Der Finanzpodcast für Anfänger
Speaker 1: Willkommen zu How I Met Money, dem Pass für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger.
Speaker 2: Mein Finanzpodcast.
Speaker 1: In den nächsten zwei Folgen besprechen wir prekäre Arbeit, woran sich der Arbeit bemisst.
Speaker 2: Wert von ...
Speaker 1: In den ersten paar Minuten ist die Tonspur nicht ideell. Das aber schnell. So und jetzt beim Hören.
Speaker 2: Ja, das gibt's sicher. Viel Spaß! Hallo Ingo! Hallo Lena!
Speaker 1: Heute behandeln wir ein Thema, das du dir gewünscht hast. Wir sprechen heute über Streik. Also Streiken als Mittel zur Durchsetzung von höheren Löhnen oder besseren Arbeitsbedingungen. Und wir sprechen dafür zunächst aber erst mal über ... und vielleicht auch schlecht ... Und wir haben dafür eine wundervolle Expertin bei uns, die Arbeitssoziologin und Professorin an der Universität Göttingen. war das Frau-Professor Doktor
Speaker 2: Schlecht bezahlt Angesehen Ruf
Speaker 1: Nicole Maya Ahucha. Hallo Nicole. Hallo zusammen.
Speaker 2: Hallöchen!
Speaker 1: Nicole, ich würde super gerne mit dir direkt in das Thema Nummer zwei, dass ich einsteigen und zwar diese angesehene Berufe, also vielleicht die Gründe, warum man auch streiken kann, vielleicht streiken. Du bist Kuratorin des Buches verkannte Leistungsträger in Berichte aus der Klassengesellschaft. Leistungsträger in was? Was stehst du darunter?
Speaker 2: gerade genannt habe. Schlechtbezahlte, sollte. verkannte Genau versteht man darunter.
Speaker 1: Wir haben in dem Buch unter verkanten Leistungsträgern und Trägerinnen Beschäftigte verstanden, die vor allem mit der Reproduktion, mit der Wiederherstellung von Arbeitskraft und gesellschaftlichen Strukturen befasst sind. Also die Berufsgruppen, die man in der Corona-Pandemie vor allen Dingen plötzlich als systemrelevant erkannt hat, Anführungsstrichen, die also dafür gesorgt haben, dass der Laden am Laufen blieb, wie Angela Merkel es immer so nett formuliert hat. also die sich ⁓ Pflege gekümmert haben, Reinigung, ⁓ Paketzustellungen, darum, dass es Essen auf dem Tisch stand, im Einzelhandel, in der Nahrungsmittelindustrie und so weiter. Das sind also die Berufsgruppen, die wir uns angeschaut haben. Wir haben diesen etwas provozierenden und in der gesellschaftlichen Linken ja nicht ganz gern gesehenen Begriff der Leistungsträgerinnen genutzt, weil es tatsächlich Beschäftigte sind, die gesellschaftlich sehr nützliche Arbeit leisten. die dafür auch einen erheblichen Aufwand zu bewerkstelligen haben, also schwere Arbeit, psychisch, aber auch körperlich teilweise schwere Arbeit, und die insofern verkannt werden, weil sie für diesen Aufwand, für die Leistung, die sie nun unzweifelhaft bringen, normalerweise relativ wenig Geld erhalten, in einigermaßen unsicheren Verträgen tätig sind, weil sie oft wenig Chancen haben, sich dauerhaft in betriebliche Strukturen zu integrieren, weil sie häufig die Jobs wechseln, teilweise wenig mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu tun haben, zum Beispiel, wenn sie als Reinigungskräfte nachts allein Gebäude reinigen und so weiter. Also kurz und gut die gesellschaftliche Nützlichkeit der Tätigkeit und das, was die Beschäftigten dafür bekommen, steht eben in einem sehr ungünstigen Verhältnis, deswegen verkannte Leistungsträgerinnen. Nicole, wie ist es denn historisch?
Speaker 2: Warum?
