How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

Transkript

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Speaker 1: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. Hallo Ingo. Hallo Lena. Wir haben jetzt in den letzten beiden Folgen ziemlich viel mit Michael Duarte über Aktien gesprochen. Ja und wie war es bisher für dich? Ja, rational hat da einiges, ja, Klick gemacht. Ich habe viel verstanden. Ich bin auch immer noch sehr, sehr neugierig. Das ist die positive Seite. Die negative ist, es bleiben irgendwie noch Restzweifel. Also die Frage bleibt wirklich bestehen, soll ich jetzt wirklich in Zukunft in Aktien investieren? Ist das wirklich eine gute Idee? Kannst das nachvollziehen? Total, total. Also ich glaube, der Schritt da hinzugehen, der ist nicht einfach und daher haben wir uns ja heute einen ganz besonderen Gast eingeladen. Vielleicht magst ihn mal vorstellen. Ja, genau. Wir haben nämlich Herrn Professor Dr. Hartmut Walster und Herr Prof. Dr. Hartmut Walz, ich hoffe, dass Sie mir vielleicht helfen können, dass ich herausfinde, woher meine Zweifel und meine Ängste kommen, wenn es Aktien geht.

Speaker 2: Ja, einen schönen guten Tag von meiner Seite aus, ich werde mein Bestes geben.

Speaker 1: Ja, sehr schön. Sie sind Verhaltensökonom und Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Und nach einer Banklehre haben Sie BWL, VWL und Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim studiert, an der Sie später auch promoviert haben. So ist es. Gut, dass das schon mal stimmt, passieren. Sie publizieren Viele, viele Wirtschafts- und Fachbücher, darüber können Sie gerne uns nachher mehr erzählen. Sie betreiben einen Finanzblock und sie halten regelmäßig Vorträge. Und dabei liegt Ihr Fokus meist auf der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Psychologie. Und das ist wahrscheinlich das richtige Stichpunkt, oder? Da können wir wahrscheinlich direkt reingehen. Brauche ich diese Schnittstelle, zu verstehen, warum ich trotzdem immer noch Zweifel habe, wenn es Aktien geht?

Speaker 2: Ja, ich glaube, ist wirklich ein sehr, sehr guter Start. Wir könnten auch sagen, es ist vielleicht ein Konflikt manchmal zwischen Bauch und Hirn. Wobei wir heute wissen, es ist ein Konflikt zwischen Hirn und Hirn. Nämlich einerseits unserem rationalen Denken, also dem Homo economicus, der Logik, den Zahlen, der Statistik und auf der anderen Seite eben der gefühlten Wirklichkeit, auch unserer Intuition und natürlich auch unseren Emotionen.

Speaker 1: Was hat jetzt die Intuition genau damit zu tun?

Speaker 2: Also Intuition würde ich übersetzen mit dem kurzen Worten, es ist gefühltes Wissen. Also wenn Sie ein Auto überholen oder auch wenn Sie gucken und dann wieder reinziehen und lieber nicht überholen, dann ist das nicht berechnet und da ist keine Statistik so, Sie den Taschenrechner raus Das ist eben eine situative Entscheidung, weil Sie die vielen, vielen Daten gar nicht verarbeiten können. Deswegen sollte man, egal ob männlich oder weiblich, durchaus auf den Bauch hören.

Speaker 1: Ja, dass es das Bauchgefühl gibt. Das ist ja auch psychologisch inzwischen bewiesen von einigen Psychologen, auch wirklich befürwortet, also von ihnen auch. Das finde ich spannend und gut. Trotzdem, wenn ich jetzt auf Aktien zurückgehe, ist es oder wenn ich jetzt das Wort Aktie höre, dann ist es jetzt vielleicht schon etwas positiver verknüpft als noch vor drei Wochen. Aber... Wie gesagt, ganz überzeugt bin ich nicht. Kann ich jetzt mit meinem Bauchgefühl auch arbeiten oder wie gehe ich jetzt am besten vor?

Speaker 2: Ich glaube, jetzt sollten wir noch ein paar andere Begriffe und Faktoren einführen und in Betracht nehmen. Nämlich so, ich werde das mal ganz tief in ihrer Kindheit graben. Ihre Finanzbiografie, Ihre Entwicklung. Wie war das im Elternhaus? Hatten Sie vielleicht eine Oma oder eine liebe Tante, die Ihnen gesagt hat, das ist Spielcasino, das ist was ganz, ganz Übles? Dann sind es Glaubenssätze, die ganz tief... bei Ihnen drin verwurzelt sind und für ein schlechtes Bauchgefühl verantwortlich sind.

