How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

Transkript

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Speaker 1: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger.

Speaker 2: Lena!

Speaker 1: nicht mehr vom Schreibtisch loskommen, das ist ja so eine Sache, aber nicht mehr vom Schreibtisch loskommen wollen, das ist was ganz anderes und darüber sprechen wir heute. Wir sprechen über, was es bedeutet, wenn man süchtig nach Arbeit ist. Dafür haben wir den Journalisten Benjamin Ehmons eingeladen, denn er kennt sich dank seiner Recherchen sehr gut mit dem Thema Arbeitssucht aus. Hallo Benjamin.

Speaker 2: Hi, danke für die Einladung euch beiden.

Speaker 1: Ingo hat gerade schon gesagt, Benni, man darf dich Benni nennen, wenn man dich kennt. Wir kennen uns zwar überhaupt nicht, aber ich finde den Namen gut. Also, Benni, du schreibst für die Wirtschaftsreaktion der Süddeutschen Zeitung und da widmest du dich ganz vielen Themen rund die Arbeitswelt. Das heißt, du hast schon viel über Burnout geschrieben, über Überstunden und du hast auch ziemlich viel über Arbeitssucht, unser heutiges Thema, recherchiert und Artikel darüber geschrieben und so habe ich dich auch entdeckt, weil ich... die es gelesen habe und ich frag dich einfach mal geradeaus was ist denn überhaupt Arbeitssucht? Was ist das?

Speaker 2: Von Arbeitssucht spricht man nur, wenn das Arbeiten dann zu einem Zwang wird und man die Kontrolle darüber verliert. Das heißt, es kreisen sich permanente Gedanken die eigene Arbeit oder man hat sogar ein schlechtes Gewissen, wenn man nicht arbeitet. Oder man kann nicht richtig entspannen, wenn man frei hat, man fühlt sich dann irgendwie lost. Letztlich vernachlässigt man auch seine Partnerschaft, seine Beziehungen, man vernachlässigt seine Hobbys. Und bei Menschen, jetzt noch gesundes Verhältnis zur Arbeit haben, da passt das alles eben noch. Also die können dann auch ihre Freizeit noch genießen, die können auch noch mal richtig abschalten. Da stimmt dann auch so die Work-Life-Balance noch, wie man so schön sagt.

Speaker 1: Das heißt, du würdest sagen, gibt schon die Möglichkeit, dass man total für seine Arbeit brennt, total motiviert ist. Und wenn man aber dann trotzdem noch gerne sich mit Freunden und Freundinnen trifft, dann ist das erstmal ein Zeichen, ich bin eher nicht arbeitssüchtig. Wenn man aber sagt, am liebsten möchte man an den Schreibtisch geklebt sein, dann ist das ein klares Zeichen für Arbeitssucht.

Speaker 2: Und vor allem auch wenn... Also Arbeitssüchtigen geht es irgendwann auch nicht mehr gut. Also diese ganzen Dinge, dass sie ihr soziales Leben nicht mehr auf die Kette kriegen, dass sie ihre Freunde vernachlässigen, dass sie vielleicht sogar permanent an die Arbeit denken, obwohl sie ihnen gar nicht so viel Spaß macht. Also das ist alles so ein Teufelskreislauf und irgendwann schlägt es den Leuten dann auch aufs Gemüt und man merkt es, glaube ich, dann schon, ob man ein problematisches Verhältnis zur Arbeit entwickelt oder nicht. Gibt es da irgendwie spezielle Typen, Typinnen für, die anders produzioniert sind oder Berufsbilder, die du vielleicht bei euren Recherchen so entdeckt hast, wo man häufiger feststellt, also so in meinem Gedanken sind typischerweise Selbststände, was man feststellen kann?

Speaker 1: ist das natürlich etwas ...

Speaker 2: Selbstständige gehören auf jeden Fall auch dazu. Menschen, die sich ihre berufliche Zukunft sorgen. Das sind aber auch oft Menschen, die mit dem Kopf arbeiten und die in helfenden Berufen sind. Also zum Beispiel Lehrer, können aber auch Therapeuten sein. Das sind oft Manager natürlich. Und es gibt aber auch charakteristische Eigenschaften, die dafür prädestinieren, arbeitsrichtig zu werden. zum Beispiel Menschen, die sehr perfektionistisch veranlagt sind oder Menschen, die ängstlich sind und dann denken sie, sie genügen den Ansprüchen nicht und sie müssen allein deshalb schon mehr als andere arbeiten. Also es gibt da verschiedenste Typen und die dann tatsächlich auch darauf reagieren stärker.

