How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

Transkript

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Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. In unserer Kapitalismus Kritik Reihe haben wir jede Menge Argumente schon gehört. dagegen. Heute schauen wir uns an, wie könnte ein alternatives Wirtschaftssystem ganz konkret aussehen? Wir sprechen heute über die Gemeinwohlökonomie. Aber was ist damit gemeint, wenn die Wirtschaft dem Gemeinwohl zuliebe verändert werden soll? Das fragen wir heute Christian Felber. Hallo Christian.

Speaker 1: Bis zu euch, hallo.

Speaker 2: Christian, du bist österreichischer Autor, du politischer Aktivist und auch Initiator der Gemeinwohlökonomie. Und es ist so, dass ich auf dich aufmerksam gemacht worden bin von Hörern und Hörerinnen aus unserem Podcast. Und die meinten, ja, ladet doch mal den Christian ein. Ich lese mal einfach eine Nachricht vor von Petra. Könnt ihr euch mal mit Gemeinwohlökonomie und Christian Felber befassen?

Speaker 1: Ja.

Speaker 2: Ich bin gerade absolut fasziniert von der Gemeinwohlökonomie. Ein anderes Wirtschaftsmodell, ein gutes, wie mir scheint. Was meint Petra mit ein anderes Wirtschaftsmodell, Christian?

Speaker 1: Zunächst mal, dass es eine Alternative zum Kapitalismus ist. So viele gibt es ja davon nicht, die dann nicht Sozialismus heißen. Obwohl in jüngerer Zeit schon wenigstens eine Handvoll von alternativen, nachhaltigen Wirtschaftsmodellen aufgetaucht ist. Zum Beispiel die soziale und solidarische Ökonomie, zum Beispiel die Donutökonomie, zum Beispiel die Kreislauf- oder Blue Economy. Das sind schon ein paar. Vielleicht noch die Gemeingüter und auch die Postbachstumsökonomie. Also ein halbes Dutzend gibt es. Aber so ein richtig vollständiges und auch in sich schlüssiges alternatives Wirtschaftsmodell zu dem, das wir derzeit haben, das von manchen noch immer als soziale Marktwirtschaft verklärt wird und andere bezeichnen es schon etwas kritischer als globale Machtwirtschaft oder eben ein globalisierter Freihandelskapitalismus, wie ich es bezeichne, gibt es vielleicht zwei oder drei. Und die Gemämblich Me ist nicht nur ein theoretisch vollständiges Alternativmodell, sondern auch praktisch in konkreter Anwendung und Weiterentwicklung und ich glaube, das macht ihre große Stärke aus.

Speaker 2: Die Wirtschaft muss ja nachhaltiger werden, sozialer, ethischer. Da sind sich ja viele einig und damit auch eben gemeinwohlorientierte. Aber das beschreibst du ja auch. Was heißt denn jetzt konkret oder grundsätzlich gemeinwohlorientiert?

