Der Finanzpodcast für Anfänger
Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. Evolutionspsychologie. Das ist auch heute unser Thema und zwar mit unserem aktuellen Experten Prof. Dr. Lars Penke. Mit ihm sprechen wir in Teil 2 darüber, was Ökonomie und Liebe miteinander zu tun haben und wie unterschiedlich die Rolle von Geld ist, wenn wir uns mit Langzeitbeziehungen beschäftigen oder mit rein sexuellen Beziehungen. Also, Ohren gespitzt, los geht's! Sie haben vorhin das Stichwort die Asymmetrie bei Säugetieren genannt. Also das Weibchen oder bei unserer Spezies Frauen deutlich mehr investieren. Das ist ja auch mal spannend. Wir reden auf dem Podcast über das Investieren. Wie ist es denn jetzt, wenn wir so Richtung Langzeitbindung nochmal genau gucken, weil nur weil Männer viele nachfahren zeugen können. Sie das ja nicht immer, oder?
Speaker 1: Das richtig. Vielleicht mal so auf diesen Begriff investieren. Ich finde das ganz interessant für einen Podcast dieser Art. Viel wird in der Evolutionsbiologie in ökonomischen Prinzipien gedacht. Nur, es da letztendlich nicht Geld geht, sondern da geht es Fitness. Also ⁓ die Chance mehr nach oder letztendlich die Realisierung von mehr Nachkommen, von mehr Kopien der eigenen Gene in der nächsten und übernächsten Generation. Ich dachte schon, der MacFit. Nee, der nun gerade nicht. Also Fitness ist hier wirklich evolutionäre Fitness. Also wie viel machen meine Gene in den nächsten Generationen relativ zu anderen Genen in der Population aus? ist im Kern was Fitness ist. Und das ist letztendlich dann, wie viel Nachkommen habe ich selbst, wie viel Kinder und Enkelkinder oder auch wie sehr unterstütze ich meine genetisch verwandten Individuen darin, mehr Kinder zu haben, weil die ja auch Kopien meiner Gene tragen. Das ist letztendlich das, in der Evolutionsbiologie zählt. Da wird dann oft mit ökonomischen Modellen modelliert. wird dann nämlich geguckt, inwieweit hat ein Verhalten oder eine Tendenz oder eine körperliche Eigenschaft eher Fitness kosten oder eher Fitness nutzen. Ist ein Verhalten letztendlich so, dass es im Durchschnitt über viele Generationen eher Individuen Vorteile, Fitness Vorteile gebracht hat als ... und so wird das Ganze betrachtet. Und wenn wir jetzt also von Investments oder sowas reden hier, dann geht das immer darum, ist das eine Verhaltensweise, die letztendlich die Fitness maximiert. Also nur das nur ein bisschen zur Begrifflichkeit, aber es ist vielleicht ganz interessant, dass man mit ökonomischen Prinzipien tatsächlich an diese ganzen Sachen rangehen kann. Ja, jetzt war die Frage nach den Langzeitbeziehungen.
Speaker 2: Mit Langzeitbeziehungen.