Speaker 1: Ja, das haben wir ja auch schon mit Monika mal gehört, dass diese Glaubenssätze ja ausschlaggebend sein können und dass die Reise definitiv in die Kindheit, das beginnt ja schon im Mutterbauch, Weg dahin, wo sich Glaubenssätze bilden. Und da ist es, glaube ich, eine ganz spannende Reise. Und wie kann man Lena jetzt konkret unterstützen beim Aktienkauf, wenn man jetzt, also wenn sie das für sich lösen kann? Wie geht's dann weiter?

Speaker 2: Also ich würde mal mit Lena wirklich über Anker reden. Also welche Bilder, welche Gefühle ankert sie mit Akze, mit dem Wort Akze? Wirklich nur Börsencrash? Sie können ja auch viel positiver Dinge ankern und sagen, ja, die haben vorübergehende Kursschwankungen, aber eine Akze ist was, was über die Zeit von links unten im Chart nach rechts oben geht und das ist eigentlich ziemlich langweilig. weil ich kann ganz viele Aktien, ganz viele Indizes anschauen. gerade wenn ich die Indizes habe und ein bisschen Streuung, darüber haben sie ja auch schon geredet, dann sehen die eigentlich immer ziemlich langweilig aus, von links unten nach rechts oben.

Speaker 1: Ja, wir haben noch nicht über Indizes gesprochen, auch noch nicht sehr viel Überstreuung. Das muss also noch mal ganz kurz, genau, muss ich noch mal kurz einhaken. Aber fangen wir doch mal mit mit Ankern an, Lena. Was, was, was sind denn deine Anker? Ich finde das ganz spannend, was Herr Walz gesagt hat. Was, was, was ist denn für dich impliziert, wenn du an Aktie denkst? Also ich muss sagen, dass ich das Gefühl habe, dass es nicht zu mir gehört, also als ob es nicht in mein Leben gehört. Weil ich das immer, als ich fand, glaube ich, Aktien, da war ich immer vielleicht skeptisch, aber ich fand das jetzt nicht total negativ behaftet. Ich dachte einfach nur, es machen halt andere Menschen. Vielleicht Menschen, die sehr viel geerbt haben, sehr viel Vermögen haben. Während ich natürlich jetzt mehr und mehr verstehe, nein, auch ich kann Aktien haben. das ist aber irgendwie gerade noch ein Prozess, der gerade angestoßen worden ist, auch durch die letzten beiden Podcast-Folgen. Das ist bisschen wie, als ob ich die Aktien zu mir holen müsste in mein Leben.

Speaker 2: Tja, liebe Frau Kronenwürger, sind ja für Sie. Also ich muss Ihnen sagen, Sie sind ein ganz ganz schwerer Fall. Die Therapie wird teuer und wird lange dauern. Nein, lassen Sie uns nochmal zurückkommen zum Ankern. Es gibt nicht viele Menschen, die Möwen mögen. Aber die meisten Menschen haben zum ersten Mal Möwengeschrei. gehört, also alle Touristen, alle die nicht an der Küste leben, als im Urlaub waren. Und deswegen ist für ganz viele Leute Möwengeschrei mit Urlaub, mit Entspannung, mit Freude, mit Unterhaltung verknüpft. Wenn bei Ihnen Aktien irgendwie mit Distanz oder es gehört nicht zu mir verknüpft ist, dann ist das wirklich eine Hemmnis. Dann würde ich sagen, dann sollten wir die Aktien halt einfach schön verpacken. Das sagt der Herr Walz dann ETFs. Dann haben wir auch gleich die Streuung. Und dann tun die verpackten Aktien gar nicht mehr so weh.

Speaker 1: Jetzt können wir mal kurz dazu kommen, Lena. ETFs hast du schon mal gehört oder ... Ja, hab ich schon mal gehört. Es kommt ja auch noch in unserer Reihe vor, haben wir bisher noch nicht behandelt. Ja, ETFs, so wie ich es mir vorstelle, wie ein Fresskorb, wo verschiedene Aktien drin sind, aber eben nicht die ganze, sondern eben so kleine Teile. Oder? Also so wie eine kleine Scheibe Käse, ein Becherwein anstatt die ganze Flasche. So in der Art habe ich mir erklärt.