Speaker 1: Ja, das muss natürlich immer konkret in einem möglichst demokratischen Beteiligungsprozess definiert werden. Das Gemeinwohl ist von vornherein genauso wenig definiert wie irgendein anderer Grundwert. Auch unter Freiheit kann jeder Mensch etwas anderes verstehen. Unter Nachhaltigkeit, unter Gerechtigkeit, selbst unter Demokratie kann grundsätzlich jeder Mensch etwas anderes verstehen. Leitwerte haben es an sich, dass sie nicht präzise definiert sind, sondern zunächst einmal relativ diffus. Aber sie sind irgendwie Leitsterne. Sie orientieren uns und ziehen uns in eine bestimmte Richtung. Aber welche konkreten Schritte wir auf diesem Weg dann machen wollen, das ist immer Ergebnis eines demokratischen Ausverhandlungsprozesses. Und beim Gemeinwohl ist das nicht anders. Ich möchte aber noch vorbemerken, bevor ich dann vorschlage, wie es genau konkretisiert und definiert werden könnte, dass das Gemeinwohl kein neuer Wert ist. Ideengeschichte des Abendlandes, aber zum Glück eben nicht nur des Abendlandes, sondern eigentlich weltweit gibt es immer schon den Gemeinwohlwert als einen kulturellen Leitwert. Konkret für Europa war Aristoteles derjenige, die Wirtschaft schon als Gemeinwohlokonomie definiert hat. Die Eukonomia hat vor 2300 Jahren schon dem Gemeinwohl gedient und das hat sich dann über die Jahrtausende, nicht über die Jahrhunderte, sondern über die Jahrtausende heraufgezogen bis zu den Klassikern, also Adam Smith und seine Nachfolger, die Begründer der heutigen modernen Volkswirtschaftslehre. Und erst in den letzten 150 Jahren hat die Wirtschaftswissenschaft in ihrem Mainstream, ich würde sagen, sich verrannt. Sie wollte die Physik nachahmen und hat sich auf das scharf Messbare kapriziert und fokussiert. Und das sind halt die Finanzkennzahlen. Und die Finanzen sind aber nur die Mittel. Und durch diesen Fokus auf die messbaren Mittel wurden die Mittel zum Zweck. Und die eigentlichen Ziele, das Gemeinwohl wurde dabei aus den Augen verloren, obwohl die demokratischen Verfassungen immer das Gemeinwohl als Überziel des Wirtschaftens enthalten haben. Ein schönes Beispiel ist die Bayerische Verfassung. Da steht bis heute drinnen, die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl. Damit möchte ich sagen, die Idee, dass Wirtschaften prinzipiell dem Gemeinwohl dienen soll, ist alles andere als neu. Sie ist nur extrem in Vergessenheit geraten und wird in der ökonomischen Bildung nicht unterrichtet. Dort ist ein ganz wichtiger Fehlstelle oder sozusagen ein Erzählungsmangel. Wir lernen den Home Economicus und den Egoismus und die Eigennutzenmaximierung und den Wettbewerb und das Wachstum von Finanzkennzahlen. Und das widerspricht aber eigentlich den Grundwerten unserer Verfassungen, wo explizit drinnen steht, dass Eigentum verpflichtet und Wirtschaften dem Gemeinwohl dienen soll. Und jetzt kommt unser konkreter Vorschlag, wenn das eigentlich geklärt ist. Also wir müssen uns darüber eigentlich gar nicht mehr unterhalten, was das Oberziel des Wirtschaftens ist. Aber wir müssen uns darüber unterhalten, was es konkret bedeutet. Genau das ist eure Frage. Und jetzt gibt es zum Glück die jüngsten Erfahrungen von Bürgerinnenreden. Wir nennen das demokratische Wirtschaftskonvente und wir stellen uns das so vor, entweder ein repräsentativer Auswahl der Bevölkerung oder in Kommunen die gesamte Bevölkerung eingeladen wird, Gemeinwohl zu definieren. Konkret, sind die 20 wichtigsten Teilziele für ein gutes Leben für alle, für höchstmögliche Lebensqualität oder eben für das Gemeinwohl. Und dann werden wahrscheinlich viele verschiedene Vorschläge kommen, vielleicht sogar hunderte Vorschläge. Aber würden dann die 20 kraftvollsten, die die stärkste positive Resonanz auslösen, ausieben und aus diesen Finalisten setzt sich dann das Gemeinwohl Produkt zusammen. Also das neue Dashboard und erfahrungsgemäß sind dann so Teilziele wie Gesundheit, Lebenszufriedenheit, Beziehungsqualität, sozialer Zusammenhalt, Verteilungsgerechtigkeit, politische Stabilität, starke Grundrechte, natürlich ökologische Stabilität und Friede. Und jetzt kommt der Clou. Das sind nicht nur die übergeordneten Politikziele generell, sondern das sind dann auch die Ziele des Wirtschaftens. Und wirtschaftliche Aktivitäten werden dann in der Zukunft sowohl auf der volkswirtschaftlichen Ebene als auch durch den Beitrag jedes mikroökonomischen Akteurs, also jedes Unternehmens zum Beispiel oder jeder Bank zum Beispiel an diesen Zielen gemessen. Das wäre die ganz entscheidende Änderung in einer Gemeinbürokratie. Rendite, Profit und Bruttoinhaltsprodukt würden zur Seite rücken oder in den Hintergrund. Und im Vordergrund stünden unsere heute schon existierenden Verfassungswerte aber. die eben noch nicht in die ökonomischen Zielsysteme eingearbeitet sind.