Speaker 1: Genau. Also das Besondere an unserer Spezies ist, dass wir extrem unfertige Nachkommen auf die Welt bringen. Also bei vielen anderen Spezies, auch bei vielen anderen Säugetierspezies, auch wenn wir jetzt so unseren nächsten Artverwandten, verschiedenen Primaten, Schimpansen, Bonobos und so weiter gucken, die bringen alle sehr viel fertigere Nachkommen auf die Welt, die sehr viel schneller unabhängig sind, die kürzer gestillt werden müssen meistens, aber die vor allen Dingen auch viel weniger lange oder viel kürzer davon abhängig sind, sich sie gekümmert wird, dass in sie investiert wird. Das hat unter anderem damit zu tun, dass unsere Spezies halt sehr große Gehirne involviert hat, die uns viele Fähigkeiten mit sich bringen, unsere kognitiven Fähigkeiten, Kulturfähigkeiten und so weiter, die hängen schon alle irgendwie so bisschen an unserer Gehirngröße. Aber dieses Gehirn muss bei der Geburt durch den Geburtskanal der Mutter durch. Dadurch können Gehirne bei der Geburt nicht beliebig groß sein. Das hat die Evolution so gelöst, dass unsere Nachkommen relativ früh und relativ unfertig auf die Welt kommen. Und dann viel Gehirnwachstum, Gehirnreifung erst danach noch stattfindet. Das führt dazu, dass wir als Spezies nicht drum rumkommen, relativ intensiv unsere Nachkommen zu kümmern. Ein Schimpansenbaby, das ist kaum geboren, klettert auf den Rücken der Mutter und hält sich alleine fest. Das kann man bei unseren Babys sehen. Das nicht der Fall, da müssen wir uns lange drum kümmern. Das Kümmern muss von irgendjemand kommen. Das ist, wenn man sich über alle historischen Perioden und ... weltweit alle möglichen Populationen das anguckt, muss das nicht immer der Vater sein, aber das ist häufig auch der Vater. Die Mutter ist es eigentlich immer zum großen Teil, aber auch der Vater. Und deshalb ist es in unserer Spezies halt absolut nicht ungewöhnlich, dass wir längerfristige Bindungen eingehen und wenn die dann halt zu Nachkommen führen, dass sich dann halt auch beide eben darum kümmern. Und deswegen sind halt solche Sachen, wie dass wir das Gefühl haben, wir uns sehr vertraut mit der sind, sichere Bindung haben, Gefühl, dass diese Person auch lange bei uns bleiben will. Das sind schon Sachen, die uns bei der Partnerwahl sehr wichtig sind. Aber Kindergroßziehen ist halt auch eben was, was andere Ressourcen braucht. Und da kommt halt diese Status-Ressourcen-Aspekte auch mit rein. Und die Mutter trägt halt körperlich schon viel in Sofortpflanzung bei. Und die Kompensation auf der anderen Seite kommt dann meistens eher vom Vater durch Status Ressourcen. Das ist bei unserer Spezies so und das ist bei vielen anderen Spezies auch so. Jetzt sind wir ja bei recht klassischen Modellen, logisch im Sinne der Evolutionsbiologie. Sie hatten es ja auch mal ganz kurz schon im Vorgespräch angesprochen. Und diesbezüglich will ich mal einfach mit dem Thema Homosexualität starten. Was da die Evolutionsbiologie sagt? Was ich bisher so dargestellt habe, ist das Grundlegende, was nicht nur auf uns, sondern auf alle möglichen Spezies zutrifft. Dass wir uns als Spezies jetzt ziemlich besonders verändert haben, auch gerade kulturell verändert haben, steht außer Zweifel. Ich habe eben schon erwähnt, dadurch, dass wir effektive Kontrazeptive haben, Verhütungsmittel haben. Da ist es bei uns gar nicht mehr so notwendig, dass Sexualität gleich mit Fortpflanzung einhergehen muss. Und wir haben da eine sehr viel stärkere Kontrolle drüber. Und das beeinflusst dann natürlich auch, wie sich