Der Finanzpodcast für Anfänger
Speaker 2: Willkommen zu How I Met My Money, dem Finanzpodcast für Anfänger mit Ingo Schröder und Lena Kronenbürger. Hallo Ingo. Hallo Lena. Und hallo Frau Müller, schön, dass Sie wieder da sind. Frau Müller, sind Diplompsychologin. Sie haben Ihre eigene Firma in Wiesbaden, die FCM Finanzcoaching und Sie waren bereits in den Folgen 2, 3, 51 und 52 bei uns, um über Identität und Partnerschaft und Geld zu sprechen.
Speaker 1: Hallo,
Speaker 2: In der vergangenen Folge haben wir mit der Steuerberaterin Franzi von Wir lieben Steuern übers Schenken gesprochen. Das wollen wir heute erneut tun, allerdings aus finanzpsychologischer Sicht und mit Ihnen, Frau Müller. Wenn wir jetzt mal Schenken ganz im Allgemeinen betrachten, können Sie sich noch daran erinnern, was Ihnen durch den Kopf gegangen ist, Frau Müller, als Sie das letzte Mal etwas verschenkt haben?
Speaker 1: Ja, ich schenke eigentlich für mein Leben gern vor allen Dingen geheimnisvolle Dinge. was habe ich das letzte Mal verschenkt? Ganz einfach. Ich habe letzte Woche am Samstag das Ende einer Ausbildungsgruppe gehabt und die Teilnehmer, die begleite ich eineinhalb Jahre und das eine ganz intensive Beziehung, die da entsteht. Und dann überlege ich mir immer, was könnte ein schönes Geschenk sein? Und diesmal war es so, dass mir ein Buch in die Hände gefallen ist. Ich muss zugeben, dass ich in den letzten Jahren eher weniger lese, weil mir die Zeit dazu nicht so doll ist. Aber an Weihnachten hatte mir ein Coach aus einer der vorangegangenen Ausbildungsgruppen ein Buch geschenkt, nämlich Die erzählenden Affen. Und es hat mich so gepackt wie schon lange kein Buch mehr. Und ich dachte, das ist ein wunderbares Buch. dass auch für meine Kollegen, die ich jetzt verabschiede, eine ganz, ganz tolle Erfahrung sein kann und was uns eben auch verbindet. Und das ist das, was ich halt so schön finde beim Schenken, dass es, ja, wenn es einem gelingt, Verbindungen damit herzustellen oder zu unterstützen.
Speaker 2: Was ist denn eigentlich ein Geschenk, Monika?
Speaker 1: Also als ich anfing, mir da bisschen mehr Gedanken darüber zu machen, man schenkt ja so und verschenkt und bekommt geschenkt, war mir das auch nicht so bewusst. Aber in der Auseinandersetzung auch mit Kollegen ist mir nochmal bedeutsam geworden, dass Schenken ein abgeschlossener Prozess ist. Also es ist etwas, was Beziehung schafft. Natürlich, das wissen wir, ist etwas zwischen zwei Menschen meistens. Aber das Wichtige ist, es ist ein abgeschlossener Prozess. Und viele Menschen verstehen Schenken oder ja, manchmal kommt es zu so Missverständnissen, dass da so Verpflichtungen drin sind und manche sagen noch, ich schenke gar nicht so gerne und Gott, Gott, jetzt muss ich wieder ein Geschenk suchen. Und wenn man dem Ganzen so ein bisschen auf die Spur geht, dann hat das damit zu tun, dass es eigentlich ein Missverständnis ist, dass Schenken was ganz anderes ist als diejenigen, die in dem Moment glauben. Wenn man das aber als abgeschlossenen Prozess sieht, bei dem man etwas von sich gibt, auch überlegt, was ist vielleicht für den anderen so ein Moment, dem er oder sie sich berührt fühlt von dem, da passiert, dann kann man da draußen abgeschlossenen Moment machen, anstatt so was wie ein Geschäft, wo ich irgendwas auf beiden Seiten erwarte. oder eine Erwartung damit verbinde. Ich schenke dir so viel, dann musst du mir auch so viel zurückschenken. Und das macht Schenken ziemlich blöd. Deshalb haben Leute auch oft keine Lust darauf. Aber wenn man das so rund macht in dem Moment, dann ist es für alle Seiten ideal.