Speaker 2: Sehr spannend, ich habe viele Fragen. Fangen wir mal mit dem Historischen an. Wir hatten mal den Dr. Rainer Zittlmann zu Gast, der eher Prokapitalismus ist und ist ja auch bekanntlich Historiker und beruft sich ja auch darauf, eigentlich über, ähnlich wie du eigentlich sagst, nur in einem anderen Bezug, glaube wenn ich es richtig verstehe, eigentlich die Historie immer gezeigt hat in letzten 100 Jahren oder 200, 300 Jahren, dass Kapitalismus eigentlich immer ganz gut funktioniert hat und für Wohlstand gesorgt hat. Wie ist das jetzt? Anders oder wie ist jetzt die Gemeinwohlökonomie anders und wie erhält sie, sage ich mal, den Wohlstand ohne ihn zu gefährden?

Speaker 1: Ja, vielleicht noch einmal eine wesentliche Unterscheidung, bevor ich da ganz konkret drauf eingehe. Aristoteles hat nicht nur den Eukonomierbegriff definiert als eine Wirtschaftsvorstellung, in der das Wohl aller Haushaltsmitglieder, Eukonomier kommt ja von Eukost im Haus und die Nomos sind dann die Regeln, nach denen wir das Haus führen oder managen, könnte man heute sagen. mit dem Ziel, dass es allen gut geht. Also eine Gemeinwohlökonomie per Definition. Und er hat dann ergänzt, Geld und Kapital und materielle Güter jeder Art, das sind die Mittel des Wirtschaftens. Und die dürfen nie zum Zweck werden. Wenn die Mittel zum Zweck würden, dann würden wir die Ökonomie verkehren, in ihr Gegenteil, in eine damals, hat er das, Rheematis Dicke genannt. Heute haben wir diesen Begriff nicht mehr, das heißt wörtlich Kunst des sich Bereicherns und des Gelderwerbens. Aber heute haben wir eben den Kapitalismusbegriff, der exakt dasselbe bedeutet. Ich bin Sprachwissenschaftler und ich warne immer die Menschen davor, sich vor den Ismen zu hüten, weil ein Ismus überhöht immer das, was vor dem Ismus steht, zum höchsten Zweck. Und im Kapitalismus wird eben das Kapital, das nach Aristoteles nur das Mittel sein sollte, zum höchsten Zweck. Das ist eine Verkehrung der Dinge. Und so kommt es aber auch dazu, dass im Kapitalismus der Erfolg an der Mehrung des höchsten Zwecks gemessen wird. Also am finanziellen Profit des Unternehmens, der finanziellen Rendite einer Investition oder eben am Bruttoinlandsprodukt, das auch eine monetäre Größe ist. Und damit wird zwar ein gewisser Wohlstand geschaffen, das stellt ja niemanden ab, aber während ein sehr hoher materieller Wohlstand geschaffen wird, der auch nur in materiellen Größen gemessen wird. Also primär wird der Wohlstand, im Kapitalismus geschaffen wird, in finanziellen Größen gemessen, zusätzlich dann auch noch mit Bildungsgras und Lebenserwartung. Also da gibt es dann schon noch einige abgeleitete Größen, die auch Aussagekraft haben. Aber wenn man jetzt das Bild vervollständigt, schafft der Kapitalismus auch höhere Klimastabilität und eine höhere Stabilität der Artenvielfalt und einen höheren sozialen Zusammenhalt. und eine höhere Verteilungsgerechtigkeit und stärkt da die Demokratie und stärkt da den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in der Gesellschaft, dann reiht sich hier ein Nein das andere. Und die Menschen werden sogar weniger glücklich und fühlen sich sogar weniger frei in einem entfesselten Kapitalismus. Und hier beginnt das Bild zu kippen. Und deshalb muss man sagen, der Kapitalismus schafft einen sehr einseitigen Wohlstand kurzfristig, aber langfristig überwiegend an die Nachteile. und ein ganzheitlich verstandener Wohlstand und der müsste aber von den Menschen selbst definiert werden. Dann würde man auch messen können, dass er eigentlich sogar Wohlstand abbaut.