gesellschaftliche Trends verändern. Bei Weipen möchte nicht jeder heutzutage mehr Kinder haben. Bei Weipen jeder seine Partnerschaft so an und baut seine Partnerschaft so auf. dass da letztendlich Familiengründung mit einer Rolle spielt. da ergeben sich dann natürlich auch ganz viele unterschiedliche Lebensentwürfe, Lebensmodelle. Nur gewisse Präferenzen, gewisse Bedürfnisse und so weiter, die stecken halt so grundlegend in uns hin. Und dazu gehört halt zum Beispiel auch das Bedürfnis nach Sexualität. ein gewisses sexuelles Interesse. Homosexualität im Speziellen ist eigentlich ein sehr interessanter Fall, weil wirklich rein exklusive Homosexualität, dass man wirklich nur am eigenen Geschlecht interessiert ist und an keinen anderen sexuellen Kontakten darüber hinaus, das wäre tatsächlich ein evolutionäres Rätsel, weil solches Verhalten führt tatsächlich dann in keinster Weise zu Fortpflanzung und kann der Weise dann eben auch keine Fitnessvorteile liefern. Es gab mal so ein paar alte evolutionsbiologische Modelle, die davon ausgegangen sind, dass homosexuelle Individuen vielleicht stärker in ihre Familienbeziehungen investieren und dadurch ihrer Familie mehr helfen, sich fortzuflanzen und so weiter. Das wäre dann noch eine evolutionär stabile Strategie. Aber da hat sich die empirische Lage, die Datenlage eigentlich dagegen gezeigt. Homosexuelles Verhalten gibt es durchaus auch relativ weit verbreitet im Tierreich. Das ist also schon nicht menschenspezifisch. Nur da ist es dann meistens, also bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen, exklusives homosexuelles Verhalten. Und da scheint es einfach viel damit zu tun haben, dass Lebewesen ein Sexualdrang haben, Interesse an sexuellen Kontakten, sexueller Befriedigung. Und dass die bis zu gewissem Grad auch einfach sehr offen sein kann und auf verschiedene Weise jemanden finden kann, mit dem man das Ganze auslebt. Das scheint bei den meisten anderen Spezies, wo homosexuelles Verhalten beobachtet worden ist, der Fall zu sein. Das heißt, dass da irgendwelche Individuen Sexualkontakte mit dem eigenen Geschlecht haben, aber auch mit dem anderen Geschlecht und sich dann durchaus auch fortpflanzen lassen. Das ist dann einfach nur eine Tendenz, relativ sexuell interessiert zu sein. Das mag sein, dass das bis zum gewissen Grad mit der Sexualität bei Menschen auch so ist. es Menschen gibt, die sexuell offener sind und Sexualkontakte mit allen möglichen Individuen haben. Und eben auch nicht nur mit dem eigenen Geschlecht. Wie das dann mit dem exklusiv homosexuellen Verhalten ist, ist tatsächlich so ein bisschen eine offene Frage. Mein Überblick über die Literatur deutet am ehesten darauf hin, dass... Homosexualität tatsächlich ein sehr komplexes Phänomen ist, wo es sehr unterschiedliche Ursachen vergeben kann und dass das eben nicht ein einheitliches Thema ist. Jetzt hatten Sie ja auch angedeutet, diese ... Ich meine, Dating-Apps ist eigentlich perfektes Beispiel dafür, dass halt ein gewisser Druck entsteht. Und wenn man der Evolutionsbiologie an sich jetzt mal ganz neutral zuhört, könnte man das ja auch verstehen. Dass dort sich also gewisse ... Trends bilden, dass Leute sich also ausgeschlossen fühlen, denken ... gar keinen Sexualpartner finden zu können mit den Merkmalen, die sie mitbringen. Können Sie noch mal bisschen näher ausholen? Das fand ich eigentlich sehr spannend. Ja, das ist so ein aktueller Trend, wird mittlerweile in den sozialen Medien gern als Incel bezeichnet, als involuntary celibates, also die, die