Speaker 1: Vielleicht ⁓ mal da reinzukommen, du bist ja Journalist, du hast dich mit diesen Themen schon viel beschäftigt. Können wir vielleicht kurz, dich so bisschen besser kennenzulernen, mal herausfinden, warum kamst du denn auf dieses Thema? War das etwas, wo du selbst drauf gestoßen bist bei dir oder bei der Kollegin? Oder ist das einfach etwas, was man, wenn man sich mit Wirtschaft beschäftigt, irgendwann mal einfach behandelt?

Speaker 2: Ich hatte tatsächlich mal eine gute Bekannte, bei der ich beobachtet hatte, dass sie kein gesundes Verhältnis mehr zur Arbeit hatte. oder wir kann es auch sagen, war eine Freundin. so bin ich auch bisschen drauf gekommen und hab mich mal bisschen umgeschaut und bin überall auf das Thema Arbeitssucht gestoßen und hab dann noch ein Buch gefunden von zwei Wissenschaftlern, die über das sogenannte Burn-on-Syndrom schreiben. Also das ist auch wieder so eine Art von Arbeitssucht, dass Leute permanent arbeiten und gar nicht mehr zum Stillstand kommen. Und so habe ich das dann in der Redaktion mal vorgestellt, Thema, alle waren begeistert und letztlich bin ich dann Hab ich mehrmals Kliniken besucht, hab mit Betroffenen gesprochen, hab Wissenschaftlern gesprochen, hab mit Ärzten gesprochen. Und so bin ich immer tiefer in das Thema reingerutscht. Wie häufig wird das denn dann tatsächlich diagnostiziert? Ja, die Zahl ist tatsächlich erschreckend hoch. Also es gibt die Böckler Stiftung, die sich ja viel mit der Arbeitswelt auseinandersetzt. Hat gerade eine Studie rausgegeben, wonach tatsächlich jeder Zehnte in Deutschland bereits zwanghaft arbeitet.

Speaker 1: dann

Speaker 2: Das ist schon eine ziemlich hohe Zahl und genau, was ich vorher noch vergessen habe, oft sind natürlich auch Leute betroffen, die so ein geringes Selbstwertgefühl haben, also die sich stark über Arbeit definieren und viel Lob und Anerkennung auch für ihr Ego brauchen. Also die Zahl wächst.

Speaker 1: Wenn jetzt vielleicht die eine oder andere Hörerin, der eine oder andere Hörer zu Hause denkt, ⁓ das klingt gar nicht so fremd. Wie könnte man den jetzt vielleicht selber mal testen, ob man dahin neigt, arbeitssüchtig zu werden, vielleicht, dass man erkennt, dass man schon arbeitssüchtig ist. Gibt es da vielleicht so paar Symptome, die man bei sich abklopfen könnte?

Speaker 2: Ja, so ein paar Warnsignale gibt's da. Also, Klassiker sind zum Beispiel, dass man sich immer wieder vornimmt, weniger zu arbeiten, aber es einfach nicht schafft. Oder dass Freunde oder die Familie einen warnen, dass man sich verändert hat oder dass man abwesend wirkt oder dauernd gestresst ist. Also grundsätzlich ist es so, dass die ersten Impulse oft wirklich von engen Angehörigen kommen, dass man es selber gar nicht richtig merkt. Oder es gibt tatsächlich auch so was wie Entzugserscheinungen. Also, wenn man merkt, dass man im Privatleben oft unruhig ist oder ängstlich, wenn man nicht arbeitet, dann sollte man es auf jeden Fall als Warnung sehen und sich Gedanken machen und sich mal zurücklehnen und in sich hineinhorchen, man noch ein gesundes Verhältnis zum Arbeiten hat.

Speaker 1: In meinem Freundeskreis habe ich tatsächlich so einen Fall, wo ich gerade aber nicht sicher bin, ist das Arbeitssucht oder ist das einfach auch Überlastung? immer, ein Gespräch zustande kommt, geht es die Arbeit, alles dreht sich die Arbeit, alles ist schwierig und stressig und die Bedingungen sind nicht gut und viele verständliche Gründe auch. Aber man merkt richtig, die Symptome oder diese Warnsignale, die du gerade beschrieben hast, könnten zutreffen. Aber gleichzeitig frage ich mich... Ist das wirklich Arbeitssucht oder müssen teilweise Menschen einfach so viel arbeiten und das geht nicht anders. Also kann man da irgendwie eine Unterscheidung treffen? finde ich jetzt irgendwie spannend, was herauszufinden.