Speaker 2: Ich habe so eine Schenkerfahrung. Ich glaube, habe die schon mal irgendwann geteilt in irgendeiner Folge, aber ich mache es nochmal. Ich nenne es immer mein-dein-Geschenke. Also man gibt quasi, man verschenkt etwas, was man eigentlich selbst haben will. Und das war in meinem Fall dann ein Moment, ein Tanzkurs. Und ich habe dann diesen Tanzkurs später auch ganz gerne gemacht. Aber eigentlich hätte das Geschenk andersrum lauten müssen, dass ich dieser Person den Tanzkurs schenke. Und ich hab dann gesagt, okay, ich schenke dir beim nächsten Mal Kartfahren. Das mache ich nämlich auch gerne, dann machen wir das zusammen. Aber ich fand dahinter die Bedeutung, du kannst vielleicht noch mal bisschen darauf eingehen, dass jemand im Endeffekt mir etwas schenkt, was er eigentlich mit mir machen will.
Speaker 1: Genau, das ist, ich sag mal so, da steckt, also in jedem Geschenk steckt etwas von uns drin. Aber eigentlich steckt ja da viel zu viel von dem anderen drin und vielleicht zu wenig von dir. Und das macht dann, ich sag mal, das Geschenk gar nicht abgeschlossen im Sinne von wow, toll, da hat jemand beobachtet, dass ich etwas sehr gerne tue und schenkt mir das, sondern da gibt es so eine Verwicklung und manchmal geht die gut. Aber ganz oft geht es auch ein bisschen schräg aus, eben diese, ja, ich würde mal sagen so das Gefühl, ich muss da jetzt mit dem anderen irgendwas machen. Wann mache ich das? Wie machen wir das? Das ist zu kompliziert. Geschenke müssen im Moment da sein.
Speaker 2: Okay, wenn dann dieses Geschenk da ist, wir uns, also dieser Moment, in dem man sich etwas ausgesucht hat für eine andere Person und dann sieht man vielleicht das Geburtstagskind. Wie gestalte ich diesen Moment am besten?
Speaker 1: Ja, Geburtstag oder Weihnachten fällt mir da so ein, so dieser Weihnachtsbaum mit lauter Geschenken drunter und irgendwann klingelt es und dann rasen alle auf die Geschenke zu, packen die und packen es aus. Und der eigentliche Moment des Schenkens ist der Moment, in dem wir uns in die Augen schauen. Und das weiß ich jetzt vom Samstag noch, da geht es mir auch so ein bisschen, dass mir so bisschen einen kalten Rücken runterläuft. Das war so nah und so berührend, dass es mir schon fast schwer gefallen ist in dem Moment. Weil ich wirklich so diesen Abschied von den Teilnehmern immer als sehr intensiv erlebe. Aber dieses Schenken ist ein Augenblick. Und demnach ist eigentlich dieser Kontakt in dem Moment, wo ich das Geschenk überreiche. und den Blick von mir in die Augen des anderen geht. Das macht es rund.
Speaker 2: diesen Augenblick gibt es ja nicht immer. gerade wenn man jetzt an Weihnachten denkt, da stürzen sich gerne alle mal auf die Geschenke, ohne dass da viel Besinnlichkeit hinter steht. Würden Sie das als problematisch einstufen oder ist das auch okay zur Feier des Tages?
Speaker 1: Naja, glaube beides ist okay. Die Frage ist, es in der Familie vielleicht, ja, ob es in der Familie nicht, weil man doch so wenig Zeit das Jahr über hat. Es kann Weihnachten sein, können andere Feiertage sein, es gibt ja unterschiedliche Religionen oder auch Nicht-Religionen mittlerweile. Aber so eine Gelegenheit, wo es wirklich diese, ja, diese one-to-one oder aber auch so einer nimmt ein Geschenk unter den Augen der anderen entgegen und man sieht vielleicht die Freude oder die Berührung, das verändert eine Familie. Von daher denke ich ja, dieser Run auf die Geschenke, das ist verständlich. Kleine Kinder sind da, glaube ich, auch kaum zu halten. Aber in einem bestimmten Entwicklungsalter von Kindern kann das eine sehr, sehr wertvolle Erfahrung auch sein, die die machen. Gerade auch im Umgang mit Werten, mit Dingen, die wir bekommen, die einen Wert haben, diesen Wert auch genauer zu spüren und den bewusster wahrzunehmen. Ja, sonst bleiben wir, ich sag's mal ganz salopp in dieser Ich-nehm-und-werf-s-dann-auch-wieder-weg-Gesellschaft. Und ich glaube, wir wissen alle, dass wir uns auf Dauer gar nicht mehr zumuten können.