Speaker 2: Ich finde den Ansatz superschön und mir kommt gerade eine spontane Frage in den Kopf. bis zu dem Punkt, ich bin totaler Newcomer, was Gemeinwohlökonomie angeht und ich stelle mir gerade die Frage einfach ganz naiv, ist Gemeinwohlökonomie nur in westlichen entwickelt Märkten umsetzbar und nicht in Entwicklungsländern?

Speaker 1: Ich mache gleich ein praktisches Gegenbeispiel. Wir haben Baumwollanbau in den USA und in Ägypten. Und in den USA wird die Baumwolle mit Pestiziden angebaut. Und durch die Subventionierung des Baumwollanbaus ist die Pestizid gefütterte Baumwolle aus den USA auf dem Weltmarkt billiger als die Baumwolle aus Ägypten, die dank einer ökologischen Innovation ohne Pestizide angebaut wird. Das heißt, die hat eine höhere Qualität und ist biologisch, ist aber teurer, weil sie nicht subventioniert wird. Aber es ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass die Gemeinblöcke hier in diesem Fall zuerst in Ägypten entstanden ist und keinen Widerspruch darstellt zum prinzipiellen Einkommensniveau eines Landes.

Speaker 2: Ich hätte mir das eher gerade von den ganzen Dingen, Da war ich mir jetzt unsicher, ob nicht, grundsätzlich das Einkommen, also wenn ich jetzt mal in die nehme, die irgendwie 2780 BIP pro Kopf haben, da war ich mir unsicher, ob das dann, wenn grundsätzlich das Einkommen steigen würde, nicht auch damit verbunden, habe ich jetzt keine Statistiken zu, nicht auch irgendwo doch dann schon, also wie ist jetzt das Verhältnis von Gemeinwohlökonomie zu Kapitalismus in dem Moment? Und ist es wirklich überall ein Nein? Im westlichen Bereich, hier in Deutschland, Amerika, kann ich das vollkommen nachvollziehen, was du sagst. Ich stelle mir das halt schwierig vor, so gerade. Wie ist es in Indien? China? Ja, gut, können es politisch gar nicht, aber...