Speaker 1: werden bestimmte, und gerade du sprachen hast, schlechter bezahlt. Vielleicht historisch. Frag mich das schon länger und jetzt soll ich dich als Arbeitsdosphäologin und Expertin vor mir sitzen. Ja, ich glaube ein wesentlicher Grund dafür, dass die Tätigkeiten schlechter bezahlt werden, hängt damit zusammen, dass es Tätigkeiten sind, die zusammen mit Frauen aus privaten Haushalten oft herausgewandert sind.
Speaker 2: Die Berufe, die du gerade angesprochen hast, gibt es Ich Grund dafür.
Speaker 1: Also Pflege zum Beispiel, die Erziehung von Kindern, mit Reinigung von Gebäuden sind da klassische Beispiele. Es sind also alles Tätigkeiten, in denen zum einen oft argumentiert worden ist, man braucht dafür keine Qualifikation. Frauen können das sowieso, insofern muss man das auch nicht extra bezahlen. Was natürlich eine sehr zweifelhafte Annahme ist, aber nicht totzukriegen über die Jahrzehnte. Und zum anderen heißt der Umstand, dass vor allen Dingen Frauen in den Bereichen tätig sind. Eben auch, dass wir es mit Beschäftigtengruppen zu tun haben, die sich traditionell weniger stark organisieren als Männer, weniger streikbereit sind, auf das Thema von eurer Sendung zu kommen. Nämlich vor allem deshalb, weil Frauen traditionell sehr viel stärker Reproduktionspflichten tragen. Erwerbsarbeit also quasi nur eine Verpflichtung unter vielen ist, die sie erfüllen müssen. Das bedeutet zum Beispiel, dass viele Frauen, die zum Beispiel gleichzeitig Kinder haben, oft in Teilzeit oder in Minijobs arbeiten. Auf der Grundlage ist es schwerer zu sagen, das ist meine berufliche Identität. Hier setze ich mich jetzt wirklich mit Nachdruck für meine Interessen ein, betreibe auch ein gewerkschaftliches Engagement, was über meine normalen Arbeitszeiten hinausgeht und so weiter. Also letzteres diese Haltung. Die hat man vor allen Dingen traditionell in der großen Industrie gefunden und in allererster Linie unter Männern, die Vollzeit beschäftigt waren, über viele Jahre im selben Betrieb, im selben Unternehmen, fest an eine bestimmte Gewerkschaft gebunden und dementsprechend schlagkräftig als Kollektiv. Und das ist eben in vielen Bereichen, wo wir vor allen Dingen Frauen haben, Frauen mit Familienpflichten vor allen Dingen, ist das sehr viel schwerer herzustellen. Zumal, letzter Punkt, wir es hier auch oft mit kleineren Betrieben, kleineren Unternehmen zu tun haben. Also schaut euch zum Beispiel die Alpenpflege an in Deutschland. Unheimlich viele verschiedene Träger, sehr kleine Betriebsstrukturen. Sehr schwer, Kolleginnen da zusammen zu bringen, sich gemeinsam für Interessen einzusetzen.
Speaker 2: Ja, das klingt schon sehr spannend. Vielen Dank für die Einblicke an der Stelle. Jetzt hört man ja immer wieder gerade in der Forschung den Begriff prekäre Arbeit. Was genau versteht man denn darunter?
