How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

Transkript

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Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. Hallo Ingo. Bargeld. Wir sprechen heute über Bargeld und warum wir so daran hängen. Dafür haben wir eine Expertin zu Gast, Frau Prof. Dr. Julia Peters. Hallo Julia. Als Professorin leitest du den Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie im Fernstudium der EU-Internationale Hochschule und deine Schwerpunkte sind Finanzpsychologie, Konsumverhalten und Marktforschungsmethoden.

Speaker 1: Hallo. Grüß dich, hi.

Speaker 2: Julian, erinnerst dich noch daran, was du das letzte Mal mit Bargeld bezahlt hast? Wann war das und was hast du gekauft?

Speaker 1: Ja, ich bezahle ehrlich gesagt ständig mit Bargeld. Von daher muss ich gerade überlegen, was ich als letztes gekauft habe. Das habe ich dann höchstwahrscheinlich auch mit Bargeld gezahlt. Ich glaube, jetzt waren es gerade irgendwelche Pflanzen für den Garten sozusagen. Und ich habe da schon eine leichte Neigung, immer die Dinge mit Bargeld zu zahlen, wenn ich es irgendwie genug dabei habe.

Speaker 2: Das ist witzig, ich zahle gar nicht mehr mit Bargeld, seitdem ich in New York wohne. habe auch nie Bargeld dabei. Also manchmal habe ich noch so einen Dollar oder so dabei, den gebe ich dann gerne einem Musiker oder einer Musikerin oder so. Aber man kommt ganz gut hier ohne Bargeld aus. Wie ist bei dir Ingo? Weißt du noch, was du gekauft hast?

Speaker 1: Was ich zuletzt mit Baugel gekauft habe, ja, wahrscheinlich das Erlebnis, dass man in einem Restaurant sitzt und nicht mit Karte zahlen kann und ich mich dreimal schwarz ärgere und die Kellner in oder den Kellner anschnauze, in welchem ... Nee, nee, aber da kommen immer so Ausreden wie, ja, das würde ja zehn Prozent Gebühren kosten. Da kenne ich aber die Gebührenstrukturen von den Kreditkartenanbietern. Von daher stimmt das dann immer nicht. ich denke immer so, ja

Speaker 2: Nein, ich kann noch nicht dafür.

Speaker 1: Ich ärgere mich einfach so. das ist ja eigentlich eine ganz gute Frage an dich, Ulla. Warum, jetzt mal neben so ökonomischen Gründen, da können wir vielleicht noch drauf eingehen, warum hängen wir denn eigentlich so am guten alten Weiheld so sehr und vor allem gefühlt in Deutschland? Ja, das ist eine gute Frage. Und wir sehen hier aber schon einen Generationenunterschied zugleich. Also, ihr seid ja etwas jünger und seid sozusagen mehr affin den den unbaren Zahlungsoptionen gegenüber. Insgesamt kann man aber schon sagen, dass eben gerade in Deutschland die Menschen sehr am Bargeld hängen und wie gesagt die älteren Generationen noch stärker. Und das hat viele unterschiedliche Gründe, mit denen wir uns eben aus wirtschaftspsychologischer Sicht beschäftigt haben. Zum einen ist es so die Tradition, also der traditionelle Wert des Bargeldes. Wir haben ja ganz viele Bilder und Assoziationen im Kopf, wenn wir an Bargeld denken. Ob das jetzt der Klingelbeutel ist oder der Münzwurf in einem Brunnen. oder ein Geldgeschenk oder was auch immer. Das sind Bilder, die wir im Grunde nicht missen möchten. In einer bargeldlosen Welt gäbe es das ja nicht. In Deutschland ist man schon etwas traditioneller eingestellt als z.B. in den Ländern wie Schweden oder im skandinavischen Raum. Wir machen das oft, indem wir uns Studien anschauen, z.B. in der World Value Survey, wo Werte auf der ganzen Welt gemessen werden. Da sieht man schon Unterschiede zwischen Ländern, die sehr bargeldaffin sind und denjenigen, eher bargeld... Aber wer ist sozusagen auch, was dieses Werteverständnis angeht? Ein anderer Aspekt ist aber das ganz häufig genannte Argument im Zusammenhang mit Bargeld. Warum man Bargeld nutzt, ist der Datenschutz. Also keine andere Zahloption bietet einem ja so viel Privatsphäre wie das Zahlen mit Bargeld. Und auch das ist den Deutschen im Vergleich zum Beispiel zu den Schweden besonders wichtig. Also man hat hier wirklich auch das Gefühl, man möchte seine Daten nicht unbedingt beim Zahlen preisgeben und wir wissen, oder vielleicht wissen Sie es vielleicht nicht, aber wenn ich jetzt unbare Zahlmethoden verwende, also zum Beispiel über PayPal etwas zahle, dann sind es glaube über 500 Unternehmen, die sozusagen dann auch gleich von meinen Daten profitieren. Also das ist sicher ein Aspekt, der auch rational ist und hier mit ins Gewicht fällt. Wir machen da gerade eine Studie mit der Bundesbank zum Thema Datenschutz und Bargeld, also wie gesagt auch ein interessantes Thema. Und dann gibt es natürlich auch andere Dinge, sowas wie Finanzbildung. Also es ist schwierig den Kindern den Umgang mit Geld bargeldlos beizubringen. Es gibt den Effekt der Bewertheit. Es hat halt immer funktioniert. Bargeld so als Krisengeld, also gerade in Krisen wird besonders auf Bargeld gesetzt. Also gibt es hier gesagt laute Aspekte, die alle aus psychologischer Sicht interessant sind zu beleuchten, da die im Grunde alle nichts mit der tatsächlichen Zahlfunktion zu tun haben. Und wie ist das mit Schwarzgeld? Also ich meine jetzt so viele positive Dinge genannt von Wahlgeld. Aber ich meine, klar gibt es das auch im digitalen Bereich und Kryptobereich und Darknet und Co. Aber ich meine, ich kenne Leute, die durchaus Steuervermeidung betreiben, indem sie bar bezahlen. Also ich meine, das hat ja auch einen Effekt.