Speaker 1: Ich kann schon antworten, die Gemeinwirkung ist in der Europäischen Union, die Idee entstanden und entwickelt worden und sie ist auch gemeint für die Europäische Union. Wir haben nicht den Anspruch, hier ein Modell für Indien, für Lateinamerika oder für Afrika entwickelt zu haben. Unser Vorschlag wäre, dass die Menschen in Indien, in Kenia oder in Chile, dass sie ihre eigenen Ziele definieren. Und da sind wir uns wiederum sicher, weil wir haben ja unter anderem Anleihen aus Chile zum Beispiel, vom BAFUS Ökonomen Manfred Marx Neff, der hat eine Bedürfnispyramide aufgestellt, die die von Maslow abgelöst hat. Oder auch in Bhutan, das Protonationalglück haben wir untersucht und uns davon inspirieren lassen. Und daraus wissen wir auch, wenn man die Menschen fragt, was ist das Wichtigste für ein gutes Leben und gutes Zusammenleben? dann sind die Antworten nicht nur ähnlich auf der ganzen Welt, sondern sie sind sogar identisch. Das hängt mit der sehr einfachen Tatsache zusammen, dass wir alle derselben Spezies angehören, egal in welcher Kultur wir leben. Und wenn die Menschen in Indien dann das gleiche Gemeinwohlprodukt oder ein super ähnliches Gemeinwohlprodukt, wenn sie sich dann entscheiden würden, sie wollen das über eine Erhöhung der monetären Einkommen anstreben, dann wäre das sozusagen die Strategie dorthin. damit alle Menschen zu essen haben, damit die Flüsse weiterhin trinkbar sind, damit der soziale Zusammenhalt weiterhin stark bleibt und damit diejenigen Grundbedürfnisse, die heute vielleicht noch nicht gedeckt sind, auch gedeckt werden können. Aber das Entscheidende ist, der Blick gilt immer den Zielen primär und erst sekundär den Mitteln. Und bei der Zielerreichung sind wir mittelagnostisch. Wichtig ist, dass die Ziele erreicht werden, ob das über Märkte mit monetären Einkommen oder ohne Geld. Gemeindgüter oder Haushalte oder ganz andere Formen des Wirtschaften stattfindet, das ist zweitrangig und darüber treffen wir auch keine dogmatische Aussage.

Speaker 2: Ich finde BNG, Brutto-National Glück, super. Ich glaube, ich werde mir einen eigenen BNG-Index für mich einführen und immer gucken, wo der gerade steht. ich total schön.

Speaker 1: Also ich glaube in Marburg war das, das hat der Bürgermeister vorgeschlagen. Dann lasst uns doch hier mit einem Brutto Kommunalglück beginnen. Und das kann man wirklich in jeder Kommune, in jeder Stadt machen, dass man in einem Bürgerinnenbeteiligungsprozess guckt, was die Menschen in ihrer Stadt, in ihrer Gemeinde für das Allerwesentlichste bei der Frage, was ist ein gutes Leben und Zusammenleben, erachten. Und dann hätte diese Stadt, diese Gemeinde ein Zielsystem, ein Dashboard, das von den Menschen selbst komponiert ist und dessen Erreichung dann auch wahrscheinlich von sehr vielen Menschen mit hohem Interesse verfolgt würde. Und politische Maßnahmen, noch einen Satz ein letzter, und politische Maßnahmen kann man dann genau daraufhin evaluieren, wie sie zur Entwicklung des Gemeinwohl-Index beitragen. Also wenn man zum Beispiel, ich denke jetzt an das Handelsabkommen CETA mit Kanada und der EU, das wird jetzt wurde jetzt gerade beschlossen im Deutschen Bundestag, weil es einen mikroskopischen Beitrag zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts beiträgt. Aber ob das Handelsabkommen auch zur Klimastabilität und zum Schutz der Artenvielfalt und zum sozialen Zusammenhang und zur Verteilungsgerechtigkeit und zur Stärkung der Demokratie beiträgt, nur ein paar Beispiele zu hören, das wurde gar nicht überprüft, weil das derzeit keine ökonomischen Kategorien sind. Genau das würden die Menschen lernen, wenn sie sich zuerst über die Ziele unterhalten und hier eine Vereinbarung treffen, dann werden sie die Wirtschaftspolitik auch kritischer daraufhin bewerten, ob sie sich die Erreichung der eigentlichen Ziele kümmert oder etwas Abwegiges, was wir in den letzten Jahrzehnten gelernt haben, was aber eigentlich gar keinen Sinn macht.

Speaker 2: Also Ziele wie Solidarität statt Konkurrenzkampf, Nachhaltigkeit statt Wachstum. Wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, also wie ich über die Gemeinwohlökonomie gelesen habe, ist es ja so, dass in der Gemeinwohlökonomie die Profitmaximierung, die soll nicht mehr über allem stehen. sondern das sozusagen zurückgefahren. Aber das private Unternehmertum, das soll nach wie vor wichtig bleiben. Könntest du uns das mal ganz konkret erklären, wie das ablaufen könnte? Also wenn wir jetzt wirklich in der Gemeinbauökonomie leben würden, wie sähe das aus?