Speaker 2: Hast du da konkrete Tipps, wie man so einen Moment bewusster wahrnehmen kann?
Speaker 1: Ja, denke, wenn wir jetzt nochmal diese Situation, nehmen wir auch einen Geburtstag oder ein anderes Fest. Also ich weiß, dass ich das mal im privaten Umfeld so gehandhabt habe, dass wir eben nicht bei einer Feier zum Beispiel einen Zeitpunkt genommen haben, gesagt haben, um 15 Uhr fangen wir an, sondern wir fangen ab 14 Uhr an. Und die Gäste waren eingeladen, zwischen 14 und 18 Uhr zu kommen, sodass wir schon eingeplant haben. dass für jeden neuen Gast, der oft beim Gespurztan mit einem Geschenk kommt, auch Zeit da war, diesem Gast wirklich für den Moment der Begrüßung und der Geschenkeübergabe Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen. Darum geht es, ich, dass wir diesen Raum schaffen. Und das war auch für alle, da beteiligt waren, weil viele das auch im Nachgang uns geschildert haben, war das anders als sonst. Weil oft drängeln sich dann beim Geburtstag, wenn es 3 Uhr anfängt oder 6 oder 8, drängeln sich alles an der Tür und man gibt das Geschenk ab, geht in die Küche, nimmt den Sekt und dann geht es einfach weiter. Und später guckt vielleicht das Geburtstagskind, was hat der mir geschenkt, was hat der mir geschenkt. Aber der Moment, ist überhaupt nicht mehr präsent.
Speaker 2: Ja, das finde ich dann manchmal auch sehr schade. Also bei Hochzeiten ist das auch so, dass man das Geschenk übergibt und dann die Zeit dazu fehlt, vom Paar aus, die aufzumachen. Und das ist ja, wie du beschreibst, wenn man sich da viele Gedanken darüber macht, steckt hinter der Verpackung vielleicht schon etwas oder wie man es aufgemacht hat oder ... Ich kam mich noch an das Geschenk von Lena, also dass wir uns einen guten Kumpel an Lena und ihren Mann gegeben haben. Ich hab darauf bestanden, dass die beiden dann, also am späteren Abend dann, haben wir es dann erst übergeben. Das war bedingt dadurch, dass die andere Person erst später kam. Aber weil dahinter eine Geschichte war. Und das jetzt einfach nur so dahin zu schmeißen oder einfach abzuwarten, bis es aufgemacht ... werden würde, hätte den gesamten Effekt verpuffen lassen ... aus meiner Sicht und auch die Message, die man ... damit rüberbringen will. Deswegen finde ich das nochmal ganz spannend, diese Art von Geschenkübergabe, da muss man ... natürlich auf kleinere Partys umsteigen bei ... Geburtstagen und sonst muss man in ... Fitnesstundentakten planen, aber ich finde ... den Gedanken dahinter eigentlich ganz schön. Monika, was sagt denn Schenken über die Beziehung zu einem Menschen konkret aus?
Speaker 1: Ja, ich glaube schon, dass es zeigt, dass ich dem anderen oder versuche zu erkrönten, was ist für den anderen Menschen wertvoll, wichtig, bedeutsam. Und das heißt natürlich, dass ich versuche, ein Gefühl für den anderen zu entwickeln oder das, was ich bisher über den anderen kennengelernt oder verstanden oder entdeckt habe, in so ein Geschenk reinzupacken ist. ist schon, glaube ich, Moment oder gibt die Möglichkeit, so ein Moment ⁓ das, aktuell in der Beziehung drin ist, wie die Beziehung sie vielleicht auch entwickelt hat in der davor liegenden Zeit, in ein Symbol zu verpacken. Und das, glaube ich, ist das, was ein Geschenk eben auch sein kann. Neben dem, man vielleicht an Geburtstagen oder Jubiläen natürlich auch jemand, jetzt, nehmen wir mal die Oma, die 100 wird, da geht es nicht mehr alleine um den Mensch und um die Beziehung, weil die ist ja schon ziemlich lange dann am Laufen, sagen wir mal so. Aber da geht es natürlich auch darum, diese Person in diesem, mit dieser wahnsinnigen Geschichte, die sie hat, zu berühren, aber eben auch zu würdigen mit dem, was sie an Lebensleistung im Sinne von Fitness vielleicht oder auch Erleben im Raum hat. Und so gibt es sicherlich ganz unterschiedliche Aspekte, die das Geschenken dann zeigt.