Speaker 1: Der Begriff Prekär heißt eigentlich erst mal nur Unsicher oder Heike. Also wir haben es mit unsicherer Arbeit zu tun. Jetzt ist Prekär aber ein Begriff, der relativ ist. Also der bezieht sich immer auf das andere, auf das nicht Unsichere, nicht Heike. Und das wäre in der bundesdeutschen Diskussion zum Beispiel normalerweise das sogenannte Normalarbeitsverhältnis. Also prekäre Beschäftigung wären Jobs. die weniger sicher sind als dieses Bild der unbefristeten Vollzeitbeschäftigung, die man Leben lang im selben Betrieb ausübt, in voller Einbindung, in Sozialversicherung, Arbeitsrecht und so weiter, mit klar regulierten Arbeitszeiten, idealerweise mit einem Betriebsrat, mit einer gewerkschaftlichen Anbindung und so weiter. Ich glaube, das Bild ist einigermaßen klar. Und wenn wir uns jetzt prekäre Arbeit anschauen, dann würde man davon ausgehen, dass die in dreifacher Hinsicht diese Standards von Normalarbeit in Anführungszeichen unterschreitet, nämlich materiell, also man verdient deutlich weniger als im Durchschnitt der erwerbstätigen Bevölkerung, kann davon auch nicht unbedingt die eigene Existenz sichern. Zweite Dimension ist eine rechtliche Dimension, also man ist weniger dauerhaft stabil eingebunden, hat auf bestimmte arbeitsrechtliche Sicherungsmechanismen keinen Anspruch. Also man ist zum Beispiel befristet beschäftigt. Oder man arbeitet in Leiharbeit, also so dass man es quasi mit zwei Unternehmen zu tun hat. Das eine, mit dem man einen Arbeitsvertrag hat und das andere, in dem man eingesetzt wird. Oder man ist in einem Minijob tätig und hat keinen Anspruch auf Sozialversicherung. Also das ist sozusagen diese rechtliche Dimension. Und eine dritte wäre die Dimension der reduzierten betrieblichen Einbindung. Das bedeutet, dass es prekär Beschäftigte besonders schwer haben, Beispiel ihr Erwerbsleben zu planen, weil sie oft in kurzfristigen Jobs sind, nicht dauerhaft in einem Unternehmen tätig, weil sie vielleicht auch zu den Kolleginnen und Kollegen keinen so guten Kontakt haben. Prekäre Arbeit kommt oft durch Auslagerung zustande, also sind oft die Teile eines Unternehmens, dann an Tochterfirmen oder an Subunternehmen vergeben werden. Wo dann zum Beispiel nicht klar ist, gehören die Beschäftigten der Kantine oder des Reinigungsdienstes gehören die eigentlich zum Unternehmen? Werden die durch den selben Betriebsrat vertreten oder nicht? Lädt man die zu Betriebsfesten ein? Also das sind sozusagen Fragen, auf der Ebene der betrieblichen Einbindung eine große Rolle spielen. Und wenn man jetzt also Beschäftigungsverhältnisse vor sich hat, in rechtlicher, materieller und betrieblicher Hinsicht so hinter dem zurückbleiben, was man bei allen Veränderungen, die es da natürlich auch gibt, als normal bezeichnen würde, was durch rechtliche Normen auch festgelegt ist, dann kann man ganz gut von prekärer Beschäftigung sprechen. Du hast jetzt gerade beschrieben, dass es viele Menschen gibt, eben aufgrund niedriger Löhne zum Beispiel...
Speaker 2: zwei Jobs haben müssen, auch so ziemlich viel Anspruch nehmen, die Frequenz.
Speaker 1: Vielleicht müssen sie auch Sozialleistungen anschauen. Frage scheint simpel, doch möchte ich sie dir stellen als Soziologin. Welche Konsequenzen hat das für Personen, die eben zu ihrer Jobs haben, prekäre Arbeitssituationen?
Speaker 2: zum Beispiel mehr haben. Leben.
Speaker 1: Welche Konsequenzen hat das im Vergleich zu Menschen, eben... ...beide leben können und wo die Existenz...
Speaker 2: sehr gut von ihrer Arbeit, wenn es gut gesichert ist.