Speaker 1: Ja, vielleicht mit konkreten Beispielen. Die private Initiative, das Recht ein Unternehmen zu gründen, ist Teil der Wirtschaftsfreiheit und die würden wir tendenziell sogar stärken. Jedoch würden wir die Gründer und Gründerinnen und Unternehmer und Unternehmerinnen anreizen, sich erstens ethischer zu verhalten. Das heißt nicht primär, den Finanzprofit als Ziel anzustreben. und dabei vieles andere außer Acht zu lassen. Bisher hatte der Gesetzgeber die Unternehmen gezwungen, eine Finanzbilanz zu legen, aber keinen Ethikbericht abzulegen, keine Gmemorans zu machen. Dann ist die logische Folge, dass sie sich sehr einseitig die Euros angucken und nochmals die Euros und wieder die Euros, aber nicht das, was die menschlichen Qualitäten, die Beziehungsqualitäten oder eben die Grundwerte ausmacht. Und gleichzeitig, wenn sie dann auf Konkurrenz getrimmt werden, dann führt das zu einem Größenwachstum, das nie aufhört. Und wir haben dann so Riesenkonzerne wie Nestlé oder die Deutsche Bank oder Bayer, das dann auch noch Monsanto schluckt, oder Amazon oder Riesen-Supermarktketten und Zehntausende von kleinen, inhabergeführten Unternehmen gegen Pleite. In der Gemeinmonokomite würden prinzipiell Unternehmen entstehen können in verschiedensten Rechtsformen. Da sind dann gemeinnützige GmbHs genauso dabei wie Genossenschaften, sind Vereine genauso dabei wie Stiftungen. Es wird auch Kapitalgesellschaften geben, die allerdings vor der Finanzbilanz eine Gemeinwohlduranz legen müssen. Und jetzt kommt das Entscheidende. Je besser das Gemeinwohlduranzergebnis, desto günstigere Behandlung finden sie dann vor. Das heißt, sie werden dann bevorzugt in der öffentlichen Beschaffung oder in der Wirtschaftsförderung. Sie zahlen weniger Steuern. oder erhalten günstigere Finanzierungen von den Gemeinwohlbanken und den Gemeinwohlbörsen. Und je größer sie werden, desto schwieriger wird das weitere Größenwachstum, weil sie müssen mit wachsender Größe die Macht streuen. Das heißt, sie müssen dann in die Aufsichtsgremien, in die Eigentümervertretung, müssen sie dann Interessensgruppen oder Stakeholder, sagt man dazu. von den Zulieferern über die Kundenschaft, die lokale Bevölkerung, aber auch zukünftige Generationen oder die Natur hereinnehmen, sodass die Gründer nicht mehr die alleinige Verfügungsmacht über das Unternehmen haben, wenn es größer wird. Und ab einer gewissen Größe würden wir uns sagen, jetzt ist Schluss. Weil wenn ein Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro Umsatz macht, dann hat es einfach eine so große politische Einflusswirkung und Macht, dass das die Demokratie gefährdet und die gleichen Freiheiten anderer gefährdet. Das heißt, wer reizt die Unternehmen auch an, optimale Größe zu definieren und dann in dieser optimalen Größe zu verbleiben und mit anderen Unternehmen zu kooperieren. Das ist der letzte und wichtigste und letzte Punkt in dieser Fragenkette. Wenn Unternehmen eine optimale Größe haben, sagen hier ist die Produktqualität am höchsten, hier ist das Betriebsklima am besten, hier ist das Vertrauen zu den Kunden und Kundinnen am höchsten. Und ich will nicht mehr wachsen, weil mein oberstes Ziel ist ja nicht ein maximaler Profit, sondern mein oberstes Ziel ist die höchstmögliche Qualität all dieser Beziehungen, das in der Gemeinwohl-Balanz gemessen wird, wodurch dann das Unternehmen wieder gefördert wird. Wenn das dann in dieser Größe verbleibt, dann fallen Kooperationen viel, leichter. Dann kann ich sogar einen Auftrag weiterleiten. Ich kann dann auch mein Wissen teilen, ohne dass ich davon einen Schaden erleide. Und es wird dann halt kleine Unternehmen geben, in denen es aber die Menschen sich wohlfühlen. in denen sie Sinn erfahren und die zur Hebung der Lebensqualität aber auch zu einem schöneren Stadtbild beitragen als diese riesengroßen Glas-Wolken-Kratzer, wo man sich einfach nur unwohl fühlt und denkt, ist doch eine androide, technozentrische Welt, aber keine humane menschliche Welt.