ohne es zu wollen zu libertär leben. Das sind, ist insbesondere so eine Internetbubble an In der Regel jungen Männern, die das Gefühl haben bei den Standards, die heutzutage angelegt werden, haben sie auf dem Partnermarkt, es ist übrigens auch interessant, dass das oft als Marktmetapher bezeichnet wird, Chance. Also dass sie ausgeschlossen sind aus dem Partnermarkt, weil sie nichts zu bieten haben, was sie interessant genug als Partner für Frauen in der Regel macht. Und das ist eine Bubble, die sehr davon befeuert wird, dass Frauen eigentlich nur auf Status und Geld einerseits oder auf sehr hohe körperliche Attraktivität, also wirklich so extrem hohe körperliche Attraktivität bei Männern wertlegen und dass man ansonsten überhaupt keine Chance hat, bei Frauen zu landen. Und dann wird das oft damit in Verbindung gebracht, dass tatsächlich auf Dating-Apps es in der Regel so ist, dass Frauen sehr viel mehr Anfragen bekommen als Männer und dementsprechend nach den simplen Gesetzen von Angebot und Nachfrage da dann halt eine sehr viel größere Chance haben, ja, auszuwählen und dass viele Männer überhaupt keine Chance haben, da durchzukommen sozusagen. Das ist ein ernstzunehmendes Problem, weil diese Bubble sich da so in diese Ansichten versteigert, dass es einerseits unter diesen Männern in dieser Inzellbewegung hohe Maßen an psychischen Erkrankungen gibt, also die leiden häufig unter Depressionen. Andererseits stacheln sich diese Bubble aber auch so auf, dass da halt eine hohe Frauenfeindlichkeit sich letztendlich auch ausbildet. Weil die halt sagen, die Frauen schließen uns vom Partnermarkt aus und wir haben da sowieso keine Chance. Das ist ein bisschen eine verzerrte Wahrnehmung, die auch tatsächlich durch Datingplattformen bis in einer gewissen Weise und die Erfahrungen, insbesondere Männer da machen, bis zu einer gewissen Weise befeuert wird. Vergisst aber halt, dass in erster Linie Männer wie Frauen eine Person finden wollen, bei der sie sich gut und sicher und wohl aufgehoben fühlen. und überzeichnet Bilder, die tatsächlich zwar aus Modellen kommen, die aus der Evolutionsbiologie entstammen, aber eben in einer übertriebenen Weise angewendet werden, die so gar nicht genau zutrifft. Ich denke, den Punkt, den wir hier vielleicht noch mal ausführen können, der da ganz wichtig zu betrachten ist, sucht man jetzt wirklich einen Partner für die lange Zeit und da konvergieren die Ideen von Männern und Frauen oder überhaupt von Personen, die Partner suchen, meistens sehr stark. Oder suchen wir jetzt wirklich nur jemanden für eine kurze Affäre, für einen One-Night-Stand, für schnellen Sex oder irgendwas in der Richtung. Weil da spielen nämlich die Unterschiede von Männer und Frauen eine besonders große Rolle, halt eben wegen dieser evolutionspsychologischen Prinzipien, dass Frauen mehr in die Fortschranzung investieren, die letztendlich einen Selektionsdruck auf uns ausgeübt haben, dass Männer zum Beispiel ein sehr viel größeres Interesse ans schnellen Sex haben, als das Frauen in der Regel haben. Und das sind dann halt die Tendenzen, die gerade so auf Dating-Apps teilweise die Wahrnehmung sehr verzerren.
Speaker 2: Ich finde das ja spannend. Ich beschäftige mich schon länger mit dem weiblichen Zyklus einfach aus privater Neugier. Könnte man jetzt nicht den Männern raten, die sie gerade angesprochen haben, die vielleicht auf der Suche sind, nicht zu verzweifeln, sondern vielleicht den Moment im Zyklus der Frau abzuwarten, wo sie ganz natürlich interessiert sind an Männern.