Speaker 2: Ich glaube, moderne Arbeitswelt befördert Arbeitssucht schon in gewisser Hinsicht. In vielen Betrieben werden die Personaldecken immer dünner. Die Digitalisierung klappt auch nicht überall reibungslos. Das Homeoffice hat dazu geführt, dass Freizeit und Beruf immer mehr verschwimmen. Man ist quasi zu Hause in seinem Wohnzimmer noch am Laptop und arbeitet. Insofern ist die heutige Zeit prädestiniert dafür oder fordert den Menschen ab, dass sie sehr viel dass sie sehr viel geben. Der Konkurrenzkampf ist auch vielerorts sehr hoch. Insofern würde ich vielleicht mal mit deiner Freundin sprechen und sie drauf ansprechen, ob das noch alles passt. Weil oft ist das auch so ein Aha-Erlebnis für die Leute. Und es tut ihnen auch gut, wenn man mal mit ihnen drüberspricht. wenn sie sich anderen anvertrauen können. Vielleicht ist er da tatsächlich im Problem. Und wenn man sich dann öffnet, kann das schon ein bisschen Druck vom Kessel nehmen und einem vielleicht die Augen ein bisschen öffnen. Ich tu doch. ⁓ Folgen, wenn ich das nicht berücksichtige, vielleicht in der Arbeitssucht schon stecke, unbewusst, wenn ich dann doch in so einer Arbeitssucht bin? Also die langfristigen Folgen können tatsächlich ziemlich krass sein, also das möchte man gar nicht meinen, viele Arbeitssüchtige entwickeln dann auf lange Sicht wirklich so chronische Erschöpfungsdepressionen oder auch auch Burnout. Das kann so weit gehen, dass man morgens nicht mehr aus dem Bett kommt, dass man den Alltag nicht mehr gewachsen ist, dass man sich hoffnungslos fühlt, dass man gar keinen Antrieb mehr hat. Manche bekommen sogar Panikattacken, Angststörungen. Und schlimmstenfalls können Depressionen auch zu Suizidgedanken führen. Es ist aber auch nicht nur psychisch, sondern dieses dauernde Arbeiten am Limit, diese dauernde Überbelastung hat auch oft schwere körperliche Folgen. Das können Symptome wie Tinnitus sein, Schlafprobleme, hoher Blutdruck, Kopfschmerzen, auch schlimmstenfalls lebensbedrohliche Krankheiten wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Man muss das wirklich ernst nehmen. Die Folgen sind oft schwerwiegend. Da ist wirklich Vorsicht geboten. Definitiv. Das klingt auch nicht leichter Schulter nehmen. Wenn ich das jetzt feststelle und ernehme, wie kann man das denn behandeln? Da mir weiterhelfen? Kann ich vielleicht noch an gewissen Punkten feststellen? Schwierig, kann externe Hilfe zum Beispiel. Was gibt es da für Möglichkeiten?

Speaker 1: auf jeden Wie kann ich selbst... Was ist

Speaker 2: Wenn man solche Symptome bei sich feststellt, muss man unbedingt was machen. Der 1. Schritt sollte sein, dass man sich Angehörigen anvertraut, man sich den Eltern anvertraut, dass man sich Freunden anvertraut, dass man sich aber auch dem Arbeitgeber anvertraut. Das nimmt auch Druck. Das kann auch dazu führen, dass die Arbeitsverhältnisse angepasst werden. Oder dass man Druck von dem Arbeitnehmer nimmt. Dann sollte man aber auch zwingend zum Arzt gehen. Da gibt es auch ganz gute Erfolgsaussichten, würde ich mal sagen. Die Behandlung ist dann meist entweder so eine ambulante Psychotherapie oder wie in dem Fall. Ich war ja zweimal in Kliniken, hab Kliniken besucht, das ist dann stationärer Aufenthalt. Ich war zum Beispiel in so einem Kloster in einem ehemaligen und da geht es dann darum, die Leute, die dort sind, die führen viele Einzelgespräche, die haben viele Gruppentherapie, die töpfern, die malen. Die gehen mit Schafen spazieren. Es geht alles Entschleunigung und Selbsterkenntnis. wie gesagt, die Heilungschancen sind da ganz gut. Man muss aber auch dazusagen, einem sechswöchigen Klinikaufenthalt ist das oft nicht getan. Man muss sich tiefgreifen, was ändern in seinem Leben. Das ist ein langer Prozess. Man muss lange an sich arbeiten, sich ändern und das auch wirklich wollen.