Speaker 2: Ingo, wen kennst du denn da?

Speaker 1: Richtig, also das ist natürlich immer das Argument auch der sozusagen Bargeldgegner oder diejenigen, die das einschränken wollen, weil man eben sagt, man kann hier eben Schwarzzahlen sozusagen besser eindämmen. Ich habe die Zahlen nicht ganz genau im Kopf, aber ich weiß, dass es anscheinend wo doch ein verschwindet geringer Anteil ist, der jetzt irgendwie, also aufgrund von Barzahlungen tatsächlich sozusagen, der Anteil der Korruption über Bargeld, Schwarzzahlen ist wohl... relativ verschwindend gering. Also da ist auch immer das Argument, da finden sich dann wieder andere Wege und Nischen. Aber es wird ja natürlich schon darauf reagiert, zum Beispiel durch diese Bargeld-Obergrenze. Also dass man nicht mehr als 10.000 Euro in bar bezahlen darf. Und als das eingeführt wurde in Deutschland und anderen Ländern, ist das ja schon sehr viel länger der Fall, gab es aber auch erstmal großen Aufschrei. Weil man das Gefühl hat, hier wird wieder was eingeschränkt, wird einem wieder was weggenommen. So häufig wird es aber wahrscheinlich gar nicht vorkommen oder auch nicht genutzt werden. Können wir vielleicht noch mal ein bisschen mehr auf diese Generationenunterschiede eingehen? Also, warum fällt es uns Jüngeren, also wie du Lena und mich ja bezeichnet hast, vielen Dank, warum fällt es uns da einfacher, ja auch alten Leuten das Thema beizubringen, weil meine, Kartenzahlung und Bargeldloses hat ja auch viele Vorteile. Kannst da noch mal so bisschen auch aus psychologischer Sicht drauf eingehen. Ja, genau, es hat natürlich viele Vorteile und wir sprechen ja auch nicht immer über dieses Entweder-oder, sondern natürlich auch beides sowohl als auch zu nutzen und es geht nur darum, jetzt, wie gesagt, man das Bargeld jetzt speziell wichtig findet oder nicht. Und da ist es schon so, dass wir eine Gesellschaft haben im Moment, die man eigentlich teilen kann in eine ... die noch analog aufgewachsen ist und eine, die digitalisiert aufgewachsen ist. sozusagen die Hälfte der Bevölkerung ist anders schon sozialisiert worden. Und da überrascht es natürlich nicht, dass diejenigen, die sozusagen älter sind, also die noch nicht mit so vielen auch digitalen Zahlmethoden vertraut sind, dass die hier auch mehr Berührungsängste haben und natürlich lieber auf das setzen, was sie kennen. Das war jetzt sozusagen das Bargeld. Und das haben wir im Grunde in allen. Repräsentativ Befragungen gibt es hier signifikante Unterschiede zwischen den Älteren und den Jüngeren. Auch was so neue Zahlformen angeht, also ob ich jetzt über mein Smartphone zahle oder überhaupt offen bin, mir einen Zahlchip transplantieren zu lassen. Das sind Dinge, die für die Älteren im Grunde noch weit weg sind. bei den Jüngeren... sozusagen viel präsenter sind. Aber es kommt immer darauf an, wie man aufgewachsen ist, als sozialisiert wurde und wie man auch seine Eltern beobachtet hat, wie die gezahlt haben. Und da ist es eben auch jetzt bei den Jüngeren schon noch so, dass sie das noch bei ihren Eltern auch beobachtet haben, dass sie Bargeld nutzen. Aber eben auch je jünger, desto mehr verschwindet auch dieses Bargeld aus der Wahrnehmung. Und was ich nicht kenne, sozusagen, das vermisse ich auch nicht besonders. Also es ist jetzt so, wenn ich jetzt eine Befragung machen würde in Deutschland, auch unter den Jüngeren, ob sie gerne das Bargeld abschaffen möchten. Da würde die Mehrheit das natürlich nicht abschaffen wollen, warum sollte man das freiwillig hergeben. Aber wir haben gerade bei der letzten Befragung war schon so die Hälfte, die sagt, sie könnte auf Bargeld verzichten, sie würde es nicht besonders vermissen. Und bei den Älteren ist es eben noch ganz anders gelaufen.