Speaker 2: Ja, sehr, sehr spannende Ansichten. Jetzt kam ja, ich denke immer so bisschen aus Zuhörerinnenbrille und ich bin mir sicher, wir haben wahrscheinlich mehr Kapitalisten als Alternativmodell-präferierende Zuhörerinnen und... Das wäre mal eine Challenge, das wir rausfinden, dass es... Die Idee war eine ETF-Standel.

Speaker 1: ...

Speaker 2: Wie es sich bekriegt, kam mir spontan Elon Musk in den Kopf. Ich habe jetzt jemanden, der sicherlich sehr kontrovers in vielen Bereichen diskutiert wird. Aber er versucht zumindest, wenn wir uns jetzt mal auf den Punkt Klima fokussieren, dafür etwas Positives zu tun. In gewisser Weise denke ich, Könnte ich ihn da irgendwo wiederfinden, vom Gedankengang her? Nichtsdestotrotz braucht er ja dieses ganze Kapital und auch mehr als eine Milliardengröße, ⁓ überhaupt so einen großen Impact, wenn man es ihm zuschreibt, auf das Klima oder mögliche Veränderungen in dieser Hinsicht zu haben. Worauf ich hinaus will, bremst nicht diese Art von Gemeinwohlökonomie die Erfindungs...

Speaker 1: die

Speaker 2: die Erfindungsgeschwindigkeit, die Erfindungshäufigkeit, weil ich irgendwann so viele EntscheiderInnen mit an Bord habe, dass natürlich so ein Schiff auch irgendwann sehr schwer und sehr behäbig wird, weil ich erst mal so viele Leute fragen muss. Und mein Gedankengang, den zu Ende zu führen, ist es nicht in der Hinsicht sogar eher kontraproduktiv, wenn ich es so lange brauche? ⁓ zu entscheiden, als Beispiel von Edwin Maass, ist Vendine Tesla auf die Straße gekommen, würde ich erst mal behaupten, hätte er nicht einfach sein Ding so durchgezogen. Was denkst du darüber?