Speaker 1: Du hast gerade schon erwähnt, du warst auch in Kliniken, auch für deine Recherchen, für deine Artikel, die du geschrieben hast. Kannst uns vielleicht mal mitnehmen in diesen Klinikalltag, den du da erlebt hast? Also was haben dir vielleicht Betroffene erzählt? Wie hast du es wahrgenommen dort?

Speaker 2: Die Klinik, wo ich war, hatte so bisschen Wellnesscharakter, hatte ich den Eindruck. Also ganz hohe Wände und diese Klosteratmosphäre. war sehr angenehm. Riesengärten mit diesen Therapieschafen und mit Hüteschafen und ... Kühletherapie und keine Hüte. Genau. Und Obstbäume und Wiesen und Blick auf den Ammersee. Also das war alles ganz schön.

Speaker 1: Peace out! Der Ammersee ist schön, das ist echt toll in Bayern.

Speaker 2: Das ist auf jeden Fall ein Ausflugtipp. Auch zum Entschleunigen natürlich. Die Leute kriegen dort einen sehr geregelten Tagesablauf, aber auch nicht zu voll. Sie haben ihre Freizeiten, aber sie sollen sich schon auch bisschen an ihre Stundenpläne halten. Man lernt da ganz verschiedenste Menschen kennen. Ich hab z.B. eine Lehrerin kennengelernt dort, alleinerziehend. Die konnte, bevor sie in die Klinik ging, noch einen klaren Gedanken fassen. Die war so überarbeitet in der Pandemie. Die konnte sich ihr kleines Kind nicht mehr kümmern. Die hatte jeglichen Spaß an allem verloren. Die wollte nicht mehr kochen, nicht mehr ins Kino. Das sind Schicksale, die einen mitnehmen und denen bedenklich stimmen.

Speaker 1: Ich finde es total interessant, gerade wenn du auch Beispiel einer Lehrerin ansprichst, weil ich dann immer denke, könnte man sich nicht einfach krankschreiben lassen, aber da kommt wahrscheinlich die Arbeitssucht ins Spiel, oder? Weil man ja auch vermutlich denkt, man kann nicht z.B. die SchülerInnen im Stich lassen, man braucht Arbeit, wie du es am Anfang hast es auch schon erzählt, es gibt Gründe dafür, wie z.B., dass man gerne Lob und Anerkennung möchte. Hast du da mehr vielleicht auch erfahren, z.B. von dieser Lehrerin oder von anderen Betroffenen? was sie in diesen Teufelskreis gebracht hat. Also welche Gedanken sind das dann, die einen dann wirklich so am Arbeitsplatz halten, obwohl es einem so schlecht geht.

Speaker 2: Also, Krankschreiben ist tatsächlich für solche Leute die allerletzte Option. Also, es gibt da sogar Untersuchungen über Arbeitssüchtige, die belegen oder die zeigen, dass diese Menschen fast gar nicht oder erst wahnsinnig spät zum Arzt gehen, weil sie jeden Preis verhindern wollen, dass sie ausfallen. Und natürlich, bei Lehrern hat es diese soziale Komponente. Ich muss ja da sein für meine Schüler. In dem Fall war es auch in der Pandemie. Ich muss den Schüler, ich muss die Schüler irgendwie über die Pandemie hinwegbringen. muss Ihnen die Lernstoffe beibringen. Ich muss alle mitnehmen. Grundsätzlich ist es ja so, wie ich vorher schon gesagt habe, die Leute definieren sich irgendwann über ihre Arbeit. Die Arbeit ist eigentlich das Wichtigste in ihrem Leben. Und insofern machen sie immer weiter, immer weiter, immer weiter, obwohl sie längst am Limit sind. Und so was wie sich selbst krankschreiben oder sich selbst da rausnehmen aus diesem stressigen Alter kommt dann eigentlich gar nicht in Frage.

Speaker 1: Hast du neben dem Beispiel der Lehrerin vielleicht noch eine Geschichte, über die du auch geschrieben hast, die dich auch berührt hat, wo du wirklich dachtest, das Thema sollte wirklich in die Öffentlichkeit, viele Menschen sollten wissen, was Arbeitssucht ist und warum man da hingehend auf sich aufpassen muss?