Speaker 2: witzige hier ist, in den USA zahlt man ja noch super viel mit Checks. Also da denke ich immer so, ich bin in der Vergangenheit und auch so Überweisungen kosten Geld und sowas. es ist sehr verrückt, wie du es ja auch schon angesprochen hast, wie unterschiedlich die ja verschiedene Länder auf der Welt da agieren. Ich würde mich ganz gerne mal mit unserem Gehirn beschäftigen. Also könntest du vielleicht mal darauf eingehen, was so passiert, wenn wir Bargeld in der Hand haben, es ist ja was haptisches. Ist da vielleicht irgendwas, was uns da hinzieht, dass es irgendwie sich ja vielleicht besonders toll anfühlt im Gegensatz zu so einer Karte, wo ich dann mal schnell wieder vergesse, wie viel ich eben ausgegeben habe.

Speaker 1: Man weiß eben aus der neuere Psychologie, dieser Reiz des Bargeldes, also dieser Stimulus sozusagen, dass der ein Belohnungszentrum in unserem Gehirn aktiviert. Also im limbischen System, Nukleus, Akumens sozusagen. Und das wirkt ähnlich wie bei Essen oder bei Drogen. Also aktiviert so eine Zielerreichungsfunktion oder so ein Reflex. Und Menschen, die Bargeld sehen, die wollen das irgendwie haben, erreichen. Das ist ganz interessant, das ist ein unbewusster. Vorgang und Alternativen zur Bargeld können das so noch nicht auslösen. Also wenn man jetzt eine Karte sieht oder ein Check oder irgendwas anderes, da wird das Gehirn nicht auf gleiche Weise sozusagen aktiviert. Könnte aber sein, dass das natürlich jetzt in der Evolution sich auch herausbildet. Also das heißt aber, dieses Bargeld ist noch so ein Reiz, der schon verankert ist, wo man schon weiß, okay, das ist was wichtiges, da läuft ein automatischer Prozess ab. Ganz genau, also das ist ganz spannend, dieser Bereich. Ich bin selbst keine Neuropsychologin. Aber es natürlich interessant, noch genauer zu untersuchen. Aber es gibt auch Experimente allgemein, wo man Menschen mit Geld konfrontiert. die Geld sehen und in der Kontrollgruppe sehen sie eben einen anderen Reiz. Also kein Geld. Und man weiß, dass diese Menschen, die mit Geld konfrontiert werden, die werden hinterher unbewusst egoistischer, selbstgenügsamer. Die rücken von ihrem Kommunikationspartner ab, also wählen einen größeren Abstand. Die fragen weniger nach Hilfe, bieten auch selber weniger Hilfe an. Und auch wir haben so Experimente durchgeführt und konnten auch diesen Effekt finden, dass Menschen, nur so ein Bild sehen mit Geld, dann hinterher latent egoistischer werden als diejenigen, jetzt ...

