Der Finanzpodcast für Anfänger
Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger.
Speaker 1: Hallo Ingo! Hallo Lena!
Speaker 2: Heute fragen wir uns, muss mich mein Job erfüllen? Muss die Arbeit Spaß machen? Darüber sprechen wir heute mit der New-Work-Expertin Nicole Kopff. Hallo Nicole. Hallo Lena, hallo Ingo. Hallig. Schön, dass ich bei euch sein darf. Ja, wir freuen uns auch sehr. Ich stelle dich ganz kurz vor, damit alle wissen, mit wem sie es hier zu tun haben. Nicole, du hast einen Master in Arbeits- und Organisationspsychologie. in Bern abgeschlossen. bist Beraterin für Personal- und Organisationsentwicklung und Gründerin von Go Beyond. Und dort berätst du und coachst du für die neue Arbeitswelt. Fürs neue Arbeiten. Genau. Was heißt das denn Nicole? Das New Work, neues Arbeiten. Ist das eine Bewegung? Ist das eine Kultur? Ist das eine wilde Idee? Du stellst die beste und die wichtigste und die schwierigste Frage gleich zu Beginn, liebe Lena. Was ist New Work? Mein Gott, da habe ich schon Diskussionen losgetreten auf Social Media. Ich mag ganz gerne die Definition von Joanna Breidenbach und Bettina Rollover. Die haben auch ganz gute Bücher dazu geschrieben. Und ich finde es immer schön, wenn man mit einer Definition beginnt und dann kann man immer noch davon abweichen und sich seine eigenen davon basteln. Und die haben geschrieben, New Work ist die Transformation der Arbeitswelt. die den Mitarbeiter und seine Fähigkeiten ins Zentrum stellt, in der Hierarchien verflacht oder sogar ganz abgeschafft werden und von gemeinsamer Führung oder Selbstorganisation abgelöst werden. Diese Definition finde ich einfach sehr schön, weil sie ganz vieles umfasst, das mir auch wichtig ist. Also wirklich den Menschen ins Zentrum stellen und Organisationen so verändern, dass Arbeit besser geschehen kann. Kennt ihr die? Oder ist die neu für euch?
Speaker 1: Nee, also ja, ich hab New Work schon mal gehört, aber ich hab die Definition so noch nicht gehört. Was mich jetzt interessiert, wenn man New Work etabliert, was ist denn Old Work? Also, woher kommen wir eigentlich, historisch gesehen, so ein Bedarf für New Work entsteht?
Speaker 2: Ich denke, Old Work ist noch vielerorts zu sehen. Old Work ist überall dort, wo es grosse Pyramiden gibt, wo Unternehmen ganz hierarchisch aufgestellt werden, wo eine Führungskraft allmächtig und allwissend ist und alle arbeiten für diesen gottähnlichen Mann oder diese gottähnliche Frau und alles dazwischen natürlich. Wo Menschen einfach Rädchen im System sind und nicht vieles selbst entscheiden können, keine Verantwortung übernehmen können. Und man funktioniert einfach. Man geht roboten, oder wie da... Was war das? Tote Hosen haben das gesungen. Und das ist für mich der Inbegriff von New Work. Man ist ein Rädchen im System und liefert einfach ab, ohne sich zu überlegen, wer bin ich. es ist auch so eine Welt, wo man sich nicht selbst sein kann bei der Arbeit. Macht das Sinn? Also das ist die Old Work, das ist wie es früher war. Klingt nicht schön. Klingt nicht schön, aber klingt auch trotzdem sehr normal. Ich glaube, nicht jeder hat Verantwortung in einem Unternehmen. Oder eben nur für einen ganz kleinen Teil. Da ist man eben dieses Rädchen im System. Das finde ich sehr, schade. Man weiß auch, Fabrikarbeit ist zum Beispiel nichts, mega befriedigend ist für Menschen, sondern ... Menschen sind sehr zufrieden, sie sehen, dass etwas gestalten Wir können gemeinsam etwas erreichen. Wir können die Welt ein bisschen besser machen. Das ist befriedigend. Und nicht so ein ganz kleines Teil im Unternehmen zu sein, das nichts mit sprechen kann und nichts mit entscheiden kann.
Speaker 1: Was sind denn jetzt so typische Herausforderungen, wenn man jetzt das Thema New Work aufgreift, das in Unternehmen bringen will, auf die man so stößt, wenn man das Thema anspricht?