Speaker 1: Wie war es? Verschiedenes. Das erste ist behäbiger oder entscheidungslangsamer werden ja nur die Großen, damit hier nichts übersehen wird. Aber die Kleinen, können ja weiterhin von den Gründerinnen und von den Inhaberinnen oder von den Familien geführt werden, weil die haben nicht so viel Macht und hier kann man sozusagen die alleinige Kontrolle über das Unternehmen auch erlauben. Und richtig innovativ sind ja die Kleinen. die Schnellboote, wie es so schön heißt, oder die Start-ups, die dann leider viel zu oft geschluckt werden von den Großen. Das heißt, die Großen sind ja gar nicht so innovativ, sondern das ist vor allem die Vielfalt. Und wir wissen, wenn die Wirtschaftsaktörer miteinander kooperieren, dann sind sie innovativer, als wenn sie sich im Wettbewerb zueinander befinden. Das hat die Motivationsforschung erwiesen. Und es hängt auch damit zusammen, dass die Kreativität etwas in uns Menschen eingeschriebenes ist. Also der Erfindungsgeist und die Innovationsgabe, das muss man nicht anreizen, sondern das sollte man nur nicht blockieren und bremsen. Und das heißt, dass Menschen gehört werden, dass sie sich entfalten dürfen, dass sie mitreden und mitentscheiden dürfen oder dass vielen Menschen es erleichtert und ermöglicht wird, dass sie mitgründen, kleine neue Unternehmen oder sich in Unternehmen einbringen. Aber muss es gar nicht fördern. Und ich würde sogar noch eine Stufe argumentieren, wir sind heute zu innovativ. Es gibt viel zu viele Innovationen und die sind aber gar nicht sozial und ökologisch konstruktiv, sondern die sind zunehmend sozial und ökologisch destruktiv oder sie dienen zunehmend dem Machterhalt großer Konzernstrukturen bis hin zur Kontrolle von Menschen und sind damit gegen die Demokratie und die Freiheit gerichtet. Deshalb wäre es aus der Sicht der Gemeindepolitik auch ganz wichtig, dass niemand zu reich und deshalb zu mächtig werden kann. Für meinen ganz persönlichen Geschmack ist der Elon Musk viel zu mächtig. Allein die Tatsache, dass er 40.000 Satelliten ins All schießen kann und mich meiner freien Sternensicht enteignen kann, empfinde ich als eine massive Einschränkung meines Grundrechts auf freie Sternensicht. Es gehört aus meiner Sicht zu den ökologischen Menschenrechten und nur aufgrund seiner Macht. kann er da, ohne dass irgendeine Abstimmung da stattgefunden hätte, mich da enteignen und meine Lebensqualität dramatisch einschränken. Und das kann er aber nur, weil er so vermögend ist, dass er einfach zu mächtig geworden ist, dass er hier alle vernünftigen demokratischen Abstimmungsprozesse umgehen kann. Kurz zusammengefasst, wenn man die Menschen frei lässt und die Machtkonzentration verhindert, dann wird die Menschheit insgesamt immer ausreichend kreativ und innovativ sein. Und dann ist aber entscheidend, die Innovationsrichtung zu lenken, nämlich nicht, dass Großkonzerne noch größer und mächtiger werden oder einzelne Schwerreiche noch reicher werden, sondern dass wir die heute dringend nötigen sozialen Innovationen und ökologischen Innovationen, dass wir die auf den Boden bringen, damit wir nachhaltig werden, damit wir resilient werden und damit wir den verloren gegangenen sozialen Zusammenhalt und das verloren gegangenen Vertrauen in der Gesellschaft wieder aufbauen können.

Speaker 2: Das war Teil 1 mit Christian Felber, dem Initiator der Gemeinwohlökonomie. Nächste Woche schauen wir uns an, was an dem Mythos dran ist, dass wir Menschen immer mehr wollen und einfach nicht genug bekommen. inwiefern die Rente tatsächlich nur eine Verteilungs- und keine Finanzierungsfrage ist. Hör also unbedingt rein. ⁓ Spotify, Deezer und Apple Podcasts. Für weitere Tipps und Tricks und Informationen, damit du dein Geld und dich besser kennenlernst, folge uns auf Instagram, Twitter, Facebook und LinkedIn. Dort kannst uns auch immer schreiben, falls du Fragen, Feedback oder Themenwünsche hast. How I Make My Money wird gesponsert von der MyVac Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und altes Vorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show Notes. Außerdem melde dich jetzt für den dem schicke ich dir immer Donnerstags aus New York, sodass du Mitternacht oder am Freitagmorgen nicht nur dein Geld, sondern auch dich selbst besser kennenlernst. Bis zum nächsten Money Monday. Wir freuen uns.

Über diesen Podcast

Was, wenn dein Umgang mit Geld mehr über dich verrät, als du denkst?
In How I met my money geht’s nicht nur ums Geld - sondern darum, was es mit dir macht.

Journalistin und Interviewerin Lena Kronenbürger & Honorarberater und Finanzcoach Ingo Schröder sprechen offen über die Themen, die meist unter der Oberfläche bleiben: Geldsorgen, Beziehungskonflikte, Scham, Sicherheit und echte Freiheit.

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Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

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