Speaker 1: Ich glaube, man muss über mehrere Ebenen nachdenken. Der Pierre Bourdieu hatte einen ganz guten Gedanken zu dieser Frage. Der sagte nämlich, dass die Unmöglichkeit, eigene Arbeitsleben zu planen, dazu führt, dass es sehr viel schwieriger ist, auch widerständig zu sein. Wer sich keine Vorstellung von der eigenen Zukunft machen kann, kann auch nicht auf eine andere Zukunft hinarbeiten. Ich glaube, das ist ganz wichtig. prekäre Beschäftigungsbereiche. Das, dort mit Beschäftigten zu tun haben, die wirklich teilweise von Tag zu Tag leben und versuchen müssen, irgendwie über Wasser zu bleiben, aber sich schwer damit tun, weitergehende Pläne zu entwickeln. Dann auf einer sehr viel banaleren, praktischeren Ebene geht es die Frage, wie sieht ein Arbeitsalltag aus? Also wir haben in unserem Buch über die verkannten Leistungsträgerinnen eine ganze Reihe von Porträts von Männern und Frauen. die solche individuellen Schichtsysteme entwickeln, die also mehrere Jobs haben, irgendwie miteinander in Einklang bringen müssen, was dann nicht immer funktioniert, also weil der eine Job mit dem anderen dann konfligiert und so weiter, also der Alltag wird ungeheuer kompliziert. Damit es überhaupt funktioniert, braucht man eine ganze Reihe von Ressourcen. Also man braucht zum Beispiel ein Auto, schnell von dem einen Minijob zum anderen zu kommen, ⁓ nachts zu Reinigungsobjekten oder Gebäuden zu kommen, die man im Sicherheitsgewerbe überwacht oder so was. Man braucht jemand, der sich die Kinder kümmert, wenn die Arbeitszeiten flexibel sind und auch mal nachts oder am Wochenende stattfinden können. Und zugleich haben wir es damit Beschäftigten zu tun, die oft ein freundschaftliches familiäres Umfeld haben, das unter ähnlichen Bedingungen arbeitet. Das heißt, man müsste eigentlich ungeheuer viele private Ressourcen einbringen, diese Jobs machen zu können. Man hat diese Ressourcen aber nicht. Also das steigert den Druck ganz ungeheuer. Dann hatte ich ja schon gesagt, es gibt eine hohe Fluktuation. Also man ist auch oft in der Situation, Jobs finden zu müssen. Und klar sind das Beschäftigte, die auch besonders oft mit der Arbeitsagentur zu tun haben, weil sie nämlich nicht nur mehrfach beschäftigt, sondern inzwischen auch öfter mal arbeitslos sind. Da spielt aktivierende Arbeitsmarktpolitik eine ganz große Rolle. Also der Anspruch der Bundesagentur, Menschen auf jeden Fall in Erwerbstätigkeit zu bringen, egal wie die Qualität dieser Jobs dann im Einzelnen aussieht. Also der Druck zu Erwerbstätigkeit hat zugenommen und das gilt bemerkenswerterweise sogar für alleinerziehende Frauen mit Kindern, die in der Bundesrepublik eigentlich immer noch relativ stark in Ruhe gelassen wurden. Also selbst bei denen ist der Druck gewachsen. Der letzte Punkt, über den man reden muss, das liegt natürlich auf der Hand, ist schlicht Armut trotz Arbeit. Also wir haben Leute, die haben drei Jobs, arbeiten sprichwörtlich Tag und Nacht, ganz flexibel, ganz leistungsorientiert, ungeheuer intensiv, weil zum Beispiel Minijobs auch darauf ausgerichtet sind, in wenigen Stunden sehr, sehr viel Leistung zu bringen. Und am Ende des Monats haben sie einen Gehalt, womit sie ihre Miete nicht zahlen können, von den steigenden Energiekosten ganz zu schweigen oder Inflationsdruck jetzt beim Einkaufen im Supermarkt und die dann teilweise gezwungen sind aufstockende Sozialleistungen von der Bundesagentur zu beziehen. Also all das ist natürlich eine Situation, die auch ganz schön am eigenen Selbstwertgefühl kratzt.
Speaker 2: Definitiv, definitiv. Wie ist es denn jetzt möglich, dass wir das hinbekommen, dass eben die schlecht bezahlten Berufe, die prekären Arbeit, die verkannten LeistungsträgerInnen, die eine höhere Anerkennung in der Gesellschaft bekommen und was bedeutet überhaupt höhere Anerkennung?
Speaker 1: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Also darüber haben wir angefangen zu diskutieren unter Pandemiebedingungen vor allen Dingen. Als es dann plötzlich darum ging, dass neue Beschäftigtengruppen, also die, die ich vorhin genannt habe, jetzt als systemrelevant galten. Systemrelevant in dem Sinne, dass man festgestellt hat, also wir brauchen nicht nur Banker und Finanzchangloire.
Speaker 2: Die braucht man sowieso nicht, Banker.
Speaker 1: 2008 waren das unsere Systemrelevanten, die Banken und die Finanzinstitute.
Speaker 2: Ja besser mich wahrscheinlich, aber ja, okay.