Speaker 2: Jetzt geben wir dem Geschenk gerade sehr viel Bedeutung, was ich schön finde. Und Ingo, ich erinnere mich auch sehr gerne noch an den Moment, als ihr mir oder uns das Geschenk damals übergeben habt. Ich habe das mal bei meinem kleinen Cousin, meiner kleinen Cousine erlebt, dass dann gesagt wurde, ⁓ Mama, du musst mir noch 10 Euro geben für das Kindergeburtstagsgeschenk. Weil es hat irgendeinen Schein. So viele Geburtstage waren, dass man sich der Klasse überlegt hat, dann müssen alle nur so 10 Euro geben. Was ich total krass fand. Also dieses Unpersönliche und dieses, ja, 10 Euro ist ja nichts. Mir kam es so bisschen wertlos auf einmal vor. Und daher ist die Frage, ist es nicht erst mal so, dass ein Geschenk wirklich ein Ritual ist in unserer Gesellschaft? Also man macht es so? das wie so ein, Knigge steht das sozusagen? Man muss was mitbringen. Und Ja, der Wunsch, der in unserer Folge gerade so entsteht, dass Geschenke Bedeutung haben sollten.
Speaker 1: Ist die Frage, ob Geld auch ein Geschenk sein kann?
Speaker 2: Wir hatten da, hab ich immer drüber gesprochen, ich glaube, das Geld kann ein Geschenk sein. Die Frage ist natürlich, wie wird es übergeben, Also wenn es so dieses ... Ach komm, nochmal 10 Euro in Umschlag, fertig. Wir hatten das ja mal in einer Folge zum Thema Weihnachtsgeschenke und in Frankreich ist es dann eher typisch oder zumindest hat glaube ich eine Zuhörerin oder ein Zuhörer geschildert, dass dann ab einem gewissen Alter, dass man macht sich Gedanken darüber, was man schenkt, abgelöst wurde von ich packe einfach Geld in Umschlag und packe ihn unter den Weihnachtsbaum und dass sich da manche auch ungerecht behandelt gefühlt haben, dass sie mehr oder weniger bekommen haben als Geschenk.
Speaker 1: Ja, ich glaube das Wichtige ist, dass es vielleicht beim Geld schenken vielleicht, würde ich sagen, schwieriger ist, die Botschaft noch deutlicher zu machen, als wenn das Päckchen noch etwas anderes beinhaltet. was ich mit diesem Geschenk verbinde, kann oder müsste ich dann vielleicht in Worte packen. Ja, dann geht das. Dass ich vielleicht eine Botschaft mitgebe. Dass ich mich freue, eingeladen zu sein und mir einfach die Beziehung so wertvoll ist und ich einen Riesenspaß habe oder mich freue auf diesen Tag mit dem Geburtstagskind zusammen und ihm dann eben auch dieses Geld übergebe. Aber das ist, glaube ich, so bisschen die Herausforderung. Wenn wir etwas schenken, was verpackt ist, was ein Symbol auch ist, was ein Gegenstand ist, womit man was machen kann. Dann hat man natürlich auch eine Vorstellung, wie diese Person, die das Geschenk bekommt, der Zukunft damit ist. Also es kann ja etwas sein, was jemand zu Hause hat, womit jemand jetzt was Schönes erlebt. Bei dem Geld ist es so ein bisschen, ich sag mal, größere Herausforderung, herauszufinden, was bedeutet das für den anderen eigentlich? Und das kann ich eigentlich nur wissen, wenn ich jemanden wirklich gut kenne. Dass ich zum Beispiel wissen könnte, dass für jemand 10 Euro, 20 Euro oder irgendein anderer Betrag gerade jetzt in der Lebenssituation eine ganz besondere Bedeutung hat, dann macht es ganz viel Sinn, auch das Geld zu schenken. Aber das ist, glaube ich, die Herausforderung, das so rauszufinden. ja, klar, wenn es dann mehr zu so, ich würde gar nicht Ritual sagen, ich würde sagen, zu so was, zu einer Gewohnheit wird. die die Kinder da untereinander entwickeln und wo es eben auch keine Unterschiede geben darf, dann verpassen die eigentlich das, was schenken aber auch was Geld sein kann frühzeitig. Und das fände ich schade. Also alle Eltern, die zuhören, ich sagen, sprech zumindest mal mit den Kindern darüber, was verbindest du mit den 10 Euro, die du dem Paul jetzt schenkst.