Speaker 2: Das ist ja Wahnsinn. Das heißt, wäre besser, wenn wir doch mit Karte zahlen, dann würden wir unsere Gesellschaft weniger egoistisch...

Speaker 1: Ja, wenn das jetzt moralisch zu sehen ist, genau wäre das eine interessante Frage überhaupt. Was macht Geld mit uns? Wie verdirbt es sozusagen den Charakter? Man kann es auch anders formulieren, sagen, gut, Geld motiviert, also macht uns wirklich zielgerichtet. Ist ein extremer Motivator und der funktioniert ziemlich früh eben auch schon bei kleinen Kindern. Also wenn man den Geld anbietet, also externe Reize oder eine externe Motivation hier sozusagen schafft, dann ist das ziemlich effektiv. Ja, das hat natürlich auch viel mit Projektion zu tun, was ich auf Geld projiziere. Also wenn ich natürlich als Kind beigebracht bekomme, dass etwas passiert, wenn ich mit etwas zahle oder generell einfach da Stimuli bekomme an der Stelle. Das führt mich noch mal zu einer anderen Frage. Also kann man tatsächlich auch sagen, dass, ich mache jetzt mal einen Vergleich, ich gucke auf mein Konto und ich habe die Projektion auf Geld, dass Geld mich sicherer fühlen lässt. Ja, also egal welche Summe, die in der Theorie, je mehr Geld ich habe, desto sicherer bin ich. Das heißt, dort würde der Effekt auch gelten. Also wenn ich jetzt parallel auf mein Konto gucke und da sind 1000 Euro drauf oder ich habe 1000 Euro in Hand, dann würden sich solche Projektionseffekte verstärken oder verhält sich das noch irgendwie anders, gerade wenn ich so mal auf mein Konto gucke zum Beispiel. Ja, wenn ich es richtig verstehe, die Frage ist jetzt, ob das das echte Geld, das ich in der Hand habe, einen Unterschied macht zu dem, was ich virtuell auf meinem Konto habe. Und was es auslöst in mir, Ja, also klar, ist es dieses virtuelle Geld sozusagen, das ist natürlich eine Abstraktion, die unserem Gehirn mehr Anstrengung abverlangt. Und deswegen ist es ja auch für Kinder erst ab einer gewissen Entwicklungsstufe möglich, mit sozusagen virtuellem Geld zu hantieren. Können das ja noch gar nicht, wenn sie kleiner sind. Für Erwachsene ist es eben auch so. Warum dieses echte haptische Geld so verlockend ist, ist, weil wir da automatisch, wenn wir es nicht lange reflektieren, das irgendwie wertiger finden. Es gibt auch Experimente, wo man die Wahl hat zwischen etwas weniger Geld für die Teilnahme im Experiment gleich in die Hand oder etwas mehr Geld auf so eine Gutscheinkarte und dann entscheiden sich die meisten doch für das Wenigere gleich in der Hand. weil das irgendwie attraktiver scheint und auch wertiger wahrgenommen wird. Es ist aber nicht rational. Wir in der Wirtschaftspsychologie beschäftigen uns ja immer damit, warum Menschen sich oft nicht so vernünftig oder so rational entscheiden, wie man das annehmen würde, wenn man jetzt von einem Homo economicus Modell ausgehen würde. Mit dem Kontostand, also mit der Sicherheit, das lernen wir schon. Wenn wir uns damit beschäftigen, dann wissen auch die allermeisten Erwachsenen, dass das sozusagen auch ein Äquivalent ist. Aber wenn es ⁓ unbewusste Prozesse geht, wenn ich mich schnell entscheiden muss, dann wahrscheinlich eher zugunsten der Haptik. Und gerade in Krisenzeiten merken wir das. Krisen sind ja eine extreme Stresssituation, wo wir eben oft auch unsere Reflexion ausschalten, also intuitiv agieren, einfach das machen, was uns reflexartig richtig vorkommt. Und das ist eben auch interessant, dass nach Krisen, und egal welche Krise, das war selbst noch der Coronavirus-Pandemie, der Bargeldumlauf extrem gestiegen ist. Und zwar weltweit. Also es ist um 10 % mehr Bargeld erst mal im Umlauf gewesen. Was deswegen überrascht war, weil wir kaum Bargeld ausgeben konnten. waren ja sowieso auf der ... Ja, die Menschen haben ... Also war das Bargeldparadox, dann hat man das in der Ökonomie genannt, sich gefragt, wie kommt das? Wir dürfen weniger Bargeld ausgeben.