Speaker 2: denke, gibt es viele Herausforderungen. Das erste ist wirklich, was ist eigentlich New Work? Viele Unternehmen verstehen den berühmten Tischkicker oder wir machen jetzt ein tolles Grossraumbüro, wo wir bunte Möbel reinstellen. Für mich ist es die erste Herausforderung, dass man ein gemeinsames Verständnis hat, was ist denn gemeint mit New Work? Dann geht es aber weiter, wenn man beginnt, zu etablieren im Unternehmen. beginnt diese Massnahmen einzuführen. ist mehr als eine Massnahme, wirklich viele Massnahmen. sind Verhaltensveränderungen, Mindset-Veränderungen. Dann kann es passieren, dass Unternehmen weniger produktiv werden. Weil sie sich ganz, ganz stark mit sich selbst beschäftigen. Und eine Digital Agent, mit der wir unterwegs waren, in Richtung New Work, die hat das wirklich zahlenmässig auch ausgewiesen. Wir haben weniger produktiv gearbeitet. Und trotzdem ist der Umsatz stabil geblieben und Teamkohäsion hat sich verbessert. Die Leute haben weniger oft gekündigt. Solche Sachen sind alle besser geworden.
Speaker 1: Und wie geht das? Also wie kann man sich das erklären? Wie kann man sich bei weniger Produktivität... gleich bleiben Umsatz erklären. Also das heißt, die haben mehr gearbeitet, wenn sie weniger produktiv waren und trotzdem den Umsatz gehalten haben. Also gab es da Erklärungen zu, weil ich bin mir sicher, der ein oder andere Unternehmer, Unternehmerin wird jetzt zuhören und denken, jo, alles klar, ich habe einen Kicker bei mir stehen, ich habe bunte Möbel, aber vielleicht noch nicht New York bis zum Ende etabliert, wenn man das so mal gehört hat. Und weniger Produktivität finde ich jetzt erst mal nicht so sexy, könnte man jetzt denken. Also unsere Community ist natürlich sehr aufgeklärt schon. mit unserer Reise, aber ich will es mal so provokativ in den Raum stellen.
Speaker 2: Gute Provokation, ich mag Provokation. Bei vielen Agenturen ist es so, wie viel Prozent verrechenbare Zeit hat man? Das ist so die Einheit, die man bemisst und die, man auch abrechnet. Und ich glaube, ich kann mich nicht genau erinnern, aber ich glaube, die sind runter mit der verrechenbaren Zeit und trotzdem konnten sie innerhalb dieser Zeit mehr Leistung bringen. Also die Produkte waren besser und der Kunde hat dann auch mehr bezahlt. für das, was am Ende herausgekommen ist. Lass uns doch noch mal über den Aspekt der Definition sprechen, der Mensch auch im Fokus. Vielleicht Arbeit, die dem Menschen nicht auslauft, vielleicht die dem Menschen sogar Kraft gibt. Wie würdest du jetzt Unternehmen beraten, das ganz weit weg ist von diesem Fokus-Mensch? Gute Frage. Ich denke, als Allererstes muss etwas ganz oben ... Wenn man Unternehmen berät, die ganz weit weg von dieser Realität sind, haben sie häufig noch starre Hierarchien. Man würde beginnen mit der Geschäftsführung und sich überlegen, wozu wir den Menschen in den Fokus rücken oder diese Arbeitsumgebung menschlicher machen. Das muss die Ausgangslage sein, dass man sich überlegt, weshalb wir das überhaupt und dann auch miteinander definiert, wie soll das aussehen. Also ein Arbeitsumfeld, das Vertrauen sehr ins Zentrum legt. Was heissen Vertrauen für uns? Was heissen menschlicher Umgang? Und da ist es ganz wichtig, dass man nicht eine Blaupause hat und das einfach von einem anderen Unternehmen übernimmt, sondern dass man wirklich in diese Diskussion hineinsteigt, welche Werte sind uns wichtig, welche Leitbilder. Was sind unsere Prinzipien in der Zusammenarbeit? Und dass man aufgrund dieser ersten Diskussion dann beginnt, die Führung zu verändern, die Arbeitskultur zu verändern etc.