Speaker 1: Das sind tatsächlich so merkwürdige Tipps, teilweise in dieser Community auch gegeben werden, die so aber gar nicht unbedingt zutreffen. Also der weibliche Zyklus ist sehr interessant, weil den teilen wir auch mit ganz vielen anderen Spezies. Und der hat in den meisten Spezies tatsächlich was damit zu tun, dass Weibchen sich tatsächlich nur an bestimmten Tagen in ihrem Zyklus, das dann in der Natur Oestrus genannt wird, fortpflanzen, weil oder beziehungsweise überhaupt nur Interesse an Paarung, an Sexualität haben, weil sie eben nur an gewissen Tagen im Zyklus vertil sind. Also Paarung, Sexualität nur an bestimmten Tagen im Zyklus überhaupt zur Fortpflanzung führen kann. Das das sogenannte fertile Fenster, das liegt meistens in der Mitte des Zykluses, also ziemlich genau zwischen den, zwischen zwei Menstruationen. Und interessanterweise ist es so, dass sich halt wie gesagt in vielen Spezies sexuelle Aktivität auf dieses Fenster beschränkt. In unserer Spezies ist es so, dass Frauen auch einen Zyklus haben und auch nur an bestimmten Tagen in ihrem Menstruationszyklus fruchtbar, vertil sind. Aber dass unsere Sexualität sich eben darüber hinaus ausdehnt und eben nicht beschränkt ist auf dieses Kurzzeitfenster. Jetzt gibt es oder gab es in der Literatur mal eine relativ starke Hypothese, die auch aus dieser Richtung kommt, was teilweise diese Inzellbewegung dann wissenschaftlich angeblich beflügelt hat, dass bei Frauen sich die Partnerpräferenzen über den Zyklus enorm verändert. Dass sie also gerade an bestimmten Tagen im Zyklus, nämlich dann, wenn sie fertile sind, ganz besonders auf Attraktivität, auf soziale Dominanz, auf Muskeln und auf solche Eigenschaften bei Männern achten. Das war mal eine ganz interessante Hypothese und hatte dann damit zu tun, dass diese Eigenschaften eigentlich gute genetische Qualität bei den Männern andeuten sollten und dass das halt was ist, wo Frauen eine evolvierte Präferenz haben sollten. Das hat sich aber tatsächlich nicht bestätigt und das ist mittlerweile relativ robust widerlegt. Was sich über den Zyklus tatsächlich verändert und was vielleicht auch in Partnerschaften eine Rolle spielen kann, ist, dass bei Frauen das sexuelle Interesse nicht unbedingt gleich verteilt ist, sondern dass es hormonell bedingt dieses fertile Fenster herum stärker wird. Das ist durchaus was, eine adaptive Funktion hat. Weil die gleichen Hormone, die dann den Eisprung vorbereiten und dafür sorgen, dass die Frau fruchtbar ist, sind auch die, die bei uns damit gekoppelt sind, dass Frauen in dieser Phase ein größeres sexuelles Interesse haben. Und das kann durchaus, gerade innerhalb Partnerschaften, führen, dass sich da so ein gewisser Rhythmus rausbildet. Wobei man aber auch sagen muss, dass dass im Vergleich zu anderen Spezies bei unserer Spezies sehr schwache Effekte sind. Dass manche Frauen die auch stärker merken als andere. Und das bei manchen, was eben gar nicht so sehr hervorkommt. Und man muss auch qualifizieren dazu sagen, wenn hormonelle Verhütungsmittel, wie zum Beispiel die Pille, benutzt werden, dann führen die notwendigerweise dazu, dass diese Veränderungen überhaupt nicht auftreten. Also die Pille sorgt dafür, dass die das sexuelle Interesse eigentlich relativ konstant über den Zyklus ist und nicht so ein Piek in der Mitte im vertilen Fenster hat. Eine Sache, die mich jetzt noch interessiert, denn das könnte ja auch eine Alternative sein für die Männer, die