Speaker 2: Ich würde mal ein anderes Bild nehmen. Ich bin ihr wirklich wohlmeiner, positiver Onkel und sie sind die junge Frau oder das Mädchen nochmal, wir gehen nochmal 10 Jahre zurück. Und ich bin der Meinung, sie sollten Fisch essen, weil es ist gesund für sie und Lebertran. Jetzt mögen sie aber keinen Fisch und also irgendwas, was sie vom Teller aus anschaut, das geht ja schon mal gar nicht. Also der ETF ist dann das Fischstäbchen. Es ist Fisch drin, es hat aber eine leckere Panade und es sieht gar nicht

Speaker 1: Das tätschen.

Speaker 2: Mir sieht gar nicht mehr nach Bitch aus.

Speaker 1: ein sehr gutes Bild aufgemacht. Jetzt kannst du immer Aktien mit Fischstäbchen assoziieren, Lena.

Speaker 2: Nein, ETFs, ETFs.

Speaker 1: Genau, ETFs werde ich jetzt mit Fishtäpfchen assoziieren. Was ist jetzt, wenn ich die einzelne Aktie nochmal nehme? Denn ich muss schon sagen, ich bin auch daran interessiert. Also ich kann mir ja vorstellen, dass ich auch meine alten Bilder über Bord werfe und einfach sage, ich möchte vielleicht doch auch Einzelaktien erwerben in Zukunft. Welches Bild hätten sie da für mich, wenn jetzt ETFs Fishtäppchen sind?

Speaker 2: Also ich denke wir haben sie mit der Einstiegsdroge, nämlich mit den Fischstäbchen, schon mal geködert. Und jetzt ist die Herausforderung für mich so schnell, das wieder mit einem Bild zu machen. Ich liebe ja Bilder auch, aber zum Augenblick wird es für mich ein bisschen schwierig.

Speaker 1: Dann fangen wir doch mal andersrum an vielleicht. Was ist denn ihre erste?

Speaker 2: Ich würde Ihnen dann zeigen, dass ja eigentlich im Fischstäbchen nicht die besten Teile vom Fisch drin sind und dass da eine fette Panade drumrum ist und dass das gar nicht jung und gesund hält. Dann würde ich Sie also von den Fischstäbchen so allmählich dann zum richtigen Fisch führen.

Speaker 1: Mhm. Okay, also Axien, da stecken die Omega-3-Fettsäuren drin. Die brauchen wir.

Speaker 2: Ja, und da ist das Bild aber nicht richtig. Also bei den ETS würde ich sie bei den Fischstäbchen lassen. Also der Herr Walz kommt auf einem anderen Weg dahin. Also ich habe als junger Mann Einzelaktien gekauft. Und ich habe natürlich auch versucht zu zocken und den Markt zu schlagen. Man war ja selbstbewusst. Ich BWL studiert. Da habe ich es nicht. Keinen mehr. Sonst dann könnte ich studieren. Und ich bin dann mit wachsendem Alter immer bescheidener geworden. Und ich sage heute, ich versuche gar nicht den Markt zu schlagen. Ich bin total glücklich, wenn der Markt nicht mich schlägt. Ich versuche einfach die Marktrendite preiswert transparent abzugreifen. Besser kann man es nicht machen.

Speaker 1: Also nur mit ETS, würden sie sagen, oder trotzdem mit Aktien.

Speaker 2: Nein, also ich kaufe keine Aktien mehr. Ich habe noch so paar Restbestände, von denen ich mich nicht trennen kann, die auch steuerlich günstig sind, aber ich habe ansonsten keine Aktien. Kaufe ich