Speaker 1: Sondern eigentlich braucht man die anderen, die dafür sorgen, dass Arbeitskraft wieder hergestellt wird, dass Kinder erzogen werden, Kranke gepflegt werden und so weiter und so fort. Und man dachte, mehr Anerkennung heißt, dass wir jetzt klatschen. Dass wir vom Balkon klatschen, dass wir den Leuten im Supermarkt irgendwie Blumen mitbringen und sagen, danke, dass ihr an der Kasse sitzt. Das Problem an der Sache ist tatsächlich, dass sich hinter dieser Symbolpolitik nicht sehr viel getan hat. Und dass wir auch aus Interviews wissen, dass viele Beschäftigte, also zum Beispiel in der Pflege, als ausgesprochen zynisch verstehen inzwischen. Also man hat sich am Anfang gefreut, dass man überhaupt mal gesehen wurde, aber das ist relativ schnell gekippt. Und dann ist also die Frage, was heißt Anerkennung wirklich? Ich würde sagen, Anerkennung heißt Aufwertung. Aufwertung hat nicht nur mit Geld zu tun, aber durchaus auch. Es hat mit Geld zu tun, es hat mit Arbeitsbedingungen zu tun, es hat mit rechtlichen Absicherungen zu tun, auch mit Personalausstattung zum Beispiel. Also wenn wir uns die Pflege jetzt anschauen in letzten Jahren, dann ist das Haupt... also die Kolleginnen werden auch wirklich schlecht bezahlt für die Arbeit, sie leisten, aber das ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist, dass derartig wenig Personal in vielen Abteilungen in Krankenhäusern ist, dass es für die Beschäftigten nicht mehr möglich ist, ihren eigenen Maßstäben gute Arbeit zu machen, also Kranke angemessen zu pflegen. Deswegen war in den letzten Tarifbewegungen dieses Thema Personalbemessung, Belastungsschutz und so weiter eine ganz wichtige Forderung. Das Problem ist nur, dass gerade diese Aufwertung in den Bereichen, über die wir jetzt gerade reden, total schwer durchzusetzen ist. Es sind Bereiche, in denen Gewerkschaften normalerweise nicht so besonders stark vertreten sind, wo es in vielen Betrieben auch keine Betriebsräte oder Personalräte gibt und so weiter. Und selbst das Instrument, was man dann noch hätte, also Tarifverträge allgemein verbindlich zu erklären, ganz selten greift. Also das war vielleicht eine der bemerkenswertesten Entwicklungen nach der Corona-Pandemie, dass man viel über die Heldinnen der Arbeit geredet hat in dem Zusammenhang, oder besser gesagt die Heldinnen des Alltags, hießen sie dann in der Pandemie. Aber als es darum ging, Tarifverträge im Einzelhandel und in der Altenpflege für allgemein verbindlich zu erklären, sodass man also auch dort, keine Gewerkschaft, kein Betriebsrat präsent ist, Anspruch auf bestimmte Mindeststandards hätte, haben die Unternehmerverbände in beiden Fällen dem einen Riegel vorgeschoben. Es ist nicht dazu gekommen.
Speaker 2: Ja, und ich glaube, gerade das, was du sagst, also Aufwertung findet auf verschiedenen Ebenen statt. Was wir bei uns im Podcast lernen, ist, dass hinter Geld auch immer viel Psychologie steckt, viele Emotionen und Gefühle und auch Projektionen auf Geld. Wir versuchen quasi durch unseren Podcast und unsere Arbeit da auch hinzukommen, dass man das auflöst und dass man sich das bewusster macht. Aber sicherlich ist es eben genau das, dass das bloße applaudieren und Anerkennung zeigen, wenn das dann eben nicht über Geld auch kommt und Leute darauf eben etwas gewisses projizieren, ob das jetzt gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Aber dann nimmt man natürlich auch Anerkennung über Geld wahr, neben der Entlastung, wenn ich es richtig wahrnehme quasi, vom Personal. Jetzt hast du schon relativ häufig Tarifverträge und Gewerkschaften erwähnt und das ist ja quasi eine perfekte Grundlage für das Thema Streiks, ⁓ dort überzuleiten. Ich bin mir nicht sicher, ob alle überhaupt mit mit Gewerkschaft und Tarifverträgen was anfangen können. Daher wäre meine Bitte, kannst du uns so ein bisschen mal einführen in das Thema Gewerkschaften, weil ich höre auch immer in Deutschland gibt es die, in Amerika ist das ganz anders. Also haben nur wir deutschen Gewerkschaften, wobei ich auch schon von Franzosen gehört, Die sind ja auch ganz gut. Vielleicht kannst du mal kurz was zum Thema Historie, Gewerkschaften erzählen, auch was es dann mit Tarifverträgen auf sich hat. Was ja dann vielleicht auch, wenn mehr Leute sich dann dafür motivieren sollen, wenn das auch eine Form wäre, irgendwo mehr Anerkennung zu bekommen, weil man gemeinsam mehr Gehör bekommt, gerade in solchen bei verkannten Leistungsträgern oder prekärer Arbeit. Vielleicht kann man da den Übergang ja hinmachen, auch in Richtung Streik und Streike.