Speaker 2: Beim zweiten Mal bin ich auf einen jungen Manager getroffen. Der kam aus dem Rheinland, war 33 Jahre alt, hatte einen megaguten Job. Man hat sechsstellig verdient. Der hatte mit 33 sich schon zwei Immobilien hingestellt. Der war aber tatsächlich, als ich ihn getroffen habe, so am Ende, dass der seinen Alltag gar nicht mehr auf die Reihe bekommen hat. Der hatte Schweißattacken, diese Panikattacken, von denen ich schon gesprochen habe. Der war traurig, der konnte eigentlich sein Leben gar nicht mehr genießen. Und der war irgendwann an dem Punkt, dass er tatsächlich seine Frau und seine drei Kinder verlassen hat, sich selbst in diese Klinik eingewiesen hat und jetzt für wochenlang von seinem Zuhause weg ist. Und das zeigt natürlich schon auch so ein bisschen. Dieser monetäre Faktor, also der hat wahnsinnig viel verdient, aber das tut oft gar nichts zur Sache bei den Menschen. Der hatte wahnsinnige Existenzängste, obwohl er Hunderttausende auf seinem Konto hatte, zwei Immobilien. Also es ist wirklich keiner davor gefeit und dieser große Erfolg, den die Menschen vielleicht beruflich haben, der führt keineswegs dazu, dass sie sich irgendwie sicher fühlen, sondern oft ist es sogar im Gegenteil.

Speaker 1: Ja, da empfehle ich nochmal die Folgen 2 und 3 von unserem Podcast. reden wir genau darüber, warum sich auch Menschen unsicher fühlen können, obwohl sie, wie du es gerade beschrieben hast, monetär sehr, ja gut, ausgestückt sind. Vielleicht etwas Persönliches noch zu dir. Wir ja schon gesprochen, so Selbstständige sind... betroffen, stark davon betroffen. Du bist Journalist, du arbeitest bei der SZ. Würdest du sagen, dass du auch in deinem Berufsfeld so siehst, gerade Journalistinnen sind auch ziemlich stark gefährdet, wenn es das Thema Arbeitssucht geht, weil man ja eigentlich immer weiter recherchieren könnte und noch mehr in den Artikel packen könnte?

Speaker 2: Auf jeden Fall, das glaube ich schon. Ich will hier keine da dranhängen, aber wenn ich mich umschaue, ich kenne sicher ein paar Leute, die in einem bedenklichen Bereich arbeiten. Es hängt natürlich viel damit zusammen. Journalisten definieren sich ja auch über ihre Reichweite. Sie definieren sich darüber, wie viel, wie oft sie stattfinden auf den Websites, in den Zeitungen, in den Fernsehformaten. Und noch dazu, im Print ist es natürlich auch so, Zeitungsjournalisten. Dein Name steht ja auch oben über dem Artikel. Also bevor du jetzt irgendwie was Hypeschariges abgibst oder irgendwas womit du nicht zufrieden bist, arbeitest du natürlich lieber bis spät in die Nacht. Also ich glaube schon Journalisten... sind betroffen und ich habe auch einen älteren Kollegen, der hat mal gesagt, die Triebfeder des Journalisten sei seine Eitelkeit und da ist glaube ich auch ein bisschen was dran und ich kann mir gut vorstellen, dass bei manchen dann diese Eitelkeit auch dazu führt, dass sie ungesund viel arbeiten und ja vielleicht in die Arbeitssucht sogar abgleiten. Wenn ich da jetzt so drin bin oder am besten erst gar nicht reinkomme, Stichwort Prävention, was gibt es denn so für Möglichkeiten,

Speaker 1: He!

Speaker 2: aus deiner Sicht da präventiv vorzugehen. ich kann auf eine Wiese gehen und mir einen Papier scharfen. Vielleicht ist ja ein schon automatisch ausgebildet, aber jetzt mal im Ernst. Es gibt es denn da so aus deiner Sicht für

Speaker 1: sinnvolle Wege.

Speaker 2: Ja, das hört sich jetzt mit den Therapie-Schafen so ein bisschen... Kindisch fast schon oder lächerlich vielleicht. Aber es ist tatsächlich, glaube ich, solche Dinge. In die Natur gehen, an die frische Luft gehen, Sport treiben, Bewegung haben, sich natürlich auch von der Arbeit in der Freizeit auch wirklich abgrenzen. Und das muss auch nicht immer irgendwie, dass man in der Freizeit dann noch mal noch mehr performt und den höchsten Berg besteigt oder die längste Fahrradtour macht dazu neigen, nämlich Arbeitssüchtige oft auch, dass sie dann wirklich auch noch ihren Alltag sozusagen optimieren wollen und ihre Freizeit und die krassesten Sachen machen. Das muss es überhaupt nicht sein. Sondern Dinge, bei denen man entschleunigt, die einem Spaß machen, sich mit Leuten treffen, die vielleicht nicht immer über die Arbeit sprechen, gezielt auch mit Freunden treffen, die nicht aus dem beruflichen Umfeld kommen. Solche Sachen können wirklich helfen. Ein Wissenschaftler z.B., der auch in dieser Klinik war und dort gearbeitet hat, der die Klinik mitgegründet, der fährt jedes Jahr ... Der geht jedes Jahr drei Wochen in ein Kloster. Solche Dinge können einen natürlich auch sehr erden. Man braucht die Zeit, aber ich glaube, da zählt wirklich jede Minute. Und immer, man abschalten kann und sich wirklich distanziert von der Arbeit, schöne Dinge macht, dann hilft das. Ja, definitiv. Ich glaube, dieses, was du auch gemacht hast, Lennart, so Digital Detox ist auch mal häufig ein Begriff. Einfach mal keine E-Mails checken, kein Instagram checken.

