How I met my money

How I met my money

Der Finanzpodcast für Anfänger

Transkript

Zurück zur Episode

Speaker 1: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger.

Speaker 2: Hallo Ingo! Hallo Lena!

Speaker 1: Wir sind ja beim Thema Kapitalismuskritik und wir haben bei der Umfrage gehört und uns ist es auch selber klar natürlich, dass es einen lauten Vorwurf gibt und zwar, dass der Kapitalismus schuld sei am Klimawandel. Wir sprechen heute über diesen Vorwurf und darüber, wie wir nachhaltiger und überhaupt in Zukunft wirtschaften können. Und damit begrüße ich ganz herzlich unsere heutige Expertin Tina Teucher. Hallo Tina! Hallo Lena, hallo Ingo.

Speaker 2: Hi Tina!

Speaker 1: Nachhaltiges Wirtschaften steht bei dir im Fokus, ob du als Speakerin darüber sprichst, darüber schreibst, als Autorin oder andere berätst. Du engagierst dich und arbeitest für nachhaltige Lösungen und du bringst, du so schön auf deiner Website schreibst, Menschen und Firmen zusammen, die richtigen Rahmenbedingungen für nachhaltigeres Wirtschaften zu schaffen. Du bist Kulturwissenschaftlerin und hast an der Leuphana Universität Lüneburg ein Nachhaltigkeitsmanagement MBA absolviert. Und Tina, wir hatten ja noch gar nicht so lange her ein super Vorgespräch. Ich war am Schreibtisch, du warst in Südfrankreich mit dem Fahrrad unterwegs, hast netterweise eine kleine Pause eingelegt. dir wurde sogar noch ein Stuhl gereicht, damit wir telefonieren können. im Hintergrund konnten wir, ich hab's zwar idyllisch vorgestellt, aber im Hintergrund konnten wir ziemlich viele Autos hören und man hat einfach den Verkehr wahrgenommen. Ich will dich jetzt nicht falsch zitieren, aber du hast so was in der Art gesagt wie tanken ist hier nicht teuer genug. Inwiefern Tina würdest du sagen, dass Geld einer der größten Hebel ist, einer der größten politischen Hebel, wenn es darum geht, D*** zu schützen?

Speaker 2: die Umwelt.

Speaker 1: Ja, das ist natürlich eine Überspitzung, aber es stimmt schon, dass wir dann handeln, wenn es wehtut, unter anderem. Aber besonders dann und wenn eben zum Beispiel es wehtut, wenn wir unseren Geldbeutel schrumpfen sehen. Und das tut zum Beispiel jetzt gerade in der Energiekrise sehr weh. Und gleichzeitig sieht man eben überall noch Menschen, die ihr Auto, ihren Motor laufen lassen. Und das, obwohl Inzwischen jeder wissen sollte, dass es nach zwei oder drei Sekunden lohnt, Motor auszumachen, rein benzin- oder dieseltechnisch, wie man ja auch an Start-Stop-Automatik beim Auto sehen kann. Diese Autos sparen ja auch an jeder Ampel. Aber viele lassen eben doch noch laufen. Grundsätzlich ist Auto fahren natürlich erst mal oft für viele nötig, gerade dort in der Region, wo man nicht so leicht hinkommt von A nach B. Aber ja, teilweise sieht man einfach, es ist noch viel zu billig. Und es tut quasi noch nicht weh genug, wirklich eine Verhaltensänderung durchzusetzen.

Speaker 2: Wie ist das denn? Ich höre in meinem Freundeskreis häufig, wir haben zum Beispiel hier in Köln, wurde super viel. Fahrradstrecken eröffnet und dafür eine Autospur dicht gemacht. Und dann hört man immer, ja, es ist ja alles schön und gut, nur durch Verbot. Und ich sag mal, es geht in die ähnliche Richtung. Durch erhöhte Preise fehlt es trotzdem an Alternativen. Ich würde mal sagen, so argumentieren denn die Kapitalisten, die dann eher an ihr eigenes Wohl denken. Wie wird es zudem so entgegnen da an der Stelle? Weil ich glaube, das ist ja eben schon was Eminentes, wo man häufig wahrnimmt, dass es dann aber Lösungen fehlt und man einfach nur, ich sag mal, willkürlich mit dem Deckel obendrauf oder mit der Intention, wir machen das fürs Klima, dann nach Verbote in Kraft setzt. Was wird zu solchen Leuten entgegnen und wie kann man denen gedanklich auch helfen?