Speaker 1: Kurze Darstellung ist natürlich in dem Zusammenhang eine ziemliche Herausforderung. Also vielleicht kann man ganz kurz sagen, dass es gewerkschaftliche Organisierungsbemühungen in größerem Maße eigentlich seit Entstehung des Kapitalismus gibt. Also seit dem 19. Jahrhundert haben wir Ansätze von Arbeiterbewegungen, die am zu Beginn eben vor allen Dingen in größeren Betrieben in der Industrie stattfinden, sich teilweise aus Handwerkstraditionen speisen und so weiter und sich dann im Laufe der Zeit so ein bisschen verbreitern. Gewerkschaften gibt es im Grunde genommen in allen Ländern weltweit. Teilweise werden sie politisch unterdrückt und spielen keine so große Rolle. Aber die Funktion von Gewerkschaften ist eben überall dieselbe im Grunde genommen. Es geht ja nun darum, dass in so einem Betrieb zwei, oder auf dem Arbeitsmarkt zwei Parteien aufeinander treffen. Nämlich auf der einen Seite diejenigen, die eine Fabrik besitzen, es mal idealtypisch zu machen, und die Arbeitskraft brauchen, dort was herstellen zu können. Und auf der anderen Seite diejenigen, die eben diesen Besitz nicht haben, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, damit ihren Lebensunterhalt zu decken. Und zwischen diesen zwei Gruppen gibt es eben ein ziemliches strukturelles Machtgefälle, weil wenn ich ein Unternehmen habe, ich immer in der Situation bin, im Zweifelsfall auswählen und warten zu können. Also wenn die andere Seite nicht zu den Bedingungen arbeiten will, die mir jetzt gerade vorschwebt, habe ich oft die Chance, eben jetzt nicht einzustellen oder meine Produktion umzustellen auf andere Qualifikationsgruppen und so weiter. Für Arbeiten ist es anders. Also die müssen eben regelmäßig dafür sorgen, dass Geld reinkommt, es mal etwas flapsig zu formulieren. Und dementsprechend haben wir in dem Moment, wo quasi nur das Arbeitsvertragsverhältnis im Mittelpunkt steht. Also zwei Parteien, ein Unternehmen und eine einzelne Person, die diesen Arbeitsvertrag unterzeichnet, ein Riesenmachtgefälle, was Durchsetzungsfähigkeit von Interessen angeht. Also Arbeitende, wenn es Unternehmen allein gegenüberstehen, sind halt erpressbar. Und aus dem Grund haben Beschäftigte wirklich seit dem 19. Jahrhundert vor allen Dingen angefangen, sich zusammen zu tun, sich gemeinsam für Interessen zu organisieren und das in Gewerkschaften zu tun.
Speaker 2: Und das ist dann sowas wie Verdi zum Beispiel, IG Metall hier und in dem Rahmen gibt es dann auch sogenannte Tarifverträge, die genau was dann regeln.