Speaker 2: Ja, das ist eine schöne Idee. Jetzt haben wir viel über Geburtstags- noch Weihnachtsgeschenke gesprochen, über den Moment des Übergebens. Wir sind hier aktuell in der Erben-Reihe. Also Erben und Schenken aus finanzpsychologischer Sicht, darüber möchten wir jetzt sprechen. Wenn man jetzt mal sieht, was man alles schenken kann, vielleicht auch Steuern zu sparen. Also vielleicht eine Immobilie, ein Haus oder ... viel Geld, ETFs oder auch einfach ein Kunstwerk, das schon lange im Familienbesitz ist. Sehen Sie da Unterschiede zwischen den Dingen, also zwischen vielleicht einem Kunstwerk, einem Haus oder Geld, wenn es darum geht, dass man schenkt aufgrund von Steuern?
Speaker 1: Da sind jetzt ein paar Aspekte in einer Frage drin. Vielleicht kann ich die mal so bisschen auseinandernehmen für mich, damit ich das greifen kann. Gibt es einen Unterschied zwischen einem Kunstwerk, einer Immobilie, Aktienportfolio? Ja klar gibt es die. Immobilie, je nachdem, ist das die Immobilie, wo jemand drin sogar groß geworden ist, die verschenkt wird oder ist es ein Mietobjekt? Das ist ein Riesenunterschied. Wenn ich mein Elternhaus geschenkt bekomme, alleine oder mit Geschwistern, löst es ganz andere Themen aus, als wenn es ein Mietobjekt ist. Ein Kunstwerk ist vielleicht ähnlich herausfordernd, weil Kunst ist ja vielleicht noch persönlicher oder spezieller als ein Haus, weil Kunst ist sehr, sehr subjektiv. Was gefällt mir, wenn ich vielleicht das Kunstwerk geschenkt bekomme von meinen Eltern? von meiner Tante, meinem Opa, dass ich schon immer bewundert habe, dann ist das wunderbar. Dann ist es doppelt so viel sozusagen in meiner Wahrnehmung, wie vielleicht ein Kunstwerk mit gleichem Markt wird, das für mich aber keine Bedeutung hat, weil es mir als Kunstwerk nichts sagt. Von daher glaube ich schon, dass es zwischen all diesen Dingen große Unterschiede gibt. Aber was besonders, glaube ich, trägt, ist die Frage Schenken und Steuern sparen. Weil ich glaube, da drin liegt eine große Chance natürlich, was das finanzielle Thema angeht. Es liegt aber auch eine Herausforderung beim Schenker, bei der Schenkerin, das so zu gestalten, dass der Beschenkte das wirklich annehmen kann.
Speaker 2: Kannst das noch mal bisschen näher definieren, was du mit annehmen können meinst? ich meine jetzt technisch gesehen... Hau ich einen Nagel in die Wand und da hängt das Bild. Praktisch gesehen habe ich eine Banglothar, die Urkunde und Beglaubigung und mir wird das überschrieben. der eigentliche Prozess der Übernahme des Annehmens wäre jetzt ja an sich erstmal rational, könnte man meinen. Die, die dich schon kennen und die, auch schon die Folge jetzt aufmerksam zugehört haben, wissen, dass da natürlich noch mehr dahinter steckt, aber vielleicht kannst du noch mal bisschen näher drauf eingehen.
Speaker 1: Ja, also das Schenken in dieser Form, mit dem Hintergrund auch, Steuersparen, weil es gesetzlich bestimmte Vorgaben gibt, hat immer die Herausforderung, kann ich das Schenken an sich, wie ich es eben auch schon beschrieben habe, trotzdem bewahren. Und das fängt damit an, dass ich vielleicht auch mit dem zu beschenkenden Mensch darüber Gespräche führen, ob er oder sie bereit ist für dieses Geschenk. Nehmen wir gerade mal eine Immobilie oder ein größeres Aktienportfolio. Das wird immer in dem Gegenüber etwas auslösen und es ist wichtig, dass wir sehen, Schenk, der das schenkt, der hat vielleicht in Anführungszeichen rein positive Absichten, inklusive Steuernsparen. Aber der Beschenkte kann unter Umständen sich noch nicht dafür fühlen, kann nicht verstehen, warum ich und niemand anderer und da hängen eine Menge Botschaften drin und meiner Wahrnehmung nach, also ich habe schon öfter mal Menschen auch in meinen Seminaren erlebt, die ins Seminar gekommen sind, weil sie irgendwann geschenkt bekommen haben in dieser Art Immobilien oder Vermögen, ohne dass der, der schenkt, mit ihnen darüber gesprochen hat. Das war plötzlich da, ist wie vom Himmel gefallen. Und es hat die Beziehung in dem Moment sofort verändert. Manchmal sogar so, dass die beiden dann eher in Distanz gekommen sind. Was vom Schenker wahrscheinlich nie beabsichtigt war, aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch gar nicht antizipiert worden ist. Aber wer hier zuhört, der glaube ich kann viel, ich sage mal kann viel dafür tun, dass dieses Schenken zu einem zu einem Prozess wird, wo auch der Beschenkte auf Augenhöhe einbezogen wird. Und das ist, glaube eine wichtige Voraussetzung, dass dieser Akt auch gelingt.