Speaker 1: Na, Verbote sind auf jeden Fall asthmaätzend und da hat keiner Lust drauf und das... ruft einen Widerstand hervor in jedem von uns. Wir haben alle das innere rebellische Kind, das dann aufstampft und sagt, nein, aber ich will das dann doch. Und das Attraktivere gewinnt am Ende, wenn du attraktivere Lösungen bietest, wenn du eben die Fahrradtreifen erweiterst, wenn du das Fahrradfahren ungefährlicher machst, wenn es weniger weiße Fahrräder in den Städten gibt, die leider immer noch viel mehr werden und die für Verkehrsopfer stehen. Wenn wir merken, was das für eine Freude macht, die frische Luft zu atmen, die Vögleinsingen zu hören, die dann auch zurückkommen in unsere Städte, wenn wir weniger Autos darin haben. Also alles das, was positiven Anreiz gibt, ist viel wirksamer als die Verbote. Genauso wie zum Beispiel ein Verbot von Fleischessen erst mal einen riesigen Widerstand hervorruft. Aber wenn du richtig Leckeres veganes oder vegetarisches Essen anbietet in der Kantine oder einfach auch mal für Freunde gekocht, dann werden selbst die eingesessensten Fleischfresser auch mal davon überzeugt, dass es auch anders geht. Also es geht letztendlich über positive Anreize und Lust machen auf die Alternativen, viel mehr als über die Verbote.

Speaker 2: hatte ich tatsächlich letztens. war äh... Das stimmt auch, habe ich jetzt tatsächlich. Aber was ich eigentlich sagen wollte, ich war in einem veganen Restaurant, das waren vegane Tapas. Und ich muss sagen, ich habe nicht mal dran gedacht überhaupt. Dass es Fleischersatz ist, sondern es war einfach an sich lecker. Und das ist für mich genau der Ansatz gewesen. Denn dieses Ersatz für irgendwas, was mir supergut schmeckt und was ich auch noch sehr gut zubereiten kann, damit käme man bei mir jetzt nicht weiter. Aber wenn man einfach sagt, es ist was leckeres zu essen, das ist kulinarisch einfach ein Highlight. Und es ist on top vegan. Gut, das wusste ich vorher, aber trotzdem war es genau der Weg eigentlich für mich eben nicht zu sagen, es gibt es einfach nicht mehr, sondern zu sagen, es ist einfach geil.

Speaker 1: Du sagst auch was ganz wichtiges, nämlich nicht, wir versuchen das Alte irgendwie so und neu und ein bisschen anders zu machen, sondern das Neue darf wirklich so neu sein und so lecker und anders, dass der Vergleich gar nicht mehr nötig erscheint. Und das wird einfach dann auf eine ganz, dass es einfach eine ganz andere Lebensqualität ist, die wir entweder schon vergessen haben oder noch nie kannten. Und es gibt für all die Bereiche, wie wir es gerade haben, Mobilität, Ernährung, auch Energie, gibt es schon gute Lösungen, die wir anwenden können, damit das morgen auch lebenswert ist. Wir müssen sie nur kennenlernen, offen dafür sein, mal ausprobieren. Manchmal greift man auch ins Klo, ganz klar. Manche Tofu-Produkte kannst du nicht essen. Aber okay, dranbleiben, wieder probieren. Und dann gibt es für fast alles auch eine gute Lösung.

Speaker 2: Jetzt sind wir ja schon bei ganz speziellen Themen, aber Tina, du setzt dich ja täglich mit Nachhaltigkeit auseinander. Und stell dir mal vor, jemand von uns hätte sich noch nie damit auseinandergesetzt und das Wort auch noch nie gehört, Nachhaltigkeit. Wie würdest du uns das erklären?

Speaker 1: Nachhaltigkeit zu erklären, würde ich meinen Landsmann zitieren, den sächsischen Forsthauptmann Hans Karl von Karlovitz. Hallo Hans. Hans hatte 1713 ein Problem und hat gesagt, was mache ich denn, ich habe kein Holz mehr. Wir brauchen das für den Bergbau und den Schiffsbau, Kolonialisierung. Und dann hat er gesagt, ja, eigentlich müssen wir es so machen, wir dürfen nur so viel Holz abholzen, so viel Wald wie auch in der gleichen Zeit nachwachsen kann, sodass es eine nachhaltende kontinuierliche Nutzung gebe. Und genau daher kommt das Wort Nachhaltigkeit im Deutschen. So würde ich das auch sehen. So viel nur abholzen wie nachwachsen kann. Wir sind aber, wenn man ehrlich ist, da schon drüber raus. Also das reicht nicht mehr.