Speaker 1: Und was bringt es mir jetzt genau, wenn ich jetzt von oben anfange? Ich mein, man kann es ja auch immer so schön sagen, ich bin immer ein bisschen platt manchmal, der Fisch stinkt immer am Kopf zuerst, und so ist es dann ja auch. Was bringt es mir jetzt? Also ich bin jetzt Mitarbeiterin im Unternehmen und gehe jetzt auf meinen Chef zu und sage, wir sollen jetzt New Work etablieren. Was kann ich ihm jetzt entgegnen, mal so als kleines Leckerli, wenn ich mich auf die Reise als Boss, Bossin gebe, das zu etablieren? Hast du da so typische Merkmale, wo man am Ende der Reise dann feststellt, hey, wir haben New York etabliert? Das hat es geschaffen.
Speaker 2: Ich denke, was man sicher beobachten kann, ist, dass sich die Sprache verändert. Also Menschen sprechen dann plötzlich anders miteinander. Es ist dann normal, eigene Fehler zuzugeben. Es ist normal, Hilfe zu bitten, Unterstützung zu bitten, zu sagen, ich kann das nicht, ich will das nicht, ich mache das nicht oder lass uns das ausprobieren. Ein großer Teil von New Work, finde ich immer, das gemeinsame Experimentieren, dass man halt Dinge mal ausprobiert, weil man nicht weiß, wie New Work diese neue Realität aussehen wird für das Unternehmen, muss man überall testen und ausprobieren, Sachen zwei, drei Wochen laufen lassen und dann miteinander reflektieren. Bringt es das oder bringt es das nicht? Das heisst, diese Innovationsgabe und dieses Experimentieren, das würde ich schon als etwas definieren, was dann am Ende rauskommt. eben Menschen, die anders miteinander umgehen, die mehr Vertrauen, mehr Verbundenheit spüren. weil sie eben nicht nur für ihre Aufgabe ins Büro kommen, sondern wirklich auch füreinander und vielleicht auch sogar für den Purpose des Unternehmens. Purpose ist ein ganz gutes Stichwort. Nicole, wir sind ja aktuell in der Arbeit und Geld-Themenreihe und da kriegen wir ganz, ganz tolle Nachrichten immer von unseren Hörern und Hörern. Und eine Hörerin hat uns geschrieben und... uns einen Auftrag gegeben, eine Expertin zu suchen und ich hoffe, dass du die jetzt bist. Denn sie fragt sich, apropos Purpose, müssen wir immer den sehen in der Arbeit? Müssen wir immer erfüllt sein? Müssen wir immer Spaß haben? Ist das das, was New Work sagt? Oder würdest du sagen, nee, nur weil wir neue Ideen haben davon, wie der Mensch in den Fokus gerückt werden kann, heißt das nicht, dass wir dauernd und total amüsieren am Schreibtisch. Das muss keineswegs so sein. finde auch, Arbeit muss nicht jeden erfüllen. Das ist vielleicht ein bisschen kontra... Wie sagt man? Kontraintuitiv. Es ist auch sehr, sehr möglich, dass Arbeit ein Teil meines Lebens ist. Und ich finde, meine Erfüllung bei der Familie, in der Freizeit. Ich kenne viele Menschen, die sind Teilzeit tätig, weil sie noch... Familie haben oder wirklich stark im Sport engagiert sind und für die ist die allergrösste Erfüllung wirklich nicht die Arbeit, sondern das, was sie nebendran machen. Ich finde das total legitim. Wie findet ihr das?
Speaker 1: Ich glaube, es darf nur nicht komplett dagegen sein. Wenn man jetzt also denkt, ich hasse meinen Job und ich muss den jetzt machen, ⁓ Geld zu verdienen, das ist es wahrscheinlich doch nicht, oder? Also, so sollte es da nicht enden, oder? Also, nur weil ich Ich glaub, dann bin ich auch nicht so erfüllt in meinem Privatleben. Also, dieses Schwarz-Weiß dann zu haben, jetzt mal rein plakativ, ich hasse meinen Job und bin total erfüllt im Privatleben. Ich glaub, da gibt's ja schon Vermischungen, oder?