sich nicht angesprochen fühlen, aber natürlich auch Frauen theoretisch natürlich. Wie sieht es denn mit bezahlten sexuellen Beziehungen eigentlich aus, evolutions-, biologisch und psychologisch? Das ist auch was, Geld und Sex zusammenkommen. Also grundlegend sind Partnerschaften irgendwie immer soziale Austauschbeziehungen. Aber jetzt im allerallweitesten Sinne, also auch im Sinne von ich gebe einer Person Wärme und Geborgenheit und diese Person gibt mir Wärme und Geborgenheit zurück. Wenn ich jetzt aber so eine Situation habe, dass Erwiesenermaßen im Durchschnitt die Libido bei Männern größer ist als bei Frauen, dass Männer größeres Interesse an Sex haben und das vor allen Dingen und das ist der Unterschied, der vielleicht so am deutlichsten, übrigens auch interkulturell nachgewiesen ist, Männer deutlich höheres Bedürfnis nach sexueller Vielfalt haben. eher den Wunsch hätten, mehr wechselnde und kurzfristige Sexualpartnerinnen zu haben als Frauen. dann ergibt sich daraus notwendigerweise so eine Art Marktdynamik. Dann gibt es nämlich die sexuelle Zugänglichkeit, die von Männern bei Frauen gesucht wird, die Frauen bieten können, aber wo Frauen grundlegend erst mal gar nicht so ein Interesse haben, sie in dem Rahmen zu bieten. Und dass diese Unterschiede so existieren, das hängt evolutionär halt wiederum genau daran, dass Fortpflanzung für Weibchen kostspieliger ist. für Männchen. Wenn wir diese Dynamik erstmal haben, dann haben wir im Prinzip so eine Art sexuelle Ökonomie, dass wir eine begrenzte Ressource, nämlich sexuelle Zugänglichkeit bei den Frauen haben, die von den Männern nachgefragt ist. Und das führt einerseits dazu, dass Männer dazu neigen, sehr viel mehr, ⁓ Frauen zu werden, auch wieder im weitesten Sinne. Das kann also eben von reiner Aufmerksamkeit sein bis hin zu, dass man Frauen Geschenke macht oder probiert sich so darzustellen, dass man zeigt, habe dir sehr viel zu bieten, wenn du mit mir eine Beziehung eingibst. Also ich habe da schon ein Haus stehen und ich fahre ein tolles Auto. Und was weiß ich. Aber das kann im simpelsten Falle natürlich dazu führen, also wir Menschen haben nun mal diese besondere kulturelle Errungenschaft des Geldes. erworben, dass wir sagen, wir haben jetzt eine universelle Messeinheit, mit der wir sozialen Austausch quantifizierbar machen und gut, was wir untereinander austauschen, was man gegen was Beliebiges anders austauschen kann. Nichts anderes ist Geld letztendlich. Und wenn es halt eben im sexuellen Bereich dieses Angebots- und Nachfrage-Dilemma geht, gerade schnelle sexuelle Kontakte, dann ergibt sich natürlich relativ automatisch daraus, dass Männer auch Ressourcen wie Geld aufbieten, sexuellen Zugang zu bekommen. Und das ist wahrscheinlich der Grund, warum man bei Prostitution manchmal auch gerne von dem ältesten Gewerbe der Welt redet, weil diese grundlegenden Austauschbeziehungen schon immer existiert haben. Und das wird dann natürlich auf unterschiedliche Weise vermarktet und auch reguliert und moralisch gutgeheißen oder nicht gutgeheißen, aber in irgendeiner Weise existiert das immer irgendwie.
Speaker 2: Über das älteste Gewerbe der Welt werden wir auf jeden Fall in dieser Themenreihe nochmal genauer zu sprechen kommen. Nur ⁓ die Hormone zum Abschluss nochmal ein bisschen ganzheitlicher zu beleuchten und nicht jetzt nur den weiblichen Zyklus anzuschauen. Wie sieht es denn mit Testosteron aus? Was sind da die Auswirkungen?