Speaker 2: Alle haben es gefunden unterm Kopfkiss.

Speaker 1: Es wird auch noch darum gebeten, selbst im Supermarkt irgendwie darauf zu verzichten. Und trotzdem wird noch mehr Bargeld abgehoben und die Menschen haben das tatsächlich gehortet, also als Wertaufbewahrung verwendet. Und das ist schon auch interessant, weil das, ich behaupte mal, das ist jetzt nicht unbedingt immer ein rationaler Masterplan gewesen, der dahinter gesteckt hat, sondern das Wenn die Welt untergeht. Genau, es war so Reflex, zu sagen, jetzt habe ich irgendwie erstmal was und an das kann ich mich festklammern. Also eine Art Kontrollillusion.

Speaker 2: Ja gut, das kenne ich auch. So bisschen Bargeld in der Schublade zu haben, aber ich glaube da gibt es schon nochmal größere Summen, die Leute zu Hause horten. Julia, gibt es eine klare Antwort auf die Frage, gebe ich mehr Geld aus, wenn ich mit Karte zahle oder wenn ich in bar zahle? Ja.

Speaker 1: Also da kommt immer, wenn man Menschen fragt, welche Beträge werden denn am liebsten mit welchen Mittel bezahlt, sagen die allermeisten ja, kleine Beträge lieber in bar, größere eben lieber mit der Karte. Und das können wir auch psychologisch erklären. Da gibt es von Richard Taylor, der hat auch einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften unter anderem dafür bekommen, eine interessante Theorie, die Theorie der mentalen Buchführung. Und die beschäftigt sich eben damit, warum Menschen beim Geld ausgeben eigentlich oft so irrational vorgehen. Also ihr kennt das, wenn ihr in einem Supermarkt geht und die Butter teurer ist ⁓ 40 Cent, dann ärgert euch das wahrscheinlich, weil es ist so ein tägliches Gut und manche Leute rennen dann vielleicht zum nächsten Supermarkt, weil sie das nicht einsehen. Also da ist man sehr sensibel, was so Kleinstbeträge angeht. Umgekehrt, man sitzt im Urlaub, es ist einem eigentlich egal, ob der Drink jetzt auf einmal drei Euro teurer ist oder wenn ich noch etwas viel größeres kaufe, ich sage ich kaufe mir jetzt ein neues Auto und dann würde ich wahrscheinlich nicht das Geschäft wechseln, wenn es das Auto um 10 Euro billiger gäbe, weil die Gesamtsumme so groß ist. Rational ist es nicht, weil in jedem Fall fehlt mir ja das gleiche Geld. Also von meinem Gesamtkonto-Stand wird es ja immer um den gleichen Betrag weniger. Aber wir denken eben nicht absolut, sondern immer so in Relation. Und das tun wir deswegen, um sozusagen auch mit diesem Kaufschmerz, also der Geld ausgeben schmerzt uns ja alle, hier zurechtzukommen. Das heißt, wir haben einen Trick, den wir anwenden. Wir haben in unserem Kopf lauter kleine Konten angelegt. Wir haben ein Konto für Güter des täglichen Bedarfsgüts für Versicherungen, für Reisen, für Einladungen, für Strafzettel, was auch immer. Und denken sozusagen immer in diesen Einzelkategorien. Und wenn dieses eine Budget aufgebraucht ist, sozusagen geben wir auch für diese Sache nicht mehr Geld aus. Wenn wir jetzt zum Beispiel was kaufen wollen, was wir uns eigentlich nicht leisten wollen oder können oder was uns bisschen schlechtes Gewissen macht, dann sind wir eben sehr verleitet zu sagen, das zahlen wir jetzt erst mal mit der Kreditkarte. weil wir dann sozusagen diesen Kaufschmerz vertagen und wir buchen das ab auf dieser Gesamtrechnung Kreditkartenabrechnung. Und das müssen wir dann nicht so rechtfertigen für uns selbst. Also das ist sozusagen eine Erklärung, die ich da gerne anwende. Und das ist eine ganz interessante Theorie, weil sie wirklich unser irrationales Verhalten mit Geld ausgeben, ganz gut erklärt. Und wichtig ist nur zu sehen, dass es ein unbewusster Prozess ist. Also es ist wieder kein Masterplan, wo ich sage, ich mache das so, sondern wir Menschen funktionieren in aller Regel so ähnlich. wir da nochmal kurz, das hat jetzt indirekt was mit Bargeld zu tun. Kannst du nochmal, wenn da so Belohnungssysteme mit dran sind, ich bin gerade so ein fleißiger Payback-Punktesammler. wenn rein psychologisch noch solche, ich hab einen Bezahlschmerz, das kann ja auch an einer Rewe-Kasse sein, aber ich gehe dann lieber zu Rewe als zu Aldi, weil ich da noch so so Bonuspunkte bekomme. Also können wir das noch mal einordnen an der Stelle, weil ich glaube, das machen relativ viele oder denken vielleicht darüber nach. Ja, genau. Also das ist natürlich wirklich auch im Grunde ein Verkaufstrick, der hier bewusst verwendet wird, ⁓ Menschen zu binden. Das ist sicher genau, das kann man unterschiedlich erklären. Zum einen eben, sagst über Belohnungssystemen, wie so eine Konditionierung. Also wenn ich dorthin gehe, werde ich belohnt. Das speichern wir auch ab und dann tendieren wir dazu, Verhalten zu wiederholen, was belohnt wird und Verhalten zu unterlassen, was bestraft wird. Also das ist sicher auch ein Reflex, der hier bedient wird. Und bei diesen Bonuspunkten kann es auch sein, dass es so eine Art Mitgliedschaft unterstellt. Also wir wissen, da sind wir irgendwie special. Da werden wir sozusagen immer wieder geladen. Wir haben da Vorteile gegenüber anderen. Also wir vergleichen uns ja auch gerne mit anderen Menschen uns herum und fühlen uns irgendwie besser, wenn wir da sozusagen Vorteile haben. Also da gibt es jetzt verschiedene Dinge, die man jetzt aus der Verkaufspsychologie anwenden könnte. die uns jetzt wahrscheinlich bisschen wegführen vom Thema Bargeld.