Speaker 2: Ich denke auch, schwarz-weiß ist nie die Lösung. Ich war ein Jahr in Südafrika, gerade nach meinem Abitur, und da hat meine Gastmutter immer gesagt, another day, another dollar. Das war ihr Lebensmotto. Und das fand ich schon recht krass. Diese Frau war die 60 Jahre alt und hat sich mit drei Jobs durchgeschlagen und hat damit ihre Familie ernährt und ihre zwei arbeitslosen Söhne, die rumgehangen sind, ganzen Tag auch mit ernährt. Das fand ich schon krass, so ein Lebensprinzip zu haben. Another day, another dollar. Gleichzeitig sehen wir ja auch das Umgekehrte im Sinne von Menschen, die sich nur über die Arbeit definieren. Ihr könnt das gerne mal testen im Sinne von, wer bist du, wenn man jemand Neues trifft bei einer Party oder so. Dann sagen Menschen häufig, was sie beruflich machen. Ich finde das immer so spannend, weil ich Arbeitspsychologin bin und dann frage ich dann all meine klugen Fragen. Für viele Menschen ist es sehr herausfordernd, sich selbst zu sprechen, ohne den Job zu nennen. Kennt ihr das? Ich hatte eine 10-jährige Avi-Feier letzten Dezember. Dann habe ich mir ein Spiel daraus gemacht und habe gesagt, ich schaffe es, den ganzen Abend nicht über einen Job zu reden und auch andere nicht danach zu fragen. Und immer wenn Leute gefragt haben, was machst du so? Dann habe ich denen erzählt, was ich am Tag gemacht habe, als ich boldern war. Es ist ganz schön schwer, nicht darüber zu reden, was man beruflich macht. gelernt hat, was man studiert hat. Ich finde es aber auf jeden Fall ein super Partyspiel. Sollte ich jede und jeder mal ausprobieren, abendlang nicht darüber zu reden.
Speaker 1: Und wenn doch, dann muss man einen Shot trinken.
Speaker 2: Ingo, würde dir das gelingen? Könntest du das?
Speaker 1: Ja, tatsächlich. Also ich spreche relativ wenig, wenn man mich nicht fragt, was ich tue, dann mache ich das nicht. Ich kenne das noch aus alten Zeiten, aus Vertriebszeiten. Ich habe ja mal so Strukturvertrieb gearbeitet und da war das quasi eine Masche. Die andere Person, also, ich mein, man hat da schon ehrliches Interesse gezeigt in dem Moment, aber es war halt ne Taktik, dass man halt erst mal die andere Person gefragt hat, was machst du eigentlich beruflich? Und immer wieder nachgefragt hat, aber auch privat nachgefragt hat, bis nach ne halben, dreiviertel Stunde, dann die andere Person sich quasi gezwungen fühlt, auch nachzufragen, was du denn machst. Und dann konnte man seine PR-Story quasi loslassen, nachdem man dann aber, also ich würd's nicht geheuchelt nennen, geheuchelt war's nicht, also in dem Moment macht das schon Spaß, wenn man halt im Sales arbeitet. Aber dann erzählst du natürlich, was du dann machst. das aber eigentlich als Verkaufstrick, sag ich mal. Damit die andere Person auch Interesse an dir hat, die dann auch gerne zuhört. Von daher kenn ich das sehr gut aus alten Zeiten. Und würde fast sagen, dass ich das genau deswegen nicht mehr mache, weil es dann immer genau die Themen ging. Und ich das auch ... Also es kommt immer auf den Job an, glaube ich, wenn eine andere Person einen interessanten Job hat. Also ich rede weniger über jetzt Finanzen und Investment, aber tatsächlich zum Beispiel eher so was über Psychologie, weil wir auch Coaching-Ausbildung haben oder über den Podcast, über Inhalte, die wir da haben. es ist halt so ein Synergieeffekt, man privat für sich was mitnimmt und was man beruflich macht. Jetzt stoisch nur zu sagen, mein Haus, mein Auto, mein Geld. So wie in der Sparkassenwerbung damals. Das ... ich nicht mehr. Nee.
Speaker 2: So, lustig, was du erzählst. Und ich habe noch gerade ein Gegenbeispiel, was ich manchmal mache. Wenn ich keine Lust habe auf diese Diskussion, wer bist du und was machst du, dann sage ich einfach, ich bin Unternehmensberaterin und das ist so der Showstopper. Da fragt niemand mehr nach, weil sich niemand etwas darunter vorstellen kann und dann habe ich meine Ruhe beim Quaffeur oder so.