Speaker 2: Nun ist ja Kapitalismuskritik unser aktuelles Thema und gerade in dem Zusammenhang mit Nachhaltigkeit interessiert mich deine Meinung, interessiert uns deine Meinung ganz besonders. Und ganz konkrete Frage, ist der Kapitalismus schuld am Klimawandel?

Speaker 1: Phänomene wie Gier oder Zerstörung gab es auf jeden Fall schon vor dem Kapitalismus. Aber eine Eigenschaft des Kapitalismus ist doch sehr prägend und das ist die, dass alles auf Mangel oder Knappheit aufbaut. Wenn das hier das letzte Glas Wasser ist auf der Welt, dann ist es das teuerste, wertvollste und den Besitzer am reichsten machende. Das heißt, er hat einen Anreiz. diesen Mangel herzustellen und dieses Gut als Letzte zu besitzen. Und das ist, denke ich, schon was, was dem Kapitalismus eigen ist. Eine Logik, die im Zweifel zur Zerstörung und eben zum, ja, dazu führt, dass man aus einem Mangel heraus statt aus einer Fülle heraus miteinander agiert als Wirtschaft, als Gesellschaft. Und das macht schon ... Einerseits die Gesellschaft und andererseits führt dazu, dass wir eben auch den Klimawandel haben, in dem immer mehr Ressourcen abgebaut werden, Bäume abgeholzt werden, Öl verbrannt wird, eben diesen Profit zu maximieren und auf Kosten von Menschen, woanders leben und in der Zukunft leben, die es heute noch gar nicht gibt, das heute einzustreichen. Das ist schon was, was man dem Kapitalismus angreifen kann. Auf der anderen Seite ist es ein sehr wandlungsfähiges System. Die Frage ist ja, was ist der Kern des Kapitalismus, was wir kritisieren oder was wir kritisieren können? Welche Gedanken oder Voraussetzungen sind da überhaupt schwierig? Und eines der wichtigsten Punkte ist tatsächlich, was ist Wachstum? Wie wichtig ist uns Wachstum? Und welches Wachstum streben wir an? Und ein unendliches Wachstum, es in den, ja in der Profitmaximierung des jetzt mal so kritisch betrachteten Kapitalismus ausgerichtet ist, das gibt es in der Natur gar nicht. Also unendliches Wachstum, alles wächst in der Natur bis zur Erreichung seiner optimalen Größe. Ja, so ein Baum, der wird eben nicht unendlich groß, sondern so ein Viermeter. Wir als Menschen ja auch. Es wäre sonst irgendwie ziemlich urgüchig, wenn unsere Finger irgendwie 20 Meter lang wären. Aber Nasen und Ohren wachsen ein Leben lang. Ja, wächst nach, oder? Ich weiß nicht. Was spannend ist, es gibt tatsächlich was, was in der Natur unendlich wächst, und das ist der Krebs. Und deswegen ist das auch eine spannende Metapher, die viele nutzen, zu sagen, Kapitalismus und Wachstumsideologie ist der Krebs unserer Gesellschaft, der uns alle auffrisst oder krank macht. Und insofern ist es spannend zu schauen, welches Wachstum wollen wir. Damit beschäftigt sich ja der Club of Rome auch schon seit 1972 die Grenzen des Wachstums. Wenn wir auf einer Erde, die bestimmte Moleküle hat und bestimmte Energieeinflüsse von der Sonne, unendlich wachsen wollen, müssen wir schauen, dass wir Ressourcen, Energieverbrauch und das finanzielle Wachstum voneinander irgendwie abkoppeln. ich meine, Wachstum ist jetzt natürlich so klar auf den Punkt, bringen es total negativ. Man muss natürlich auch klar sehen, dass

Speaker 2: Wenn du es

Speaker 1: in der Vergangenheit Wachstum und Fortschritt und Emotionen uns auch ein sehr schönes Leben irgendwie gegeben haben. zu einem ultrahohen Preis. Und jetzt die Frage, weil du ja sagst, ähm, Wachstum, ist jetzt das zentrale Problem, was wir uns angucken müssen. Was würdest du denn sagen? Wie könnten wir denn gesundes Wachstum anstreben?