Speaker 2: Ich habe noch eine allerletzte Frage an dich, Julia. Ich finde es total cool, du das Konzept der mentalen Buchführung erklärt hast. Wir hatten das vor einer ganzen Weile in unserer Immobilienreihe auch schon mal angesprochen. Ich habe da noch eine Nachfrage. Wir drei jetzt, Julia, Ingo und Lena, wir allein haben doch vermutlich schon unterschiedliche Konten in unserem Kopf, oder? Also das heißt, ich wäre vielleicht mehr dazu bereit ... ein Zeitungsabo abzuschließen. Inge und ich geben gerne Geld für Eis aus. Vielleicht. Ich weiß nicht, du für tolle Kaffeehäuser in Wien. Wie ist das? Wie individuell ist das? Und vor allen Dingen auch, was mich interessiert, kann man das erweitern? Also kann man sich irgendwie dahin bringen, dass man sich öffnet für einen neuen Bereich?

Speaker 1: Ja, müsste man allerdings auch wirklich drüber reflektieren, so wie wir das jetzt machen. die Theorie ist wirklich etwas, wo man sagt, darüber denkt kein Mensch nach. Es ist nur eine ganz gute Erklärung, sozusagen so ein Muster, warum wir eben so unterschiedlich mit Geldbeträgen umgehen. Sonst müssten wir wirklich sagen, es ist uns völlig egal, wir ein Auto kaufen und das kostet fünf Euro weniger im anderen Geschäft, müsste ich da genauso das Geschäft wechseln, wie wenn ich sage, ich kaufe jetzt nicht das Getränk an der Tankstelle, sondern gehe extra in den Supermarkt. Ja, also und das ist sozusagen die Erklärung. Aber was du schon sagst, natürlich hat das jeder individuell unterschiedlich angelegt und da hat man natürlich verschiedene Wichtigkeiten. Also manchen, wie du sagst, sind, ich habe ein sehr großes Urlaubsbudget oder sagen, wenn ich in Urlaub fahre, dann ist mir alles egal, dann schaue ich auf gar keinen Preis. Andere sagen Nein, ich habe immer irgendwie mein Konto für Getränke, egal wo ich bin. Also das ist, das ist wirklich sehr, sehr, sehr verschieden. Und wenn wir darüber reflektieren, zum Beispiel mein Mann hat wirklich dieses Konto für Strafzettel, für ärgerliche Dinge, auch Sachen, die man ins Auto investieren muss oder sonst was. Und er meinte, er hat im Grunde so ein Budget im Kopf im Jahr und er ärgert sich nicht, egal was kommt, solange das in diesem Rahmen bleibt. Finde ich gar nicht so