Speaker 1: Grundlegend, was gerade den Geschlechtsunterschied so bisschen reingebracht haben, also die ganzen Hormone, von denen man hier so reden kann, also beim Zyklus ist das viel Östradiole und Progesteron, aktivierend auch das luthinisierende und follikelstumulierende Hormone, das sind also so die Haupthormone, die es im weiblichen Zyklus geht. Die haben Männer alle auch. Genauso gibt es auch Testosteron bei Frauen. Nur was tatsächlich Männer und Frauen oder männlich und weibliche entwickelte Individuen unterscheidet, ist, wie viel von welchen Hormonen sie während ihrer Entwicklung abbekommen haben. Also interessanterweise ist ein Fötus erstmal von der Entwicklung geschlechtsneutral. Und wenn keine Hormone großartig eine Rolle spielen, dann entwickelt sich ein Fötus erstmal in die weibliche Richtung. Aber bei Individuen, die halt einen Y, haben, da entwickeln sich in der Regel Hoden und die Hoden produzieren dann Androgene, wie zum Beispiel Testosteron. Die sorgen dafür, dass ein Fötus sich dann eher in die maskuline Richtung entwickelt. Bei Erwachsenenindividuen sind also bei Individuen, die Hoden haben, die Testosteron produzieren die Testosteronwerte ungefähr siebenmal höher als bei Individuen, die keine Hoden haben. Und da kommen halt diese Schlechtsunterschiede mit rein. Und Testosteron ist ein ganz interessantes Hormon, weil es auf der Verhaltensebene, wenn man es komplett zusammenfassen will, halt so bisschen die Tendenz zu Wettbewerbsorientierung versus Fürsorglichkeit reguliert. Das heißt, bei einem hohen Testosteronspiegel sind Menschen eher wettbewerbsorientierter, auch risikofreudiger zum Beispiel. Ein bisschen was hat es mit Impulsivität und solchen Sachen auch zu tun, auch mit reaktiver Aggressivität, also ob man auf Provokation mit Aggression reagiert. Das wird alles von einem hohen Testosteronspiegel gefördert und aber zum Beispiel auch das sexuelle Interesse wird davon gefördert. Während ein niedriger Testosteronspiegel es leichter macht, empathisch einfühlsam zu sein, fürsorgliche Tendenzen zu zeigen und Das spielt sicherlich eine gewisse Rolle für Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das spielt aber auch innerhalb der Geschlechter eine Rolle. Man weiß zum Beispiel, wenn Männer in längerfristigen Beziehungen sind und insbesondere wenn sie auch Väter werden, dann senkt sich der Testosteronspiegel bei denen und dann sind weniger die wettbewerbsorientierten und stärker die fürsorglichen Tendenzen bei ihnen ausgeprägt.
Speaker 2: sehr sehr
Speaker 1: Sehr spannend. Zum Abschluss, Herr Prof. Penke, noch eine Frage, sehr spezifisch zum Thema Risiko. zwar stimmt die These, dass die Risikobereitschaft eines Menschen sich bereits während der Schwangerschaft ausbildet. Wir haben gerade über Hormone gesprochen und wie das alles so entsteht. Aber jetzt mal unabhängig vom Geschlecht, man das sagen, dass eine gewisse Risikobereitschaft schon in dieser Phase sich ausbildet? Das hat zwei Erleimente. Das eine ist das Hormonelle, was ich gerade besprochen habe. Ab dem dritten Schwangerschaftsmonat produzieren die Gondaden, die Geschlechtsdosen, stärkere Hormonwerte. Wenn das männliche Gondaden sind, dann ist das insbesondere sehr viel Testosteron. Und das wirkt sich auf die Gehirnentwicklung aus. Ob ein Gehirn eher maskuliner oder femininer ausgeprägt ist, also eher dem prototypischen männlichen oder weiblichen Gehirn entspricht, das wird tatsächlich so früh in der Schwangerschaft durch Hormone schon praktisch eingeleitet. Und es gibt tatsächlich gewisse Befunde dazu, dass eine höhere Exposition zu Hormonen wie