Speaker 2: Es geht.

Speaker 1: Was ja schon in uns drin ist, was die meisten Menschen sich wünschen, ist ein persönliches Wachstum. ja, vielleicht auch geistig über sich hinaus wachsen, über das eigene Leben hinaus. Zum Beispiel was Positives hinterlassen. Oder eben Nachkommen zeugen. Also diese Form von Wachstum ist schon etwas, was zunächst mal nicht ungesund ist. Immer dort, es zu viel, ein Anhäufen von Besitzstand oder Ressourcenverbrauch ist, dort ist es halt ungesund. Ich glaube, es geht sehr viel die Frage, was brauchen wir wirklich? Es gibt verschiedene Nachhaltigkeitsstrategien, die man wählen kann. Eine, die sehr heiß diskutiert ist, ist die der Suffizienz. Und Suffizienz bedeutet so viel wie Genügsamkeit. Also die Frage, was brauchen wir eigentlich? Das ist eine sehr, sehr privilegierte Diskussion. Das muss man auch dazu sagen. Natürlich braucht es Wachstum dort in Ländern und Regionen der Welt, wo nicht mal die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Auch wenn wir über die Maaslowsche Bedürfnispyramide sprechen. Natürlich Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf, all diese Dinge, Gesellschaft und so weiter müssen ... müssen gegeben sein. Aber dort, man teilweise nicht mehr weiß, dem Geld wohin und jetzt noch das 50. Shopping-Oberteil, da ist eine andere Lücke, die da geschlossen werden will. Eine Lücke der Identität, dessen, womit ich mich eigentlich identifiziere, worüber ich mich definiere. Und da kann man dann sagen, okay, das könnten wir auch anders lösen, gesellschaftlich, indem wir zum Beispiel spirituell das Wachstum anstreben.

Speaker 2: Spirituelles Wachstum klingt ja ganz gut. Wie lässt sich das in der Breite machen? Wenn man jetzt sagen würde, wir würden den Kreis noch schließen, wir würden uns nicht mehr mit Technologie oder zumindest nicht in dem Bereich, in dem sich der Umwelt schadet. Also technologischer Fortschritt kann ja auch positiv sein, also gerade wahrscheinlich auch notwendig jetzt, ⁓ die Kuh noch vom Eis zu bekommen, neben Investitionen in diesen Bereichen. Aber da kommen wir ja schon auch noch später drauf. Aber ist das denn realistisch, sage ich jetzt einfach mal so ganz platt, dass man bei so vielen Menschen spirituelles Wachstum. wenn ich mich so im Freundeskreis umgucke, klar, da beschäftigen sich ja einige mit dem Thema, aber auch viele, viele, nicht. Und wie du schon sagst, es ist eine sehr privilegierte Diskussion. Und die in der Breite aufzuziehen, es sind irgendwelche Ideentheorien, wie man so was in die Richtung gehen könnte. Weil Denken, Gedanken verstehe ich total. Nur die praktische Umsetzung finde ich noch schwierig.

Speaker 1: Ja, also zwei Gedanken dazu. Das eine ist natürlich jegliche Change-Theorie gesamtgesellschaftlicher Art geht davon aus, dass es natürlich immer erst mal eine kleine Gruppe ist, die sich verändert und deren Vorbild oder Gedanken oder ja... auch so im Sinne von, wenn das Nachahmenswert erscheint, dass ich das dann übertragen kann auf andere Bereiche. Was wir im Moment erleben, ist natürlich auch immer dort, wo wir was einsparen, CO2, Geld, Energie, wird es woanders wieder ausgegeben. Wir haben Rebound-Effekte nennt sich das. Das heißt, es ist so wie so eine Rückfederung. Sobald ich irgendwie Geld spare bei meiner Heizkostenabrechnung, zurzeit eher schwierig, aber an sich durch Sparmaßnahmen machbar, habe ich dann Geld wieder auf Teneriffa zu fliegen. Und da ist natürlich die Frage, können wir quasi überlegen, was gibt es denn für Möglichkeiten, Geld anders auszugeben oder Wachstum, auch finanzielles Wachstum von Firmen, zu gestalten. Da gibt es dann die Ansätze in der Wirtschaftswissenschaft, ja mehr Services als Produkte, ja, also dass wir eben mehr uns Zum Beispiel auf Therapien oder Gespräche einlassen, als auf immer mehr Shopping, wenn wir ein bestimmtes Bedürfnis befriedigen wollen. Oder statt jetzt noch das 50. Outdoor-Bekleidung zu kaufen, eine Rückenmassage, solche Sachen. die Frage ist tatsächlich, wie kommt das in die Masse? passiert immer über eine kleine Gruppe, die da eine Wirkung entfaltet, die attraktiv für mehr ist.