Speaker 1: Das ist interessant, okay. Weil in der letzten Folge, Ingo, du erinnerst dich, du warst ja, genau wie Michael, sehr begeistert von Aktien. Und da dachte ich, da muss da noch irgendwie ein Haken dran sein. Und jetzt sagen Sie, Herr Prof. Dr. Walz, ja, Sie kaufen gar keine, Sie werben gar keine Aktien mehr. Das ist zu heikel, sehr spannend. Ich glaube, Lena, es kommt auch darauf an, was Herr Walz gerade gesagt hat, also das noch mal vielleicht auch für unsere Community näher zu definieren. Was heißt denn Markt? Also wenn ich zum Beispiel, wir nehmen mal den DAX, den deutschen Aktienindex. Davon hast du ja auch schon mal gehört, oder? Ja, den hast du mir gut erklärt. Sehr gut. Da sind 30 Aktien drin. So, und die Summe aus der Gewichtung und dem Inhalt ergibt halt eine Rendite, sagen wir mal 8 Prozent pro Jahr im Durchschnitt. Nehmen wir das mal an. Und jetzt versuchst du mit Einzelaktien, in denen du sagst, ich lasse jetzt Lufthansa raus, Von den Autobauern BMW, Daimler und Volkswagen sage ich, ich nehme nur Volkswagen, weil die anderen werden nicht so gut laufen. Du sortierst also aus, wobei mir gerade ein Lufthansa ist gar nicht mehr dabei, aber ich denke, das Beispiel ist klar. Und du versuchst jetzt durch Stockpicking, also durch Einzelaktien-Auswahl, besser zu sein als diese 8 % vom DAX. Und der DAX wäre also der Markt und du versuchst besser zu sein. Man kann das natürlich machen, indem man zockt und denkt, Krösus, bzw. der Allwissende zu sein. Aber im Endeffekt gehst du ein unnötiges Risiko ein. Und wenn man darüber Bescheid weiß und Lust hat, zu zocken, genauso wie man ja ins Casino gehen kann, obwohl man weiß, dass die Bank meistens gewinnt, kann man ja Spaß dabei empfinden. Und das kann jeder natürlich mit einer anderen Summe tun. Aber die sichere Variante und die entspanntere, und so wie es Herr Professor Walz auch beschreibt, wäre es es über ETFs zu machen, was nicht heißt, dass man nicht einzelne Aktien kaufen kann. Man muss nur sehr bewusst darüber sein, dass man dort halt ein größeres, zum Teil viel größeres Risiko eingibt.

Speaker 2: Also wir sind nicht weit auseinander. Was Frau Grunbüger so erlebt hat, ist vielleicht, dass Sie, Herr Schröder, ja nichts gesagt haben darüber, in welcher Form man die Aktien kauft. Die Aktie ist ja quasi der Fisch und der ETF ist halt eine Möglichkeit, wie ich den Fisch umverpacke und insofern ging es ja zunächst mal Ihnen, glaube ich, die Anlageklasse. Und da ist ETF auf alle Fälle eine schöne Verpackung, eine preiswerte Verpackung. Wir kennen glaube ich beide oder alle drei erheblich schlechtere und teurere und intransparentere.

Speaker 1: Ja, wenn wir nochmal ganz kurz auf den Markt schlagen kommen, so Größen wie Warren Buffett, schaffen das ja gut, oder? Also es könnte sein, dass man den Markt schlagen kann.

Speaker 2: Also was ich an Warren Buffett so mag ist seine Ehrlichkeit. Und es gibt mehrere Zitate, das gibt es auch als YouTube Video und es ist also wirklich völlig abgesichert, wo Warren Buffett sagt, ich empfehle der Masse der Anleger ETFs. Streut. Ja, streut breit und kauft den Index nicht die einzelne Aktie.

Speaker 1: Und seine eigene Frau wollte ich kurz einhaken. Seine eigene Frau hat er gesagt, er kauft bitte ETFs. Er hat es, glaube ich, so festgelegt sogar.

Speaker 2: im Nachlass und so weiter, dass ich nicht zocken darf. Und ansonsten, ich lasse wirklich viele, gute Haare an ihm, aber es gab auch einige Jahre, wo er schlechter war als der Markt, also es ist nicht die Lizenz zum Geld drucken, er hat schon gekämpft und jemand mit seinem Potenzial und der Masse kann natürlich auch Insider Informationen kriegen, die sie und ich nie kriegen. Und die ersten Jahre, wo er so gut war, hat er sein Portfolio ganz stark mit billigen Fremdmitteln, also mit billigen Krediten aufgepustet. Ich mache mal ein Beispiel, wenn Sie mir 100 Euro geben und ich nehme noch 100 Euro Kredit und lege 200 Euro an und der Markt entwickelt sich mit den 8 % die der Herr Schröller genannt hat, dann habe ich ja 2 mal 8 % weil ich ja 200 angelegt habe, habe ich 16 % Rendite. 2 % gebe ich für den billigen Kredit der Bank, dann habe ich noch 14 % Rendite. Das nennt der Fachmann Leveraging oder eben Überverschuldung hebeln auf Deutsch und das hat Bonbuffet auch gemacht. Dabei entsteht aber auch ein höheres Risiko.