Speaker 1: Na ja, Verdi und IG Metall sind die beiden größten Gewerkschaften in Deutschland. Es gibt auch noch eine ganze Reihe von kleineren, die dann regelmäßig in der Presse auch erwähnt werden. Die schließen Tarifverträge ab. Und das tun sie auch nicht mit einzelnen Unternehmen, sondern mit Unternehmerverbänden auf der anderen Seite. In den Tarifverträgen wird alles Mögliche geregelt. zum Beispiel, also in erster Linie Löhne und Gehälter werden dort festgelegt. Wenn ihr euch anschaut, laufende Tarifrunde und so weiter, da geht es die ganze Zeit um Lohnprozente. Es geht um Sonderzahlungen und so weiter. Und man streitet dann über die Laufzeit von diesen Tarifverträgen und so weiter. Es gibt aber auch in Tarifverträgen Regelungen zur Arbeitszeit. Also die EG Metall hat zum Beispiel vor einigen Jahren einen viel beachteten Tarifvertrag abgeschlossen. 2019 war das, wo quasi festgelegt wurde für bestimmte Beschäftigtengruppen, also für Menschen mit Betreuungspflichten und auch für Menschen in Schichtarbeit, dass sie sich entscheiden können, ob sie im Rahmen vom nächsten Tarifvertrag mehr Geld haben wollen oder mehr freie Zeit. Also man konnte quasi einen bestimmten Zusatzbetrag, der eingestellt worden ist, entweder so oder so nutzen. Da ist man dann schon relativ nah an betrieblichen Prozessen dran. Aber das, würde ich sagen, sind wichtige Regelungsbereiche von Tarifverträgen. Man kann auch alles mögliche andere in Tarifverträgen abregeln, zum Beispiel Urlaubsregelungen, die übers Bundesurlaubsgesetz hinausgehen. Unterschreiten darf man die Gesetze nicht, aber überschreiten darf man sie durch Tarifverträge. Es gibt so etwas wie Rationalisierungsschutzabkommen, das ist dann eher auf betrieblicher Ebene unterhalb der Tarifvertragsebene, wo wenn Unternehmen große Umorganisationen planen, sich in dem Fall dann Gewerkschaften, zusammen mit Betriebsräten an Unternehmen wenden und bestimmte Standards festlegen. Also das sind alles so Regelungsbereiche, über die wir reden müssen.
Speaker 2: Jetzt ist es ja so, hat er gerade in der jüngsten Vergangenheit wahrgenommen, dass gestreikt wird und meine Idee des Ganzen, das zu thematisieren ist, mehr Verständnis auf beiden Seiten. Denn wenn ich jetzt einen Urlaub gebucht habe und der Flughafen und die Bahn bestreikt wird, komme ich nicht hin und sitze auf Kosten und ärgere mich verdammt doll. Gleichzeitig denke ich, aber machen Leute das ja nicht einfach so. Aber vielleicht ist es bei manchen so die Wahrnehmung, dass man in seinem eigenen Leben nur eingeschränkt wird und gar nicht über die andere Seite nachdenkt. Daher war das Thema Streik an der Stelle sehr wichtig, um einfach den Konsens und das Verständnis untereinander zu erhöhen. Jetzt ist es ja grundsätzlich so, das so nimmt man es ja auch aktuell dann wahr, wenn man ja mal hört, um 10 Prozent oder 500 Euro mehr soll es dann nach oben gehen, dass ja Streik grundsätzlich als Mittel zur Durchsetzung nach höheren Löhnen und auch für bessere Arbeitsbedingungen genutzt wird. Das tatsächlich meistens der Grund, weshalb gestreikt wird oder was sagt uns da eigentlich die Historie von Streiken, warum die Menschen ihre Arbeit wirklich niederlegen.
Speaker 1: Die Antwort auf diese Frage, die hast du nächste Woche am Money Monday. Dann sprechen wir auch darüber, warum im Gegensatz zu Deutschland in Frankreich gerne alle wilde Straße gehen und streiken. Wir reden auch darüber, woran sich der Wert von Arbeit bemisst und was das Problematische an Mini-Jobs ist. Danke, dass du zugehört hast und toll, dass du ein Teil von How I Met My Money bist. Wir hoffen, hat diese Folge gefallen. ⁓ keine Folge zu verpassen, klick einfach direkt auf den Abonnieren-Button auf Spotify, Deezer und Apple Podcasts.
Speaker 2: ...
Speaker 1: Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernt, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. How I Make My Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und Gasvorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show Note.
Speaker 2: und Eis.