Speaker 2: Also brauchst du eigentlich Nachhaltigkeitstherapeuten. Ja.

Speaker 1: Sehr spannend. Es gibt tatsächlich ein Krankheitsbild, das nennt sich Umweltangst oder Ökoangst, weltweit inzwischen auch von Psychologen anerkannt. Menschen, die so sehr Angst vor der Zukunft haben und vor den Klimakatastrophen, kommen, dass sie entsprechende Symptome entwickeln. Dass sie schon beim Gong der Tagesschau irgendwie Zitteranfälle bekommen, weil wieder eine schreckliche Nachricht kommt und so. Ja, immer mehr inzwischen festgestellt als Krankheit und immer mehr auch als wissenschaftlich belegt und Heilungsmethoden dazu besprochen, weil da sitzen wir alle im einem Boot mit dieser Angst.

Speaker 2: Ich finde den Gedanken dahinter ganz spannend, dass es ja eigentlich, wenn man sich das mal so überlegt, ja aus einem Überangebot an Möglichkeiten entsteht. Denn was du gerade ja beschrieben hast, ist ja, ich habe ja die Möglichkeit, wenn ich mir woanders das einspare, es woanders auszugeben. Wenn ich jetzt einfach mal sage, ich gehe mal 3000 Jahre zurück und habe auf dem Feld gearbeitet und habe jetzt eine bessere Ernte gehabt und dadurch mehr tauschen können und hatte mehr. Naja, so viele Möglichkeiten mehr auszugeben, hatte ich dann wahrscheinlich nicht. Zumindest würde ich jetzt so naiv denken an der Stelle. Wenn ich natürlich weiß, wow, ich bekomme jetzt mal eine 3000 Euro Energiepauschale, die für viele notwendig sein wird, aber für manche vielleicht auch nicht unbedingt, und ballert die für den nächsten Urlaub raus, anstatt sie, weiß nicht, zu sparen, zu investieren für was Gutes, was der Nachhaltigkeit gut tut. Also, wäre ja Verknappung. Eine Möglichkeit?

Speaker 1: Hmm. Wie gesagt, es ist, glaube ich, spannend, die dahinter liegenden Bedürfnisse anzuschauen. Urlaub ist jetzt auch erst mal per se nichts Schlechtes. Klar, wir verbinden inzwischen Flugreisen mit Flugscham und Autoreisen mit hohen Benzinkosten und so weiter. Aber das Bedürfnis dahinter ist ja schon auch oft eine Form von Wachstum. Ich will Kulturen kennenlernen, ich will meine Perspektiven erweitern, die an sich gesund ist und sogar Frieden stiften kann oder Gesellschafts Verständnis füreinander fördern kann. Wenn aber zum Beispiel das Bedürfnis Sicherheit sehr stark durch Anhäufung von Material und Produkten sich spiegelt oder das Bedürfnis Prestige, Aufmerksamkeit, Anerkennung durch Luxusartikel oder die Anhäufung von Luxusartikeln erstmal nichts gegen Statusobjekte, die können ja auch durchaus ökologisch sein, aber wenn das eben sehr stark in eine Richtung geht, dass es ein Phoris mehr ist, dann funktioniert es natürlich nicht mehr. ja, natürlich kann man dann, wenn ich dich richtig verstehe, die Frage auch über Obergrenzen oder Verbote sprechen. Ich finde es zum Beispiel durchaus spannend. Ich stelle gerne was wäre wenn Fragen. Was wäre wenn jeder Mensch maximal 3 Millionen Euro vererben könnte? Ich habe jetzt mal eine Zahl aus der Luft gegriffen. Aber alles andere darüber geht sowieso an den Staat oder in der Form Da sprichst du unsere ganze Erbenreihe an. Da musst du mal reinhören. Das wird spannend. Das ist natürlich spannend. Wie viel brauche ich denn? Wie viel häufe ich wirklich an? Was strebe ich an? Ich möchte noch mehr was wäre wenn fragen von dir. Was fragst Was wäre wenn wir für eine gewisse Zeit, sagen wir mal fünf bis zehn Jahre eben bestimmte Produkte oder Angebote verbieten würden. Wobei nicht sofort verbieten, sondern sagen wir mal mit einer Auslaufzeit von fünf bis zehn Jahren, ja, mit einer Ansage und dann und dann können die ja wieder... eingeführt werden, wenn es Innovationen Welches Produkt? Ja, zum Beispiel Inlandsflüge ist ein Produkt. Und wenn wir das jetzt einfach mal zehn Jahre aussetzen und mal gucken, was passiert, was da an Innovationen kommt, einerseits in der Kerosin- oder Flugzeugindustrie, auf der anderen Seite an Liegewagen von Flixbus, gibt es noch nicht. Oder also wirklich wettbewerbsfähige Bahnprodukte auch. dann ist schon mal viel geholfen. Oder was wäre wenn, wenn wir das, das hieß früher mal Top-Runner-Prinzip einsetzen, wo immer das aktuell am energieeffizientesten Gerät, das energieeffizienteste Gerät, es momentan gibt, dieser Standard ist in fünf Jahren das Minimum, das Gesetzesminimum. Also jedes Gerät, was dann auf den Markt kommt, muss mindestens so effizient sein wie das, was heute was effizienteste ist. Wenn wir solche Sachen als Innovationstreiber sehen würden. Und das mal durchzurechnen, auch volkswirtschaftlich, ist, glaube ich, ganz spannend. Ich glaube, habe ein neues Spiel abends, das ich immer spiele. Was wäre wenn? Engel, gib mir mal eine Was wäre wenn Frage.