Speaker 1: Das heißt also, eigentlich sind Menschen, glauben, sie könnten jetzt ganz viel Aktien kaufen und dann den Markt schlagen, größer Wahnsinn.

Speaker 2: Das ist ein bisschen hart gesagt. Diese Menschen, die glauben, sie könnten den Markt schlagen, die unterliegen der Selbstüberschätzung auf Englisch Overconfidence. Das ist relativ normal als junger Mensch. Dann ist es bei Männern noch stärker verbreitet als bei Frauen. Junge Männer, die drei Jahre den Führerschein haben, glauben auch zu 80 bis 90 Prozent, seien überdurchschnittlich gute Autofahrer. Was rein statistisch nicht geht. Und daraus resultiert dann so bisschen Selbstüberschätzung und damit die Tendenz zum Zocken.

Speaker 1: Mhm. Ingo, hast du die? Ja. Aber ich hab auch ein dementsprechendes Risikoprofil, da haben wir auch schon drüber gesprochen. Und ich glaube, wenn die Bereitschaft da ist, dann ist es auch okay. Und wir kommen bestimmt noch mal in ganz späteren Folgen auch auf das, was ich zum Teil mache. Ich handle dann mit Optionen und Derivaten. Also so was Ähnliches, was der Walz grad beschrieben hat, nur noch bisschen anders verpackt. Da ist noch mal eine ganz andere, ja, das ist gar keine Panade, das ist eigentlich ein ganz anderer Fisch im Endeffekt. Aber ja, im Endeffekt mache ich das tatsächlich. Und ich glaube, mir ist gerade so ein passendes Bild dazu eingefallen. Das hat für mich auch bisschen was mit Schatzsuche zu tun. Also man hört bei Einzelaktien Nachrichten, zum Beispiel zum Thema Nachhaltigkeit jetzt mit der Wahl, hatten wir das ja auch angesprochen, dann hört man, okay, der Impfstoff kommt und dann Kaufe ich doch Tui, weil ich denke, ich reise doch lieber. Und für mich ist das wie so eine Schatzsuche. Und es ist ja auch ein ganz spannendes Phänomen, vielleicht könnt ihr es auch noch mal beschreiben, Herr Walz, dass man die Glücksgefühle dann als Privatanleger mehr wahrnimmt als die Fails, die man im Endeffekt gemacht hat. Und dass man natürlich auch das, was gut gelaufen ist, viel mehr durch die Welt trägt, als das, was eben auf Deutsch gesagt scheiße gelaufen ist. Kann man das irgendwie wissenschaftlich auch beschreiben?

Speaker 2: Ja, das kann man alles. Das habe ich alles in meinem ersten Buch, einfach genial entscheiden, ja, abgebildet. Immerhin ganz kurzen Kapitel, immer nur vier Seiten. Ich habe also die 55 härtesten und schlimmsten und weit verbreiteten dieser Entscheidungsfehler beschrieben. Und was Sie jetzt sagen, das erste war ja diese Overconfident, die Selbstüberschätzung. Und das was sie jetzt gerade beschrieben haben ist der sogenannte Survivorship Bias, also die falsche Orientierung an den Überlebenden. Ich mach's mal ganz einfach. Wenn so ein junger Mann einen Gewinn hat, dann erzählt er das beim Duschen im Fußballverein, am Stammtisch, er erzählt's überall, er twittert's, er teilt es mit jedem. Wenn er dann aber Verlust macht, dann weint er still im Kämmerchen. Also ich hab in Vorlesungen vor zwei, drei Jahren als dieser Hype war ⁓ Kryptowährung, insbesondere Bitcoin. Da hatte ich mehrere Situationen, wo es waren nur Männer, es war keine einzige Frau dabei, wo Männer mich immer noch nett und respektvoll, aber doch vor der ganzen Gruppe angemacht haben. So nach dem Wort Herr Walz, weiß nicht, was sie gestern Abend gemacht haben, ich war mit meiner Freundin für 200 Euro Essen, aber ich habe in der Zeit, wo wir schick essen waren, habe ich über 1000 Euro mit Bitcoins verdient. Und ich wäre doch blöd, wenn ich das nicht mache. Und der gleiche und ein paar andere saßen dann aber immer in Einzelgesprächen hinter verschlossenen Türen bei mir in der Sprechstunde und hatten Geld von der Oma verzockt. Und die Tränen flossen bei einem 25-Jährigen, die Tränen flossen. Aber das macht man natürlich nicht im Audimax, das macht man unter vier Augen. Also Herr Schröder, ich sehe schon, also mit dem Zocken, werden wir beide keine Freunde. Und ich bin ja nicht allein. Ich habe acht Nobelpreisträger hinter mir.