Speaker 1: Ich hatte das mal ganz lustig. Mir hat mal eine Freundin erzählt, dass sie, auch wenn sie gefragt wurde, was machst du denn beruflich, hat sie immer gesagt, ich hab ein Kiosk. Und das Interesse hat spürbar abgenommen, der Männer.
Speaker 2: Ich bin total begeistert gewesen, denn dann man sich eine süße Tüte zusammenstellen.
Speaker 1: Ja, das war in so einem Schickimicki-Laden dann halt immer. Und dann waren das auch dementsprechende Leute, die sie dann angesprochen haben. hat sie einfach gesagt, ich arbeite im Kiosk, mir gehört ein Kiosk. einfach gesellschaftstechnisch hat dann das Interesse einfach abgenommen. Das heißt, sie hat nicht gesagt, ich will nicht, sondern sie hat einfach nur gesagt, was sie tut und hat damit die Leute verseucht. Auch eine spannende Taktik auf jeden Fall an der Stelle.
Speaker 2: In Köln sagt man ja Bütchen. Was sagt man in Bern oder wo bist du gerade Nicole? Ich bin in Bern. Für was sagt man Bütchen? Kiosk. Das ist das Kölschem-Wort. Ah, Kiosk. Wir sind da nicht kompliziert. Ich dachte, vielleicht gibt es da auch so ein süßes Wort. Leider nein. Aber wir hatten ja angefangen, diese Diskussion, Nicole, weil du gesagt hast, viele definieren sich über die Arbeit heutzutage. Das ist ein großer Teil von uns. Und jetzt haben wir die ganze Zeit darüber geredet, dass es nicht so sein muss. Aber de facto stimme ich dir zu, ich glaube schon, dass es so ist. Wie siehst du das? Findest du das gut? Ist das einfach Teil unserer aktuellen Zeit? Wie bewertest du das? Eigentlich möchte ich es am liebsten nicht bewerten. Ich kann nur Beobachtungen teilen. Ein Freund von meinem Vater, hatte mit kurz vor 60, hatte deren Burnout. Und der war Direktor einer Privatbank und hat sich wirklich ... über diesen Job definiert. Und das ist ja das, was Arbeit mit uns macht. Arbeit ist Identität. Arbeit gibt uns Struktur. Arbeit gibt uns Freunde und Tätigkeiten. Und wirklich da hängen ganz, ganz viele Faktoren an der Arbeit. Und diese Person hat dann ein Burnout gehabt und kam in die Klinik, weil er sich wirklich nicht mehr erholte. Seine Frau ist ihm weggelaufen, weil sie sagte, du kommst mir nicht mehr ins Haus. Und mit 60 ist er an einem Herzinfarkt. gestorben. Und das fand ich schon noch krass. Also der hat sich so stark über seine Arbeit, über Geld definiert, dass das alles war, was zählte. Und ich glaube Arbeit wird immer ein Teil von uns sein. Aber der Wandel in Richtung Arbeit muss Sinn machen, muss Erfüllung bringen. Der ist definitiv da. Also man spricht auch von Sinngesellschaft, weil eben Menschen mehr wollen als immer mehr Geld verdienen. Geld ist wichtig. Wie matche? Geld ist wichtig. Und trotzdem ist nicht mehr alles. Gerade die Jungen. Oder inwiefern man die Jungen alle unter einen Deckel klappen kann. ist die andere Frage. Aber viele Junge sehen andere Faktoren oder andere Elemente des Lebens, die sie spannend finden. Nicht nur Geld und Karriere. Und wie seht ihr das? Macht das Sinn?