Speaker 2: indem ich dann vorher mit der Person spreche oder wie
Speaker 1: Ja klar. können wir uns doch alle vorstellen. Eltern haben ein Haus und denken, ach gut, das hat jetzt vielleicht drei Einheiten, drei Wohneinheiten und ich verschenke schon mal einen Teil davon. Das kann man ja alles rechtlich und so weiter regeln. Und machen das ohne mit dem Sohn oder der Tochter jemals darüber gesprochen zu haben. Was soll das? Warum mache ich das geheim? Denke ich, dass derjenige da nicht reif ist, dann ist es auch gar nicht der richtige Zeitpunkt. Will ich es einfach eigentlich nur verschenken, den Steuerspareffekt zu haben, aber wir so richtig gar nicht weitergeben? Und vermittel indirekt sowas wie, naja, also auf dem Papier bist du zwar jetzt der Beschenkte, aber eigentlich gehört es noch mir. Nur nach außen haben wir das verändert. Da sind so viele, ich sag mal, unbewusste Botschaften möglich, dass ich unbedingt denke, dass in diesen Größenordnungen, über die wir jetzt gerade sprechen, für die Beziehung zwischen den beiden Parteien, Eltern, Kinder in der Regel ja im weiteren Leben und im Umgang mit Geld, da kommt ja dann in der Regel noch was nach. sehr wichtig ist, dass sie einen Weg finden zu besprechen. Was soll das? Warum ist der andere bereit dazu? In welcher Form soll das geschehen? Und auch wirklich ⁓ loslassen zu können.
Speaker 2: Jetzt! ist es so, dass Schenken immer noch mit der warmen Hand gemacht wird. ist ein Zitat meiner Oma, die hat mir immer 20 Euro bzw. Mark in einer Yoguretteschachtel immer versteckt und mir sie dann immer übergeben und mich danach in die Backe gekniffen und meinte, ich greife dich in die Backe und du lachst nicht mal. Auch ein Ritual, war aber ganz schön. Aber jetzt ist es ja eben eine andere Konstellation, vererben und verschenken. Denn die Konstellation beim Erbe ist ja nun mal die, dass eben jemand verstorben ist und beim verschenken, lebt die Person noch, die was verschenken möchte. Was mache ich denn jetzt, wenn ich einen Erbe bekommen habe, mich damit unwohl fühle, aber dementsprechend mit der Person ja nicht mehr reden kann, weil sie tot ist?