Speaker 1: Das stimmt, aber auf der Beraterseite, das war nur der Berater, wir unterteilen das ja immer privat als Core Satellite Strategie, dass man halt sagt, das Kerninvestment besteht aus ETFs, wo wir dann nochmal auch in späteren Folgen das nochmal genauer erklären. Aber wenn man Lust hat zu spielen und sagt, ich habe da meine Spielwiese, ich möchte dem auch mal freien Auslauf lassen, da bin ich dann auch bereit, ein bisschen mit dem Spielgeld umzugehen. Okay. Ja, genau.

Speaker 2: Aber das trennen sie schon sauber. Sie verführen ihre Beratungskunden nicht zum Zocken.

Speaker 1: Nein, um Gottes Willen. Ja, hab den ... Ingo, ich dich bisschen reingeritten. Aber ich kenn dich ja auch jetzt privat. Ich weiß natürlich, was du ... auch einfach unabhängig von deinem Job gerne machst. Bzw. bist du immer sehr gut informiert. Das ist ja auch gut, weil wenn man jetzt, auch wenn ich jetzt ... lieber die Verpackung hätte, also die Fischstäbchen, anstatt den Fisch, macht es doch jetzt Sinn, dass wir noch mal bei den Aktien bleiben, also bei dem Fisch, und den noch mal weiter ... beleuchten, das richtig zu verstehen, weil nur die Verpackung irgendwie anzugucken macht ja auch keinen Sinn. Oder?

Speaker 2: Nein, ist schon die Frage, was ist drin und wir reden deswegen ja über Fischstäbchen, also Aktien und nicht über Mettwurststäbchen oder was es sonst noch so gibt. Aber Gemüsetaler können auch ganz lecker sein.

Speaker 1: Jetzt verwirren sie mich komplett. Was ist was?

Speaker 2: Stimmen ihnen zu, es geht schon darum, was... was dann wirklich drin steckt.

Speaker 1: Was würden Sie sagen ist der Hauptgrund, wenn es Ihnen geben sollte, warum so viele Menschen gehemmt sind, sich überhaupt mit Aktien zu beschäftigen?

Speaker 2: Da habe ich eine ganz klare Meinung und bin fest überzeugt davon. Ganz viele Menschen erfahren in ihrer Kindheit oder Jugend Aktienbesitz sei gefährlich, sei hätte was mit zocken zu tun und sie können mit Aktien zocken, aber sie müssen es nicht und deswegen sei ein Aktien schlecht. Ich mache das nächste Bild auf. Es gibt Menschen, die haben den Nachbarn mit dem Küchenmesser erstochen. Deswegen ist aber das Küchenmesser schlecht. Und sie können mit dem Küchenmesser auch Gemüse putzen. Und das tue ich. Und deswegen sage ich, deswegen, weil sie Aktien besitzen, müssen sie nicht zocken, sondern sie können die erben und können die ihr Leben lang haben, sich dran freuen, Dividende kassieren und dann nach einem tollen, langen Leben wiederum vererben.

Speaker 1: Ja, sie könnten auch Krimi-Autor werden.

Speaker 2: Das Küchenmesser steckt jetzt tief.

Speaker 1: Ja, ziemlich tief. Aber wie ist es denn in Ihrem näheren Umfeld, Walz? Wenn Sie da auf Leute treffen, die keine Aktien ... Wir packen die ETFs mal beiseite und sagen mal, okay, das wär jetzt in dem Fall mal eins. Wie gehen Sie dann mit solchen Leuten selbst ⁓ wenn Sie merken, okay, eigentlich wär's sinnvoll, dass du's hast, aber du machst es nicht. Wie gehen Sie dann so was an?