Testosteron im Mutterleib etwas mit späterer Risikoneigung zu tun hat. Man muss dazu aber sagen, das sind nicht die stärksten Befunde, würde ich sagen. Also man hat oft nicht so guten Zugang zu hormonellen Milieus während der Schwangerschaft. Wenn man das wirklich gut machen will, dann muss man letztendlich die Fruchtblase punktieren und Fruchtwasseruntersuchungen während der Schwangerschaft machen. Das macht man nicht aus wissenschaftlichen Zweck, weil das viel zu riskant ist für Mutter und Kind in dem Fall, sondern das macht man dann eher, wenn es sowieso medizinisch irgendwie geboten ist. Und da gibt es so bisschen kleine Studien, zeigen, dass also Hormonwerte während der Schwangerschaft tatsächlich was mit späteren Verhaltenstendenzen zu tun haben. Die meisten Studien, die da aber gerne zu zitiert werden, die benutzen sehr indirekte Indikatoren. Da gibt es zum Beispiel das berühmte Fingerlängenverhältnis zwischen Zeigefinger und Ringfinger, was vielleicht der ein oder andere schon mal gehört haben mag. Was tatsächlich was mit Hormonmilieu während der Schwangerschaft zu tun hat, aber man hat es dann einfach genutzt als Indikator dafür, also hat praktisch Fingerlängen bei erwachsenen Menschen gemessen, hat geguckt, ob das mit gewissen Risikoneigungen... einhergeht, unter anderem zum Beispiel auch mit finanzieller Risikoneigung. Das hat sich aber letztendlich in Replikationsstudien eher weniger bestätigt und diese ganze Literatur, ist so ein bisschen unter kritischer Betrachtung. Da wäre ich also sehr vorsichtig. Es ist theoretisch nicht ganz unplausibel, dass so eine hormonelle Frühprägung in der Entwicklung tatsächlich auch was mit Risikoneigung zu tun hat. Wenn man Geschlechtsunterschiede betrachtet, zeigt sich das deutlicher. Aber diese Literatur ist empirisch bisschen dünn. Da würde ich nicht meine Hand für ins Feuer legen. Der andere Faktor, der auch vorgeburtlich festgelegt ist, das sind unsere genetischen Tendenzen. Wir alle unterscheiden uns genetisch. Wir wissen mittlerweile, dass praktisch jede Verhaltenstendenz, die untersucht wurde, irgendwo eine gewisse erbliche Komponente hat. Also dass es eine gewisse familiäre Ähnlichkeit auch in Risikoneigung gibt. Das liegt in erster Linie daran, dass Risikoneigung auch bis zu einem gewissen Grad erblich ist. Aber das unterscheidet Risikoneigung jetzt nicht von unserer Verträglichkeit oder von unserer Extraversion oder unserer, weiß ich nicht, Fürsorglichkeit oder sowas. Das ist alles in gleichem Maße ungefähr erblich.
Speaker 2: Ohje, das war eine Menge, Wissen. Alle Köpfe rauchen jetzt bestimmt. Herr Professor Dr. Penke, ich weiß nicht, ob Sie es wissen, aber unser Slogan vom Podcast heißt, hau mit mein Money, damit du dich und dein Geld besser kennenlernst. Und ich möchte Ihnen danken, gemeinsam mit Ingo, dass Sie uns geholfen haben und uns Menschen als Spezies und die Rolle des Geldes aus evolutionspsychologischer Sicht. besser zu verstehen. Danke.
Speaker 1: Sicher?
Speaker 2: Danke, dass du zugehört hast und toll, dass du ein Teil von How I Met My Money bist. Wir hoffen, hätt diese Folge gefallen. ⁓ keine Folge zu verpassen, klick einfach direkt auf den Abonnieren-Button auf Spotify, Deezer und Apple Podcast. Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernst, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. How I Met My Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für Deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und Altersvorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show Notes. Bis zum nächsten Money Monday. Wir freuen uns schon.