Speaker 1: Das macht total Sinn. ist immer noch eine Sache, weil wir auch in der Psychologieausbildung bei uns oder in der Coachingausbildung immer diesen Kreislauf Arbeit, Geld, Geld, Arbeit betrachtet haben. Und der entscheidende Unterschied ist halt, ich will arbeiten oder ich muss arbeiten. Wenn ich arbeiten muss, dann bin ich halt in diesem Hamsterrad und wenn ich will, dann bringt mir das mehr Erfüllung. Und ich finde es auch aus einem anderen Gesichtspunkt ganz spannend. Ich beteilige mich dazugegebenermaßen nie an diesen Diskussionen. Ich beobachte es aber immer ganz spannend, dass man gerade bei LinkedIn diese eine Gesellschaft hat, die sagt allen voran, glaube ich Frank Thelen, der gesagt hat, mit einer vier Stunden Woche kommen wir nicht hin. Oder ich glaube, 3. März hat auch wieder irgendwie sowas gepostet, dass man halt dann sagt, ja, also man kann von den jungen Leuten, also die können nicht erwarten, weniger zu arbeiten und dafür gleich viel oder mehr zu bekommen. Und es kommt aber häufig genau aus dem Lager, die halt einfach eine ganz andere Generation sind. Ja, und wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Aber ich find diesen Clash von New Work, ich definier mich nicht mehr über Arbeit und Geld only, versus Personen, die ja, vielleicht auch hart viel Arbeit da reingesteckt haben, teilweise aber auch Coaches sind oder aus dem Bereich kommen, wo ich mir denke ... Du denkst, ist zu Ende, aber andererseits ist es, glaube ich, auch von der jungen New-Work-Gesellschaft ein Mittelding, wo es auch darum geht, ein Teil der Gesellschaft zu sein. Und da finde ich diesen Clash ganz spannend.
Speaker 2: Ich bin nicht sicher. Ich kenne diese zwei Bewegungen und ich finde es, wie ihr gesagt habt, auch sehr, spannend. glaube, was wir in dieser Rechnung zu wenig betrachten, ist, was Digitalisierung und Automatisierung, Robotisierung ausmachen können. Ich weiss nicht, ob ihr Richard David Precht gelesen habt, Freiheit für alle, der wirklich so ein Buch, wirklich so einen krassen Schinken, und der hat wirklich geschrieben, es gibt keine andere Möglichkeit als ... dass wir eben dieses Grundeinkommen haben, weil es nicht mehr genug Arbeit geben wird für alle. Und das finde ich ein faszinierender Gedanke. Wir erreichen heute sehr, sehr viel mehr. Wir wurden sehr, sehr viel produktiver in den letzten Jahren und wir arbeiten immer noch mehr. Das heisst,
Speaker 1: ⁓ da mal kurz einzuhaken an der Stelle, mal das zu untermauern. Ich meine, er hat es ja schon ein bisschen länger geschrieben oder ein bisschen länger her, denke ich mal. Jetzt kommen die Kapitalisten dazu, Goldman Sachs als großes Analystenhaus, die vor ein paar Tagen rausgebracht haben, dass die Produktivität sich durch KI noch mal das eineinhalbfache steigert. Das heißt, haben eine Produktivität von drei. also allein dadurch kommt schon mal mehr Wirtschaftswachstum zustande und vermeintlich auch mehr Wohlstand. Punkt eins, Punkt zwei, die sagen, 25 Prozent aller Arbeitsplätze werden bis 2030 durch KI ersetzt. Open AI sagt 50%. Nur mal so kurz, das zu untermauern. Sorry für die Unterbrecher.
Speaker 2: Sehr spannende Zahlen, absolut berechtigt. Danke für diese Unterbrechung, Ingo. Genau das, oder? Genau das. wir sind noch viel zu sehr in unseren Routinen drin. Wir sehen noch nicht, was sich alles verändern wird und wie krass, wie krass schnell das passieren wird. Und Richard Duffy-Precht spricht auch von einigen Branchen, die da resilient dagegen sind. Also zum Beispiel Gesundheitswesen. Da wird es immer Leute brauchen. Das Gesundheitswesen ist ganz schlecht aufgestellt aktuell. weiss nicht, wie das bei euch ist, aber bei uns ist es dramatisch. Ich habe gelesen über Deutschland, Gleichzeitig sind das Fähigkeiten und Tätigkeiten, man nicht einfach durch Roboter ersetzen kann. Ein Roboter, spürt zwar, dass es nass auf der Haut aber der weiß nicht, ob es eine Träne oder ob Schweiß ist. Solche Tätigkeiten werden an Bedeutung gewinnen. zurück aufs Thema Geld kommen, die werden hoffentlich auch in naher Zukunft besser entlöhnt. Weil nicht alle Tätigkeiten, die nützlich sind und sinnvoll sind, werden auch demnach entlöhnt. Und das finde ich das Krasse.