Speaker 1: das einfach mal außen vor zu lassen.

Speaker 2: Vielleicht können wir auf die Rolle auch noch bisschen näher eingehen.

Speaker 1: Abschalten war das eine.

Speaker 2: Wie weit denkst du spielen gerade noch soziale Medien und da auch die Sucht nach Anerkennung, das Bedürfnis nach Anerkennung, inwieweit spielt das noch mal extra in Gesellschaft?

Speaker 1: gerade in der heutigen Zeit.

Speaker 2: Es spielt natürlich eine super große Rolle. Zum einen natürlich diese digitale, diese permanente Erreichbarkeit. Ich habe meine Arbeitshandys permanent am Handy. Ich die Chat-Nachrichten aus der Arbeit permanent am Handy. Also ich bin permanent mit der Arbeit konfrontiert. Und dann die sozialen Medien. Klar, meine, man vergleicht sich dauernd mit anderen. Man will krasser sein als die anderen. Man will Likes, man will Klicks. Man steht ja permanent in so einem Konkurrenzverhältnis und das führt natürlich dazu, man, wenn man berufliche Erfolge haben und auch vorzeigen will, man viel dafür investiert und unter Umständen auch zu viel und so dann in die Arbeitssucht abrutscht.

Speaker 1: Gibt es neben diesen individuellen Konsequenzen, dass es einem nicht gut geht, dass man irgendwann einen Klinikaufenthalt braucht, gibt es da auch wirtschaftliche Folgen, gesellschaftliche Folgen, die vielleicht dann, würde ich kommen, wenn sehr, sehr viele Menschen in der Gesellschaft, du meintest ja, Zehnte ist davon betroffen, richtig? Oder kann davon betroffen werden? Genau. Also jeder Zehnte ist Wahnsinn. Das heißt, ich meine, da muss es doch vermuten,

Speaker 2: Also

Speaker 1: irgendwelche größeren Konsequenzen geben, oder?

Speaker 2: Die gibt es auf jeden Fall. Es gibt gerade wieder neue Zahlen von den Krankenkassen, die besagen, dass die Zahl der Ausfalltage aufgrund von psychischen Erkrankungen noch nie so hoch war wie im vergangenen Jahr. Diese Tendenz ist auch steigend. Das hat zur Folge, dass die Leute lange ausfallen, dass sie das Gesundheitssystem belasten. Man muss sich natürlich auch vor Augen halten, Menschen mit Depression oder mit Burnout, die fallen ja nicht drei Tage aus, die fallen oft viele, viele Monate aus und das Ganze führt natürlich zu einem volkswirtschaftlichen Schaden und der geht natürlich in die hohen Milliardensummen. das ist auf jeden Fall ein Problem für die Gesellschaft, für das Gesundheitssystem, auch für die Wirtschaft. Sehr, sehr spannend. Die negativen Auswirkungen der Arbeitssucht gesprochen, definitiv da sind und mir auch nochmal deutlich klar geworden sind, dass wir jetzt den Podcast in die Folge hören. Also ich hoffe, der Podcast eher, aber die Folge werde ich Ihnen nochmal ganz besonders ans Herz legen. Kann denn Arbeitssucht auch positive Auswirkungen auf die Komponente geben? Beispiel, weil man dadurch eben deutlich leistungsfähiger ist und es vielleicht bewusst steuern kann, dass man das nur mal ein halbes Jahr macht.