Speaker 2: Was wäre, wenn du ein Jahr kein Eis essen könntest, Lena?

Speaker 1: Ingo! Das geht nicht! Du beschäftigst dich Tag ein, Tag aus mit nachhaltigem Wirtschaften. Was wäre so dein Traum? Wie könnte eine Zukunft aussehen? Und immer Ingo natürlich im Kopf trotzdem dabei noch, dass das noch bisschen realistisch ist. Also es ist nicht komplett jetzt, ja klar es wäre schön, wenn alles perfekt wäre, aber wie könnte so vielleicht theoretisch etwas klappen, was wirklich umsetzbar ist? Ich glaube, dass viel mehr umsetzbar ist, als wir denken. Und wenn wir trainieren, im Futur II zu denken, das klingt jetzt sehr abgehoben, aber das ist sozusagen die zweite Zukunft. Das ist auch so eine Was-wäre-wenn-Frage nur umgedreht. Wenn wir zum Beispiel darüber sprechen, 2030 wollen die Vereinten Nationen diese wunderbaren 17 nachhaltigen Entwicklungsziele erreicht haben. Und wenn wir jetzt die Frage umdrehen und uns fragen, wie werden wir es geschafft haben? Was werde ich dazu beigetragen haben? Was werden wir getan haben, dass wir das geschafft haben, erneuerbare Energien zu etablieren, ökologische Landwirtschaft dominieren zu lassen, die Böden wieder fruchtbar zu machen? Was werde ich dazu beigetragen haben, die Biodiversität zu fördern, dass wir nicht mehr im größten Atemsterben seit den Dinosauriern sind, sondern wieder die Dinge aufblühen lassen, die Tiere, die Pflanzenwelt? die Pilzwelt natürlich auch. Was werden wir gemacht haben und wie sehr werden wir das feiern? Wie stolz werden wir gewesen sein am Ende unseres Lebens auf das, was wir unseren Kindern übergeben? Ich glaube, dieser Kraft heraus, dieses Stolz, diese Vorfreude auf das, sich das zu fragen, ist viel stärker als zu denken, Gott, alles nicht schaffbar und anstrengend. unrealistisch, utopisch und so weiter. Die Utopie ist natürlich ... scheint immer erst mal unerreichbar. Aber ich weiß nicht, ob das kennt vom Zeitmanagement, wenn ihr euch einen Tag plant und der ist echt voll oder ihr wisst, was ihr da schaffen wollt. ihr denkt darüber nach, wie werde ich heute Abend im Bett liegen oder heute Abend noch was aufschreiben? Wie werde ich das geschafft haben? Das sehr viel bestärkender. Und ja, was ich da sehe, sind durchaus Sachen, die heute noch utopisch erscheinen, aber die ja in vielen Bereichen schon gelebt werden. Also es gibt ja Orte, Realuotopien sozusagen, wo Gemeinschaft gelebt wird, wo ja Ökolandwirtschaft ganz normal ist, wo Elektroautos oder eben Autos mit alternativen Antrieben, aber auch vor allen Dingen andere Mobilitätsformen zelebriert werden. Fahrrad und Laufen und Inlineskaten und sonst was. Also ich glaube... Schon alleine die Vorstellung, eine autofreie Stadt, scheint erst mal, Gott, wie komme ich da rein? der anderen Seite, wenn Sie Bilder davon sehen. Ich kann nur empfehlen, das ist eine NGO, deswegen darf ich es, glaube ich, empfehlen, Re-Inventing Society. Die haben so eine Bibliothek der Realu-Topien mit wunderschönen Bildern, wie unsere Städte aussehen können. Schon in kurzer Zeit, wenn wir uns dafür politisch engagieren und mitmachen. Also mich bricht sie damit voll an. Ich bin ja voll die Vorfreude-Tante. Also das geht bei mir ganz gut los.