Speaker 1: Ja, total passend. Was ich noch immer beobachte, ist, glaube ich, tatsächlich, dass wenn ich solche Texte lese, solche Manifeste sind das dann ja immer, gerade von den Leuten, die sagen, vier Tage Woche macht keinen Sinn. Ich merke da immer, das kennen ja die, die uns hören, dass immer noch krasse Projektionen auf Arbeit und Geld sind und dass sie das damit, glaube ich, einfach verbinden. dass die ihr Leben lang, also ich will jetzt hier dem Frank Thelen kein Unrecht tun, aber der hat bestimmt viel gearbeitet und noch viel geopfert. Und dann Verständnis dafür zu entwickeln, dass man das in vier Tagen auch weniger machen kann, fehlt den Leuten, glaube ich. Und ich denke, das liegt immer noch an die Projektion, die man auf Arbeit und damit wahrscheinlich auch auf Geld wirft. ich denke, die, es jetzt eine Generation ist oder nicht, aber einfach bei Mittlerweile bei mehr Menschen ein anderes Mindset, auch weil sie vielleicht uns hören, aber auch viele andere, ein anderes Mindset dazu entsteht. Und ich glaube, man müsste eben, genau wie du es ja auch bei New York gesagt hast, da eigentlich ansetzen, überhaupt erst mal an Werte, Visionen zu arbeiten, für sich zu überprüfen, was projiziere ich eigentlich auf Geld und Arbeit, was wirklich ein immenser Weg ist und ein langer Weg und ein schwieriger Weg auch für einige. Aber erst wenn ich das dann mal wirklich freier gemacht habe oder erst gar nicht die Projektion entwickelt habe, dann kann man sich wirklich mal darüber unterhalten, vier, fünf oder sechs Tage.
Speaker 2: Absolut. Ich glaube, diese Diskussion kommt noch aus dem Zeitalter, wie du gesagt hast, man muss fünf Tage pro Woche in der Fabrik sitzen. Und Anwesenheit gleich Produktivität. Heute sind wir aber weiter. Heute kann man Geld machen von zu Hause. Wir machen auch zum Beispiel eine Konferenz und da kommt jeweils ein Ticket rein und da weiß ich, ja, jetzt hat es wieder so einen guten Betrag aufs Konto gegeben. Klar, wir müssen die Konferenz noch machen, etc. Aber da kommt Geld rein, ohne dass ich einen Finger bewege. dem Moment. Die digitalen Produkte nehmen zu und ganz viele Unternehmen sind jetzt reich geworden, weil sie Apps verkaufen, weil Websites und Dienstleistungen verkaufen. man muss nicht mehr in der Fabrik sitzen. Man muss nicht mehr diese 40 Stunden absitzen. Und diesen Zusammenhang, den haben viele noch nicht erlegt oder wollen ihn nicht wahrhaben. Ich selbst bin der Überzeugung, Harte Arbeit ist immer noch recht und gut und gleichzeitig sollten wir uns viel stärker die Erholung und Entspannungskompetenzen bemühen.
Speaker 1: Total. Und ich meine selbst das älteste Gewerbe der Welt, so wie man es ja so schon nennt und wir werden ja demnächst auch mal irgendwann eine Geld- und Sexreihe überschweifen, selbst das älteste Gewerbe der Welt ist ja mittlerweile digital machbar. Ich war jetzt in der Kreativwoche in Barcelona und ich habe da über Freunde, die in dieser Branche nichts zu tun haben, jemanden kennengelernt, der bei Onlyfans arbeitet. Dann habe ich mir das Ganze mal also da Content kreiert. Und ich habe mir das Ganze mal erklären lassen. Und das ist nichts anderes als eine Marketingagentur, die 30 bis 40 Prozent dann abbekommt davon und die Person muss nicht physisch anwesend sein irgendwo, sondern produziert Content und gibt ihn in die Agentur rein und die macht das weiter. Also selbst das älteste Gewerbe der Welt, womit man ja theoretisch immer noch physische Arbeit verbindet, ist es auch nicht mehr. Und selbst da merkt man dann ja, was digitaler Fortschritt, technologischer Fortschritt eben auch ermöglicht und selbst solche ein so ein Gewerbe auch verändern kann. Und genauso wie du es plakativ beschreibst, kommt es, glaube ich, noch in ganz vielen anderen Bereichen auch an und schafft da auch neue Möglichkeiten.
