt für Schritt. Weil das Kind entwickelt sich ja auch sehr schnell, auch mit seiner Schreierei, nachts auf einmal. Und wer mag schon nachts, dass viel geschrien wird? Das kann ja sein, dass dreimal nachts geschrien wird. Ja, aber das Kind ... Bildern, dass du es einmal hochnimmst und dann wieder ins Bett legst. Machst du prima. Und die sind natürlich, muss man wieder sagen, bei Familien in ökonomischer Armut häufiger, weil die Mutter auch den Tag über hart arbeitet und dann auch mal Nacht schlafen muss. Und dann schreit das Kind schon wieder. Verdammte Scheiße. Das ist doch furchtbar. Und deswegen ist es bei der sozialen, bei der Armut, bei der ökonomischen Armut einfach häufiger als bei den anderen, aber bei denen ist auch oft genug der Fall. Man kann wieder sagen, kalte Eltern, aber auch die kann man anleiten. Da ist es natürlich schwieriger, weil die wissen alles, was sie zu machen haben. Aber es geht jetzt für mich jetzt vor allen Dingen ⁓ die ökonomisch armen Eltern.
Speaker 2: Ja, das haben Sie tollen Perspektiven auch gesetzt und auch nochmal ein bisschen so die grundsätzliche gesellschaftliche Verantwortung angesprochen. Das fand ich ganz toll, dass Sie das uns so breit und doch auch immer mit diesen kleinen Beispielen im Detail erklärt haben. Herr Windorfer, vielen Dank, dass Sie uns die Komplexität näher gebracht haben, dass wir gelernt haben. Es gibt arme Eltern, die trotzdem fürsorglich sind. Es gibt Liebes- und Gefühlsarmut bei reichen Eltern, aber Häufig gibt es eine starke Verbindung zwischen emotionaler und finanzieller Kinderarmut. Herzlichen Dank, dass Sie als Experte bei uns zu Gast waren.
Speaker 1: Ich habe zu danken.
Speaker 2: Auf Wiedersehen, Danke, dass zugehört hast und toll, dass du ein Teil von How I Met My Money bist. Wir hoffen dir hat diese Folge gefallen. ⁓ keine Folge zu verpassen, klick einfach direkt auf den Abonnieren-Button auf Spotify, Deezer und Apple Podcasts. Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernst, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst du uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. How I Met My Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für Deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und Altersvorsorge. Natürlich gibt's für Dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show Notes. Bis zum nächsten Money Monday. Wir freuen uns schon.