Speaker 2: Dein Mann packt ganz gerne falsch, weil kann man ja machen.

Speaker 1: Genau, aber das finde ich nicht so schlecht, sich so zu überlegen, dann ärgert man sich weniger natürlich. Das ist jetzt alles irgendwie noch im Rahmen.

Speaker 2: Da ist die gute Laune

Speaker 1: Ja, genau. Da kann man sich schon selber auch austricksen. Die Debatte ist Ende natürlich immer, was ist rational und was nicht. Man kann natürlich auch sagen, es ist ja mein Leben und es geht ja ums Wohlfühlen. Und wenn diese Strategie mich dazu bringt, dass ich mich im Grunde besser fühle, warum nicht? Schlecht ist natürlich nur, wenn ich mich so sehr austrickse, dass mir gar nicht klar wird, wie dass ich wahrscheinlich systematisch mehr Geld ausgebe als ich habe oder ich mich da irgendwie systematisch überschulde. Dadurch, dass ich mich ständig selber so abpuffere und mir immer irgendwelche Rechtfertigung suche, dann wird es vielleicht gefährlich.

Speaker 2: Und würde das jetzt gehen, dass ich zum Beispiel diese Strafzettelidee übernehme? Also könnte ich mich dahin bringen, dass ich das jetzt auch mal so eröffne? Ganz bewusst.

Speaker 1: Ja, genau. Jeder Trick für sich selbst ist ja natürlich erlaubt und dafür wird ja auch das Ganze untersucht. Meistens untersuchen das die Wirtschaftspsychologen aus wissenschaftlichem Interesse, aber es wird ja auch viel verwendet, eben auch in der Verkaufspsychologie oder im Marketing, wo man eben überlegt, aha, wenn ich diese Tricks kenne, dann kann ich Menschen auch bewusst so beeinflussen. Und umgekehrt kann man aber auch dieses Wissen nutzen, sich selber sozusagen besser vorzubereiten und zu überlegen, wie kann ich denn meinen eigenen Geist. Manchmal über Listen, manchmal auf Schiene bringen, dass ich so Dinge so einordne, dass sie letztendlich für meine Lebensqualität zuträglich sind.

Speaker 2: Danke Julia, dass du uns die mentale Buchführung näher gebracht hast und uns gezeigt hast, dass Bargeld deutlich mehr ist als nur ein reines Zahlungsmittel. Vielen Dank.

Speaker 1: Danke auch und bis dann.

Speaker 2: Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernst, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. How I Met My Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und Altersvorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show Notes. Bis zum nächsten Money Monday. Wir freuen uns schon.

Über diesen Podcast

Was, wenn dein Umgang mit Geld mehr über dich verrät, als du denkst?
In How I met my money geht’s nicht nur ums Geld - sondern darum, was es mit dir macht.

Journalistin und Interviewerin Lena Kronenbürger & Honorarberater und Finanzcoach Ingo Schröder sprechen offen über die Themen, die meist unter der Oberfläche bleiben: Geldsorgen, Beziehungskonflikte, Scham, Sicherheit und echte Freiheit.

Dafür laden sie wöchentlich am #moneymonday spannende Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis ein - und stellen die Fragen, die du dir vielleicht selbst nie gestellt hast:
• Warum gehe ich so mit Geld um, wie ich’s tue?
• Was habe ich über Geld gelernt - und was davon stimmt heute noch?
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Produziert und vermarktet von maiwerk Finanzpartner und der OFA Online Finanzakademie.

Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

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