Speaker 2: Was ihr gerade besprecht, ist Geld und Zeit, also dass man diesen Zirkel durchbricht. Und für viele Jobs ist das aber nicht möglich. Also es gibt immer noch viele Jobs, da muss man acht Stunden am Tag oder mehr sitzen, den Job zu machen. Du hast gesagt, Nicole, meintest ja, dass man ... nicht unbedingt die Erfüllung im Job finden muss. Und gleichzeitig hast du aber auch gesagt, unsere Gesellschaft geht immer mehr dahin, dass wir Sinn suchen. Irgendwie hab ich das Gefühl, wir haben ganz viele verschiedene Fester hier gerade aufgemacht und jetzt müssen wir die ein bisschen zusammenbringen. Was würdest du sagen, Nicole, wenn jetzt jemand eher auf der Seite ist, okay, ich keine Erfüllung im Job? Was jetzt einfach das ablegen ist okay oder doch eher schauen, dass man den Chef, die Chefin dahin überredet, neue Massnahmen zu machen? Also was sind deine Gedanken? Ich würde glaube starten mit der Frage der Selbstreflexion. Stört mich das oder stört mich das nicht? Ich denke, gibt Menschen, denen macht es wirklich nichts aus, wenn sie arbeiten gehen und es erfüllt sie nicht. Wie wir gesagt haben, das ist die erste Spezies. Und gleichzeitig, wenn man merkt, ist ein Unbehagen. Ich arbeite in einer Zigarettenfabrik und ich kann das nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren. Ich sehe keinen Sinn im sinnlosen Ausfüllen von Formularen. Es gibt ja auch diesen Begriff Bullshitjobs, wo Menschen Arbeitstätigkeiten haben, die sie selbst als sinnlos bezeichnen und die wirklich nicht mehr sinnaufgeladen werden können, sondern das sind einfach ... Formulare ausfüllen, damit das Formular ausgefüllt ist. Und ich glaube, dort sollte man aufpassen, was macht das mit mir. Ja, das ist schöner Gedankenanstoß. Wenn jetzt jemand diese Podcast-Wahl gehört und vielleicht ein Team leitet und denkt, ich möchte ganz gerne auf die Definition, die du am Anfang vorgestellt hast, mich der ein bisschen annähern, was sind da vielleicht so erste Schritte, die man gehen kann? Der allererste Schritt muss sein, wozu New Work? Wollen wir besser, schneller, produktiver werden? Möchten wir fokussierter auf Kundenbedürfnisse werden? Oder möchten wir einfach bisschen kuscheliger haben zusammen? Das muss ganz klar spezifiziert werden, wozu wollen wir das? Was ist heute noch nicht so, wie wir es wollen und wie wir morgen noch wettbewerbsfähig sind? Weil schlussendlich müssen Unternehmen bestehen und da braucht es Kunden, braucht es Produkte oder Dienstleistungen, die gekauft werden. Das heisst, Unternehmen nur ⁓ sich selbst willen, das klappt irgendwie nicht. Also, dass man sich wie überlegt, was stört uns heute und wo wollen wir eigentlich hin und wo ist da diese Diskrepanz und was sind da die ersten Schritte? Wie lange wird dieses neue Arbeiten noch neu sein? Glaubst du, wir brauchen beiden ein neuer New Work? Gute Frage. Ich denke, wenn ich die Langsamkeit anschaue, der sich Unternehmen transformieren, dann wird es noch einige Jahre dauern. Und gleichzeitig hoffe ich, dass sich immer mehr Unternehmen auf diese Reise begeben zu einer besseren, menschlicheren, selbstorganisierteren Arbeitswelt. Ich denke, das wird uns noch eine Weile beschäftigen. Vielleicht ist es auch einfach meine Hoffnung aus New Work-Beraterin. Herzlichen Dank Nicole, dass du bei uns warst und uns eingeführt hast und den Mensch, zumindest in dieser Podcast-Folge, in den Fokus gesetzt haben. Danke Lena, danke Ingo. Ich hätte nicht erwartet, dass wir in dieser Folge von Sinn zu Erfüllung zu Prostitution kommen. Das war hervorragend.
Speaker 1: Dann clickbaiting, clickbaiting. Schön, vielen lieben Dank und bis demnächst.
Speaker 2: Danke, dass du zugehört hast und toll, dass du ein Teil von How I Met My Money bist. Wir hoffen, diese Folge gefallen. ⁓ keine Folge zu verpassen, klick einfach direkt auf den Abonnieren-Button auf Spotify, Deezer und Apple Podcasts. Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernst, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst du uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. Power mit my Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und Altersvorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show now.