Speaker 2: Ich habe noch mal eine Frage jetzt, so kommen wir langsam zum Ende. Wir haben ja das Thema nachhaltiger Kapitalismus oder gründer Kapitalismus auch aufgeworfen. bei Kapitalismus denkt man ja immer an Geld und wohin das Geld fließt. Und man würde ja sagen, wir haben es ja so bisschen geklärt, aber zum Teil richtet es halt auch was Schlechtes an. wie könnten denn die Geldströme aus seiner Sicht jetzt vielleicht auch politisch besser verteilt werden, dass eben dieses Geld, was ja da ist auf der Welt, eben sinnvoller genau für dieses Ziel eingesetzt wird. Ich habe jetzt so Ideen, lasse... Was gibt es da schon für Pläne? Was ist realistisch? Wie siehst du das?

Speaker 1: Geld ist ja weder schlecht noch gut. Es ist einfach ein Mittel, was wir einsetzen können und für unsere Werte, für unsere Vorstellungen und Wünsche natürlich auch investieren können. Eine Möglichkeit das zu nutzen ist In Genossenschaften, ist eine zunächst mal verstaubt klingende Rechtsform, die aber unheimlich viel in sich trägt. Ich denke direkt an Genossenschaftswohnungen. Ja, genau. Bist du zufällig, hast du eine oder kennst du jemanden, da drin wohnt? Nee, aber ich weiß, dass ich immer als Schulkind durch so eine Straße gefahren bin, wo immer die Genossenschaftswohnungen waren. Und ich weiß, was viele Leute in Köln das cool finden, sich dann Anteile kaufen und unbedingt so eine Wohnung haben wollen. Ja, und das gibt es in ganz vielen Bereichen. Es gibt Energiegenossenschaften, wo Menschen im Dorf oder auch im Stadtteil sagen, wir finanzieren gemeinsam die Solaranlagen oder die Windkraftanlagen und profitieren dann auch entsprechend von der Rendite gemeinsam. Es gibt Verbrauchergenossenschaften, die sagen, wenn wir uns zusammentun, kaufen wir viel billiger und bessere Lebensmittel ein, am besten auch ökologisch produziert. Es gibt vor allen Dingen auch Genossenschaften, die eben eine Gemeinschaft bilden, wo sich die Leute kennenlernen können und auf eine ganz andere Art zusammenwirtschaften können. Zum Beispiel die solidarische Landwirtschaft ist so ein Konzept, wo Städter einen Ernteanteil oder einen Genossenschaftsanteil von den Landwirten und Landwirtinnen kaufen. Die bekommen dadurch eine Anbausicherheit und auf der anderen Seite bekommen die Städter ein... rund das Jahr sehr gesundes, leckeres, biologisches Gemüseangebot. Und so was poppt überall gerade auf. Es gibt auch gerade eine wunderbare Bewegung, die zu digitalisieren, weil bisher ist es rechtlich noch ziemlich schwierig. Man muss halt irgendwie auf dem Postweg Mitglied werden und so, aber da kämpft gerade Geno Digital jetzt dagegen, dass wir das jetzt aufbrechen und da entsprechende Rechte auch geschaffen werden, ⁓ Genossenschaften zu stärken. Und das Spannende ist ja, wenn wir an eine Aktiengesellschaft denken, die übrigens die gleiche Gesetzesgrundlage hat, da hat ja jeder so viel Stimmen zum Mitbestimmen, wie er Geld eingelegt hat. Bei einer Genossenschaft hat jeder eine Stimme, egal wie viel er eingelegt hat. Und das ist natürlich viel solidarischer und sozialer angelegt. Ich finde es super spannend, Idee. Könntest du mir da noch ein paar Tipps geben? wie ich jetzt die Genossenschaften finde. Ist das jetzt deutschlandweit, europaweit, weltweit? Wie finde ich denn sowas? Ja, gibt tatsächlich weltweit sowas. Weltweit heißt es dann die Cooperatives, die da auch sehr erfolgreich sind. Es gibt auch zum Beispiel viele Taxi-Unternehmen, sind Genossenschaften, wo sich die Taxisten untereinander stärken. Ja, indem man halt zu einem bestimmten Beispiel oder Branche auch das Wort EG sucht, steht für eingetragene Genossenschaft. Geno Digital jetzt arbeitet auch gerade an einer Plattform, wo man die Genossenschaften sehen kann. Und was gibt es denn eigentlich in meiner Region für Energie, Wohnungs-, Ernährungsgenossenschaften? Ich habe auch eine mitgegründet, die sich das Thema nachhaltiger Lebensstil kümmert. Also wie können wir nachhaltige Orte finden? und auf der Landkarte entdecken. Wie heißt die? Die heißt Future, Future Cooperative. Und hat eine Landkarte, die Future Maps geschaffen, wo man in seiner jeweiligen Stadt eben Secondhand-Läden, Öko-Restaurants, Bioläden und Lastenfahrradverleih und alles Mögliche findet, was sozialere und ökologischere Alternativen sind. Tina, ich danke dir für diese Podcast-Folge. Wir haben, glaub ich, alle was Handfestes mitgenommen. Wir haben auch theoretisch diskutieren können auf Augenhöhe. Ich fand's klasse. Vielen Dank. Danke, Lena und Ingo.