Speaker 1: Also alle meine Mitarbeiter müssen... Aber die zum Beispiel

Speaker 2: gibt es da auch positive Auswirkungen? Ja, das ist eigentlich das Perfide an der ganzen Sache, weil Menschen, die arbeitssüchtig sind, werden natürlich am Anfang krass gefeiert von ihren Chefs, von ihren Kollegen. Man steigt oft dann erst mal auf in der Karriereleiter, man bekommt wahrscheinlich sogar mehr Geld. Die Leute schauen zu einem auf. Das ist auch so bisschen das Problem, dass man anfangs halt nur die positiven Effekte sieht und die Probleme darüber dann, die Probleme, man im privaten Bereich vor allem entwickelt, dann ja vielleicht nicht so groß erscheinen, wie sie wirklich sind. Allerdings ist es schon so, dass sich dieses Blatt dann auch irgendwann wendet. Also sobald dann auch diese körperlichen Probleme oder auch die psychologischen Probleme mehr und mehr einsetzen. Es schleichen sich immer mehr Konzentrationsprobleme ein, schleichen sich Flüchtigkeitsfehler ein, es schleichen sich eigene Unzulänglichkeiten ein. Und das ist dann genau für diese Leute besonders schlimm, weil die ja oft eben perfektionistisch sind, weil sie so hohe Ansprüche an sich haben. Und wenn die Leute dann auf einmal merken, sie funktionieren nicht mehr richtig, dann ist es für sie wirklich tragisch und das verstärkt dieses ganze psychische Problem oft nochmals.

Speaker 1: Ja. Danke, Benni, dass du uns dieses wichtige Thema in den Podcast gebracht hast. Ich find's ganz spannend, Benni, wir haben uns ja im Vorgespräch vor Wochen unterhalten, dass wir diese Aufnahme heute machen. Und da war ich wirklich ziemlich unter Strom in der Zeit. Und wie Inga auch beschrieben hat, danach hab ich diese Pause gemacht und hab wirklich Laptop zu Hause gelassen und bin weggefahren. Und ich merke, dass ich irgendwie wieder klar denken kann und entspannt bin. Das heißt, ich hab irgendwie zum richtigen Zeitpunkt zu die Reißleine gezogen bei mir. Es hat total große Effekte. Wie ist es bei dir? Hast du für dich etwas gefunden, vielleicht auch nach den Klinikaufenthalten, die du da gesehen hast von anderen Betroffenen, wo du sagst, das nehme ich auch mit in meinen Alltag oder in meine Jahresplanung?

Speaker 2: Das sind eigentlich schon so die Dinge, die ich vorher schon angesprochen habe. Ich persönlich habe zum Beispiel von meinem Smartphone sämtliche Mail-Programme, sämtliche Chats, die mit der Arbeit zu tun haben, komplett verbannt. Das hat dann zur Folge, wenn ich meinen Laptop und meinen Arbeitsplatz verlasse, ich auch wirklich, dann distanziere ich mich von der Arbeit. Ich bin da auch nicht mehr erreichbar und dann schalte ich auch ab. Und ansonsten versuche ich auch so ein bisschen in die Natur zu gehen. Ich spaziere gern durch den Wald. Ich treibe Sport. Ich glaube insgesamt sind alles so Sachen, die einem Spaß machen, wo man so bisschen abschweifen kann, wo man nicht an die Arbeit denkt. hilft und da zählt dann auch wirklich jede Stunde und jede Woche, die man mal rauskommt und nicht an die Arbeit denkt. Und insofern habe ich da auch großen Respekt davor. Also ich glaube, so ein Detox, du ihn gemacht hast, so ein digitaler Detox, der würde wahrscheinlich keinen Schaden. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, wie ich das hinbekommen sollte. eine Woche ohne Handy und ohne Internet, so stelle ich mir schon hart vor.

Speaker 1: Was ich jetzt zum Beispiel mache, sind so Kreativwochen.

Speaker 2: Also einmal im Monat.

Speaker 1: Einmal im Monat machst du 4 Wochen Ketzi.

Speaker 2: Einmal im Monat eine Woche ruhiges Spielen und keine Meeting.

Speaker 1: fahre ich einfach an Ruhigens Plätzchen, keine Kundentermine, sondern kreativ

Speaker 2: nur auf die schiebe Sachen fokussieren, aber das dann einbauen mit Yoga, Sport, mit Essen gehen, selbst kochen und so weiter und dann so nach seinem eigenen Fluss, also sich nicht getrieben fühlen von irgendwas und das ermöglicht mir zum Beispiel im normalen Arbeitsumfeld, also jetzt ein Podcast

Speaker 1: Login. aufnehmen oder

Speaker 2: Keine Ahnung, ich Kundentermine habe, dass ich dafür auch wiederum mehr Energie habe. Leiter, auch so verschiedene Aufnahmen auf dem Tisch liegen, die ein andere

Speaker 1: Ich es immer auch eine von Energie erfordere und eine andere Art von Arbeit. Es zum Beispiel Blockartikel oder das Vorbereiten oder sie drehen zum Beispiel. glaube, wenn man sich weiterentwickeln will, persönlich oder sein Unternehmen, sich selbst, seine Firma, seine Selbstständigkeit, dann sind, glaube ich, solche Kreativwochen, wo man einfach sagt, ich habe einfach keinen Termin im Kalender stehen zu müssen.