Speaker 1: Ja, kommt leider häufiger vor, auch wenn man sich das fast kaum vorstellen kann, weil ja, wenn man sagt, okay, man hat jetzt ein größeres Vermögen geerbt und denkt die Umgebung erstmal, das müsste einem ja nur glücklich machen. An dem Erbe hängt eine Beziehung und in dem Fall zu einem Menschen, der eben nicht mehr lebt. Die Frage ist jetzt, was hatte ich für eine Beziehung? Ist die vielleicht erkaltet in den letzten Jahren? Habe ich kaum noch Kontakt gehabt? Hatt ich einen Konflikt mit dieser Person? War mir überhaupt nicht klar, wie vermögend diese Person war. Auch das kommt öfter vor. Dass Menschen ihrer Familie eben nicht offenlegen, wie viel Vermögen sie haben und die Erben dann aus allen Wolken fallen, wenn sie verstehen, welches Vermögen in der Familie da war. sich im Nachhinein vielleicht auch ein bisschen ärgern, dass sie nicht schon früher was bekommen haben, als sie es vielleicht eher gebraucht hätten. Also da ist ein ganzer Blumenstrauß oder eine ganze Horde von Geschichten, die da mitschwingen können. Damit es mir damit möglich ist, gut umzugehen, glaube ich, ist es auf jeden Fall wichtig zu schauen, welche offenen Themen löst das in mir aus? und welchen Weg kann ich finden, diese offenen Themen für mich zu schließen. Weil sonst werde ich gegebenenfalls mit diesem Vermögen noch, das haben wir öfter gehabt in unseren Coaching Prozessen, noch in fünf Jahren oder in zehn Jahren nicht so frei umgegangen sein, wie es vielleicht sinnvoll gewesen wäre. Und dazu gibt es alle Varianten. Dazu kann ich einen Brief schreiben an den Verstorbenen. Dazu kann ich an das Grab gehen und einen und einen Dialog führen. wenn all diese Dinge, die ich selber machen kann, vielleicht auch mit meiner Partnerin, meinem Partner sprechen, da Anregungen und Reflexionen zu kriegen, und wenn ich aber das Gefühl habe, das liegt mir wie ein Stein auf der Schulter oder im Magen und es wird und wird nicht weniger, dann ist es aus meiner Sicht, also einen ganz, ganz wichtigen Moment zu überlegen, kann ich das nicht in dem Coaching reflektieren, ⁓ für mich und die Familie, die an mir ja in der Regel auch noch dranhängt, eine kluge Entschreitung zu treffen. Sodass also die Ratio auch irgendwann wieder greifen kann. Aber dazu muss ich manchmal einfach die Gefühle, die das Erbe immer noch in mir auslöse und das kann, wie ich schon sagte, Jahre dauern, dass ich die loswerde, reflektiere, auflöse, zurückgebe an die vererbende Person. sodass ich und wirklich ganz unabhängige Entscheidungen treffen kann.
Speaker 2: Wir haben eine Nachricht von einem Hörer bekommen, der sehr viel geerbt hat, so viel, dass er jetzt sehr viele neue Freiheiten in seinem Leben hat, nicht unbedingt mehr so viel arbeiten muss wie vorher und einfach alles etwas auf den Kopf gestellt ist. Und er hat uns gefragt, ob es da vielleicht einen Zusammenhang gibt zwischen einer verschlechterten psychischen Gesundheit und Erbe.
Speaker 1: Das ist jetzt natürlich sehr hypothetisch, was ich sagen kann. Aber erst mal ja, das kann es geben, weil so viel Geld in uns ganz unterschiedliches auslösen kann. Das kann Freude auslösen, das kann aber auch Druck, Stress, Spannung und alle anderen unangenehmen Gefühle, die wir uns so vorstellen, auslösen. Ein Beispiel ist eigentlich könnte dieser Mensch vielleicht ganz freies lockeres Leben, entspanntes Leben führen. Aber das Erbe, das Vermögen, was er bekommen hat, trägt vielleicht eine Abhängigkeit in sich, die er von demjenigen, von dem er das geerbt hat, vielleicht immer hatte. Vielleicht in den letzten Jahren gar nicht mehr so bewusst hatte, aber in dem Moment, wo dieser Mensch weg ist, also wenn wichtige Menschen in unserem Leben sterben, tauchen plötzlich Dinge, die vorher auch schon da waren, wie unser Brennglas noch mal auf. Und wenn zwischen den beiden Abhängigkeiten, eine emotionale Abhängigkeit, die vielleicht auch nicht nur eine positive Seite, sondern auch eine negative Seite hatte, dann kann es sein, dass dieses Vermögen demjenigen so viel Stress macht, dass das System, also der Körper oder eben auch die Psyche sagen, Das ist eine Überforderung hier.
Speaker 2: Und was ist mit dem Aspekt Arbeit? Also dass man vielleicht denkt, was ist denn jetzt doch mal der Sinn meines Lebens, wenn ich gar nicht unbedingt arbeiten muss, weil ich zum Beispiel so viel Geld geerbt habe und gar nicht damit gerechnet habe und mein Leben ein bisschen anders ausgemalt hatte.