Speaker 2: Ehrliche Antwort ist, ich gehe es nicht zu sehr an. Also jeder kriegt eine Chance und wenn ich jetzt im Freundeskreis oder so etwas erlebe, dann höre ich mir das an. Aber ich habe gemerkt, dass es nicht gut ist, wenn man ungebetene Ratschläge gibt. Also wenn jemand mich meine Meinung fragt, und natürlich werde ich ständig gefragt, ich bin wie der Hausarzt auf der Party. Herr Doktor, wenn ich hier drücke, es weh. Dann drücken Sie nicht. Ich werde ganz viel gefragt und wenn Leute offen sind, dann frage ich ein, zwei, drei Mal zurück, was interessiert dich wirklich und was kannst du dir vorstellen. Dann gibt es gerne ein Rat. Aber ich habe einen sehr guten, langjährigen Freund, der sich das nicht vorstellen kann, der dabei nicht schlafen könnte. Dann möchte auch ich nicht dafür verantwortlich sein, dass der nachts immer aufwacht.

Speaker 1: Ja. ⁓

Speaker 2: Also im alten Rom wurden Sklaven, die ungebeten Rat gaben, wurden hingerichtet und das möchte ich doch vermeiden.

Speaker 1: Aber wir bitten sie darum, uns einen Rat zu geben. Sie dürfen also, ganz klar.

Speaker 2: Also die Frage war, was mache ich mit Leuten in meiner Umgebung, die völlige Aktienhasser sind? Also dann sage ich mal, erste Antwort ist, ich respektiere das. Wenn Sie jetzt fragen, ja, aber was könnte man tun, so wie ja Frau Kronenwürger das eigentlich angedeutet hat, ich würde ja gern, wenn ich mich nur trauend täte, dann hätte ich solche Ideen wie der längste Weg beginnt mit einem kleinen Schritt. Also können wir das nicht mal ganz homöopathisch anfangen? Also zum Beispiel mit einem Aktien-Sparplan, ich vermeide jetzt Wort ETF, wäre natürlich ETF ideal, aber mit irgendeinem Aktien-Sparplan, das Sie von Ihrem wohlverdienten Geld mal 50 Euro pro Monat beiseite legen und es dann einfach mal ein paar Jahre beobachten und dann auch immer mehr Zutrauen kriegen zu sich selbst oder auch mit einer kleinen Einmalanlage. Also so wie ich dem Kind den Fisch nahe bringe, sag ich, Mensch, guck mal, ein Gäbelchen hier, versuch doch mal das Gäbelchen.

Speaker 1: Okay, also mit einer Summe, die man noch verkraften kann zu starten. Das klingt vernünftig. Jetzt bin ich ja noch vor dieser Handlung. Also bevor ich jetzt, ob es jetzt ETFs sind oder Aktien, bevor ich da meine 50 Euro reinschmeiße, sind ja immer noch diese Hemmungen da, diese psychologischen Hemmschwellen. Und da würde ich gerne noch mal rein. Welche psychologischen Hemmschwellen kennen Sie noch vielleicht von Ihren Kunden und Kundinnen oder vielleicht einfach auch aus der Wissenschaft? Die Antwort auf diese Frage, die bekommt ihr nächste Woche Montag. Dann wird uns Herr Prof. Dr. Hartmut Walz auch erklären, vor welchen Risiken wir uns beim Thema Aktien schützen sollten und warum wir manchmal Angst vor den falschen Risiken haben. Außerdem rechnen Ingo und Herr Prof. Dr. Walz mit Crash-Propheten ab und wir widmen uns einem ganz bestimmten Bereich in der Küche. Freut euch also mit mir auf nächsten Money Monday. Tschüss!

Über diesen Podcast

Was, wenn dein Umgang mit Geld mehr über dich verrät, als du denkst?
In How I met my money geht’s nicht nur ums Geld - sondern darum, was es mit dir macht.

Journalistin und Interviewerin Lena Kronenbürger & Honorarberater und Finanzcoach Ingo Schröder sprechen offen über die Themen, die meist unter der Oberfläche bleiben: Geldsorgen, Beziehungskonflikte, Scham, Sicherheit und echte Freiheit.

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Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

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