Speaker 2: oder Reels. neue Sachen entwickeln will. sondern ich lasse

Speaker 1: Das ist einfach nur Flown.

Speaker 2: gemacht und es passiert automatisch genug, dass man irgendeinen Termin dafür im Kalender hat. glaube, allein schon zu geben, nicht in Slots zu denken, nicht in Kalender. Es könnte zumindest mal so eine Zwischenlösung sein zwischen Digital Detox, ich schalte komplett ab, ist sicherlich die Sinn-Version, wenn man eine Zwischenlösung finden will, ist das zumindest

Speaker 1: diese Freiheit zu denken. schwarz oder weiß. vollste Variante. Das ist für mich eine Variante, die ich gerade mal ausprobiere, aber wo ich immer merke, dass mir das nicht

Speaker 2: sehr viel Freiheit und sehr viel Energie gibt und auch tatsächlich...

Speaker 1: sehr viel daraus entsteht.

Speaker 2: Ja, und was vielleicht auch noch ganz wichtig ist, in der Arbeit auch einfach mal Nein zu sagen. Also dass man auch mal sagt, nee, ich habe so viele Aufträge gerade auf dem Schreibtisch liegen, ich habe so viel zu tun, ich pack das jetzt gerade nicht. Und meine Erfahrung ist, dass die Vorgesetzten oder Kollegen dann meistens auch das respektieren und sogar honorieren, dass man ehrlich ist und dass man sagt, es wird einem gerade zu viel. Und ich glaube, da braucht man auch ein bisschen Mut zu und der wird es dann oft auch, aber der zahlt sich aus, weil die Leute dann doch Verständnis Im Endeffekt sitzen wir dann doch alle im selben Boot und jeder weiß, was es bedeutet, vollen Schreibtisch zu haben. Genau, bekommt man oft auch Unterstützung und so, wie ich vorher schon gesagt habe, nimmt man so bisschen Druck vom Kessel.

Speaker 1: Vielen Dank für diese Impulse, Benny, für dieses ernste Thema. Ich glaube, dass es gut ist, dass du auch daran arbeitest mit deinen Artikeln, mit deiner Recherche und jetzt auch durch unsere Podcast-Folge, dass es einfach mehr ans Bewusstsein Leute kommt, dass immer erreichbar sein, immer arbeiten, einfach auch wirklich gravierende Folgen haben kann. Also vielen Dank, Benny, und auch danke dir, Ingo.

Speaker 2: Danke dir, Benny. Danke dir, Lena. Danke. Hat Spaß gemacht. Ciao. Ciao.

Speaker 1: Danke, dass du zugehört hast und toll, dass du ein Teil von How I Make My Money bist. Wir hoffen dir hat diese Folge gefallen. ⁓ keine Folge zu verpassen, kling einfach direkt auf den Abonnieren-Button auf Spotify, Deezer und Apple Podcasts. Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernst, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst du uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. How I Make My Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für Deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und Altersvorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show Notes.

Über diesen Podcast

Der Finanzpodcast für Anfänger von Lena Kronenbürger und Ingo Schröder.
Warum werden wir so emotional, wenn wir auf unseren Kontostand gucken? Weshalb sollte man sein Geld investieren, anstatt es auf dem Konto zu horten? Und sind Investmentbanker wirklich alle nur gewissenlose Arschlöcher? Das fragt sich zumindest Lena. Sie arbeitet als freie Journalistin und Moderatorin und hat mit Finanzen nicht viel am Hut. Aber das soll sich jetzt ändern! In jeder Podcastfolge spricht sie daher mit dem Honorarberater und Finanzexperten Ingo – und fragt regelmäßig weiteren geladenen Expertinnen und Experten rund um das Thema Geld und Finanzen Löcher in den Bauch. Werdet Teil der #HIMMM-Community und lernt auf lockere Weise die Basics und Hintergründe der (manchmal ganz schön persönlichen) Finanzwelt kennen. Warum? Um eigenständig und mit handfestem (Ge-)Wissen gute Finanz- und damit auch Lebensentscheidungen treffen zu können.

Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

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