Speaker 1: Ja, das ist mit Sicherheit nochmal ein zweiter interessanter Aspekt. Das zeigt eben auch wieder auf, dass Menschen im Leben ihren Selbstwert, ihren Wert oft an das gebunden haben, was sie tun. Mehr oder minder vielleicht auch unbewusst. Und jetzt erstmal sich in Frage stellen. Ich glaube auch, dass diese Frage gerade, ich will es nochmal betonen, wenn jemand verstorben ist, der mir auch wichtig war oder ich eben auch so eine große Veränderung im Leben erlebe mit viel Geld, was ich geerbt habe, dann ist es glaube ich auch eine Chance in dem Moment mal vielleicht für eine Phase in so eine, ja in so eine, in so eine, in so eine Unklarheit geworfen zu sein. Das birgt ja eine Menge neuer Möglichkeiten. Ich kann alles, was ich getan habe, mal in Frage stellen. ist natürlich auch unangenehm, weil es mich vielleicht bisschen unsicherer macht. Vielleicht dachte ich, habe alles im Griff, alles ist klar und meine Ziele und wo ich hin will und keine Ahnung, wann ich mit 60 oder wie ich mit 60 dastehen möchte. Und in dem Moment, wo das passiert, das ist vielleicht so bisschen vergleichbar wie mit dem Lottogewinn. habe ich die Chance, meine Ziele, meinen Sinn im Leben, meine Werte nochmal neu zu finden. Aber das klingt immer so ein bisschen, ich sage mal, erstmal klingt das wie eine Chance, wie ein Geschenk oder wie etwas Schönes, aber es ist schon komisch. wenn diese klare Richtung erstmal wegfällt und ich dadurch mehr mit mir in Kontakt komme, als das bisher der Fall war.
Speaker 2: Sehr spannend, Monika. Wir kommen so langsam zum Ende, aber eine Frage habe ich noch. zwar, welche drei Fragen sollte sich denn jede Hörerin oder jeder Hörer mal in einer ruhigen Minute mit seiner Familie bezüglich Erben und Schenken stellen oder besprechen? Welche drei sind das?
Speaker 1: Also zunächst mal, wenn ich derjenige bin, der verehrt, Will ich vererben oder schenken? Ich lebe ja noch. Also solange ich diesen Dialog oder dieses Gespräch führen kann, habe ich noch viele Möglichkeiten. Also erst mal eruieren. Was gibt es überhaupt für Möglichkeiten mit meinem Vermögen, mit dem, was ich besitze, umzugehen und dann noch mal hinzuspüren und sich die Frage zu stellen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich dieses, was ich besitze, weggebe. Wie fühlt sich das an? Ist es ein angenehmes Gefühl oder ein unangenehmes Gefühl? Und damit sich Stück weit besser auch selbst kennenzulernen, weil, das nochmal zu betonen, alles was da dem Moment auftaucht, transportiere ich so oder so, ob ich das will oder nicht, mit dem Erbe. Das heißt also, wenn ich das Loslassen als eher etwas Unangenehmes erlebe, kann es sein, dass die Erben das, was sie später bekommen, auch als ein unangenehmes Erleben bekommen. Also kann der Vererbende viel dafür tun, dass das, was nach seinem Tod passiert, für die Familie, für die Menschen eine sehr gute Beziehungserfahrung wird. Eine weitere Frage, von der ich denke, die klang eben schon mal so bisschen an, beim Schenken auch. Ich kann auch beim Erben darüber nachdenken und diese Frage sollte sich, glaube ich, jede Familie stellen. Wie transparent wollen wir das machen? Wollen wir miteinander über das Testament sprechen. was wir aufsetzen, wo wir miteinander als Familie uns Gedanken machen, was wäre eine gute Idee, unsere Erbe weiterzugeben. Die Eltern, die Familie, aber eben auch die in der Regel ja dann auch schon erwachsenen Kinder einzubeziehen. Und die dritte Frage, sich ein Mensch stellen kann, der vielleicht auch jünger ist und schon darüber nachdenkt, wie wird es sein, wenn ich nicht mehr bin? Was möchte ich mit dem Erbe? reichen. Was soll meine Wirkung über meinen Tod hinaus sein?
Speaker 2: Vielen Dank Frau Müller, dass Sie mit uns dem Schenken und dem Erben näher gekommen sind mit der finanzpsychologischen Brille. Danke, dass Sie unseren Podcast so mitprägen. Vielleicht haben Sie es gehört in der 100. Folge. Sie haben eine große Rolle gespielt und das seit Anfang an. Dankeschön.
Speaker 1: Ja, vielen Dank an Sie beiden wie immer, belebend, professionell und für mich anregend. Und ich hoffe, das und bin sicher, dass das auch für die Hörer wieder eine tolle Folge und vor allen Dingen auch eine tolle Serie ist, wo man sich das Thema Erben und Schenken von verschiedenen Seiten e macht.
Speaker 2: Vielen Dank, Monika.
Speaker 1: Danke!
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