Speaker 2: Ja, vielen Dank. Dann bis dann, ciao ciao!

Speaker 1: Bis dann, ciao! ⁓ Power mit my Money wird gesponsert von der Maywerk Finanzakademie. Spannende Online-Kurse für deine finanzielle Zukunft zu ETFs, Immobilien und Altesvorsorge. Natürlich gibt's für dich Rabatt. Schau dafür einfach in die Show Notes. Außerdem melde dich jetzt für den Him Midnight Mail Newsletter an. Den schicke ich dir immer Donnerstags aus New York, sodass du Mitternacht oder am Freitagmorgen nicht nur dein Geld, sondern auch dich selbst besser kennenlernst. Bis zum nächsten Money Monday. Wir freuen uns.

Über diesen Podcast

Der Finanzpodcast für Anfänger von Lena Kronenbürger und Ingo Schröder.
Warum werden wir so emotional, wenn wir auf unseren Kontostand gucken? Weshalb sollte man sein Geld investieren, anstatt es auf dem Konto zu horten? Und sind Investmentbanker wirklich alle nur gewissenlose Arschlöcher? Das fragt sich zumindest Lena. Sie arbeitet als freie Journalistin und Moderatorin und hat mit Finanzen nicht viel am Hut. Aber das soll sich jetzt ändern! In jeder Podcastfolge spricht sie daher mit dem Honorarberater und Finanzexperten Ingo – und fragt regelmäßig weiteren geladenen Expertinnen und Experten rund um das Thema Geld und Finanzen Löcher in den Bauch. Werdet Teil der #HIMMM-Community und lernt auf lockere Weise die Basics und Hintergründe der (manchmal ganz schön persönlichen) Finanzwelt kennen. Warum? Um eigenständig und mit handfestem (Ge-)Wissen gute Finanz- und damit auch Lebensentscheidungen treffen zu können.

Disclaimer: Der Inhalt dieses Podcasts dient ausschließlich der allgemeinen Information. Die im Podcast gemachten Aussagen sind nicht als Aufforderung oder Empfehlung zu verstehen, einzelne Finanzprodukte zu erwerben oder zu verkaufen. Alle Informationen aus diesem Podcast können und sollen eine individuelle Beratung durch hierfür qualifizierte Personen nicht ersetzen.

von und mit Lena Kronenbürger & Ingo Schröder

Abonnieren

Follow us